Schwimmnudeln zur Saisonvorbereitung

Am heutigen Samstag also startet die Blindenfußball-Bundesliga in die neue Spielrunde. Es ist die insgesamt 13. Saison für eine Sportart, die als Demonstrationswettbewerb bei der WM 2006 erstmals hierzulande bekannt wurde. Marburg tritt ab 11 Uhr gegen den FC Schalke 04 auf dem 40 x 20 Meter großen Kunstrasenplatz an. Der andere Vorjahrsfinalist, das Team des FC St. Pauli, spielt ab 13 Uhr gegen Borussia Dortmund.

"Es ist bemerkenswert, dass eine Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball in diesem Herbst überhaupt stattfinden kann", sagt Manfred Duensing vom Meister Sportfreunde Blau-Gelb blista Marburg. Für Duensing steckt hinter dem Auftakt am Samstag auf dem Domplatz in Erfurt vor allem "eine organisatorische Meisterleistung der Sepp-Herberger-Stiftung".

Corona hat die Vorbereitung aller sechs Ligateams massiv erschwert. Beim fünfmaligen Deutschen Meister Marburg, für den die Nationalspieler Taime Kuttig, Alican Pektas und Torwart Sebastian Themel Leistungsträger sind, setzte man auf Cybertraining. "Zuerst trafen wir uns digital zu Gymnastik- und Kraft-Ausdauer-Einheiten. Später haben wir uns weiterentwickelt und konnten digital sogar am Ball trainieren", berichtet Duensing.

24 Spieltage auf großen öffentlichen Plätzen

Als Saisonziel hat Marburgs Cheftrainer die erneute Finalteilnahme ausgegeben. Weil man den Titel nun komprimiert binnen sechs Wochen ausspielt, also ohne Rückspiele, könnte ein einziger Patzer tödlich sein. "Jedes Spiel zählt, und das bei einer völlig außergewöhnlichen Vorbereitung", meint Duensing, der immer noch gerne an den letztjährigen Finalsieg über den FC St. Pauli zurückdenkt. "Da hat Taime gezeigt, dass er auf nationaler Ebene ein ganz herausragender Spieler ist. Am Ende haben wir verdient gewonnen, auch weil St. Pauli sich nicht absetzen konnte und immer nervöser wurde."

St. Paulis Trainer Wolf Schmidt bringt die Erinnerung bis heute auf die Palme. Ein ganzes Jahr und zehn Tage sind vergangen, seit Taime Kuttig kurz vor den Abpfiff noch den 2:2-Ausgleich im Finale um die Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball erzielte. Die Entscheidung zwischen dem FC St. Pauli, der die reguläre Saison dominiert hatte, und Marburg musste damals im Penaltyschießen fallen. "Wenn man sich in der Runde sieben Punkte Vorsprung erspielt hat, muss man nicht lange nachdenken, wer den Titel eigentlich verdient hatte", sagt Schmidt. Doch Marburg traf damals auf dem Tbillisser Platz in Saarbrücken einmal mehr vom Penaltypunkt. Und den Modus mit einem Finalspieltag kannten alle. Am Samstag nun also beginnt die Liga erneut, die seit 2008 durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger, den Deutschen Behindertensportverband und den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband organisiert und durch die Deutsche Telekom unterstützt wird. Zum Abschluss der Saison werden dann seit 2011 insgesamt 24 Spieltage auf den großen öffentlichen Plätzen veranstaltet worden sein, etwa auf dem Rathausplatz in Hamburg oder vor dem Münchner Olympiastadion.

"Das waren geile Zocks"

Schmidt ist hochmotiviert, mit seinem Team den Titel zu holen, in dem Serdar Celebi, der es schon mal geschafft hat, das ARD "Tor des Monats" zu erzielen, Goalgetter Jonathan Tönsing und Rasmus Narjes den Stamm bilden. "Wir haben hart daran gearbeitet, gut vorbereitet in die Saison zu starten", sagt St. Paulis Coach. Weil aufgrund von Hygienevorschriften lange Zeit der direkte Kontakt verboten war, ließ Schmidt seine Spieler mit Schwimmnudeln übers Feld rennen. Berührte ein Verteidiger den Spieler im Ballbesitz damit, galt das als Ballverlust. Später bestritt man zwei Testspiele gegen sehende Spieler der Handball- und der Fußballabteilung des FC St. Pauli. Schmidt definierte Handicaps für die Sehenden, etwa die Regel, dass man den Ball fünfmal dribbeln musste vor dem Torschuss, um so ein Spiel zu ermöglichen. "Das waren geile Zocks", sagt Schmidt.

Zum Saisonauftakt trifft man in Erfurt auf Borussia Dortmund (13 Uhr). Hertha BSC ist neu in der Liga und tritt in einer Spielgemeinschaft mit dem PSV Köln an - um 15.45 Uhr kommt es zum Spiel gegen den MTV Stuttgart, die nach einer enttäuschenden Saison zu alter Form zurückfinden wollen.

Der Eintritt zu den Spielen auf dem Domplatz ist frei. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein, neben DFB-Vizepräsident Dirk Janotta und Heike Werner, Thüringens Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie einer der Ehrengäste, wird gegen 14.30 Uhr bei einer Selbsterfahrung des Ligasponsors Deutsche Telekom mitmachen und selbst versuchen, ohne Sicht das Tor zu treffen.

[th]

Am heutigen Samstag also startet die Blindenfußball-Bundesliga in die neue Spielrunde. Es ist die insgesamt 13. Saison für eine Sportart, die als Demonstrationswettbewerb bei der WM 2006 erstmals hierzulande bekannt wurde. Marburg tritt ab 11 Uhr gegen den FC Schalke 04 auf dem 40 x 20 Meter großen Kunstrasenplatz an. Der andere Vorjahrsfinalist, das Team des FC St. Pauli, spielt ab 13 Uhr gegen Borussia Dortmund.

"Es ist bemerkenswert, dass eine Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball in diesem Herbst überhaupt stattfinden kann", sagt Manfred Duensing vom Meister Sportfreunde Blau-Gelb blista Marburg. Für Duensing steckt hinter dem Auftakt am Samstag auf dem Domplatz in Erfurt vor allem "eine organisatorische Meisterleistung der Sepp-Herberger-Stiftung".

Corona hat die Vorbereitung aller sechs Ligateams massiv erschwert. Beim fünfmaligen Deutschen Meister Marburg, für den die Nationalspieler Taime Kuttig, Alican Pektas und Torwart Sebastian Themel Leistungsträger sind, setzte man auf Cybertraining. "Zuerst trafen wir uns digital zu Gymnastik- und Kraft-Ausdauer-Einheiten. Später haben wir uns weiterentwickelt und konnten digital sogar am Ball trainieren", berichtet Duensing.

24 Spieltage auf großen öffentlichen Plätzen

Als Saisonziel hat Marburgs Cheftrainer die erneute Finalteilnahme ausgegeben. Weil man den Titel nun komprimiert binnen sechs Wochen ausspielt, also ohne Rückspiele, könnte ein einziger Patzer tödlich sein. "Jedes Spiel zählt, und das bei einer völlig außergewöhnlichen Vorbereitung", meint Duensing, der immer noch gerne an den letztjährigen Finalsieg über den FC St. Pauli zurückdenkt. "Da hat Taime gezeigt, dass er auf nationaler Ebene ein ganz herausragender Spieler ist. Am Ende haben wir verdient gewonnen, auch weil St. Pauli sich nicht absetzen konnte und immer nervöser wurde."

St. Paulis Trainer Wolf Schmidt bringt die Erinnerung bis heute auf die Palme. Ein ganzes Jahr und zehn Tage sind vergangen, seit Taime Kuttig kurz vor den Abpfiff noch den 2:2-Ausgleich im Finale um die Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball erzielte. Die Entscheidung zwischen dem FC St. Pauli, der die reguläre Saison dominiert hatte, und Marburg musste damals im Penaltyschießen fallen. "Wenn man sich in der Runde sieben Punkte Vorsprung erspielt hat, muss man nicht lange nachdenken, wer den Titel eigentlich verdient hatte", sagt Schmidt. Doch Marburg traf damals auf dem Tbillisser Platz in Saarbrücken einmal mehr vom Penaltypunkt. Und den Modus mit einem Finalspieltag kannten alle. Am Samstag nun also beginnt die Liga erneut, die seit 2008 durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger, den Deutschen Behindertensportverband und den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband organisiert und durch die Deutsche Telekom unterstützt wird. Zum Abschluss der Saison werden dann seit 2011 insgesamt 24 Spieltage auf den großen öffentlichen Plätzen veranstaltet worden sein, etwa auf dem Rathausplatz in Hamburg oder vor dem Münchner Olympiastadion.

"Das waren geile Zocks"

Schmidt ist hochmotiviert, mit seinem Team den Titel zu holen, in dem Serdar Celebi, der es schon mal geschafft hat, das ARD "Tor des Monats" zu erzielen, Goalgetter Jonathan Tönsing und Rasmus Narjes den Stamm bilden. "Wir haben hart daran gearbeitet, gut vorbereitet in die Saison zu starten", sagt St. Paulis Coach. Weil aufgrund von Hygienevorschriften lange Zeit der direkte Kontakt verboten war, ließ Schmidt seine Spieler mit Schwimmnudeln übers Feld rennen. Berührte ein Verteidiger den Spieler im Ballbesitz damit, galt das als Ballverlust. Später bestritt man zwei Testspiele gegen sehende Spieler der Handball- und der Fußballabteilung des FC St. Pauli. Schmidt definierte Handicaps für die Sehenden, etwa die Regel, dass man den Ball fünfmal dribbeln musste vor dem Torschuss, um so ein Spiel zu ermöglichen. "Das waren geile Zocks", sagt Schmidt.

Zum Saisonauftakt trifft man in Erfurt auf Borussia Dortmund (13 Uhr). Hertha BSC ist neu in der Liga und tritt in einer Spielgemeinschaft mit dem PSV Köln an - um 15.45 Uhr kommt es zum Spiel gegen den MTV Stuttgart, die nach einer enttäuschenden Saison zu alter Form zurückfinden wollen.

Der Eintritt zu den Spielen auf dem Domplatz ist frei. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein, neben DFB-Vizepräsident Dirk Janotta und Heike Werner, Thüringens Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie einer der Ehrengäste, wird gegen 14.30 Uhr bei einer Selbsterfahrung des Ligasponsors Deutsche Telekom mitmachen und selbst versuchen, ohne Sicht das Tor zu treffen.

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