Flüchtlingsinitiative: 3709 Anträge bewilligt

Der 23-jährige Mamadou Touré hatte jede Menge Glück. Und auch der Fußball half ihm weiter auf seinem langen und nicht ungefährlichen Weg. Geflüchtet aus dem Senegal, lernte er in Italien ein Tübinger Ehepaar kennen, das ihn mit nach Deutschland nahm und im eigenen Haus einquartierte. Seit 2016 lebt er dort. Er erhielt ein Visum, spricht dank mehrerer Kurse schon ganz gut Deutsch, in einem Tübinger Altersheim hat er eine Kochlehre begonnen. Er läuft im Sturm der 2. Mannschaft des SV 03 Tübingen auf. In seinem grünen Trikot der Nationalmannschaft steht Mamadou im Glanze der spätsommerlichen Abendsonne auf dem Fußballplatz. "Es ist cool für mich gelaufen", sagt er und strahlt dabei passend zu den vier Sternen auf der Brust.

Mamadou Touré ist einer von 30 Flüchtlingen, die der Mehrspartenverein aufgenommen hat: befreit vom Mitgliedsbeitrag und ausgestattet mit den nötigsten Trainingsmaterialien. "Ein Verein, der sich anstrengt für ein gutes Miteinander, auf und außerhalb des Platzes", beschrieb Annette Widmann-Mauz den SV 03 Tübingen. Beim Vereinsbesuch am Dienstagabend begleiteten die Staatsministerin DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg und der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau. Mitgebracht hatte man einen Scheck. Mittels der Initiative "2:0 für ein Willkommen" wollen die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und die DFB-Stiftung Egidius Braun dem 1800 Mitglieder zählenden Mehrspartenverein weiter zur Seite stehen.

"Fußballvereine leisten unbezahlbaren Beitrag" 

"Es ist kein Zufall, dass ich viele Projekte im Fußball fördere, denn jeder Verein weiß, wie wertvoll Vielfalt ist", sagte Widmann-Mauz. "Für die Integration im Land leisten die Fußballvereine einen unbezahlbaren Beitrag. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit, im Wettbewerb Fußball zu spielen, sondern unterstützen Flüchtlinge auch beim Erlernen der Sprache, bei der Suche nach einer Anstellung und beim Erwerb von Qualifikationen, etwa als Trainer oder Schiedsrichter." Nicht alles läuft rund beim Fußball, wie Widmann-Mauz hinzufügte: "Wir erleben Hass und Hetze, leider manchmal auch im Fußballstadion. Dem wollen wir uns entgegenstellen."

Eugen Gehlenborg danke ebenfalls dem SV 03, "weil er wie tausende andere Fußballvereine im Land geflüchtete Menschen willkommen geheißen hat. Hier in Tübingen ist dies auf vorbildliche Weise gelungen." Steffen Jäger, Vizepräsident des Württembergischen Fußballverbandes, sprach von "unserer absoluten Überzeugung, dass wir diese Menschen aufnehmen wollen." Der 23-malige Nationalspieler und WM-Teilnehmer Cacau wandte sich direkt an die jungen Männern, die etwa aus Ghana, dem Senegal, Gambia und dem Irak nach Deutschland gekommen waren, und berichtete ihnen von seiner eigenen Auswanderung, als er Ende der neunziger Jahre aus seiner Heimat Brasilien nach Deutschland emigrierte. 2009 erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft, 2010 spielte Cacau für Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Gemeinde Korb bei Stuttgart. "Durch den Fußball", sagte der DFB-Integrationsbeauftragte, "habe ich gute Menschen kennengelernt, Leute, die mir dann weitergeholfen haben."

"Engagierte Klubs können fortlaufend Mittel bei uns beantragen"

Zwischen 2015 und 2018 erhielten 3461 Fußballvereine eine pauschale Anerkennungsprämie von jeweils 500 Euro aus Mitteln der von der DFB-Stiftung und der Beauftragten der Bundesregierung finanzierten Initiativen "1:0" beziehungsweise "2:0 für ein Willkommen". Darüber hinaus wurden von 2017 bis heute weitere 248 Fußballorganisationen mit einer individuellen Fördersumme für über den Fußball hinausgehende Integrationsmaßnahmen gefördert. Insgesamt wurden somit bislang 3709 Förderanträge positiv beschieden. "Die Nachfrage ist ungebrochen", betont Eugen Gehlenborg, der als DFB-Vizepräsident auch geschäftsführender Vorsitzender der DFB-Stiftung ist. "Wir setzen die Initiative auf die bewährte Weise bis zum Jahresende fort. Engagierte Klubs können fortlaufend Mittel bei uns beantragen", so Gehlenborg.

"Die Jungs sind brutal gewillt", sagt Michael Urban. Der frühere Profi leitet die Fußballabteilung des SV 03 Tübingen. Die teils schwer aussprechbaren Namen seiner afrikanischen Schützlinge hat Urban inzwischen drauf. Und Mamadou Touré erzählt: "Im Senegal essen wir meistens Reis mit Gemüse. Inzwischen schmecken mir aber auch Spätzle sehr gut." Da kann man wohl beiderseits von einem gelungenen Willkommen sprechen.

[th]

Der 23-jährige Mamadou Touré hatte jede Menge Glück. Und auch der Fußball half ihm weiter auf seinem langen und nicht ungefährlichen Weg. Geflüchtet aus dem Senegal, lernte er in Italien ein Tübinger Ehepaar kennen, das ihn mit nach Deutschland nahm und im eigenen Haus einquartierte. Seit 2016 lebt er dort. Er erhielt ein Visum, spricht dank mehrerer Kurse schon ganz gut Deutsch, in einem Tübinger Altersheim hat er eine Kochlehre begonnen. Er läuft im Sturm der 2. Mannschaft des SV 03 Tübingen auf. In seinem grünen Trikot der Nationalmannschaft steht Mamadou im Glanze der spätsommerlichen Abendsonne auf dem Fußballplatz. "Es ist cool für mich gelaufen", sagt er und strahlt dabei passend zu den vier Sternen auf der Brust.

Mamadou Touré ist einer von 30 Flüchtlingen, die der Mehrspartenverein aufgenommen hat: befreit vom Mitgliedsbeitrag und ausgestattet mit den nötigsten Trainingsmaterialien. "Ein Verein, der sich anstrengt für ein gutes Miteinander, auf und außerhalb des Platzes", beschrieb Annette Widmann-Mauz den SV 03 Tübingen. Beim Vereinsbesuch am Dienstagabend begleiteten die Staatsministerin DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg und der DFB-Integrationsbeauftragte Cacau. Mitgebracht hatte man einen Scheck. Mittels der Initiative "2:0 für ein Willkommen" wollen die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und die DFB-Stiftung Egidius Braun dem 1800 Mitglieder zählenden Mehrspartenverein weiter zur Seite stehen.

"Fußballvereine leisten unbezahlbaren Beitrag" 

"Es ist kein Zufall, dass ich viele Projekte im Fußball fördere, denn jeder Verein weiß, wie wertvoll Vielfalt ist", sagte Widmann-Mauz. "Für die Integration im Land leisten die Fußballvereine einen unbezahlbaren Beitrag. Sie bieten nicht nur die Möglichkeit, im Wettbewerb Fußball zu spielen, sondern unterstützen Flüchtlinge auch beim Erlernen der Sprache, bei der Suche nach einer Anstellung und beim Erwerb von Qualifikationen, etwa als Trainer oder Schiedsrichter." Nicht alles läuft rund beim Fußball, wie Widmann-Mauz hinzufügte: "Wir erleben Hass und Hetze, leider manchmal auch im Fußballstadion. Dem wollen wir uns entgegenstellen."

Eugen Gehlenborg danke ebenfalls dem SV 03, "weil er wie tausende andere Fußballvereine im Land geflüchtete Menschen willkommen geheißen hat. Hier in Tübingen ist dies auf vorbildliche Weise gelungen." Steffen Jäger, Vizepräsident des Württembergischen Fußballverbandes, sprach von "unserer absoluten Überzeugung, dass wir diese Menschen aufnehmen wollen." Der 23-malige Nationalspieler und WM-Teilnehmer Cacau wandte sich direkt an die jungen Männern, die etwa aus Ghana, dem Senegal, Gambia und dem Irak nach Deutschland gekommen waren, und berichtete ihnen von seiner eigenen Auswanderung, als er Ende der neunziger Jahre aus seiner Heimat Brasilien nach Deutschland emigrierte. 2009 erwarb er die deutsche Staatsbürgerschaft, 2010 spielte Cacau für Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Gemeinde Korb bei Stuttgart. "Durch den Fußball", sagte der DFB-Integrationsbeauftragte, "habe ich gute Menschen kennengelernt, Leute, die mir dann weitergeholfen haben."

"Engagierte Klubs können fortlaufend Mittel bei uns beantragen"

Zwischen 2015 und 2018 erhielten 3461 Fußballvereine eine pauschale Anerkennungsprämie von jeweils 500 Euro aus Mitteln der von der DFB-Stiftung und der Beauftragten der Bundesregierung finanzierten Initiativen "1:0" beziehungsweise "2:0 für ein Willkommen". Darüber hinaus wurden von 2017 bis heute weitere 248 Fußballorganisationen mit einer individuellen Fördersumme für über den Fußball hinausgehende Integrationsmaßnahmen gefördert. Insgesamt wurden somit bislang 3709 Förderanträge positiv beschieden. "Die Nachfrage ist ungebrochen", betont Eugen Gehlenborg, der als DFB-Vizepräsident auch geschäftsführender Vorsitzender der DFB-Stiftung ist. "Wir setzen die Initiative auf die bewährte Weise bis zum Jahresende fort. Engagierte Klubs können fortlaufend Mittel bei uns beantragen", so Gehlenborg.

"Die Jungs sind brutal gewillt", sagt Michael Urban. Der frühere Profi leitet die Fußballabteilung des SV 03 Tübingen. Die teils schwer aussprechbaren Namen seiner afrikanischen Schützlinge hat Urban inzwischen drauf. Und Mamadou Touré erzählt: "Im Senegal essen wir meistens Reis mit Gemüse. Inzwischen schmecken mir aber auch Spätzle sehr gut." Da kann man wohl beiderseits von einem gelungenen Willkommen sprechen.

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