Eschede: Fußball, Lauftreff und Garagen-Uni

Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun dabei unterstützt, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Der freie Journalist Rainer Kalb stellt in einer DFB.de-Serie fünf dieser bemerkenswerten Klubs vor. Heute: Fußballspiel, Lauftreff und Garagen-Uni in Eschede.

Torsten Roeder ist so ein typischer junger Ehrenamtler im Fußball. Er bringt seine berufliche Kompetenz im Verein ein, versteht ganz genau die soziale und kulturelle Bedeutung des Fußballs, er ist kreativ, rastlos, ein im positiven Sinn Getriebener. Roeder will seinen Verein wirtschaftlich und sportlich immer weiter voranbringen.

Seine sportliche Heimat ist der Turn- und Sportverein in Eschede, einer rund 30 Kilometer nordöstlich von Hannover gelegenen Gemeinde also. Er ist 2. Vorsitzender der Fußballabteilung des 1924 gegründeten Vereins. Sein enormer Einsatz hat dazu geführt, dass sich der Traditionsklub seit ein paar Jahren nun schon für die in Eschede angekommenen Flüchtlinge einsetzt. „Wir leisten einen großen Beitrag zur Integration und zur gesellschaftlichen Teilhabe aller Flüchtlinge in der Gemeinde Eschede“, bilanziert der junge Vereinsvorstand. Dafür wurde Roeder und der TuS Eschede nun schon im zweiten Jahr ein Zuschuss der DFB-Stiftung Egidius Braun bewilligt. Mit 500 Euro wurde der TuS im Jahr 2016 unterstützt, womit 20 Paar Hallenfußballschuhe für die Flüchtlinge angeschafft werden konnten.

Aufbau einer Willkommenskultur

Als städtischer Angestellter, unter anderem zuständig für die Betreuung von EU-Projekten, die Dorfentwicklung- und Erneuerung sowie Personalangelegenheiten, wusste der 28-Jährige sehr schnell sehr genau, dass er seine Fußballabteilung überfordern würde. Also schmiedete er ein Bündnis mit ZUSAMMEN, einer Initiative Escheder Bürgerinnen und Bürger.

„In der Initiative ZUSAMMEN und im Fußballklub gibt es engagierte Menschen, die sich kennen und deren Aktivitäten sich prima ergänzen. So können wir unsere neuen Nachbarn gemeinsam in verschiedenen Lebensbereichen effektiver begleiten“, erklärt die Bürgerinitiative ihre Kooperation mit dem Turn- und Sportverein. Für den schlauen und tragfähigen Aufbau einer Willkommenskultur für Flüchtlinge, etwa durch eine Familienbetreuung mittels Patenschaften, einem Sprachunterricht oder generell dem Angebot zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Förderung interkultureller Kompetenz der Asylsuchenden. Immer montags wird ein Lauftreff angeboten, immer donnerstags Fußball gespielt, dreimal wöchentlich findet eine Garagen-Uni statt. „Beim Fußball habe ich Spaß und Erfolgserlebnisse und lasse meine Sorgen für ein paar Stunden hinter mir. Im Gespräch mit meinen Fußballfreunden kann ich auch meine erlernten Sprachkenntnisse gut anwenden“, hebt einer der Flüchtlinge die positiven Effekte der Integrationsarbeit des Sportvereins hervor. Ein anderer ergänzt: „Durch das Engagement habe ich inzwischen für drei Jahre die Anerkennung als Flüchtling erhalten. Ich würde gerne hier in meinem Dorf weiterleben, wenn ich eine Wohnung finde.“ Es ist offensichtlich, dass Roeders Sportverein einen nachgefragten Beitrag leistet.

Roeder: "Möchten das Mannschaftsgefühl vermitteln"

„Durch die Ehrenamtlichen im und außerhalb unseres Sportvereins konnten eine Vielzahl von Projekten realisiert und regelmäßige Sportangebote initiiert werden. Die Flüchtlinge haben die Möglichkeit, kostenfrei und mit Versicherungsschutz am Fußballtraining teilzunehmen“, berichtet Roeder. Auch der kostenfreie Heimspielbesuch und die Ausstattung mit Sportklammotten gehören dazu. Begegnungsfeste helfen, den schwierigen Prozess des heimisch und miteinander vertraut Werdens im Gang zu halten. „Wir möchten den Flüchtlingen ein Mannschaftsgefühl vermitteln ", unterstreicht Roeder. Gemeinsam mit ZUSAMMEN wurde bereits im Oktober 2015 ein Benefizspiel zugunsten der Flüchtlinge in der Gemeinde Eschede ausgetragen. Die Ideen gehen Roeder und seinen Mitstreitern im Verein nicht aus.

Auch der DFB hat seine erfolgreiche Arbeit honoriert. Im Mai 2017 gehörte Torsten Roeder zu einer Gruppe Auserwählter, junge Ehrenamtler des Fußballs allesamt, die für eine Woche nach Barcelona eingeladen wurden und dort an einem internationalen Seminar zur Jugendförderung teilnahmen. „Über diese Auszeichnung habe ich mich natürlich riesig gefreut“, sagt er. Insgesamt gab es 280 Gewinner des Ehrenamtspreises „Fußballhelden“.

Das „Fest der Begegnung“ fand zuletzt im Herbst 2017 statt. Hocherfreut ist Roeder, dass das Projekt über Eschede hinaus Bekanntheit erlangt hat, sogar bundesweit. „Es ist ein richtiger Hype entstanden“, skizziert er, „ein Ex-Spieler aus Eschede, der jetzt in Haching wohnt, hat mich angerufen, weil er via Internet von unserem Projekt erfahren hat. Er will jetzt dort etwas Ähnliches auf die Beine stellen.“

[dfb]

Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun dabei unterstützt, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Der freie Journalist Rainer Kalb stellt in einer DFB.de-Serie fünf dieser bemerkenswerten Klubs vor. Heute: Fußballspiel, Lauftreff und Garagen-Uni in Eschede.

Torsten Roeder ist so ein typischer junger Ehrenamtler im Fußball. Er bringt seine berufliche Kompetenz im Verein ein, versteht ganz genau die soziale und kulturelle Bedeutung des Fußballs, er ist kreativ, rastlos, ein im positiven Sinn Getriebener. Roeder will seinen Verein wirtschaftlich und sportlich immer weiter voranbringen.

Seine sportliche Heimat ist der Turn- und Sportverein in Eschede, einer rund 30 Kilometer nordöstlich von Hannover gelegenen Gemeinde also. Er ist 2. Vorsitzender der Fußballabteilung des 1924 gegründeten Vereins. Sein enormer Einsatz hat dazu geführt, dass sich der Traditionsklub seit ein paar Jahren nun schon für die in Eschede angekommenen Flüchtlinge einsetzt. „Wir leisten einen großen Beitrag zur Integration und zur gesellschaftlichen Teilhabe aller Flüchtlinge in der Gemeinde Eschede“, bilanziert der junge Vereinsvorstand. Dafür wurde Roeder und der TuS Eschede nun schon im zweiten Jahr ein Zuschuss der DFB-Stiftung Egidius Braun bewilligt. Mit 500 Euro wurde der TuS im Jahr 2016 unterstützt, womit 20 Paar Hallenfußballschuhe für die Flüchtlinge angeschafft werden konnten.

Aufbau einer Willkommenskultur

Als städtischer Angestellter, unter anderem zuständig für die Betreuung von EU-Projekten, die Dorfentwicklung- und Erneuerung sowie Personalangelegenheiten, wusste der 28-Jährige sehr schnell sehr genau, dass er seine Fußballabteilung überfordern würde. Also schmiedete er ein Bündnis mit ZUSAMMEN, einer Initiative Escheder Bürgerinnen und Bürger.

„In der Initiative ZUSAMMEN und im Fußballklub gibt es engagierte Menschen, die sich kennen und deren Aktivitäten sich prima ergänzen. So können wir unsere neuen Nachbarn gemeinsam in verschiedenen Lebensbereichen effektiver begleiten“, erklärt die Bürgerinitiative ihre Kooperation mit dem Turn- und Sportverein. Für den schlauen und tragfähigen Aufbau einer Willkommenskultur für Flüchtlinge, etwa durch eine Familienbetreuung mittels Patenschaften, einem Sprachunterricht oder generell dem Angebot zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Förderung interkultureller Kompetenz der Asylsuchenden. Immer montags wird ein Lauftreff angeboten, immer donnerstags Fußball gespielt, dreimal wöchentlich findet eine Garagen-Uni statt. „Beim Fußball habe ich Spaß und Erfolgserlebnisse und lasse meine Sorgen für ein paar Stunden hinter mir. Im Gespräch mit meinen Fußballfreunden kann ich auch meine erlernten Sprachkenntnisse gut anwenden“, hebt einer der Flüchtlinge die positiven Effekte der Integrationsarbeit des Sportvereins hervor. Ein anderer ergänzt: „Durch das Engagement habe ich inzwischen für drei Jahre die Anerkennung als Flüchtling erhalten. Ich würde gerne hier in meinem Dorf weiterleben, wenn ich eine Wohnung finde.“ Es ist offensichtlich, dass Roeders Sportverein einen nachgefragten Beitrag leistet.

Roeder: "Möchten das Mannschaftsgefühl vermitteln"

„Durch die Ehrenamtlichen im und außerhalb unseres Sportvereins konnten eine Vielzahl von Projekten realisiert und regelmäßige Sportangebote initiiert werden. Die Flüchtlinge haben die Möglichkeit, kostenfrei und mit Versicherungsschutz am Fußballtraining teilzunehmen“, berichtet Roeder. Auch der kostenfreie Heimspielbesuch und die Ausstattung mit Sportklammotten gehören dazu. Begegnungsfeste helfen, den schwierigen Prozess des heimisch und miteinander vertraut Werdens im Gang zu halten. „Wir möchten den Flüchtlingen ein Mannschaftsgefühl vermitteln ", unterstreicht Roeder. Gemeinsam mit ZUSAMMEN wurde bereits im Oktober 2015 ein Benefizspiel zugunsten der Flüchtlinge in der Gemeinde Eschede ausgetragen. Die Ideen gehen Roeder und seinen Mitstreitern im Verein nicht aus.

Auch der DFB hat seine erfolgreiche Arbeit honoriert. Im Mai 2017 gehörte Torsten Roeder zu einer Gruppe Auserwählter, junge Ehrenamtler des Fußballs allesamt, die für eine Woche nach Barcelona eingeladen wurden und dort an einem internationalen Seminar zur Jugendförderung teilnahmen. „Über diese Auszeichnung habe ich mich natürlich riesig gefreut“, sagt er. Insgesamt gab es 280 Gewinner des Ehrenamtspreises „Fußballhelden“.

Das „Fest der Begegnung“ fand zuletzt im Herbst 2017 statt. Hocherfreut ist Roeder, dass das Projekt über Eschede hinaus Bekanntheit erlangt hat, sogar bundesweit. „Es ist ein richtiger Hype entstanden“, skizziert er, „ein Ex-Spieler aus Eschede, der jetzt in Haching wohnt, hat mich angerufen, weil er via Internet von unserem Projekt erfahren hat. Er will jetzt dort etwas Ähnliches auf die Beine stellen.“

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