Gehlenborg: "Wir denken immer inklusiv"

Sechs Uhr am Samstagabend, der Neue Markt mitten in Rostock. Der fünfte und letzte Spieltag der Saison, Schlusspfiff in der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga (DBFL). Eugen Gehlenborg überreicht die Meisterschaftsschale an den alten und neuen Titelträger, Blau-Gelb Blista Marburg. Tausende Passanten hatten in der Rostocker City bei hochsommerlichen Temperaturen die Spiele auf dem 20 x 40 Meter großen Kunstrasenplatz verfolgt. Wer stehenblieb, war erst verblüfft und dann begeistert. Was Spieler wie der Stuttgarter Mulgheta Russom oder der Marburger Alican Pektas ohne Augenlicht mit dem Rasselball so anstellen, ist schlichtweg begeisternd.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth spricht der Niedersachse Eugen Gehlenborg, Präsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes und im DFB-Präsidium für Nachhaltigkeit verantwortlich, über die wachsende Bedeutung des Behindertenfußballs.

DFB.de: Herr Gehlenborg, bis nach Rostock ist es ein weiter Weg, trotzdem haben Sie heute hier die Schale an den Blindenfußballmeister überreicht. Hat der Behinderten-Fußball eine zunehmend größere Bedeutung für den DFB?

Eugen Gehlenborg: Ein klares Ja. Wir erleben, dass behinderte Menschen einfach gerne Fußball spielen. Der DFB trägt hier eine Verantwortung, der wir, meine ich, auch gerecht werden. In der DFB-Stiftung Sepp Herberger ist die Förderung des Behindertenfußballs mit jährlich 400.000 Euro budgetiert. Zum Aufgabenkatalog gehört auch die DBFL, Europas einzige nationale Fußball-Wettbewerbsserie für blinde und sehbehinderte Menschen. Seit 2008 schon organisieren und fördern wir über die Herberger-Stiftung diese tolle Liga, die schon vom Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde. Zu Beginn der Woche war ich in Duisburg, wo die Fußballerinnen und Fußballer aus den Werkstätten für behinderte Menschen ihre Deutsche Meisterschaft ausgetragen haben. Auch hier ist der DFB seit Jahren ein starker Partner. Und bei den Paralympics in Rio de Janeiro, die am Donnerstag begonnen haben, sind ebenfalls 18 Athletinnen und Athleten am Start, die im Rahmen der Nachwuchseliteförderung durch die DFB-Stiftung Egidius Braun finanziell unterstützt werden. Auch strukturell haben wir den "Handicap-Fußball" aufgewertet. In den 21 Landesverbänden haben wir vor fünf Jahren Inklusionsbeauftragte verankert, die Fußballbegeisterten mit einer Behinderung als erste Ansprechpartner dienen. Und schließlich haben wir im Frühjahr auf DFB.de ein umfangreiches Dossier zum Behindertenfußball eingerichtet.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung hat der DFB seine Bemühungen für den Fußball behinderter Menschen verstärkt?

Gehlenborg: Der Fußball grenzt nicht aus. Das ist einfach eine Grundlage für unsere gesamte Arbeit. Wir denken immer inklusiv. Ziel ist es, behinderte Menschen in ganz normale Fußballvereine einzugliedern. Gerade der Blindenfußball ist ein Paradebeispiel für die Zukunft der Inklusion in unserer Gesellschaft. Die Torwarte können sehen, die sehenden Guides am Spielfeldrand rufen den Spielern codierte Kommandos zu. Hier spielen also behinderte und nicht-behinderte Menschen gemeinsam Fußball. Das macht ihnen einen riesigen Spaß.



Sechs Uhr am Samstagabend, der Neue Markt mitten in Rostock. Der fünfte und letzte Spieltag der Saison, Schlusspfiff in der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga (DBFL). Eugen Gehlenborg überreicht die Meisterschaftsschale an den alten und neuen Titelträger, Blau-Gelb Blista Marburg. Tausende Passanten hatten in der Rostocker City bei hochsommerlichen Temperaturen die Spiele auf dem 20 x 40 Meter großen Kunstrasenplatz verfolgt. Wer stehenblieb, war erst verblüfft und dann begeistert. Was Spieler wie der Stuttgarter Mulgheta Russom oder der Marburger Alican Pektas ohne Augenlicht mit dem Rasselball so anstellen, ist schlichtweg begeisternd.

Im Interview mit DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth spricht der Niedersachse Eugen Gehlenborg, Präsident des Norddeutschen Fußball-Verbandes und im DFB-Präsidium für Nachhaltigkeit verantwortlich, über die wachsende Bedeutung des Behindertenfußballs.

DFB.de: Herr Gehlenborg, bis nach Rostock ist es ein weiter Weg, trotzdem haben Sie heute hier die Schale an den Blindenfußballmeister überreicht. Hat der Behinderten-Fußball eine zunehmend größere Bedeutung für den DFB?

Eugen Gehlenborg: Ein klares Ja. Wir erleben, dass behinderte Menschen einfach gerne Fußball spielen. Der DFB trägt hier eine Verantwortung, der wir, meine ich, auch gerecht werden. In der DFB-Stiftung Sepp Herberger ist die Förderung des Behindertenfußballs mit jährlich 400.000 Euro budgetiert. Zum Aufgabenkatalog gehört auch die DBFL, Europas einzige nationale Fußball-Wettbewerbsserie für blinde und sehbehinderte Menschen. Seit 2008 schon organisieren und fördern wir über die Herberger-Stiftung diese tolle Liga, die schon vom Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde. Zu Beginn der Woche war ich in Duisburg, wo die Fußballerinnen und Fußballer aus den Werkstätten für behinderte Menschen ihre Deutsche Meisterschaft ausgetragen haben. Auch hier ist der DFB seit Jahren ein starker Partner. Und bei den Paralympics in Rio de Janeiro, die am Donnerstag begonnen haben, sind ebenfalls 18 Athletinnen und Athleten am Start, die im Rahmen der Nachwuchseliteförderung durch die DFB-Stiftung Egidius Braun finanziell unterstützt werden. Auch strukturell haben wir den "Handicap-Fußball" aufgewertet. In den 21 Landesverbänden haben wir vor fünf Jahren Inklusionsbeauftragte verankert, die Fußballbegeisterten mit einer Behinderung als erste Ansprechpartner dienen. Und schließlich haben wir im Frühjahr auf DFB.de ein umfangreiches Dossier zum Behindertenfußball eingerichtet.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung hat der DFB seine Bemühungen für den Fußball behinderter Menschen verstärkt?

Gehlenborg: Der Fußball grenzt nicht aus. Das ist einfach eine Grundlage für unsere gesamte Arbeit. Wir denken immer inklusiv. Ziel ist es, behinderte Menschen in ganz normale Fußballvereine einzugliedern. Gerade der Blindenfußball ist ein Paradebeispiel für die Zukunft der Inklusion in unserer Gesellschaft. Die Torwarte können sehen, die sehenden Guides am Spielfeldrand rufen den Spielern codierte Kommandos zu. Hier spielen also behinderte und nicht-behinderte Menschen gemeinsam Fußball. Das macht ihnen einen riesigen Spaß.

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DFB.de: Wie gefällt Ihnen selbst der Kick der Blinden?

Gehlenborg: Da geht es mir wie den vielen begeisterten Zuschauern heute in Rostock. Ich bin tief beeindruckt, sowohl über die technischen Fähigkeiten als auch die enorme Courage der blinden Fußballer. Die besten Spieler bewegen sich sprintend übers Feld, es kommt schon mal zu krachenden Kollisionen. Die Spieler demonstrieren ein enormes Können und eine riesige Portion Mumm. Mittlerweile gründen immer mehr große Klubs eine Abteilung, wie etwa Schalke 04, 1860 München oder der diesjährige Tabellenzweite, das Team des FC St. Pauli.

DFB.de: Anfang November findet in Erfurt der 42. DFB-Bundestag statt. Gibt es Neues aus der Gesellschaftlichen Verantwortung zu berichten?

Gehlenborg: In Erfurt werden wir den Delegierten den aktuellen DFB-Nachhaltigkeitsbericht in die Hand drücken. Nach 2013 legen wir damit zum zweiten Mal Rechenschaft darüber ab, wie der organisierte Fußball wertvolle Beiträge zum Gesellschaftlichen Miteinander leistet. Dieser Beitrag ist ganz unmittelbar, wenn man etwa daran denkt, dass Fußball Gesundheit stärkt, Gemeinschaft schafft, Werte wie Fairplay und Leistungswillen vermittelt. Dieser Beitrag des Fußballs ist hochaktuell, wie etwa bei unserer Kampagne "1:0 für ein Willkommen", die wir gemeinsam mit der Bundesbeauftragten für Migration, Integration und Flüchtlinge auf den Weg gebracht haben. Schon jetzt laden weit mehr als 2500 Vereine Flüchtlinge zum Fußballspielen ein und erhalten dafür eine kleine finanzielle Unterstützung durch unsere Egidius-Braun-Stiftung. Fußball hat selbstverständlich eine große gesellschaftliche Bedeutung. Man denke nur an die unsägliche "Guter-Nachbar-Diskussion" kurz vor der Europameisterschaft und die starke Reaktion der Mannschaft durch ein Video, das die Vielfalt der Nationalmannschaft feierte. Auch beim Bundestag in Erfurt wird die Gesellschaftliche Verantwortung also ein wichtiges Thema sein.

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