Fußball, Sprache, Jobtraining: TSG Hofgeismar hilft 30 Flüchtlingen

Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun dabei unterstützt, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Für DFB.de stellt der freie Journalist Rainer Kalb fünf dieser Klubs vor. Heute: Deutschlernen in Hofgeismar.

Elf treten ein, na das passt ja. Neun junge Männer, zwischen 17 und 20, zwei weitere sind bereits in den 30er Jahren. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, einer aus Nordafrika. Sie haben alle sehr coole Frisuren, altersgemäß starren sie bis zum Unterrichtsbeginn ununterbrochen auf ihre Smartphones. Einer trägt eine schwarze Raver-Mütze. New York City steht auf der Kappe.

Sprachschulung für Flüchtlinge beim Fußball

Nicht ganz. Hofgeismar. Nördlichster Zipfel Hessens. Hier im Besprechungsraum des Kreisligaklubs TSG Hofgeismar findet eine Unterrichtsstunde von "VORTEIL!" statt, einer Sprachschulung für Flüchtlinge beim Fußball, durch den Fußball, mit dem Fußball. In 27 von 32 Kreisen des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) lief "VORTEIL!" im Jahr 2017. So auch bei der TSG Hofgeismar. Der Sprachkurs ist Teil eines ziemlich umfangreichen und vorbildlichen Engagements des Vereins für die Menschen, die vor Krieg, Armut oder Verfolgung wegliefen und nun in Deutschland heimisch werden möchten. Der Fußballverein ist einer von vielen im Land, die einen gesellschaftspolitischen Beitrag leisten. Rund 30 Flüchtlinge unterstützt der Verein, stellt Trainingsmaterialien zur Verfügung, bietet Deutschkurse mit pensionierten Lehrern an und ist behilflich, wenn die Zuwanderer einen Job oder eine Praktikumsstelle suchen.

Die Sprachschulung aber, bei der auch das politische System Deutschlands erklärt und zentrale Werte vermittelt werden sollen, sie ist der Anfang. "Der Kurs ist gut, wir haben schon viel gelernt", sagt der 19 Jahre alte Bashir, der aus Afghanistan nach Deutschland kam. Auch wenn die Unterrichtsstunde zu den Werten noch aussteht, weiß er schon, worum es geht. "In meiner Heimat ist es ein Zeichen des Respekts der Frau für ihren Mann, wenn sie nicht arbeiten geht und in der Öffentlichkeit nur er spricht. Ich weiß, dass die Deutschen das anders machen", sagt Bashir. Und wenn demnächst eine Schiedsrichterin das Spiel leitet? Kein Problem, meint Bashir, damit käme er klar.

Cacau: "Fußball begeistert, Fußball führt zusammen"

Bereits im September 2015 war der Verein im Rahmen der Initiative "1:0 für ein Willkommen" durch die DFB-Stiftung Egidius Braun bedacht worden. In diesem Jahr wurde von der TSG bei der Aktion "2:0 für ein Willkommen" wiederum ein Antrag gestellt, der ebenfalls positiv beschieden wurde. 367,50 Euro kommen von der DFB-Stiftung Egidius Braun, derselbe Betrag von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Die TSG Hofgeismar konnte sich also insgesamt über 735 Euro freuen.

Kreisfußballwart Stefan Schindler überreichte dem sportlichen Leiter der TSG-Fußballabteilung, Maik Kolle, den Scheck und auch der DFB-Integrationsbeauftragte und 23-malige Nationalspieler Cacau stattete Hofgeismar im Dezember 2016 einen Besuch ab. Der Teilnehmer der WM 2010 übergab die Zertifikate an die erfolgreichen Lehrgangsteilnehmer. "Fußball begeistert und Fußball führt zusammen", betonte Cacau, "es ist wichtig, diese Leidenschaft für Fußball zu nutzen, um die Sprache zu lernen und alles, was zu diesem Kurs dazu gehört. Es ist schön zu hören, dass die Teilnehmer Spaß hatten und ein Gefühl der Gemeinschaft entstanden ist." Die Sprachförderung durch den Fußball füllt eine Leerstelle, denn bis zur Gewährung des Asyls oder des Duldungsstatus haben geflüchtete Menschen zumindest in einigen Bundesländern keinen Anspruch auf einen Deutschkurs.

Gemeinsam mit Cacau besuchte der Präsident des Hessischen Fußballverbands Stefan Reuß den Klub. In Hofgeismar wies Reuß nochmals auf den vom Hessischen Fußball-Verband damals eingereichten Dringlichkeitsantrag hin, dessen Bewilligung durch den DFB-Bundestag seither dafür sorgt, dass Flüchtlingen der Einstieg in einen neuen Verein erleichtert wird. So können sich Asylsuchende unter den Voraussetzungen der neuen Vorschrift auch außerhalb der Wechselfristen einem anderen Verein anschließen. Bedenkt man, dass geflüchtete Menschen oft auch kurzfristig den Wohnort wechseln (müssen), eine sinnvolle Veränderung.

[dfb]

Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun dabei unterstützt, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Für DFB.de stellt der freie Journalist Rainer Kalb fünf dieser Klubs vor. Heute: Deutschlernen in Hofgeismar.

Elf treten ein, na das passt ja. Neun junge Männer, zwischen 17 und 20, zwei weitere sind bereits in den 30er Jahren. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, einer aus Nordafrika. Sie haben alle sehr coole Frisuren, altersgemäß starren sie bis zum Unterrichtsbeginn ununterbrochen auf ihre Smartphones. Einer trägt eine schwarze Raver-Mütze. New York City steht auf der Kappe.

Sprachschulung für Flüchtlinge beim Fußball

Nicht ganz. Hofgeismar. Nördlichster Zipfel Hessens. Hier im Besprechungsraum des Kreisligaklubs TSG Hofgeismar findet eine Unterrichtsstunde von "VORTEIL!" statt, einer Sprachschulung für Flüchtlinge beim Fußball, durch den Fußball, mit dem Fußball. In 27 von 32 Kreisen des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) lief "VORTEIL!" im Jahr 2017. So auch bei der TSG Hofgeismar. Der Sprachkurs ist Teil eines ziemlich umfangreichen und vorbildlichen Engagements des Vereins für die Menschen, die vor Krieg, Armut oder Verfolgung wegliefen und nun in Deutschland heimisch werden möchten. Der Fußballverein ist einer von vielen im Land, die einen gesellschaftspolitischen Beitrag leisten. Rund 30 Flüchtlinge unterstützt der Verein, stellt Trainingsmaterialien zur Verfügung, bietet Deutschkurse mit pensionierten Lehrern an und ist behilflich, wenn die Zuwanderer einen Job oder eine Praktikumsstelle suchen.

Die Sprachschulung aber, bei der auch das politische System Deutschlands erklärt und zentrale Werte vermittelt werden sollen, sie ist der Anfang. "Der Kurs ist gut, wir haben schon viel gelernt", sagt der 19 Jahre alte Bashir, der aus Afghanistan nach Deutschland kam. Auch wenn die Unterrichtsstunde zu den Werten noch aussteht, weiß er schon, worum es geht. "In meiner Heimat ist es ein Zeichen des Respekts der Frau für ihren Mann, wenn sie nicht arbeiten geht und in der Öffentlichkeit nur er spricht. Ich weiß, dass die Deutschen das anders machen", sagt Bashir. Und wenn demnächst eine Schiedsrichterin das Spiel leitet? Kein Problem, meint Bashir, damit käme er klar.

Cacau: "Fußball begeistert, Fußball führt zusammen"

Bereits im September 2015 war der Verein im Rahmen der Initiative "1:0 für ein Willkommen" durch die DFB-Stiftung Egidius Braun bedacht worden. In diesem Jahr wurde von der TSG bei der Aktion "2:0 für ein Willkommen" wiederum ein Antrag gestellt, der ebenfalls positiv beschieden wurde. 367,50 Euro kommen von der DFB-Stiftung Egidius Braun, derselbe Betrag von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Die TSG Hofgeismar konnte sich also insgesamt über 735 Euro freuen.

Kreisfußballwart Stefan Schindler überreichte dem sportlichen Leiter der TSG-Fußballabteilung, Maik Kolle, den Scheck und auch der DFB-Integrationsbeauftragte und 23-malige Nationalspieler Cacau stattete Hofgeismar im Dezember 2016 einen Besuch ab. Der Teilnehmer der WM 2010 übergab die Zertifikate an die erfolgreichen Lehrgangsteilnehmer. "Fußball begeistert und Fußball führt zusammen", betonte Cacau, "es ist wichtig, diese Leidenschaft für Fußball zu nutzen, um die Sprache zu lernen und alles, was zu diesem Kurs dazu gehört. Es ist schön zu hören, dass die Teilnehmer Spaß hatten und ein Gefühl der Gemeinschaft entstanden ist." Die Sprachförderung durch den Fußball füllt eine Leerstelle, denn bis zur Gewährung des Asyls oder des Duldungsstatus haben geflüchtete Menschen zumindest in einigen Bundesländern keinen Anspruch auf einen Deutschkurs.

Gemeinsam mit Cacau besuchte der Präsident des Hessischen Fußballverbands Stefan Reuß den Klub. In Hofgeismar wies Reuß nochmals auf den vom Hessischen Fußball-Verband damals eingereichten Dringlichkeitsantrag hin, dessen Bewilligung durch den DFB-Bundestag seither dafür sorgt, dass Flüchtlingen der Einstieg in einen neuen Verein erleichtert wird. So können sich Asylsuchende unter den Voraussetzungen der neuen Vorschrift auch außerhalb der Wechselfristen einem anderen Verein anschließen. Bedenkt man, dass geflüchtete Menschen oft auch kurzfristig den Wohnort wechseln (müssen), eine sinnvolle Veränderung.