Weltmeister Ginter gründet eigene Stiftung

Den Wunsch, etwas zu tun, spürte Matthias Ginter schon eine Weile. Nur wollte er noch warten, bis er mehr Zeit hat, so rund Ende der Karriere plus X. Als er aber vor einem Jahr mit seiner Verlobten eher zufällig die Kinderklinik seiner Heimatstadt Freiburg besuchte, platzte der Plan, die eigene Stiftung erst irgendwann, später mal zu gründen. "Nach diesem Besuch war uns klar, dass die Hilfe schnell benötigt wird. Ich fühle mich gut. Vielleicht spiele ich noch zehn Jahre. So lange wollte ich nicht warten", sagte der Bundesligaprofi am Montag, als er auf dem Freiburger Schlossberg die Errichtung der Matthias-Ginter-Stiftung öffentlich bekanntgab.

Er hat schon immer den Hang zum Außergewöhnlichen. Gleich zweimal zeichnete man ihn aus mit der Fritz-Walter-Medaille. Bei seinem Bundesligadebüt schoss er ein Tor und war fortan Freiburgs jüngster Torschütze in der Bundesliga. Er war der 900. Debütant in der Nationalmannschaft. Und mit 20 Jahren war er Weltmeister. Nun ist er nicht der erste Nationalspieler, der eine Stiftung gegründet hat. Philipp Lahm, Manuel Neuer, Toni Kroos, Lukas Podolski, Sami Khedira und Per Mertesacker etwa fallen einem ein. Aber Ginter ist der jüngste Stifter im Kreis der Nationalspieler.

Als Grundstockvermögen hat der Weltmeister, der für Deutschland auch die Olympische Silbermedaille holte und 2017 den Confed Cup gewann, 150.000 Euro bereitgestellt. Ginter und seine Verlobte Christina Raphaella Dirr wollen sozial oder gesundheitlich benachteiligte Kinder und Jugendliche im Raum Freiburg unterstützen. Die Spende für die Ausstattung der bis 2022 entstehenden Kinderklinik und ein Fußballcamp für hilfsbedürftige Kinder im Spätsommer sind die ersten Stiftungsprojekte.

Geld wird gebraucht

Dass Ginters Geld nötig gebraucht wird, daran lässt Charlotte Niemeyer keinen Zweifel. Die Patientenzimmer in der alten Klinik seien 7,6 Quadratmeter klein, Toiletten gäbe es nur auf dem Gang. "Aber wissen Sie", sagt die Ärztliche Direktorin der Kinder- und Jugendklinik Freiburg, die jahrelang für einen Neubau gekämpft hat, "Eltern richtig kranker Kinder beschweren sich nicht. Die haben andere Sorgen als winzig kleine Zimmer." Bis Land und Kommune überzeugt und der nötige Druck aufgebaut war, dauerte es also. Jetzt steht die Finanzierung und dank des Engagements von Ginter und anderen Spendern muss auch bei der Ausstattung nicht gespart werden. Es wird einen Raum für Geborgenheit und Zuwendung geben, einen Raum für Entwicklung und Normalität, besonders schön auch einen "Anti-Warteraum". Alles lichtdurchflutet, alles modern und zeitgemäß. 149 Betten wird die neue Freiburger Kinder- und Jugendklinik haben, 70.000 Kinder jährlich werden hier ambulant versorgt werden.

Am Dienstag beginnt für Ginter die Vorbereitung aufs Topspiel. Gladbach trifft am Samstag auf den Tabellensechsten Leverkusen, für die Borussia so etwas wie ein Endspiel um den Anschluss nach ganz oben. Er selbst kann jetzt schon zufrieden sein. "Der Vereinswechsel hat mir nochmal gutgetan", sagt er. Unter Dieter Hecking hat er die meiste Einsatzzeit im Team und die beste Zweikampfquote hat er auch: "Es läuft gut für mich."

Ginter: "Man kann nicht abwarten"

Dass er zweimal Opfer eines terroristischen Anschlags wurde, als im November 2015 beim Länderspiel Sprengsätze im Pariser Prinzenpark gezündet wurden und beim Splitterbombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund am 11. April 2017 , spiele für die Gründung seiner Stiftung keine Rolle, sagt er. "Ich wusste auch vorher, dass es Wichtigeres als Fußball im Leben gibt." Freiburg spielt schon eine Rolle. Er will etwas für die Stadt und die Region tun. "So etwas wie Heimatgefühl hat man nur einmal im Leben, und ich bin mir durchaus bewusst, dass selbst das keine Selbstverständlichkeit ist." Entscheidend aber sei gewesen, dass er gebraucht wird. "Wenn man merkt, dass Hilfe nötig ist, kann man doch nicht abwarten."

Richtet er den Blick auf sich selbst, warum dieses Engagement vielleicht für ihn ganz persönlich, für seine Entwicklung und seine Zufriedenheit Bedeutung haben könnte, sagt Matthias Ginter: "Man ist als Spieler schon oft im Tunnel", immer stehe das nächste wichtigste Spiel bevor, das nächste Turnier. Manchmal vergesse man, sagt er, wie viel Schönes jeder Tag mit sich bringe.

In Freiburg jedenfalls ist man sehr dankbar, dass Matthias Ginter jetzt und sofort mit anpackt. "Sein Engagement hilft uns weiter, auch wegen seiner Bekanntheit. Und die Kinder in der Klinik sind ohnehin begeistert", sagt Charlotte Niemeyer. "Er kann zuhören. Bei uns in der Klinik ist er immer wieder ein sehr, sehr gern gesehener Gast." Und als Gast bringt man Geschenke mit. Das hat Matthias Ginter jetzt sehr großzügig getan.

[th]

Den Wunsch, etwas zu tun, spürte Matthias Ginter schon eine Weile. Nur wollte er noch warten, bis er mehr Zeit hat, so rund Ende der Karriere plus X. Als er aber vor einem Jahr mit seiner Verlobten eher zufällig die Kinderklinik seiner Heimatstadt Freiburg besuchte, platzte der Plan, die eigene Stiftung erst irgendwann, später mal zu gründen. "Nach diesem Besuch war uns klar, dass die Hilfe schnell benötigt wird. Ich fühle mich gut. Vielleicht spiele ich noch zehn Jahre. So lange wollte ich nicht warten", sagte der Bundesligaprofi am Montag, als er auf dem Freiburger Schlossberg die Errichtung der Matthias-Ginter-Stiftung öffentlich bekanntgab.

Er hat schon immer den Hang zum Außergewöhnlichen. Gleich zweimal zeichnete man ihn aus mit der Fritz-Walter-Medaille. Bei seinem Bundesligadebüt schoss er ein Tor und war fortan Freiburgs jüngster Torschütze in der Bundesliga. Er war der 900. Debütant in der Nationalmannschaft. Und mit 20 Jahren war er Weltmeister. Nun ist er nicht der erste Nationalspieler, der eine Stiftung gegründet hat. Philipp Lahm, Manuel Neuer, Toni Kroos, Lukas Podolski, Sami Khedira und Per Mertesacker etwa fallen einem ein. Aber Ginter ist der jüngste Stifter im Kreis der Nationalspieler.

Als Grundstockvermögen hat der Weltmeister, der für Deutschland auch die Olympische Silbermedaille holte und 2017 den Confed Cup gewann, 150.000 Euro bereitgestellt. Ginter und seine Verlobte Christina Raphaella Dirr wollen sozial oder gesundheitlich benachteiligte Kinder und Jugendliche im Raum Freiburg unterstützen. Die Spende für die Ausstattung der bis 2022 entstehenden Kinderklinik und ein Fußballcamp für hilfsbedürftige Kinder im Spätsommer sind die ersten Stiftungsprojekte.

Geld wird gebraucht

Dass Ginters Geld nötig gebraucht wird, daran lässt Charlotte Niemeyer keinen Zweifel. Die Patientenzimmer in der alten Klinik seien 7,6 Quadratmeter klein, Toiletten gäbe es nur auf dem Gang. "Aber wissen Sie", sagt die Ärztliche Direktorin der Kinder- und Jugendklinik Freiburg, die jahrelang für einen Neubau gekämpft hat, "Eltern richtig kranker Kinder beschweren sich nicht. Die haben andere Sorgen als winzig kleine Zimmer." Bis Land und Kommune überzeugt und der nötige Druck aufgebaut war, dauerte es also. Jetzt steht die Finanzierung und dank des Engagements von Ginter und anderen Spendern muss auch bei der Ausstattung nicht gespart werden. Es wird einen Raum für Geborgenheit und Zuwendung geben, einen Raum für Entwicklung und Normalität, besonders schön auch einen "Anti-Warteraum". Alles lichtdurchflutet, alles modern und zeitgemäß. 149 Betten wird die neue Freiburger Kinder- und Jugendklinik haben, 70.000 Kinder jährlich werden hier ambulant versorgt werden.

Am Dienstag beginnt für Ginter die Vorbereitung aufs Topspiel. Gladbach trifft am Samstag auf den Tabellensechsten Leverkusen, für die Borussia so etwas wie ein Endspiel um den Anschluss nach ganz oben. Er selbst kann jetzt schon zufrieden sein. "Der Vereinswechsel hat mir nochmal gutgetan", sagt er. Unter Dieter Hecking hat er die meiste Einsatzzeit im Team und die beste Zweikampfquote hat er auch: "Es läuft gut für mich."

Ginter: "Man kann nicht abwarten"

Dass er zweimal Opfer eines terroristischen Anschlags wurde, als im November 2015 beim Länderspiel Sprengsätze im Pariser Prinzenpark gezündet wurden und beim Splitterbombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund am 11. April 2017 , spiele für die Gründung seiner Stiftung keine Rolle, sagt er. "Ich wusste auch vorher, dass es Wichtigeres als Fußball im Leben gibt." Freiburg spielt schon eine Rolle. Er will etwas für die Stadt und die Region tun. "So etwas wie Heimatgefühl hat man nur einmal im Leben, und ich bin mir durchaus bewusst, dass selbst das keine Selbstverständlichkeit ist." Entscheidend aber sei gewesen, dass er gebraucht wird. "Wenn man merkt, dass Hilfe nötig ist, kann man doch nicht abwarten."

Richtet er den Blick auf sich selbst, warum dieses Engagement vielleicht für ihn ganz persönlich, für seine Entwicklung und seine Zufriedenheit Bedeutung haben könnte, sagt Matthias Ginter: "Man ist als Spieler schon oft im Tunnel", immer stehe das nächste wichtigste Spiel bevor, das nächste Turnier. Manchmal vergesse man, sagt er, wie viel Schönes jeder Tag mit sich bringe.

In Freiburg jedenfalls ist man sehr dankbar, dass Matthias Ginter jetzt und sofort mit anpackt. "Sein Engagement hilft uns weiter, auch wegen seiner Bekanntheit. Und die Kinder in der Klinik sind ohnehin begeistert", sagt Charlotte Niemeyer. "Er kann zuhören. Bei uns in der Klinik ist er immer wieder ein sehr, sehr gern gesehener Gast." Und als Gast bringt man Geschenke mit. Das hat Matthias Ginter jetzt sehr großzügig getan.

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