Fangmann: "Ein Schritt, dann voll Granate"

Archimedes hätte eine Weile rechnen müssen, so klein war die Lücke. Alexander Fangmann jedenfalls beförderte den Rasselball auf diese unwiderstehliche Flugbahn, an deren Ende Stuttgarts sechster Meistertitel im Blindenfußball feststand. Der 31 Jahre alte Kapitän der Nationalmannschaft erzielte auf dem Düsseldorfer Burgplatz beide Tore für den MTV Stuttgart, deshalb schlug der Rekordmeister den Titelverteidiger FC St. Pauli mit 2:1. Im DFB.de-Interview spricht Deutschlands bester Blindenfußballer mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber.

DFB.de: Alex Fangmann, was hat im Finale den Unterschied ausgemacht?

Alexander Fangmann: Ich glaube schon, die Erfahrung. Wir sind ruhig geblieben. Dass wir so früh das Tor machen, war super. Die letzten zwei Minuten vor der Pause haben wir uns gesagt, jetzt müssen wir runterspielen. Wir hatten fünf Teamfouls, und mit dem nächsten hätte St. Pauli einen Penalty bekommen. Wir haben das dann cool gemacht. Für mich war das ein entscheidender Moment.

DFB.de: Nach der Pause schlenzen Sie einen Freistoß ins linke obere Eck. Mit der Mauer war die Lücke sehr klein. Wie haben Sie es erlebt?

Fangmann: Ich habe gehört, dass Rasmus (Narjes; Anm. d. Red.) aus der Mauer rausgehen soll, deshalb dachte ich, ich nehme nicht den langen Weg, sondern versuche, die Lücke zu erwischen. Ich habe den Ball satt getroffen. Wir blinde Fußballer können nur sehr wenig Anlauf nehmen, da ist der Ballkontakt entscheidend. Ein Schritt, dann voll Granate. Passte.

DFB.de: Am Ende bekam St. Pauli noch mal Oberwasser und erzielte zwei Minuten vor Abpfiff den Abschlusstreffer. Haben Sie konditionelle Probleme bekommen?

Fangmann: Oberwasser, das würde ich nicht sagen. Es war klar, dass Pauli noch mal Druck machen würde. Beim Tor hat uns Serdar Celebi schön stehen lassen. Aber eingegangen sind wir definitiv nicht. Wir hatten eine Zwei-Tore-Führung und wollten einfach etwas mehr defensiv kontrollieren.

DFB.de: Sie haben beide Stuttgarter Tore erzielt, hatten darüber hinaus unglaublich viele Torszenen. War dieses Endspiel um die Deutsche Meisterschaft das beste Spiel ihres Lebens?

Fangmann: (lacht) Ich hoffe nicht.

DFB.de: Na ja, und bis heute?

Fangmann: Ich könnte etwas mehr mit nach hinten arbeiten, aber ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Der Boden war diesmal nicht ideal verlegt, der hat schon sehr mitgeschwungen, was einfach kräftezehrend ist. Man muss man dann eigentlich seine Kräfte einteilen, aber ausruhen ist halt schwierig auf dem kleinen Feld. Ich hatte mir im Training vorher eine Kapselverletzung am Finger zugezogen. Man nimmt natürlich immer was mit. Und wir haben nicht so die Mannschaftstiefe, da darf keiner nachgeben. Unter dem Strich glaube ich also, es geht sogar noch besser. (lacht)

DFB.de: Was sagen Sie zur Leistung von Lukas Smirek?

Fangmann: Lukas hat sensationell gegen den Ball gearbeitet, er war dauernd aggressiv im Zweikampf, von der ersten bis zur 40. Minute. Mul (Mulgheta Russom; Anm. d. Red.) war ja auch gerade rechtzeitig wieder fit geworden. Man kann sich vorne mehr austoben, wenn hinten die Sache einfach sicher ist.

DFB.de: Welchen Anteil hat Ihr Trainer Giuseppe Calaciura am Titelgewinn?

Fangmann: Einen riesigen Anteil. Er hat ungeheuer viel investiert. Für ihn ist es ja die zweite Saison gewesen, und nach dem ersten Jahr war er richtig drin. Er stellt uns taktisch immer sehr stark auf den Gegner ein. Wir hatten für das Finale gegen Pauli noch einige taktische Maßnahmen und Spielzüge in petto. Aber der Gegner hat das nicht nötig gemacht. Giuseppe ist ein Fußballer durch und durch. Er hat ein super Verhältnis zu den Spielern, und das zahlt sich am Ende aus. Wir haben auch neue Spieler dazugewonnen und schnell auf Bundesliganiveau gebracht. Doran (Haji; Anm. d. Red.) ist seit eineinhalb Jahren dabei und hat heute seinen Anteil am Titelgewinn. Und wir hatten noch drei Jungs auf der Bank, die hätten das genauso machen können. Das freut mich am meisten, dass Stuttgart als wichtiger Standort des Blindenfußballs weiterlebt. Und das geht nur mit Leuten, die sich so einsetzen wie Giuseppe.

DFB.de: Auch beim Finale auf dem Burgplatz war die Tribüne voll besetzt. viele Zuschauer standen außerdem an den Banden. Wie hat Ihnen die Kulisse in Düsseldorf gefallen?

Fangmann: Wir Spieler wollen den Zuschauern einfach zeigen, wie geil Blindenfußball sein kann.

[th]

Archimedes hätte eine Weile rechnen müssen, so klein war die Lücke. Alexander Fangmann jedenfalls beförderte den Rasselball auf diese unwiderstehliche Flugbahn, an deren Ende Stuttgarts sechster Meistertitel im Blindenfußball feststand. Der 31 Jahre alte Kapitän der Nationalmannschaft erzielte auf dem Düsseldorfer Burgplatz beide Tore für den MTV Stuttgart, deshalb schlug der Rekordmeister den Titelverteidiger FC St. Pauli mit 2:1. Im DFB.de-Interview spricht Deutschlands bester Blindenfußballer mit Redakteur Thomas Hackbarth darüber.

DFB.de: Alex Fangmann, was hat im Finale den Unterschied ausgemacht?

Alexander Fangmann: Ich glaube schon, die Erfahrung. Wir sind ruhig geblieben. Dass wir so früh das Tor machen, war super. Die letzten zwei Minuten vor der Pause haben wir uns gesagt, jetzt müssen wir runterspielen. Wir hatten fünf Teamfouls, und mit dem nächsten hätte St. Pauli einen Penalty bekommen. Wir haben das dann cool gemacht. Für mich war das ein entscheidender Moment.

DFB.de: Nach der Pause schlenzen Sie einen Freistoß ins linke obere Eck. Mit der Mauer war die Lücke sehr klein. Wie haben Sie es erlebt?

Fangmann: Ich habe gehört, dass Rasmus (Narjes; Anm. d. Red.) aus der Mauer rausgehen soll, deshalb dachte ich, ich nehme nicht den langen Weg, sondern versuche, die Lücke zu erwischen. Ich habe den Ball satt getroffen. Wir blinde Fußballer können nur sehr wenig Anlauf nehmen, da ist der Ballkontakt entscheidend. Ein Schritt, dann voll Granate. Passte.

DFB.de: Am Ende bekam St. Pauli noch mal Oberwasser und erzielte zwei Minuten vor Abpfiff den Abschlusstreffer. Haben Sie konditionelle Probleme bekommen?

Fangmann: Oberwasser, das würde ich nicht sagen. Es war klar, dass Pauli noch mal Druck machen würde. Beim Tor hat uns Serdar Celebi schön stehen lassen. Aber eingegangen sind wir definitiv nicht. Wir hatten eine Zwei-Tore-Führung und wollten einfach etwas mehr defensiv kontrollieren.

DFB.de: Sie haben beide Stuttgarter Tore erzielt, hatten darüber hinaus unglaublich viele Torszenen. War dieses Endspiel um die Deutsche Meisterschaft das beste Spiel ihres Lebens?

Fangmann: (lacht) Ich hoffe nicht.

DFB.de: Na ja, und bis heute?

Fangmann: Ich könnte etwas mehr mit nach hinten arbeiten, aber ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Der Boden war diesmal nicht ideal verlegt, der hat schon sehr mitgeschwungen, was einfach kräftezehrend ist. Man muss man dann eigentlich seine Kräfte einteilen, aber ausruhen ist halt schwierig auf dem kleinen Feld. Ich hatte mir im Training vorher eine Kapselverletzung am Finger zugezogen. Man nimmt natürlich immer was mit. Und wir haben nicht so die Mannschaftstiefe, da darf keiner nachgeben. Unter dem Strich glaube ich also, es geht sogar noch besser. (lacht)

DFB.de: Was sagen Sie zur Leistung von Lukas Smirek?

Fangmann: Lukas hat sensationell gegen den Ball gearbeitet, er war dauernd aggressiv im Zweikampf, von der ersten bis zur 40. Minute. Mul (Mulgheta Russom; Anm. d. Red.) war ja auch gerade rechtzeitig wieder fit geworden. Man kann sich vorne mehr austoben, wenn hinten die Sache einfach sicher ist.

DFB.de: Welchen Anteil hat Ihr Trainer Giuseppe Calaciura am Titelgewinn?

Fangmann: Einen riesigen Anteil. Er hat ungeheuer viel investiert. Für ihn ist es ja die zweite Saison gewesen, und nach dem ersten Jahr war er richtig drin. Er stellt uns taktisch immer sehr stark auf den Gegner ein. Wir hatten für das Finale gegen Pauli noch einige taktische Maßnahmen und Spielzüge in petto. Aber der Gegner hat das nicht nötig gemacht. Giuseppe ist ein Fußballer durch und durch. Er hat ein super Verhältnis zu den Spielern, und das zahlt sich am Ende aus. Wir haben auch neue Spieler dazugewonnen und schnell auf Bundesliganiveau gebracht. Doran (Haji; Anm. d. Red.) ist seit eineinhalb Jahren dabei und hat heute seinen Anteil am Titelgewinn. Und wir hatten noch drei Jungs auf der Bank, die hätten das genauso machen können. Das freut mich am meisten, dass Stuttgart als wichtiger Standort des Blindenfußballs weiterlebt. Und das geht nur mit Leuten, die sich so einsetzen wie Giuseppe.

DFB.de: Auch beim Finale auf dem Burgplatz war die Tribüne voll besetzt. viele Zuschauer standen außerdem an den Banden. Wie hat Ihnen die Kulisse in Düsseldorf gefallen?

Fangmann: Wir Spieler wollen den Zuschauern einfach zeigen, wie geil Blindenfußball sein kann.

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