Beckmann: "Löw ist Großes gelungen"

Reinhold Beckmann und Sat.1 gaben den Fans Anfang der 1990er ran. Für manch älteren war es ein Schock, für viele gleichaltrige ein Erweckungserlebnis. So viel Spaß darf Fußball machen, so dicht darf die Öffentlichkeit ran. Nun hat der vielfach ausgezeichnete TV-Journalist, der 2006 das WM-Finale für die ARD kommentierte, die Berufung durch das DFB-Präsidium ins Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger, der ältesten deutschen Fußballstiftung, angenommen. Im DFB.de-Interview spricht Beckmann über Revolutionen - im Fernsehen und im Fußball.

DFB.de: Herr Beckmann, heute werden Sie in Mannheim ein paar alte Bekannte wiedertreffen.

Reinhold Beckmann: Ich weiß noch gar nicht so genau, wer alles dem Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger angehört. Michael Herberger hat mich liebevoll überzeugt beizutreten. Seiner Bitte bin ich gern gefolgt und habe die Berufung durch das DFB-Präsidium angenommen.

DFB.de: Otto Rehhagel zum Beispiel.

Beckmann: Das ist doch wunderbar. Und Uwe Seeler ja auch, mit ihm fliege ich von Hamburg nach Frankfurt, wir haben uns schon entsprechend verständigt. Von da geht's weiter nach Mannheim, wo ich dann das Kuratorium zum ersten Mal kennenlerne.

DFB.de: Jens Nowotny gehört auch dem Kuratorium der Herberger-Stiftung an.

Beckmann: Der ist doch viel zu jung. (lacht) Ich jedenfalls soll den Stuhl von Dieter Kürten übernehmen, der das Kuratorium aus Altersgründen verlässt. Übrigens: Kürtens entspannten und kultivierten Moderationsstil habe ich immer sehr gemocht.

DFB.de: Rehhagels Lauterer Jahre inklusive des Titelgewinns 1998 liegen mitten in der Epoche, als ran die Bundesliga-Berichterstattung revolutionierte.

Beckmann: Otto Rehhagel hat damals wunderbar zu unserer Sendung gepasst. Ein Mann, der auf einem Finger pfeifen konnte, in einer solchen Dringlichkeit, dass manche Spieler sofort die Hacken zusammenschlugen. In einer ranissismo-Sendung hat er uns mal etwas vorgepfiffen. Ich meine, es war sogar Beethovens "Ode an die Freude".

DFB.de: Was bewegt Sie, sich jetzt im Kuratorium der ältesten deutschen Fußballstiftung zu engagieren?

Beckmann: Ich habe mich von Sepp Herbergers Urgroßneffe Michael überrumpeln lassen, den ich als Musiker und Produzent der Söhne Mannheims sehr schätze. Mit meiner Jugendinitiative "NestWerk e.V." unterstütze ich seit 20 Jahren benachteiligte Jugendliche, dazu haben wir ja immer wieder den "Tag der Legenden" organisiert. Soziales oder Karitatives zu tun, dabei die Kraft des Fußballs nutzend, ist mir also nicht fremd. Als Michael Herberger nun anfragte, habe ich gern zugesagt. Mal sehen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen.

DFB.de: Sie sind selbst Jahrgang 1956. Haben Sie trotzdem einen Bezug zum Trainer Sepp Herberger?

Beckmann: Ich bin ja eher ein Helmut-Schön-Kind, aber natürlich bin auch aufgewachsen mit all den Bildern von 1954. Ich war vor kurzem in Ungarn unterwegs. Dort begegnet einem dauernd das Wunder von Bern. Nur mit anderen Vorzeichen. "Mein" Bundestrainer bleibt trotzdem eher Helmut Schön. Als ich neun war, habe ich mein erstes Bundesligaspiel gesehen. Mein Vater nahm mich mit ins Weserstadion, Werder Bremen gegen Borussia Dortmund. Werder gewann 3:0, Torschützen Klöckner, Zebrowski, Matischak. Werder wurde Deutscher Meister und Trainer Willy Multhaup auf den Schultern aus dem Stadion getragen. So begann meine Fußball-Sozialisation. Und 1966 war ich bei natürlich bei der WM dabei, wenn auch nur am Fernseher. Und alles in schwarz-weiß!



Reinhold Beckmann und Sat.1 gaben den Fans Anfang der 1990er ran. Für manch älteren war es ein Schock, für viele gleichaltrige ein Erweckungserlebnis. So viel Spaß darf Fußball machen, so dicht darf die Öffentlichkeit ran. Nun hat der vielfach ausgezeichnete TV-Journalist, der 2006 das WM-Finale für die ARD kommentierte, die Berufung durch das DFB-Präsidium ins Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger, der ältesten deutschen Fußballstiftung, angenommen. Im DFB.de-Interview spricht Beckmann über Revolutionen - im Fernsehen und im Fußball.

DFB.de: Herr Beckmann, heute werden Sie in Mannheim ein paar alte Bekannte wiedertreffen.

Reinhold Beckmann: Ich weiß noch gar nicht so genau, wer alles dem Kuratorium der DFB-Stiftung Sepp Herberger angehört. Michael Herberger hat mich liebevoll überzeugt beizutreten. Seiner Bitte bin ich gern gefolgt und habe die Berufung durch das DFB-Präsidium angenommen.

DFB.de: Otto Rehhagel zum Beispiel.

Beckmann: Das ist doch wunderbar. Und Uwe Seeler ja auch, mit ihm fliege ich von Hamburg nach Frankfurt, wir haben uns schon entsprechend verständigt. Von da geht's weiter nach Mannheim, wo ich dann das Kuratorium zum ersten Mal kennenlerne.

DFB.de: Jens Nowotny gehört auch dem Kuratorium der Herberger-Stiftung an.

Beckmann: Der ist doch viel zu jung. (lacht) Ich jedenfalls soll den Stuhl von Dieter Kürten übernehmen, der das Kuratorium aus Altersgründen verlässt. Übrigens: Kürtens entspannten und kultivierten Moderationsstil habe ich immer sehr gemocht.

DFB.de: Rehhagels Lauterer Jahre inklusive des Titelgewinns 1998 liegen mitten in der Epoche, als ran die Bundesliga-Berichterstattung revolutionierte.

Beckmann: Otto Rehhagel hat damals wunderbar zu unserer Sendung gepasst. Ein Mann, der auf einem Finger pfeifen konnte, in einer solchen Dringlichkeit, dass manche Spieler sofort die Hacken zusammenschlugen. In einer ranissismo-Sendung hat er uns mal etwas vorgepfiffen. Ich meine, es war sogar Beethovens "Ode an die Freude".

DFB.de: Was bewegt Sie, sich jetzt im Kuratorium der ältesten deutschen Fußballstiftung zu engagieren?

Beckmann: Ich habe mich von Sepp Herbergers Urgroßneffe Michael überrumpeln lassen, den ich als Musiker und Produzent der Söhne Mannheims sehr schätze. Mit meiner Jugendinitiative "NestWerk e.V." unterstütze ich seit 20 Jahren benachteiligte Jugendliche, dazu haben wir ja immer wieder den "Tag der Legenden" organisiert. Soziales oder Karitatives zu tun, dabei die Kraft des Fußballs nutzend, ist mir also nicht fremd. Als Michael Herberger nun anfragte, habe ich gern zugesagt. Mal sehen, was wir gemeinsam auf die Beine stellen.

DFB.de: Sie sind selbst Jahrgang 1956. Haben Sie trotzdem einen Bezug zum Trainer Sepp Herberger?

Beckmann: Ich bin ja eher ein Helmut-Schön-Kind, aber natürlich bin auch aufgewachsen mit all den Bildern von 1954. Ich war vor kurzem in Ungarn unterwegs. Dort begegnet einem dauernd das Wunder von Bern. Nur mit anderen Vorzeichen. "Mein" Bundestrainer bleibt trotzdem eher Helmut Schön. Als ich neun war, habe ich mein erstes Bundesligaspiel gesehen. Mein Vater nahm mich mit ins Weserstadion, Werder Bremen gegen Borussia Dortmund. Werder gewann 3:0, Torschützen Klöckner, Zebrowski, Matischak. Werder wurde Deutscher Meister und Trainer Willy Multhaup auf den Schultern aus dem Stadion getragen. So begann meine Fußball-Sozialisation. Und 1966 war ich bei natürlich bei der WM dabei, wenn auch nur am Fernseher. Und alles in schwarz-weiß!

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DFB.de: Später gingen Sie zum WDR. Und irgendwann haben Sie die Fußballberichterstattung in Deutschland revolutioniert. Weg vom gemütlichen "Guten Abend", hin zu Bang-Boom-Bang und Popkultur.

Beckmann: Man muss bedenken, obwohl Deutschland 1990 Weltmeister geworden war, waren die Stadien in der Bundesliga ziemlich schlecht besucht. Bundesliga war kein Familienspaß, sondern Altherrensport. Jüngere gingen kaum ins Stadion, Frauen so gut wie gar nicht. Es war damals nicht unbedingt cool, Fußball-Bundesliga zu gucken. Ende 1990 rief mich der österreichische Programmdirektor Rudi Klausnitzer an und fragte, ob ich Sportchef von Premiere werden wollte. Ich hatte kaum Ahnung von Pay-TV, den Job habe ich nach langem Überlegen dann angenommen. Durch den Erfolg von Premiere kam 1992 das Angebot von Sat.1, ob ich nicht ein neues Format für die Bundesliga-Berichterstattung entwickeln könnte. Es war eine große Chance. Ich wollte neue Zielgruppen wieder für den Fußball gewinnen. Also ließen wir sonntags bei ranissimo Rod Stewart, Rowan Atkinson und Eros Ramazotti auftreten. Und Otto pfiff Beethoven, Dragoslav Stepanovic sang "My Way".

DFB.de: Ihnen werden oft Fußballpuristen gesagt haben, das kann man nicht machen. Haben Sie selbst auch mal gezweifelt?

Beckmann: Diese Zweifel gab es immer wieder. Montagmorgens war Redaktionssitzung, da saßen dann am Tisch Johannes B. Kerner, Jörg Wontorra, Oliver Welke, Werner Hansch, Jörg Dahlmann, Monica Lierhaus, Steffen Simon, Markus Höhner und viele andere. Wir gingen ziemlich hart und selbstkritisch miteinander um. Die Sitzung hat Wunden hinterlassen, die haben wir danach wieder zugenäht, beim anschließenden Redaktionsfußballspiel und einem gemeinsamen Abendessen. Schon damals dabei war auch Claudia Neumann, die heutige Fußballkommentatorin des ZDF, übrigens eine der besten Fußballerinnen in unserem ran–Team.

DFB.de: Wie schwer war es, zehn Kameras durchzusetzen?

Beckmann: Wenn damals bei der Sportschau etwa von einem Heimspiel des VfL Bochum berichtet wurde, waren nur drei Kameras im Stadion. Da haben wir natürlich sehr kräftig aufgestockt, später dann mit bis zu 15 Kameras. Erstmals spielte Statistik eine Rolle. Und wir haben uns mit den Trainern enger verbunden, wir haben versucht, mit ihnen einen offenen, klaren Austausch zu entwickeln. Spieler, Trainer, alle fühlten sich plötzlich ernst genommen. Wir wollten keine Distanz, aber auch keine Anbiederung. Das war das neue Ding.

DFB.de: Wie müsste die nächste Revolution der Fußballberichterstattung im Fernsehen aussehen?

Beckmann: Ich glaube, es braucht im Moment keine Revolution. Es braucht aber eine bessere Qualität in der Bundesliga. Diese Saison setzt ein Warnzeichen, spielerisch ist das zu wenig. Überall wird die Defensive stark gemacht. Das Spiel gegen den Ball statt mit dem Ball steht im Vordergrund. So verliert der Fußball seinen Zauber. Den mutigeren, schnelleren und spektakuläreren Fußball gibt's im Moment in der englischen Premier League zu bestaunen.

DFB.de: Wie sehen Sie die Nationalmannschaft neun Wochen vor der WM in Russland?

Beckmann: Ich bin ein großer Fan der Nationalmannschaft. Weil Jogi Löw etwas Großes gelungen ist, und ich meine damit nicht den Titelgewinn in Rio. Er hat ein Stück Spielkultur etabliert. Hohes Passrisiko, Beschleunigung des Spiels, ein brutal kurzes Intervall von Ballannahme zum Weiterspiel. An guten Tagen ist es für mich ein Genuss, die Nationalmannschaft spielen zu sehen.

DFB.de: Vielleicht kann man die eine oder andere Kuratoriumssitzung ja auf einen Länderspielrtermin legen.

Beckmann: Gute Idee, da hätte ich nichts dagegen. Ich bin dabei.

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