Kinderträume werden wahr

Die Nationalmannschaft möchte in Brasilien sportlich begeistern. Aber sie hat sich auch andere große Ziele gesetzt. Für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen des Landes will sich das Team rund um Kapitän Philipp Lahm stark machen. Unterstützung kommt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball. "Sonhos de Crianças 2014" (Kinderträume 2014), so heißt diese bemerkenswerte Initiative.

"Wir freuen uns auf Brasilien. Mit unserer Initiative möchten wir dort, wo Hilfe benötigt wird, einen Beitrag leisten, der auch nach der Weltmeisterschaft weiterwirkt. Dies ist unser Weg, dem Gastgeber Brasilien zu danken", sagt Wolfgang Niersbach kurz bevor er eine einzigartige Reise antritt. Der DFB-Präsident fliegt nach Brasilien. Schon heute startet seine Maschine, die Millionenstadt São Paulo ist das erste Ziel. Am 16. Juni wird er die deutsche Mannschaft in Salvador beim WM-Auftakt gegen Portugal unterstützen, später bei den Gruppenspielen gegen Ghana und die USA. Drei Spiele von hoffentlich sieben. Den höchsten Repräsentanten des Fußballs in Deutschland aber führt noch eine andere Mission ins bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Der 63-Jährige wird soziale Projekte in São Paulo, Santo André, Salvador, Fortaleza, Porto Seguro und Recife besuchen.

Er kommt nicht alleine. Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball, der 1. DFB- Vizepräsident Dr. Rainer Koch, Liga- und DFB-Vizepräsident Peter Peters und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock begleiten ihn. Und dank des Engagements der Nationalmannschaft, der DFB-Stiftung Egidius Braun, der Bundesliga-Stiftung und des Kindermissionswerks – "Die Sternsinger" kommen sie alle auch nicht mit leeren Händen. Starke Partner, eine stolze Summe: über 500.000 Euro, verteilt auf mehr als 15 Projekte in Brasilien. Damit kann Neues initiiert und Bestehendes erhalten werden.

Rauball: "Eine Selbstverständlichkeit"

"Sonhos de Crianças 2014 ist eine schöne und wichtige Initiative", sagt Dr. Reinhard Rauball. "Bei der WM sind so viele Bundesliga-Spieler im Einsatz, nicht nur für Deutschland. Ottmar Hitzfeld etwa hat neun Bundesliga-Profis für die Schweiz nominiert. Auch deshalb war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns mit der Bundesliga-Stiftung an der Kampagne beteiligen."

Worum geht es also bei "Sonhos de Crianças 2014"? Das Geld und die Öffentlichkeit sollen helfen, Missstände zu verringern, die auch durch die Bürgerproteste berechtigt angeprangert werden. Armut, Drogen, Kriminalität. Gesundheit, Bildung, Infrastruktur. Ob beim Projekt der Nationalmannschaft im Fischerdorf Santo André, bei "Sports for Life" in Cacaus Geburtsstadt Mogi das Cruzes, beim Bildungsprogramm "AdoleScER" in Recife oder bei den anderen Projekten – immer soll Kindern geholfen werden.

Die Hilfe durch den DFB hat Tradition. Während der WM 1986 spendete Rudi Völler als Erster für die von Egidius Braun damals gestartete Mexico-Hilfe. Der damalige DFB-Schatzmeister und Delegationschef Braun rief unter dem Eindruck des schlimmen Schicksals vieler Kinder dieses Hilfswerk ins Leben und viele Nationalspieler spenden bis heute. Seitdem engagiert sich die Mannschaft bei internationalen Turnieren für Kinder und Jugendliche in den jeweiligen Gastgeberländern. So auch zur WM 2010 in Südafrika und zur EURO 2012 in Polen und der Ukraine.

Niersbach: "Kindern muss geholfen werden"



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Die Nationalmannschaft möchte in Brasilien sportlich begeistern. Aber sie hat sich auch andere große Ziele gesetzt. Für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen des Landes will sich das Team rund um Kapitän Philipp Lahm stark machen. Unterstützung kommt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Ligapräsident Dr. Reinhard Rauball. "Sonhos de Crianças 2014" (Kinderträume 2014), so heißt diese bemerkenswerte Initiative.

"Wir freuen uns auf Brasilien. Mit unserer Initiative möchten wir dort, wo Hilfe benötigt wird, einen Beitrag leisten, der auch nach der Weltmeisterschaft weiterwirkt. Dies ist unser Weg, dem Gastgeber Brasilien zu danken", sagt Wolfgang Niersbach kurz bevor er eine einzigartige Reise antritt. Der DFB-Präsident fliegt nach Brasilien. Schon heute startet seine Maschine, die Millionenstadt São Paulo ist das erste Ziel. Am 16. Juni wird er die deutsche Mannschaft in Salvador beim WM-Auftakt gegen Portugal unterstützen, später bei den Gruppenspielen gegen Ghana und die USA. Drei Spiele von hoffentlich sieben. Den höchsten Repräsentanten des Fußballs in Deutschland aber führt noch eine andere Mission ins bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Der 63-Jährige wird soziale Projekte in São Paulo, Santo André, Salvador, Fortaleza, Porto Seguro und Recife besuchen.

Er kommt nicht alleine. Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball, der 1. DFB- Vizepräsident Dr. Rainer Koch, Liga- und DFB-Vizepräsident Peter Peters und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock begleiten ihn. Und dank des Engagements der Nationalmannschaft, der DFB-Stiftung Egidius Braun, der Bundesliga-Stiftung und des Kindermissionswerks – "Die Sternsinger" kommen sie alle auch nicht mit leeren Händen. Starke Partner, eine stolze Summe: über 500.000 Euro, verteilt auf mehr als 15 Projekte in Brasilien. Damit kann Neues initiiert und Bestehendes erhalten werden.

Rauball: "Eine Selbstverständlichkeit"

"Sonhos de Crianças 2014 ist eine schöne und wichtige Initiative", sagt Dr. Reinhard Rauball. "Bei der WM sind so viele Bundesliga-Spieler im Einsatz, nicht nur für Deutschland. Ottmar Hitzfeld etwa hat neun Bundesliga-Profis für die Schweiz nominiert. Auch deshalb war es eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns mit der Bundesliga-Stiftung an der Kampagne beteiligen."

Worum geht es also bei "Sonhos de Crianças 2014"? Das Geld und die Öffentlichkeit sollen helfen, Missstände zu verringern, die auch durch die Bürgerproteste berechtigt angeprangert werden. Armut, Drogen, Kriminalität. Gesundheit, Bildung, Infrastruktur. Ob beim Projekt der Nationalmannschaft im Fischerdorf Santo André, bei "Sports for Life" in Cacaus Geburtsstadt Mogi das Cruzes, beim Bildungsprogramm "AdoleScER" in Recife oder bei den anderen Projekten – immer soll Kindern geholfen werden.

Die Hilfe durch den DFB hat Tradition. Während der WM 1986 spendete Rudi Völler als Erster für die von Egidius Braun damals gestartete Mexico-Hilfe. Der damalige DFB-Schatzmeister und Delegationschef Braun rief unter dem Eindruck des schlimmen Schicksals vieler Kinder dieses Hilfswerk ins Leben und viele Nationalspieler spenden bis heute. Seitdem engagiert sich die Mannschaft bei internationalen Turnieren für Kinder und Jugendliche in den jeweiligen Gastgeberländern. So auch zur WM 2010 in Südafrika und zur EURO 2012 in Polen und der Ukraine.

Niersbach: "Kindern muss geholfen werden"

Seit 1996 unterstützt das Kindermissionswerk – "Die Sternsinger" den Einsatz rund um die großen Turniere. Gemeinsam mit der DFB-Stiftung Egidius Braun fördern die "Sternsinger" Projekte für Not leidende Kinder weltweit. Für die "Sonhos de Crianças 2014" leisten sie einen wichtigen finanziellen Beitrag und begleiteten mit ihrer Expertise die Projektauswahl.

Starke Partner und eine große Bereitschaft zu helfen. Dem DFB- Präsidenten ist es wichtig, auf die Grenzen des Machbaren hinzuweisen. "Wir sind zu Gast in Brasilien, letztendlich können wir doch die Verhältnisse, die Missstände und Schwierigkeiten nur bedingt bewerten", sagt Wolfgang Niersbach. "Wir wissen aber, dass Kindern und Jugendlichen auch in Brasilien geholfen werden muss, und dafür haben wir einige wichtige und bewährte Projekte ausgesucht."

Etwa im WM-Spielort Recife, wo die deutsche Mannschaft auf Jürgen Klinsmann und die USA treffen wird. Das dritte Gruppenduell, vielleicht noch der Einzug ins WM-Achtelfinale, stehen am 26. Juni hier auf dem Spiel. In den ärmsten Vierteln der 1,5 Millionen Einwohner zählenden Hafenstadt am Atlantischen Ozean wütet allzu oft ein anderer, selten nur sportlich fairer Kampf. Zahlen aus dem Jahr 2012 belegen: Das Risiko, im Alter zwischen 15 und 24 Jahren in Recife gewaltsam zu sterben, ist 30-mal höher als in Europa. Auf 100.000 Einwohner kommen in den Brennpunkten statistisch bis zu 125 Mordopfer. Der Vergleichswert für Deutschland: 1,5. Über die Wellblechdächer der Favelas kann man auf die imposante Skyline von Recife schauen. Was nah wirkt, ist weit entfernt. Mitten im größten Elend kämpft die Organisation "AdoleScER" um die Zukunft vieler Kinder und Jugendlicher.

Moser: "Hilfe zur Selbsthilfe"

Gunde Schneider kämpft mit. Die Deutsche, die das Schneeballsystem von AdoleScER vor nun fast 15 Jahren ins Rollen brachte, erklärt die gleichermaßen simple wie wirkungsvolle Idee: "Wir holen die Kinder und Jugendlichen aus ihren Strukturen heraus, durchbrechen mit Spielen und Bildung den Teufelskreis von Armut, Gewalt, Drogen und Aids."

"Hilfe zur Selbsthilfe, darum geht es, das ist ganz oft der überzeugende Ansatz", sagt Anna Moser vom Kindermissionswerk. Eine Deutsche engagiert sich in den Favelas von Recife, die Halb-Brasilianerin Moser betreut das Projekt im Auftrag des in Aachen ansässigen Kindermissionswerks. Sie wird die WM-Delegation im Juni begleiten. "AdoleScER bildet Jugendliche in den Favelas von Recife zu sogenannten 'Peer Educators' aus. Was sie lernen, geben sie an ihre Freunde und Familien weiter. Schwerpunkt der Ausbildung für die 11– bis 14-Jährigen sind Gewaltprävention und Aufklärung über die Gefahren von Drogen und Krankheiten wie Aids", erklärt Moser. Die Psychologin arbeitet seit knapp einem Jahr für das Hilfswerk und betreut zahlreiche Projekte im Nordosten Brasiliens. "Der öffentliche Sektor des gesamten Landes ist unterfinanziert. Sowohl Bildung als auch Gesundheit funktionieren in Brasilien entlang der Regeln einer sehr harten Zweiklassengesellschaft", meint Moser, deren Vater aus dem brasilianischen Porto Alegre stammt und einst nach Deutschland einwanderte.

Brasilien zählt zu den Schwellenländern, nach einer Boomzeit schrumpfte das Wirtschaftswachstum bis 2012 auf 0,9 Prozent. Weil die Wachstumsimpulse durch die WM schwächer ausfielen als erhofft, sind die Brasilianer enttäuscht, viele auch wütend. Als im Juni 2013 in São Paulo kurz vor Beginn des FIFA Confederations Cup die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr erhöht werden sollten, entflammten landesweit Proteste.

Wichtige Einrichtung in Simões Filho

In Simões Filho, einer Stadt 20 Kilometer nördlich von Salvador, wird mit den Geldern der Initiative "Sonhos de Crianças 2014" ein Kinder- und Jugendzentrum unterstützt. Jugendliche werden hier als Bäcker ausgebildet. Damit nicht genug. "Für kleinere Kinder gibt es ein Bildungs-, Sport- und Kulturangebot", sagt Anna Moser. Denn auch das ist sinnvoll in den Favelas, in denen Kleinkinder ohne angemessenen Platz zum Spielen dem allerorten anzutreffenden Dreck ausgeliefert sind, dem Drogenhandel, der Prostitution, dem Müll und Krach. Das Projekt, unterstützt durch lokale Mittel und solchen aus Deutschland, leistet wertvolle Präventionsarbeit und bietet den Kindern und Jugendlichen Zukunftschancen.

Prominente Sportler stehen der Nationalmannschaft zur Seite. In Cacaus Geburtsstadt Mogi das Cruzes unweit von São Paulo, wo der Stürmer des VfB Stuttgart in großer Armut aufwuchs, finanziert dessen Stiftung mit dem Projekt "Sports for Life" Ausbildungskurse für Jugendliche und hat einen zentralen Fußballplatz instand gesetzt. Das Projekt in Londrina wird von Giovane Elber gefördert, die Initiative "Bola Pra Frente" in Rio de Janeiro durch den Ex-Leverkusener Jorginho.

In der Nachbarschaft des Campo Bahia, des WM-Basecamps der deutschen Nationalmannschaft, liegt das kleine Fischerdorf Santo André. Die Grundschule des Ortes besuchen 72, den Kindergarten 40 Kinder. Die schief genagelten Tore des Bolzplatzes vor der Schule wanken bedrohlich. Eine Nachmittagsbetreuung, seit Jahren wünschenswert, war nie realisierbar. Manche Schuluniform schaut verschlissen aus. Das Geld ist knapp in Santo André. Dank der Initiative des Fußballs wird die Welt der Kinder von Santo André nun etwas mehr Glanz bekommen. "Der persönliche Kontakt war uns wichtig", erklärt Oliver Bierhoff, warum die Nationalmannschaft genau an dieser Stelle unterstützt. "Wir wollen sehen, wo und wie wir die Leute unterstützen können." Gemeinsam mit dem Kindermissionswerk entsteht hier ein Fonds, über den in den kommenden vier Jahren Projekte für Kinder und Jugendliche aus der Region Nordost-Brasilien gefördert werden.

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Zweites Sommermärchen

In dem SOS-Kinderdorf Igarassu bei Recife werden rund 130 Kinder beherbergt. Auch diesen Ort hat der deutsche Fußball gebaut. Die Erlöse des Kinokassenschlagers "Deutschland. Ein Sommermärchen" dienten der Finanzierung des Projekts. Am 26. Juni machen alle Kinder aus Igarassu einen Ausflug zum deutschen Fancamp. Das Motto des Ausflugs? Wie im Sommer 2006: "Zu Gast bei Freunden". Gemeinsam will man sich das große Spiel anschauen: Deutschland gegen USA, Jogi gegen Jürgen.

An einem Tag kurz nach der Ankunft in Brasilien wird die gesamte Nationalmannschaft die Grundschule von Santo André besuchen. Neymar kennt dort jeder Knirps. Spätestens nach diesem Tag werden die Kinder von Santo André dann sicher auch Philipp Lahm und Marco Reus kennen.