Fußball trotz(t) Behinderung: SC Gröbenzell erhält Sepp-Herberger-Urkunde

In Berlin werden am kommenden Montag die Sepp-Herberger-Urkunden verliehen. 13 Preisträger erhalten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital sowie Sozialwerk Geldpreise in Gesamthöhe von 45.000 Euro. Platz eins in der Kategorie Behindertenfußball geht an den SC Gröbenzell aus dem Bayerischen Fußball-Verband. DFB.de stellt den Sieger vor.

In Gröbenzell gibt es in diesem Jahr einiges zu feiern. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr und 100 Jahre Trachtenverein Almfrieden, den 111. Geburtstag des Sportschützenvereins Almrausch und die 30 Jahre währende Städtepartnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Pilisvörösvar. Aber zu zelebrieren gibt es auch den 1. Platz bei den Sepp-Herberger-Urkunden in der Kategorie Behindertenfußball.

"Wir verzichten bewusst auf Einschränkungen jeder Art"

Schon seit dem Jahr 2006 ist der Verein aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck vor den Toren Münchens mit einer Inklusionsmannschaft engagiert. Auf Initiative eines Spielers mit Handicap und seiner Mutter wurde das Team gegründet, als zweite Inklusionsmannschaft Bayerns. Das Motto, das sich die Inklusionsfußballmannschaft des SCG gegeben hat, ist dabei Programm: "Fußball trotz(t) Behinderung".

Der Verein bietet Fußballtraining für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung an. "Wir verzichten bewusst auf Einschränkungen jedweder Art, bezogen auf das Alter, das Geschlecht und die Art des Handicaps", berichtet Betreuer Christian Mausbach. Derzeit besteht das Team aus 20 Spielerinnen und Spielern, mehr als zwei Drittel der Aktiven haben eine Behinderung. Im Landkreis Fürstenfeldbruck ist das Team aus Gröbenzell die einzige Inklusionsfußballmannschaft, entsprechend groß ist das Einzugsgebiet. "Leuchtturmcharakter", charakterisiert Mausbach das Projekt: "Wir hoffen, dass noch viele Vereine im Landkreis unserem guten Beispiel folgen."

"Darauf achten, dass Zusammensetzung der Mannschaft zielführend ist"

Der Zulauf ist jedenfalls enorm, auch immer mehr junge Spielerinnen und Spieler wollen beim SC Gröbenzell in der Inklusionsmannschaft Fußball spielen. "Erfreulich ist, dass wir in jüngster Zeit zahlreiche neuen Spielerinnen und Spieler in der Altersklasse sieben bis zwölf Jahre hinzugewinnen konnten", berichtet Mausbach, der derzeit am Aufbau eines Teams für die Jüngeren arbeitet. "Hier muss man immer darauf achten, dass die Zusammensetzung der Mannschaft auch zielführend ist. Man kann nicht einen Sechsjährigen gegen einen 20-Jährigen spielen lassen", so Mausbach, der aus Kerpen bei Köln stammt, natürlich Karneval-Fan ist, aber seit 25 Jahren in Bayern lebt.

Seit knapp neun Jahren ist er in Gröbenzell aktiv, denn sein Sohn hat einen angeborenen Herzfehler: "Aber er wollte unbedingt Fußball spielen. Das war in einem normalen Verein aber nicht möglich." So fand er in Gröbenzell ein Betätigungsfeld.

Auch jenem Spieler, der vor knapp 14 Jahren mit seiner Mutter die Inklusionsfußballmannschaft aus der Taufe hob, ging es einst ähnlich. "Erst sind sie zu unterschiedlichen Vereinen gegangen, aber es waren manchmal 50 Kilometer zurückzulegen, das hat das Ganze doch sehr erschwert", erläutert Mausbach. Die Anfänge beim SC Gröbenzell waren ebenfalls noch bescheiden, zwei FSJler boten Trainings an. Die Teilnahme von Spielerinnen oder Spielern war überschaubar. Erst nach und nach wuchs das Interesse.

Spaßfaktor steht immer im Vordergrund

Und auch bayernweit bedurfte es für das Thema Inklusionsfußball einer längeren Anlaufphase. Laut Mausbach gibt es im Freistaat inzwischen deutlich mehr Fußballvereine mit einem ähnlichen Angebot. Der Austausch unter den Klubs ist exzellent. Immer wieder finden Workshops statt, die vorrangig vom Bayerischen Fußball-Verband organisiert werden. Schließlich gilt es abzuwägen, welcher Weg eingeschlagen werden sollte. Für Mausbach steht der Spaßfaktor für die Spielerinnen und Spieler immer im Vordergrund.

Eine enge Kooperation gibt es mit Präsident Manfred Schwabl bei der SpVgg Unterhaching. Schon zweimal waren die Spielerinnen und Spieler des SC Gröbenzell als Einlauf-Eskorte beim Drittliga-Derby zwischen Haching und dem TSV 1860 München aktiv. Selbstverständlich nahm der SC Gröbenzell auch am viel beachteten Inklusionstag der SpVgg Unterhaching im Juli 2019 unter dem Motto "Haching schaut hin" teil. Ein ähnlicher Termin ist auch für dieses Jahr im Sommer wieder geplant.

"Spieler ohne Handicap verteilt klare Aufgaben"

Die Inklusionsmannschaft ist längst ein fester Bestandteil des SC Gröbenzell geworden. 650 Mitglieder hat der Verein, darunter 400 Kinder unter 18 Jahren. Der Schwerpunkt liegt somit traditionell im Nachwuchsbereich. In der Inklusionsfußballmannschaft übernehmen Spielerinnen oder Spieler ohne Handicap häufig die Führungsrolle. "Das bedeutet aber nicht, dass sie alles allein machen und die Tore schießen. Nein, sie sorgen für die nötige Stabilität, lassen andere die Tore schießen. Oder es gibt eine Tandem-Rolle, wobei die Spielerin oder der Spieler ohne Handicap sich kümmert und klare Aufgaben verteilt", berichtet der 58-jährige Mausbach. Die Inklusionsmannschaft des SC Gröbenzell ist ein leuchtendes Beispiel für die integrative Kraft des Fußballs.

Neben dem SC Gröbenzell werden der TuS Kleefeld aus dem Niedersächsischen Fußballverband (2. Platz) und der FC Hertha Bonn aus dem Fußball-Verband Mittelrhein (3. Platz) mit den Sepp-Herberger-Urkunden in der Kategorie Behindertenfußball ausgezeichnet.

[dfb]

In Berlin werden am kommenden Montag die Sepp-Herberger-Urkunden verliehen. 13 Preisträger erhalten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital sowie Sozialwerk Geldpreise in Gesamthöhe von 45.000 Euro. Platz eins in der Kategorie Behindertenfußball geht an den SC Gröbenzell aus dem Bayerischen Fußball-Verband. DFB.de stellt den Sieger vor.

In Gröbenzell gibt es in diesem Jahr einiges zu feiern. 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr und 100 Jahre Trachtenverein Almfrieden, den 111. Geburtstag des Sportschützenvereins Almrausch und die 30 Jahre währende Städtepartnerschaft mit der ungarischen Gemeinde Pilisvörösvar. Aber zu zelebrieren gibt es auch den 1. Platz bei den Sepp-Herberger-Urkunden in der Kategorie Behindertenfußball.

"Wir verzichten bewusst auf Einschränkungen jeder Art"

Schon seit dem Jahr 2006 ist der Verein aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck vor den Toren Münchens mit einer Inklusionsmannschaft engagiert. Auf Initiative eines Spielers mit Handicap und seiner Mutter wurde das Team gegründet, als zweite Inklusionsmannschaft Bayerns. Das Motto, das sich die Inklusionsfußballmannschaft des SCG gegeben hat, ist dabei Programm: "Fußball trotz(t) Behinderung".

Der Verein bietet Fußballtraining für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung an. "Wir verzichten bewusst auf Einschränkungen jedweder Art, bezogen auf das Alter, das Geschlecht und die Art des Handicaps", berichtet Betreuer Christian Mausbach. Derzeit besteht das Team aus 20 Spielerinnen und Spielern, mehr als zwei Drittel der Aktiven haben eine Behinderung. Im Landkreis Fürstenfeldbruck ist das Team aus Gröbenzell die einzige Inklusionsfußballmannschaft, entsprechend groß ist das Einzugsgebiet. "Leuchtturmcharakter", charakterisiert Mausbach das Projekt: "Wir hoffen, dass noch viele Vereine im Landkreis unserem guten Beispiel folgen."

"Darauf achten, dass Zusammensetzung der Mannschaft zielführend ist"

Der Zulauf ist jedenfalls enorm, auch immer mehr junge Spielerinnen und Spieler wollen beim SC Gröbenzell in der Inklusionsmannschaft Fußball spielen. "Erfreulich ist, dass wir in jüngster Zeit zahlreiche neuen Spielerinnen und Spieler in der Altersklasse sieben bis zwölf Jahre hinzugewinnen konnten", berichtet Mausbach, der derzeit am Aufbau eines Teams für die Jüngeren arbeitet. "Hier muss man immer darauf achten, dass die Zusammensetzung der Mannschaft auch zielführend ist. Man kann nicht einen Sechsjährigen gegen einen 20-Jährigen spielen lassen", so Mausbach, der aus Kerpen bei Köln stammt, natürlich Karneval-Fan ist, aber seit 25 Jahren in Bayern lebt.

Seit knapp neun Jahren ist er in Gröbenzell aktiv, denn sein Sohn hat einen angeborenen Herzfehler: "Aber er wollte unbedingt Fußball spielen. Das war in einem normalen Verein aber nicht möglich." So fand er in Gröbenzell ein Betätigungsfeld.

Auch jenem Spieler, der vor knapp 14 Jahren mit seiner Mutter die Inklusionsfußballmannschaft aus der Taufe hob, ging es einst ähnlich. "Erst sind sie zu unterschiedlichen Vereinen gegangen, aber es waren manchmal 50 Kilometer zurückzulegen, das hat das Ganze doch sehr erschwert", erläutert Mausbach. Die Anfänge beim SC Gröbenzell waren ebenfalls noch bescheiden, zwei FSJler boten Trainings an. Die Teilnahme von Spielerinnen oder Spielern war überschaubar. Erst nach und nach wuchs das Interesse.

Spaßfaktor steht immer im Vordergrund

Und auch bayernweit bedurfte es für das Thema Inklusionsfußball einer längeren Anlaufphase. Laut Mausbach gibt es im Freistaat inzwischen deutlich mehr Fußballvereine mit einem ähnlichen Angebot. Der Austausch unter den Klubs ist exzellent. Immer wieder finden Workshops statt, die vorrangig vom Bayerischen Fußball-Verband organisiert werden. Schließlich gilt es abzuwägen, welcher Weg eingeschlagen werden sollte. Für Mausbach steht der Spaßfaktor für die Spielerinnen und Spieler immer im Vordergrund.

Eine enge Kooperation gibt es mit Präsident Manfred Schwabl bei der SpVgg Unterhaching. Schon zweimal waren die Spielerinnen und Spieler des SC Gröbenzell als Einlauf-Eskorte beim Drittliga-Derby zwischen Haching und dem TSV 1860 München aktiv. Selbstverständlich nahm der SC Gröbenzell auch am viel beachteten Inklusionstag der SpVgg Unterhaching im Juli 2019 unter dem Motto "Haching schaut hin" teil. Ein ähnlicher Termin ist auch für dieses Jahr im Sommer wieder geplant.

"Spieler ohne Handicap verteilt klare Aufgaben"

Die Inklusionsmannschaft ist längst ein fester Bestandteil des SC Gröbenzell geworden. 650 Mitglieder hat der Verein, darunter 400 Kinder unter 18 Jahren. Der Schwerpunkt liegt somit traditionell im Nachwuchsbereich. In der Inklusionsfußballmannschaft übernehmen Spielerinnen oder Spieler ohne Handicap häufig die Führungsrolle. "Das bedeutet aber nicht, dass sie alles allein machen und die Tore schießen. Nein, sie sorgen für die nötige Stabilität, lassen andere die Tore schießen. Oder es gibt eine Tandem-Rolle, wobei die Spielerin oder der Spieler ohne Handicap sich kümmert und klare Aufgaben verteilt", berichtet der 58-jährige Mausbach. Die Inklusionsmannschaft des SC Gröbenzell ist ein leuchtendes Beispiel für die integrative Kraft des Fußballs.

Neben dem SC Gröbenzell werden der TuS Kleefeld aus dem Niedersächsischen Fußballverband (2. Platz) und der FC Hertha Bonn aus dem Fußball-Verband Mittelrhein (3. Platz) mit den Sepp-Herberger-Urkunden in der Kategorie Behindertenfußball ausgezeichnet.

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