Sport für Entwicklung: Fußball in Gaza, Kenia und Kolumbien

Hinter Harold Cortes hängt ein riesiges adidas-Poster. "All In" steht also in großen Lettern über Cortes. Der 27 Jahre alte Kolumbianer ist zu Gast in der Sportschule Oberhaching. Er ist zum Lernen hier, zuhause in Südamerika ist er der Lehrer. In seiner Heimatstadt Santiago de Cali leitet Cortes Fußballtrainings für Kinder. Die Jungen und Mädchen dort sind zwischen sechs und 14 Jahren alt und wachsen in einem Klima von Gewalt und Drogenmissbrauch auf, oft auch in ihren Familien. "Football con Principos" heißt sein edukatives Grundgerüst. Cortes vermittelt Empathie, Respekt, Disziplin, Toleranz, Gerechtigkeit und die Wichtigkeit, anderen Menschen vertrauen zu können. In einer Stadt des Kokain-Handels, die Stadt mit der höchsten Mordrate Kolumbiens. 50 von 100.000 Einwohner fallen in Cali im Schnitt einem Mord zum Opfer. "Manchmal liegt das Fußballfeld mitten zwischen einer Bandenfehde. Dann fliegen die Kugeln über den Platz und das Training fällt aus", erzählt Cortes. "All In"? Kann man so sagen.

Harold Cortes ist einer von zwanzig internationalen Teilnehmern eines einwöchigen Kurses, zu dem ein starkes Bündnis eingeladen hat. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Deutsche Olympische Sport-Bund und der Deutsche Fußball-Bund. Der einwöchige "Sport für Entwicklung"-Kurs ("Sport for Development") im Süden Münchens ist Baustein einer kollektiven Anstrengung mit dem gemeinsamen Ziel, durch den Sport Entwicklungshilfe zu leisten. Reise- und Unterkunft aller Teilnehmer hier werden von BMZ, DOSB und DFB bezahlt, die drei starken Partner übernehmen auch Konzeption und Durchführung des Kurses. Kinder und Jugendliche sollen sportartübergreifend persönlich gefördert werden. Wie man das macht, lernen sie hier im "S-4-D", wie die Teilnehmer den Kurs kurz und prägnant nennen.

Fußball funktioniert als Medium der Wertevermittlung

Sport und meistens der Fußball dienen dabei als Mittel zum Zweck. Der Fußball funktioniert zugleich als Köder wie auch als Medium der Wertevermittlung. DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, der die Kursteilnehmer am Freitag besuchte, erklärt den Trick mit einem anschaulichen Gleichnis. "Hängen Sie mal irgendwo in einem Land der 3. Welt an einen Baum einen Zettel mit der Aufschrift "Heute 15 bis 16 Uhr Aufklärung über HIV-Prävention" und an den nächsten Baum einen Zettel "Heute 15 bis 16 Uhr Fußball". 97 von 100 Jugendlichen treffen sich am zweiten Baum". Neben Koch besuchten auch Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann und Nationalspieler Gerald Asamoah, beide "Sport für Entwicklung"-Botschafter, die Kursteilnehmer aus aller Welt in Oberhaching.

Der 38-jährige Mohammed Amal leitet die Fußball-Akademien im Gazastreifen und sagt: "Zwei Sachen bereiten uns Freude hier in Gaza: das Meer und der Fußball". Zehn Akademien immerhin existieren in Gaza, rund 4000 Kinder werden hier trainiert, die Mehrheit bezahlt dafür. Der ehemalige Leistungsfußballer nutzt die "S4D-Inhalte" zur Wertevermittlung. "Unsere Kinder", berichtet Amal, "haben tolle Persönlichkeiten. Aber die Herausforderungen in meiner Heimat sind riesig. Wir nutzen den Fußball, um unsere Jugend stärker und gefestigter zu machen."

S4D-Kurse bauen Spannungen unter Flüchtlingen ab

Beldine Oldemba ist Ausbilderin des Keniatischen Fußballverbandes. Gemeinsam mit dem S4D-Programm hat der Kenianische Fußballverband Module zu "Violence Prevention through Football" in die Fußball-TrainerInnen-Ausbildung integriert. Die 35-jährige Afrikanerin arbeitet in Kenias Hauptstadt Nairobi, einer internationalen Großstadt mit mehr als drei Millionen Menschen, von denen 60 Prozent in strukturell benachteiligten Stadtvierteln leben. "Wenn Fußball gespielt wird, kommt es zu Ausschreitungen, die Fans attackieren den Schiedsrichter, die Spieler und die Zuschauer geraten aneinander", erzählt Oldemba. Durch die "S4D-Kurse“ habe sich die Situation verbessert. "Die Inhalte des Kurses sind inzwischen Bestandteil unserer niedrigsten Trainerlizenz in Kenia. Auch die CAF plane pädagogische und gesellschaftspolitische Inhalte in die C-Lizenz zu integrieren", sagt Oldemba, die zuletzt im Norden Kenias, in und um das Flüchtlingscamp Kakuma eingesetzt wurde. "Durch S4D-Kurse mit Lehrern, Trainern und Sozialarbeitern ist es uns gelungen, Spannungen unter den Flüchtlingen aus Uganda, Ruanda, Somalia und dem Südsudan abzubauen."

20 der 30 Teilnehmenden des Kurses in Oberhaching kamen aus den Partnerländern des BMZ: aus Äthiopien, Albanien, Ghana, Indonesien, Jordanien, Kenia, Kolumbien, Marokko, Mazedonien, Namibia, den Palästinensischen Gebieten, Senegal, Togo und Uganda. Der DFB ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in der internationalen Zusammenarbeit aktiv. Dabei sind Fachkräfte des DFB auf der ganzen Welt im Einsatz, bauen mit Hilfe des Sports Brücken und leisten somit auch einen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele.

[th]

Hinter Harold Cortes hängt ein riesiges adidas-Poster. "All In" steht also in großen Lettern über Cortes. Der 27 Jahre alte Kolumbianer ist zu Gast in der Sportschule Oberhaching. Er ist zum Lernen hier, zuhause in Südamerika ist er der Lehrer. In seiner Heimatstadt Santiago de Cali leitet Cortes Fußballtrainings für Kinder. Die Jungen und Mädchen dort sind zwischen sechs und 14 Jahren alt und wachsen in einem Klima von Gewalt und Drogenmissbrauch auf, oft auch in ihren Familien. "Football con Principos" heißt sein edukatives Grundgerüst. Cortes vermittelt Empathie, Respekt, Disziplin, Toleranz, Gerechtigkeit und die Wichtigkeit, anderen Menschen vertrauen zu können. In einer Stadt des Kokain-Handels, die Stadt mit der höchsten Mordrate Kolumbiens. 50 von 100.000 Einwohner fallen in Cali im Schnitt einem Mord zum Opfer. "Manchmal liegt das Fußballfeld mitten zwischen einer Bandenfehde. Dann fliegen die Kugeln über den Platz und das Training fällt aus", erzählt Cortes. "All In"? Kann man so sagen.

Harold Cortes ist einer von zwanzig internationalen Teilnehmern eines einwöchigen Kurses, zu dem ein starkes Bündnis eingeladen hat. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der Deutsche Olympische Sport-Bund und der Deutsche Fußball-Bund. Der einwöchige "Sport für Entwicklung"-Kurs ("Sport for Development") im Süden Münchens ist Baustein einer kollektiven Anstrengung mit dem gemeinsamen Ziel, durch den Sport Entwicklungshilfe zu leisten. Reise- und Unterkunft aller Teilnehmer hier werden von BMZ, DOSB und DFB bezahlt, die drei starken Partner übernehmen auch Konzeption und Durchführung des Kurses. Kinder und Jugendliche sollen sportartübergreifend persönlich gefördert werden. Wie man das macht, lernen sie hier im "S-4-D", wie die Teilnehmer den Kurs kurz und prägnant nennen.

Fußball funktioniert als Medium der Wertevermittlung

Sport und meistens der Fußball dienen dabei als Mittel zum Zweck. Der Fußball funktioniert zugleich als Köder wie auch als Medium der Wertevermittlung. DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, der die Kursteilnehmer am Freitag besuchte, erklärt den Trick mit einem anschaulichen Gleichnis. "Hängen Sie mal irgendwo in einem Land der 3. Welt an einen Baum einen Zettel mit der Aufschrift "Heute 15 bis 16 Uhr Aufklärung über HIV-Prävention" und an den nächsten Baum einen Zettel "Heute 15 bis 16 Uhr Fußball". 97 von 100 Jugendlichen treffen sich am zweiten Baum". Neben Koch besuchten auch Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann und Nationalspieler Gerald Asamoah, beide "Sport für Entwicklung"-Botschafter, die Kursteilnehmer aus aller Welt in Oberhaching.

Der 38-jährige Mohammed Amal leitet die Fußball-Akademien im Gazastreifen und sagt: "Zwei Sachen bereiten uns Freude hier in Gaza: das Meer und der Fußball". Zehn Akademien immerhin existieren in Gaza, rund 4000 Kinder werden hier trainiert, die Mehrheit bezahlt dafür. Der ehemalige Leistungsfußballer nutzt die "S4D-Inhalte" zur Wertevermittlung. "Unsere Kinder", berichtet Amal, "haben tolle Persönlichkeiten. Aber die Herausforderungen in meiner Heimat sind riesig. Wir nutzen den Fußball, um unsere Jugend stärker und gefestigter zu machen."

S4D-Kurse bauen Spannungen unter Flüchtlingen ab

Beldine Oldemba ist Ausbilderin des Keniatischen Fußballverbandes. Gemeinsam mit dem S4D-Programm hat der Kenianische Fußballverband Module zu "Violence Prevention through Football" in die Fußball-TrainerInnen-Ausbildung integriert. Die 35-jährige Afrikanerin arbeitet in Kenias Hauptstadt Nairobi, einer internationalen Großstadt mit mehr als drei Millionen Menschen, von denen 60 Prozent in strukturell benachteiligten Stadtvierteln leben. "Wenn Fußball gespielt wird, kommt es zu Ausschreitungen, die Fans attackieren den Schiedsrichter, die Spieler und die Zuschauer geraten aneinander", erzählt Oldemba. Durch die "S4D-Kurse“ habe sich die Situation verbessert. "Die Inhalte des Kurses sind inzwischen Bestandteil unserer niedrigsten Trainerlizenz in Kenia. Auch die CAF plane pädagogische und gesellschaftspolitische Inhalte in die C-Lizenz zu integrieren", sagt Oldemba, die zuletzt im Norden Kenias, in und um das Flüchtlingscamp Kakuma eingesetzt wurde. "Durch S4D-Kurse mit Lehrern, Trainern und Sozialarbeitern ist es uns gelungen, Spannungen unter den Flüchtlingen aus Uganda, Ruanda, Somalia und dem Südsudan abzubauen."

20 der 30 Teilnehmenden des Kurses in Oberhaching kamen aus den Partnerländern des BMZ: aus Äthiopien, Albanien, Ghana, Indonesien, Jordanien, Kenia, Kolumbien, Marokko, Mazedonien, Namibia, den Palästinensischen Gebieten, Senegal, Togo und Uganda. Der DFB ist seit mehr als einem halben Jahrhundert in der internationalen Zusammenarbeit aktiv. Dabei sind Fachkräfte des DFB auf der ganzen Welt im Einsatz, bauen mit Hilfe des Sports Brücken und leisten somit auch einen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele.