Cacau: "Der Fußball wird seiner Verantwortung gerecht"

Wer ein Haus baut, fügt Stein für Stein zusammen. Wer ein Feld bestellt, sät aus, hegt das wachsende Getreide und im Herbst ist Erntezeit. An diesem Freitag in Frankfurt trafen sich 120 verantwortliche Menschen, die alle auch irgendwie mit Hausbau und Feldbestellen beschäftigt sind, doch um das Ergebnis ihrer Arbeit zu sehen, braucht es schon einen genauen Blick. Und es gibt heute manche im Land, die zweifeln inzwischen an, dass hier überhaupt etwas Gutes geschieht und entsteht. Der Deutsche Olympische Sport-Bund hatte Macher und Verantwortliche aus ganz Deutschland zum Kongress "Integration durch Sport" (IdS) ins Haus des Sports nach Frankfurt eingeladen. Co-Veranstalter waren der Deutsche Fußball-Bund und die Berliner Humboldt-Universität, Hauptthema das seit 1989 laufende Bundesprogramm "Integration durch Sport", das seit der jüngsten Aufstockung mit rund 11,4 Millionen Euro pro Jahr finanziert ist.

Zum Auftakt des Kongresses sprach Cacau. "Der Fußball kann so viel mehr als Stadien füllen, für tolle TV-Quoten sorgen oder Titel gewinnen. In meinen Jahren als Profi habe ich das soziale Engagement an der Basis des Fußballs überhaupt nicht mitbekommen. Jetzt bin ich beeindruckt", sagte der 23-malige Nationalspieler und Deutsche Meister von 2007, der im vergangenen Herbst seine Profikarriere beendet und praktisch am nächsten Tag die Aufgabe als DFB-Integrationsbeauftragter übernommen hatte. "Seitdem bin ich überall unterwegs, vom Norden bis in den Süden. Und ich kann sagen: der Fußball wird seiner Verantwortung gerecht." Dabei leisten nicht nur im Fußball, sondern überall im Sport kleine und größere Amateurvereine wertvolle Beiträge zum Gemeinwohl. So machen 95 Prozent der derzeit rund 2200 IdS-Vereine außersportliche Angebote, von der Unterstützung bei der Jobsuche, der Begleitung beim Amts- oder Arztbesuch bis zum Sprachkurs.

Zahl der ausländischen Erstregistrierungen hat sich verdreifacht

Wenig überraschend, verfügt aber gerade der Fußball über eine universelle Anziehungskraft. Weil alle Fußball spielen wollen. "Unser Spiel kennen alle auf der Welt. Da muss man nicht erst lange erklären", sagte Cacau. 1,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund spielten im Jahr 2013/2014 im Wettbewerb und damit unter dem Dach des DFB Fußball. Die Zahl der Erstregistrierungen von Spielerinnen und Spielern mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft hat sich zwischen 2013 und 2016 verdreifacht. In der Saison 2015/2016 waren es mehr als 42.000. Und etwa 20 Prozent der DFB-Mitglieder sind Menschen mit einem Migrationshintergrund, der Anteil entspricht ziemlich genau dem in der Bevölkerung und liegt weit über anderen Sportarten.

Ganz praktisch geschieht Integration etwa beim kleinen Blau-Weiß Gonnesweiler, der im Frühjahr mit dem DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreis ausgezeichnet wurde. Als in dem 1000-Einwohner-Dorf im Saarland eine Flüchtlingsunterkunft angesiedelt wurde, lud Blau-Weiß die neuen Dorfmitglieder zum Fußballspielen ein. Und auch zum Kochen, da wurde dann Dibbelabbes und Kuskus serviert. Um was es in der Theorie geht, erklärte in Frankfurt Professor Dr. Sebastian Braun von der Humboldt-Universität Berlin, die das IdS-Programm wissenschaftlich begleitet. "Unter Integration durch Sport verstehen wir den Gedanken, dass jemand durch seinen Sport und seine Vereinszugehörigkeit bestimmte Kenntnisse und Dispositionen erwirbt, damit er dann außerhalb sinnvoller und verständlicher agieren kann", sagt Braun. Er spricht von einer "Scharnierfunktion" des Sportvereins zwischen Individuum und Gesellschaft.

Lauterbach: "Sport hat sich als agiler Integrationsakteur bewiesen"

Dass der Sport einen wesentlichen Beitrag zu leisten vermag, nicht beim Feldbestellen, aber eben doch bei der Integration im Land, bestätigte in Frankfurt auch Martin Lauterbach vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. "Hinter uns liegen bewegte Zeiten. Dabei ist 'Integration durch Sport' das beständigste und erfolgreichste Programm in unserem Portfolio. Viele haben geredet, wir haben gemacht. Und der Sport hat sich in bewegten Zeiten als agiler Integrationsakteur bewiesen."

Seit Anfang der Nuller Jahre hat der DFB seine Anstrengungen für die kulturelle Öffnung des Fußballs nochmal deutlich verstärkt, etwa durch die jährliche Verleihung eines Integrationspreises oder zuletzt mittels seiner DFB-Stiftung Egidius Braun über die von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung geförderten Initiativen "1:0 für ein Willkommen" und "2:0 für ein Willkommen", an der sich mehr als 3200 Vereine beteiligten. Bereits unter der damaligen Integrationsbeauftragten Prof. Dr. Maria Böhmer hatte sich der DFB seit 2008 mit einer Staffel von Selbstverpflichtungen am Nationalen Integrationsplan (NIP) beteiligt. 2013 gründete man dann die "AG Vielfalt" unter Leitung von Claudia Wagner-Nieberding, einem Präsidiumsmitglied beim Hamburger Fußballverband, um den Umgang mit Vielfalt zu unterstützen und gegen Diskriminierung zu wirken. In Paragraph 4 der DFB-Satzung ist die "Förderung von Integration und Viefalt" als Aufgabe des Verbandes festgehalten.

[dfb]

Wer ein Haus baut, fügt Stein für Stein zusammen. Wer ein Feld bestellt, sät aus, hegt das wachsende Getreide und im Herbst ist Erntezeit. An diesem Freitag in Frankfurt trafen sich 120 verantwortliche Menschen, die alle auch irgendwie mit Hausbau und Feldbestellen beschäftigt sind, doch um das Ergebnis ihrer Arbeit zu sehen, braucht es schon einen genauen Blick. Und es gibt heute manche im Land, die zweifeln inzwischen an, dass hier überhaupt etwas Gutes geschieht und entsteht. Der Deutsche Olympische Sport-Bund hatte Macher und Verantwortliche aus ganz Deutschland zum Kongress "Integration durch Sport" (IdS) ins Haus des Sports nach Frankfurt eingeladen. Co-Veranstalter waren der Deutsche Fußball-Bund und die Berliner Humboldt-Universität, Hauptthema das seit 1989 laufende Bundesprogramm "Integration durch Sport", das seit der jüngsten Aufstockung mit rund 11,4 Millionen Euro pro Jahr finanziert ist.

Zum Auftakt des Kongresses sprach Cacau. "Der Fußball kann so viel mehr als Stadien füllen, für tolle TV-Quoten sorgen oder Titel gewinnen. In meinen Jahren als Profi habe ich das soziale Engagement an der Basis des Fußballs überhaupt nicht mitbekommen. Jetzt bin ich beeindruckt", sagte der 23-malige Nationalspieler und Deutsche Meister von 2007, der im vergangenen Herbst seine Profikarriere beendet und praktisch am nächsten Tag die Aufgabe als DFB-Integrationsbeauftragter übernommen hatte. "Seitdem bin ich überall unterwegs, vom Norden bis in den Süden. Und ich kann sagen: der Fußball wird seiner Verantwortung gerecht." Dabei leisten nicht nur im Fußball, sondern überall im Sport kleine und größere Amateurvereine wertvolle Beiträge zum Gemeinwohl. So machen 95 Prozent der derzeit rund 2200 IdS-Vereine außersportliche Angebote, von der Unterstützung bei der Jobsuche, der Begleitung beim Amts- oder Arztbesuch bis zum Sprachkurs.

Zahl der ausländischen Erstregistrierungen hat sich verdreifacht

Wenig überraschend, verfügt aber gerade der Fußball über eine universelle Anziehungskraft. Weil alle Fußball spielen wollen. "Unser Spiel kennen alle auf der Welt. Da muss man nicht erst lange erklären", sagte Cacau. 1,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund spielten im Jahr 2013/2014 im Wettbewerb und damit unter dem Dach des DFB Fußball. Die Zahl der Erstregistrierungen von Spielerinnen und Spielern mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft hat sich zwischen 2013 und 2016 verdreifacht. In der Saison 2015/2016 waren es mehr als 42.000. Und etwa 20 Prozent der DFB-Mitglieder sind Menschen mit einem Migrationshintergrund, der Anteil entspricht ziemlich genau dem in der Bevölkerung und liegt weit über anderen Sportarten.

Ganz praktisch geschieht Integration etwa beim kleinen Blau-Weiß Gonnesweiler, der im Frühjahr mit dem DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreis ausgezeichnet wurde. Als in dem 1000-Einwohner-Dorf im Saarland eine Flüchtlingsunterkunft angesiedelt wurde, lud Blau-Weiß die neuen Dorfmitglieder zum Fußballspielen ein. Und auch zum Kochen, da wurde dann Dibbelabbes und Kuskus serviert. Um was es in der Theorie geht, erklärte in Frankfurt Professor Dr. Sebastian Braun von der Humboldt-Universität Berlin, die das IdS-Programm wissenschaftlich begleitet. "Unter Integration durch Sport verstehen wir den Gedanken, dass jemand durch seinen Sport und seine Vereinszugehörigkeit bestimmte Kenntnisse und Dispositionen erwirbt, damit er dann außerhalb sinnvoller und verständlicher agieren kann", sagt Braun. Er spricht von einer "Scharnierfunktion" des Sportvereins zwischen Individuum und Gesellschaft.

Lauterbach: "Sport hat sich als agiler Integrationsakteur bewiesen"

Dass der Sport einen wesentlichen Beitrag zu leisten vermag, nicht beim Feldbestellen, aber eben doch bei der Integration im Land, bestätigte in Frankfurt auch Martin Lauterbach vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. "Hinter uns liegen bewegte Zeiten. Dabei ist 'Integration durch Sport' das beständigste und erfolgreichste Programm in unserem Portfolio. Viele haben geredet, wir haben gemacht. Und der Sport hat sich in bewegten Zeiten als agiler Integrationsakteur bewiesen."

Seit Anfang der Nuller Jahre hat der DFB seine Anstrengungen für die kulturelle Öffnung des Fußballs nochmal deutlich verstärkt, etwa durch die jährliche Verleihung eines Integrationspreises oder zuletzt mittels seiner DFB-Stiftung Egidius Braun über die von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung geförderten Initiativen "1:0 für ein Willkommen" und "2:0 für ein Willkommen", an der sich mehr als 3200 Vereine beteiligten. Bereits unter der damaligen Integrationsbeauftragten Prof. Dr. Maria Böhmer hatte sich der DFB seit 2008 mit einer Staffel von Selbstverpflichtungen am Nationalen Integrationsplan (NIP) beteiligt. 2013 gründete man dann die "AG Vielfalt" unter Leitung von Claudia Wagner-Nieberding, einem Präsidiumsmitglied beim Hamburger Fußballverband, um den Umgang mit Vielfalt zu unterstützen und gegen Diskriminierung zu wirken. In Paragraph 4 der DFB-Satzung ist die "Förderung von Integration und Viefalt" als Aufgabe des Verbandes festgehalten.

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