So wurde der TSV Tettnang Vorbild beim Kinderschutz

Im Sportverein erlernen Kinder wichtige soziale Fähigkeiten, teilen einzigartige Erlebnisse und feiern gemeinsam Erfolge. Um dies zu ermöglichen, leisten tausende von Trainerinnen und Trainern unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit und übernehmen in vorbildlicher Art und Weise Verantwortung für Kinder und Jugendliche. Im Schutz der Gemeinschaft existieren in Einzelfällen aber auch Gefahren durch Menschen, die ihre Rolle im Sportverein missbrauchen. 

Der aktuell am Landgericht Freiburg verhandelte Fall eines Jugendtrainers macht deutlich: Das Thema Kinderschutz ist eine Daueraufgabe, der kontinuierlich Aufmerksamkeit geschenkt werden muss – jeder Fall ist einer zu viel. 

Im Interview mit Mitarbeiterin Sandra Brunnbauer sprechen Oliver Deutscher, Abteilungsleiter für Gesellschaftliche Verantwortung beim Württembergischen Fußballverband und Lars Weirauch, Koordinator Juniorinnen und Schutzbeauftragter des TSV Tettnang, über die positive Außenwirkung durch ein gutes Kinderschutz-Konzept, den Sinn eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses und die Chancen digitaler Fortbildungen. 

DFB.de: Kein Verein würde bestreiten, wie wichtig Kinderschutz ist. Dennoch beschäftigen sich viele Amateurklubs noch nicht sehr intensiv mit dem Thema. Warum lief es bei Ihnen anders, Herr Weirauch?

Lars Weirauch: Ich bin Vater von drei Mädchen, zwei spielen Fußball. Durch eine Schulung des Württembergischen Landessportbundes bin ich auf das Thema gestoßen und wollte mich dem Kinderschutz danach weiter widmen.

DFB.de: Eine bemerkenswerte Einstellung, die Sie als Landesverband sicherlich freut, Herr Deutscher.

Oliver Deutscher: Definitiv! Als Landesverband veröffentlichen wir Broschüren und Pressemitteilungen und informieren bei Verdachtsfällen auch gebietsweise. Um die Vereine zu erreichen, bieten wir gemeinsam mit dem Landessportbund Schulungen an und richten immer wieder Fortbildungen aus. Als Fußballverbände in Baden-Württemberg haben wir auch einen gemeinsamen Fünf-Punkte-Plan lanciert. Am Ende kommt es aber darauf an, dass sich die Führung in den Vereinen klar zum Kinderschutz bekennt und einen Schutzbeauftragten benennt, der eine Schulung absolvieren möchte. 

Weirauch: Herr Deutscher hat Recht: Der Verein muss hinter dem Thema stehen. Er muss mit einem Leitfaden oder Ehrenkodex festlegen, wie er sich positionieren will. Die Benennung eines Schutzbeauftragten ist da erst der Anfang.  

DFB.de: Wie ging es in Ihrem Verein weiter?

Weirauch: Als ich nach Tettnang kam, gab es dort wenige breit aufgestellte Strukturen. Das bin ich beim TSV vor zwei Jahren angegangen. Wir haben zum Beispiel das erweiterte Führungszeugnis verbindlich installiert, das ich bereits alle drei und nicht wie vorgegeben alle fünf Jahre erneuere, was meines Erachtens immer noch eine zu lange Zeitspanne ist. Zudem haben wir Prozesse entwickelt, die dem Übungsleiter die Beantragung wesentlich erleichtern.

DFB.de: Sind Sie mit den Maßnahmen auch auf Widerstand im Verein gestoßen?

Weirauch: Es gab vereinzelnd Stimmen, dass das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis nicht unbedingt nötig sei. Schließlich kenne man die Trainer, könne ihnen vertrauen und würde die Hand für sie ins Feuer halten. Man besitzt zwar Präventionskonzepte, aber das Thema des erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses wollte man noch nicht angehen.

Deutscher: Das Misstrauen der Personen zum erweiterten polizeilichen Führungszeugnis ist tatsächlich ein großes Thema, da es oft als Kontrolle angesehen wird. Hier muss man den Vereinen vermitteln, dass sie eine Außenwirkung erzielen, wenn sie sich zum Kinderschutz bekennen, da man als Elternteil sein Kind lieber in einen Verein gibt, der sich um das Thema kümmert.

DFB.de: Weil dadurch auch Vorfälle wie in Freiburg besser verhindert werden können?

Deutscher: In Freiburg konnte sich der Trainer aufgrund seiner Fußballlizenz sehr einfach Zugang zu den Vereinen verschaffen. Niemand stellte seine Person infrage, auch weil Vereine häufig mit Personalnot zu kämpfen haben. Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis schützt Vereine vor potenziellen Tätern, da es eine abschreckende Wirkung entfaltet.

Weirauch: Wenn die Trainer im Verein fragen, warum wir das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis brauchen, mache ich ihnen klar, dass das auch zu ihrem Schutz ist. Bei Trainingslagern oder Übernachtungen kann es durchaus zu Situationen kommen, in denen sich ein Kind verletzt und dann vom Platz getragen und getröstet wird. So kann ich sie meist auch überzeugen. Wer bei uns als Trainer mitwirken, aber kein erweitertes Führungszeugnis abgeben möchte, findet in der TSV-Fußballabteilung keinen Platz.  

Deutscher: Sie müssen als Verein auch nicht alle Punkte gleichzeitig angehen, sondern können sich ein bis zwei Dinge aussuchen, die leistbar sind. Mit diesen Schritten können Sie beginnen und sich anschließend langsam weiter herantasten. Ich glaube, das muss die Botschaft sein. Sonst überfordert man die Ehrenamtlichen im Verein.

DFB.de: Andererseits können Vereine mit einem guten Kinderschutz-Konzept auch punkten. Welche Rückmeldungen erhalten Sie in Tettnang, Herr Weirauch?

Weirauch: Vor kurzem wollten Eltern ihre Kinder bei uns im Verein anmelden, da sie auf unserer Homepage gesehen haben, dass wir uns mit dem Thema Kinderschutz auseinandersetzen. Ihnen war klar, dass trotzdem etwas passieren kann, aber ihnen hat gefallen, dass wir uns um das Thema kümmern. Das ist im weitesten Sinne Werbung für unseren Verein, aber auch Bestätigung, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.

DFB.de: Können Sie uns weitere Beispiele nennen, wie dieser Weg konkret aussieht?

Weirauch: Bei uns stellt jedes Team eigene Verhaltensregeln auf. Die D-Jugend hat zum Beispiel geregelt, dass es nicht in Ordnung ist, wenn ich beim Warmlaufen einem Jungen vor mir die Hose runterziehe. Die C-Jugend hat sich mit dem Thema Clean-Kick beschäftigt, also mit Alkohol und Drogen. Das macht jeder Trainer mit seiner Mannschaft. Ich komme aber immer mal wieder hinzu und gebe Feedback.

DFB.de: Bestärken Sie diese Ausführungen aus Tettnang in Ihren Bemühungen, Herr Deutscher?

Deutscher: Das Ziel muss sein, in Deutschland so viele TSV Tettnangs wie möglich zu haben, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Wir müssen diese positiven Beispiele den anderen Vereinen näherbringen. Im Austausch auf Augenhöhe zwischen den Vereinen, bei dem wir als Landesverband gar nicht zwingend im Vordergrund stehen müssen. So bilden sich Netzwerke und wir holen immer mehr Vereine ins Boot. Denn das Ziel ist ganz klar, dass sich in Deutschland jeder Verein, der Jugendarbeit betreibt, mit der Thematik auseinandersetzt und ein passendes Konzept entwickelt.

Weirauch: Dann freut es Sie sicherlich zu hören, dass ich immer häufiger von anderen Vereinen oder Sportkreisjugenden angefragt werde, die wissen möchten, wie wir das Thema Kinderschutz angegangen sind. Ich erzähle dann von meinen Erfahrungen, versuche Anstöße zu geben und die Personen zu einem Besuch von Informationsveranstaltungen zu animieren. Ich achte aber auch darauf, das Thema Kinderschutz möglichst praxisnah und ohne viele Paragrafen zu vermitteln.

DFB.de: Können Sie ein Beispiel nennen?

Weirauch: Bei einer Trainer- und Jugendleitersitzung haben wir mal ein Spiel gemacht, bei dem wir Rote und Grüne Karten verteilt und Szenarien durchgespielt haben. Mithilfe der Karten mussten die Teilnehmer dann bewerten, ob es zum Beispiel in Ordnung ist, dass ein männlicher Trainer mit seiner C-Jugend gemeinsam duscht. So ist man dann schnell in der Diskussion. Es gibt bei vielen Beispielen kein Richtig oder Falsch, aber es ist wichtig, dass man solche Dinge als Verein festlegt.

DFB.de: Blicken wir in die Zukunft: Wo lässt sich das Zusammenspiel zwischen Vereinen und Landesverband beim Kinderschutz noch verbessern?

Deutscher: Mit dem Landessportbund zusammen müssen wir die Vereine mehr mit ins Boot holen. Wir könnten zum Beispiel bei Veranstaltungen, in denen das Thema Kinderschutz angesprochen wird, einen Vertreter des TSV Tettnang einladen, der den Vereinsvertretern über den Kinderschutz im Verein berichtet. Dann hören alle zweimal so genau hin und denken vielleicht darüber nach, so etwas auch in ihrem Verein umzusetzen.

Weirauch: Ich glaube ebenfalls, dass Vereine Hilfe von anderen Vereinen eher annehmen, als wenn eine Maßgabe von oben kommt. Daher ist das Vernetzen untereinander sehr wichtig. Alle können voneinander lernen.

Deutscher: Online-Angebote könnten sich dafür sehr gut eignen. Mitte März hätte es für eine Schulung in unserer Geschäftsstelle keine freien Plätze mehr gegeben. Sie wurde wegen des Lockdowns abgesagt und soll auf jeden Fall nachgeholt werden. Die Erfahrungen, die wir aufgrund von Corona gemacht haben, haben gezeigt, dass wir auch auf anderen Kanälen kommunizieren und Botschaften verbreiten können. Wir möchten die digitalen Möglichkeiten daher noch umfangreicher nutzen. Wenn wir Schulungen digital durchführen, aufzeichnen und anschließend online zur Verfügung stellen, erreichen wir viel mehr Personen als wenn wir lediglich 30 Leute zu einer Tagung einladen. 

Weirauch: Die Idee gefällt mir! Durch Online-Fortbildungen entstehen den Eltern und Trainern, die ehrenamtlich tätig sind, keine Reisekosten und weniger Aufwand, wodurch die Angebote sicherlich auch breiter angenommen werden. 

[sb]

Im Sportverein erlernen Kinder wichtige soziale Fähigkeiten, teilen einzigartige Erlebnisse und feiern gemeinsam Erfolge. Um dies zu ermöglichen, leisten tausende von Trainerinnen und Trainern unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit und übernehmen in vorbildlicher Art und Weise Verantwortung für Kinder und Jugendliche. Im Schutz der Gemeinschaft existieren in Einzelfällen aber auch Gefahren durch Menschen, die ihre Rolle im Sportverein missbrauchen. 

Der aktuell am Landgericht Freiburg verhandelte Fall eines Jugendtrainers macht deutlich: Das Thema Kinderschutz ist eine Daueraufgabe, der kontinuierlich Aufmerksamkeit geschenkt werden muss – jeder Fall ist einer zu viel. 

Im Interview mit Mitarbeiterin Sandra Brunnbauer sprechen Oliver Deutscher, Abteilungsleiter für Gesellschaftliche Verantwortung beim Württembergischen Fußballverband und Lars Weirauch, Koordinator Juniorinnen und Schutzbeauftragter des TSV Tettnang, über die positive Außenwirkung durch ein gutes Kinderschutz-Konzept, den Sinn eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses und die Chancen digitaler Fortbildungen. 

DFB.de: Kein Verein würde bestreiten, wie wichtig Kinderschutz ist. Dennoch beschäftigen sich viele Amateurklubs noch nicht sehr intensiv mit dem Thema. Warum lief es bei Ihnen anders, Herr Weirauch?

Lars Weirauch: Ich bin Vater von drei Mädchen, zwei spielen Fußball. Durch eine Schulung des Württembergischen Landessportbundes bin ich auf das Thema gestoßen und wollte mich dem Kinderschutz danach weiter widmen.

DFB.de: Eine bemerkenswerte Einstellung, die Sie als Landesverband sicherlich freut, Herr Deutscher.

Oliver Deutscher: Definitiv! Als Landesverband veröffentlichen wir Broschüren und Pressemitteilungen und informieren bei Verdachtsfällen auch gebietsweise. Um die Vereine zu erreichen, bieten wir gemeinsam mit dem Landessportbund Schulungen an und richten immer wieder Fortbildungen aus. Als Fußballverbände in Baden-Württemberg haben wir auch einen gemeinsamen Fünf-Punkte-Plan lanciert. Am Ende kommt es aber darauf an, dass sich die Führung in den Vereinen klar zum Kinderschutz bekennt und einen Schutzbeauftragten benennt, der eine Schulung absolvieren möchte. 

Weirauch: Herr Deutscher hat Recht: Der Verein muss hinter dem Thema stehen. Er muss mit einem Leitfaden oder Ehrenkodex festlegen, wie er sich positionieren will. Die Benennung eines Schutzbeauftragten ist da erst der Anfang.  

DFB.de: Wie ging es in Ihrem Verein weiter?

Weirauch: Als ich nach Tettnang kam, gab es dort wenige breit aufgestellte Strukturen. Das bin ich beim TSV vor zwei Jahren angegangen. Wir haben zum Beispiel das erweiterte Führungszeugnis verbindlich installiert, das ich bereits alle drei und nicht wie vorgegeben alle fünf Jahre erneuere, was meines Erachtens immer noch eine zu lange Zeitspanne ist. Zudem haben wir Prozesse entwickelt, die dem Übungsleiter die Beantragung wesentlich erleichtern.

DFB.de: Sind Sie mit den Maßnahmen auch auf Widerstand im Verein gestoßen?

Weirauch: Es gab vereinzelnd Stimmen, dass das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis nicht unbedingt nötig sei. Schließlich kenne man die Trainer, könne ihnen vertrauen und würde die Hand für sie ins Feuer halten. Man besitzt zwar Präventionskonzepte, aber das Thema des erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses wollte man noch nicht angehen.

Deutscher: Das Misstrauen der Personen zum erweiterten polizeilichen Führungszeugnis ist tatsächlich ein großes Thema, da es oft als Kontrolle angesehen wird. Hier muss man den Vereinen vermitteln, dass sie eine Außenwirkung erzielen, wenn sie sich zum Kinderschutz bekennen, da man als Elternteil sein Kind lieber in einen Verein gibt, der sich um das Thema kümmert.

DFB.de: Weil dadurch auch Vorfälle wie in Freiburg besser verhindert werden können?

Deutscher: In Freiburg konnte sich der Trainer aufgrund seiner Fußballlizenz sehr einfach Zugang zu den Vereinen verschaffen. Niemand stellte seine Person infrage, auch weil Vereine häufig mit Personalnot zu kämpfen haben. Das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis schützt Vereine vor potenziellen Tätern, da es eine abschreckende Wirkung entfaltet.

Weirauch: Wenn die Trainer im Verein fragen, warum wir das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis brauchen, mache ich ihnen klar, dass das auch zu ihrem Schutz ist. Bei Trainingslagern oder Übernachtungen kann es durchaus zu Situationen kommen, in denen sich ein Kind verletzt und dann vom Platz getragen und getröstet wird. So kann ich sie meist auch überzeugen. Wer bei uns als Trainer mitwirken, aber kein erweitertes Führungszeugnis abgeben möchte, findet in der TSV-Fußballabteilung keinen Platz.  

Deutscher: Sie müssen als Verein auch nicht alle Punkte gleichzeitig angehen, sondern können sich ein bis zwei Dinge aussuchen, die leistbar sind. Mit diesen Schritten können Sie beginnen und sich anschließend langsam weiter herantasten. Ich glaube, das muss die Botschaft sein. Sonst überfordert man die Ehrenamtlichen im Verein.

DFB.de: Andererseits können Vereine mit einem guten Kinderschutz-Konzept auch punkten. Welche Rückmeldungen erhalten Sie in Tettnang, Herr Weirauch?

Weirauch: Vor kurzem wollten Eltern ihre Kinder bei uns im Verein anmelden, da sie auf unserer Homepage gesehen haben, dass wir uns mit dem Thema Kinderschutz auseinandersetzen. Ihnen war klar, dass trotzdem etwas passieren kann, aber ihnen hat gefallen, dass wir uns um das Thema kümmern. Das ist im weitesten Sinne Werbung für unseren Verein, aber auch Bestätigung, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.

DFB.de: Können Sie uns weitere Beispiele nennen, wie dieser Weg konkret aussieht?

Weirauch: Bei uns stellt jedes Team eigene Verhaltensregeln auf. Die D-Jugend hat zum Beispiel geregelt, dass es nicht in Ordnung ist, wenn ich beim Warmlaufen einem Jungen vor mir die Hose runterziehe. Die C-Jugend hat sich mit dem Thema Clean-Kick beschäftigt, also mit Alkohol und Drogen. Das macht jeder Trainer mit seiner Mannschaft. Ich komme aber immer mal wieder hinzu und gebe Feedback.

DFB.de: Bestärken Sie diese Ausführungen aus Tettnang in Ihren Bemühungen, Herr Deutscher?

Deutscher: Das Ziel muss sein, in Deutschland so viele TSV Tettnangs wie möglich zu haben, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Wir müssen diese positiven Beispiele den anderen Vereinen näherbringen. Im Austausch auf Augenhöhe zwischen den Vereinen, bei dem wir als Landesverband gar nicht zwingend im Vordergrund stehen müssen. So bilden sich Netzwerke und wir holen immer mehr Vereine ins Boot. Denn das Ziel ist ganz klar, dass sich in Deutschland jeder Verein, der Jugendarbeit betreibt, mit der Thematik auseinandersetzt und ein passendes Konzept entwickelt.

Weirauch: Dann freut es Sie sicherlich zu hören, dass ich immer häufiger von anderen Vereinen oder Sportkreisjugenden angefragt werde, die wissen möchten, wie wir das Thema Kinderschutz angegangen sind. Ich erzähle dann von meinen Erfahrungen, versuche Anstöße zu geben und die Personen zu einem Besuch von Informationsveranstaltungen zu animieren. Ich achte aber auch darauf, das Thema Kinderschutz möglichst praxisnah und ohne viele Paragrafen zu vermitteln.

DFB.de: Können Sie ein Beispiel nennen?

Weirauch: Bei einer Trainer- und Jugendleitersitzung haben wir mal ein Spiel gemacht, bei dem wir Rote und Grüne Karten verteilt und Szenarien durchgespielt haben. Mithilfe der Karten mussten die Teilnehmer dann bewerten, ob es zum Beispiel in Ordnung ist, dass ein männlicher Trainer mit seiner C-Jugend gemeinsam duscht. So ist man dann schnell in der Diskussion. Es gibt bei vielen Beispielen kein Richtig oder Falsch, aber es ist wichtig, dass man solche Dinge als Verein festlegt.

DFB.de: Blicken wir in die Zukunft: Wo lässt sich das Zusammenspiel zwischen Vereinen und Landesverband beim Kinderschutz noch verbessern?

Deutscher: Mit dem Landessportbund zusammen müssen wir die Vereine mehr mit ins Boot holen. Wir könnten zum Beispiel bei Veranstaltungen, in denen das Thema Kinderschutz angesprochen wird, einen Vertreter des TSV Tettnang einladen, der den Vereinsvertretern über den Kinderschutz im Verein berichtet. Dann hören alle zweimal so genau hin und denken vielleicht darüber nach, so etwas auch in ihrem Verein umzusetzen.

Weirauch: Ich glaube ebenfalls, dass Vereine Hilfe von anderen Vereinen eher annehmen, als wenn eine Maßgabe von oben kommt. Daher ist das Vernetzen untereinander sehr wichtig. Alle können voneinander lernen.

Deutscher: Online-Angebote könnten sich dafür sehr gut eignen. Mitte März hätte es für eine Schulung in unserer Geschäftsstelle keine freien Plätze mehr gegeben. Sie wurde wegen des Lockdowns abgesagt und soll auf jeden Fall nachgeholt werden. Die Erfahrungen, die wir aufgrund von Corona gemacht haben, haben gezeigt, dass wir auch auf anderen Kanälen kommunizieren und Botschaften verbreiten können. Wir möchten die digitalen Möglichkeiten daher noch umfangreicher nutzen. Wenn wir Schulungen digital durchführen, aufzeichnen und anschließend online zur Verfügung stellen, erreichen wir viel mehr Personen als wenn wir lediglich 30 Leute zu einer Tagung einladen. 

Weirauch: Die Idee gefällt mir! Durch Online-Fortbildungen entstehen den Eltern und Trainern, die ehrenamtlich tätig sind, keine Reisekosten und weniger Aufwand, wodurch die Angebote sicherlich auch breiter angenommen werden. 

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