Lingor Botschafterin der Herberger-Stiftung

Die ehemalige deutsche Nationalspielerin Renate Lingor ist neue Botschafterin der DFB-Stiftung Sepp Herberger. "Es ist mir eine Ehre, dabei sein zu dürfen und meinen Teil dazu beitragen zu können, die Themen der Sepp-Herberger-Stiftung voranzubringen", sagt Lingor. "Ich finde die Aspekte, die die Stiftung abdeckt, sehr spannend und gesellschaftlich wichtig."

Die heute 45-Jährige hat in ihrer aktiven Karriere 149 Länderspiele für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bestritten. Nur fünf Spielerinnen kommen auf mehr Einsätze. Lingor hat mit der DFB-Auswahl jeweils zweimal die Welt- und Europameisterschaft gewonnen, hinzu kommen drei Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen. Mit dem 1. FFC Frankfurt gewann die Mittelfeldspielerin jeweils sieben Mal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal sowie drei Mal den UEFA-Women's Cup, die heutige Champions League.

2008 beendete Lingor ihre aktive Karriere und wurde in die Hall of Fame des Frauenfußballs gewählt. Bereits während ihrer Zeit als Spielerin begann sie mit ihrem Studium der Sportwissenschaften, das sie 2006 abschloss. Direkt im Anschluss arbeitete sie beim DFB in der Abteilung für Schulfußball und engagierte sich bei der Heim-Weltmeisterschaft 2011 - unter anderem als Botschafterin. Von 2011 bis 2019 war sie Teammanagerin der U 19- und U 20-Frauen-Nationalmannschaften. Aktuell arbeitet sie an der Strategie "Zukunft Fußball weiblich" sowie für den Mädchen- und Frauenfußball in der Basisberatung und Fußballentwicklung des DFB.

Frage: Frau Lingor, Sie sind neue Botschafterin der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Warum engagieren Sie sich?

Renate Lingor: Mir ist es wichtig, anderen Menschen zu helfen. Die Tätigkeit als Botschafterin ist für mich grundsätzlich reizvoll. Ich habe diese Aufgabe beispielsweise im Vorfeld der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 bei uns im Land ausgeübt. In dieser Zeit war ich viel in Deutschland unterwegs, um Werbung für das Turnier zu machen. Die Besuche in Schulen, in sozialen Einrichtungen, die Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen in dieser Zeit, haben mich immer beeindruckt und sind im Rückblick sehr wertvoll für mich. Als jetzt die Anfrage der Sepp-Herberger-Stiftung kam, musste ich nicht lange überlegen. Ich habe mich riesig gefreut und sofort zugesagt. Es ist mir eine Ehre, dabei sein zu dürfen.

Frage: Was reizt Sie so an der Aufgabe?

Lingor: Ich denke, dass die Themen perfekt zu mir passen. Hinzu kommt, dass mit Tina Theune und Nadine Keßler nur zwei weibliche Botschafterinnen derzeit zum Team gehören. Ich möchte gerne die Frauenquote stärken und unsere Sichtweise auf die Themen einbringen. Ich bin sicher, dass das förderlich ist. (lacht)

Frage: Gibt es ein Thema, das Sie besonders interessiert?

Lingor: Das gesamte Spektrum ist sehr faszinierend. Die Hilfe, die die Sepp-Herberger-Stiftung leistet, ist wertvoll. Mit dem Behindertensport und Behindertenfußball hatte ich als Botschafterin der WM schon Erfahrungen. Ob bei Besuchen der Special Olympics-Wettbewerbe, dem Blindenfußball oder auch als Botschafterin des Down-Festivals in Frankfurt. Wenn ich dort vor Ort mit den Teilnehmer*innen gesprochen habe, habe ich so viel Dankbarkeit gespürt und gleichzeitig unheimlich viel Lebensfreude. Dies hat mir eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die eigenen Probleme vielleicht gar nicht so schlimm sind, wie man sie persönlich wahrnimmt und wenn man bedenkt, womit andere Menschen täglich zu kämpfen haben. Dabei denke ich auch an das DFB-Sozialwerk der Sepp-Herberger-Stiftung, das Mitglieder der großen Fußballfamilie unterstützt, die unverschuldet in Not geraten sind. Oder auch an das Thema Resozialisierung.

Frage: Vor 50 Jahren hat Sepp Herberger zum ersten Mal eine Justizvollzugsanstalt besucht. Seither ist die Resozialisierung ein wichtiger Baustein in der Stiftungsarbeit.

Lingor: Auch das ist ein Thema, das ich sehr spannend finde. Ich habe schon mit einigen Personen gesprochen, die im Auftrag der Sepp-Herberger-Stiftung bereits ein Gefängnis besucht und von den Menschen und ihren ganz unterschiedlichen Geschichten erzählt haben. Ich bin sehr gespannt darauf, selbst einmal in eine Strafanstalt zu gehen und den Menschen, die dort gerade leben, vielleicht eine Perspektive aufzeigen zu können. Wir hatten schon im vergangenen Jahr solch einen Besuch in einer JVA geplant, der dann leider wegen Corona nicht stattfinden konnte.

Frage: Die Pandemie bestimmt gerade unser Leben. Welche Rolle nimmt hier die DFB-Stiftung Sepp Herberger ein?

Lingor: Ich finde es beeindruckend, dass innerhalb kürzester Zeit der Corona-Nothilfefonds eingerichtet wurde. Die Verantwortlichen haben nicht darauf gewartet, ob jemand auf die Stiftung zukommt, um Hilfe anzufragen. Nein, sie gehen aktiv auf die Menschen zu und bieten unbürokratisch Unterstützung an, die meines Wissens nach auch gerne angenommen wurde. So muss Stiftungsarbeit in meiner Wahrnehmung funktionieren. Die Aussage muss sein: "Wir machen etwas."

Frage: Wie möchten Sie sich einbringen?

Lingor: Mir ist es ganz wichtig, dass nicht nur mein Name in der Übersicht der Stiftungsbotschafter steht. Wenn ich etwas mache, dann auch richtig. Das bedeutet, dass ich mich aktiv einbringen möchte – natürlich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten. Ich möchte die verschiedenen Schwerpunkte nicht nur in der Theorie kennenlernen, ich möchte vor Ort dabei sein und die Themen persönlich erleben. Wenn das der Fall ist, kann ich mich besser einbringen und helfen. Wenn ich demnächst beispielsweise erstmals in einem Gefängnis bin, möchte ich mit den Menschen dort gerne sprechen. Und wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass vielleicht nur eine*r, den Weg zurück in die Gesellschaft schafft, bin ich glücklich. Auch dafür engagiere ich mich gerne als Botschafterin für die Sepp-Herberger-Stiftung. 

Frage: Was verbindet Sie mit Sepp Herberger, dem Namensgeber der Stiftung?

Lingor: Seine Ideen und Gedanken. Ich habe ihn natürlich leider nicht persönlich kennenlernen dürfen. Als er verstorben ist, war ich zwei Jahre alt. Aber er hat ein beeindruckendes Lebenswerk hinterlassen. Jeder kennt Sepp Herberger – und das nicht nur, weil er der Weltmeister-Trainer von 1954 ist. Sein soziales Engagement ist einfach beeindruckend. In der Stiftung leben seine Gedanken bis heute weiter. Man muss es erstmal schaffen, so eine Persönlichkeit zu sein, die auch nach vielen Jahren noch so positiv in den Köpfen der Menschen geblieben ist.

[dfb]

Die ehemalige deutsche Nationalspielerin Renate Lingor ist neue Botschafterin der DFB-Stiftung Sepp Herberger. "Es ist mir eine Ehre, dabei sein zu dürfen und meinen Teil dazu beitragen zu können, die Themen der Sepp-Herberger-Stiftung voranzubringen", sagt Lingor. "Ich finde die Aspekte, die die Stiftung abdeckt, sehr spannend und gesellschaftlich wichtig."

Die heute 45-Jährige hat in ihrer aktiven Karriere 149 Länderspiele für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bestritten. Nur fünf Spielerinnen kommen auf mehr Einsätze. Lingor hat mit der DFB-Auswahl jeweils zweimal die Welt- und Europameisterschaft gewonnen, hinzu kommen drei Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen. Mit dem 1. FFC Frankfurt gewann die Mittelfeldspielerin jeweils sieben Mal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal sowie drei Mal den UEFA-Women's Cup, die heutige Champions League.

2008 beendete Lingor ihre aktive Karriere und wurde in die Hall of Fame des Frauenfußballs gewählt. Bereits während ihrer Zeit als Spielerin begann sie mit ihrem Studium der Sportwissenschaften, das sie 2006 abschloss. Direkt im Anschluss arbeitete sie beim DFB in der Abteilung für Schulfußball und engagierte sich bei der Heim-Weltmeisterschaft 2011 - unter anderem als Botschafterin. Von 2011 bis 2019 war sie Teammanagerin der U 19- und U 20-Frauen-Nationalmannschaften. Aktuell arbeitet sie an der Strategie "Zukunft Fußball weiblich" sowie für den Mädchen- und Frauenfußball in der Basisberatung und Fußballentwicklung des DFB.

Frage: Frau Lingor, Sie sind neue Botschafterin der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Warum engagieren Sie sich?

Renate Lingor: Mir ist es wichtig, anderen Menschen zu helfen. Die Tätigkeit als Botschafterin ist für mich grundsätzlich reizvoll. Ich habe diese Aufgabe beispielsweise im Vorfeld der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 bei uns im Land ausgeübt. In dieser Zeit war ich viel in Deutschland unterwegs, um Werbung für das Turnier zu machen. Die Besuche in Schulen, in sozialen Einrichtungen, die Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen in dieser Zeit, haben mich immer beeindruckt und sind im Rückblick sehr wertvoll für mich. Als jetzt die Anfrage der Sepp-Herberger-Stiftung kam, musste ich nicht lange überlegen. Ich habe mich riesig gefreut und sofort zugesagt. Es ist mir eine Ehre, dabei sein zu dürfen.

Frage: Was reizt Sie so an der Aufgabe?

Lingor: Ich denke, dass die Themen perfekt zu mir passen. Hinzu kommt, dass mit Tina Theune und Nadine Keßler nur zwei weibliche Botschafterinnen derzeit zum Team gehören. Ich möchte gerne die Frauenquote stärken und unsere Sichtweise auf die Themen einbringen. Ich bin sicher, dass das förderlich ist. (lacht)

Frage: Gibt es ein Thema, das Sie besonders interessiert?

Lingor: Das gesamte Spektrum ist sehr faszinierend. Die Hilfe, die die Sepp-Herberger-Stiftung leistet, ist wertvoll. Mit dem Behindertensport und Behindertenfußball hatte ich als Botschafterin der WM schon Erfahrungen. Ob bei Besuchen der Special Olympics-Wettbewerbe, dem Blindenfußball oder auch als Botschafterin des Down-Festivals in Frankfurt. Wenn ich dort vor Ort mit den Teilnehmer*innen gesprochen habe, habe ich so viel Dankbarkeit gespürt und gleichzeitig unheimlich viel Lebensfreude. Dies hat mir eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die eigenen Probleme vielleicht gar nicht so schlimm sind, wie man sie persönlich wahrnimmt und wenn man bedenkt, womit andere Menschen täglich zu kämpfen haben. Dabei denke ich auch an das DFB-Sozialwerk der Sepp-Herberger-Stiftung, das Mitglieder der großen Fußballfamilie unterstützt, die unverschuldet in Not geraten sind. Oder auch an das Thema Resozialisierung.

Frage: Vor 50 Jahren hat Sepp Herberger zum ersten Mal eine Justizvollzugsanstalt besucht. Seither ist die Resozialisierung ein wichtiger Baustein in der Stiftungsarbeit.

Lingor: Auch das ist ein Thema, das ich sehr spannend finde. Ich habe schon mit einigen Personen gesprochen, die im Auftrag der Sepp-Herberger-Stiftung bereits ein Gefängnis besucht und von den Menschen und ihren ganz unterschiedlichen Geschichten erzählt haben. Ich bin sehr gespannt darauf, selbst einmal in eine Strafanstalt zu gehen und den Menschen, die dort gerade leben, vielleicht eine Perspektive aufzeigen zu können. Wir hatten schon im vergangenen Jahr solch einen Besuch in einer JVA geplant, der dann leider wegen Corona nicht stattfinden konnte.

Frage: Die Pandemie bestimmt gerade unser Leben. Welche Rolle nimmt hier die DFB-Stiftung Sepp Herberger ein?

Lingor: Ich finde es beeindruckend, dass innerhalb kürzester Zeit der Corona-Nothilfefonds eingerichtet wurde. Die Verantwortlichen haben nicht darauf gewartet, ob jemand auf die Stiftung zukommt, um Hilfe anzufragen. Nein, sie gehen aktiv auf die Menschen zu und bieten unbürokratisch Unterstützung an, die meines Wissens nach auch gerne angenommen wurde. So muss Stiftungsarbeit in meiner Wahrnehmung funktionieren. Die Aussage muss sein: "Wir machen etwas."

Frage: Wie möchten Sie sich einbringen?

Lingor: Mir ist es ganz wichtig, dass nicht nur mein Name in der Übersicht der Stiftungsbotschafter steht. Wenn ich etwas mache, dann auch richtig. Das bedeutet, dass ich mich aktiv einbringen möchte – natürlich im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten. Ich möchte die verschiedenen Schwerpunkte nicht nur in der Theorie kennenlernen, ich möchte vor Ort dabei sein und die Themen persönlich erleben. Wenn das der Fall ist, kann ich mich besser einbringen und helfen. Wenn ich demnächst beispielsweise erstmals in einem Gefängnis bin, möchte ich mit den Menschen dort gerne sprechen. Und wenn ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass vielleicht nur eine*r, den Weg zurück in die Gesellschaft schafft, bin ich glücklich. Auch dafür engagiere ich mich gerne als Botschafterin für die Sepp-Herberger-Stiftung. 

Frage: Was verbindet Sie mit Sepp Herberger, dem Namensgeber der Stiftung?

Lingor: Seine Ideen und Gedanken. Ich habe ihn natürlich leider nicht persönlich kennenlernen dürfen. Als er verstorben ist, war ich zwei Jahre alt. Aber er hat ein beeindruckendes Lebenswerk hinterlassen. Jeder kennt Sepp Herberger – und das nicht nur, weil er der Weltmeister-Trainer von 1954 ist. Sein soziales Engagement ist einfach beeindruckend. In der Stiftung leben seine Gedanken bis heute weiter. Man muss es erstmal schaffen, so eine Persönlichkeit zu sein, die auch nach vielen Jahren noch so positiv in den Köpfen der Menschen geblieben ist.

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