Walddörfer SV vor Bayern-Spiel: "Das ist komplett surreal"

Sie haben sich ihren Traum verwirklicht: Heute (ab 15.30 Uhr, live auf Magentasport.de und fcbayern.tv) fordern die Drittliga-Fußballerinnen des Walddörfer SV Hamburg im DFB-Pokalachtelfinale den FC Bayern München heraus. Amateure treffen dann auf Profis. Im DFB.de-Interview ordnet Walddorfs Mittelfeldspielerin Katharina Autenrieth das Duell mit dem verlustpunktfreien Spitzenreiter der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ein. Aber die 21-Jährige schaut auch auf ein sehr herausforderndes Jahr für den Amateurfußball zurück.

DFB.de: Frau Autenrieth, heute steht für Sie und den Walddörfer SV das Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München auf dem Programm. Wie hört sich das für Sie an?

Katharina Autenrieth: Fast zu schön, um wahr zu sein. Es ist komplett surreal. Ich kann es immer noch gar nicht richtig glauben, aber es ist die Realität. Wir freuen uns alle riesig darauf. Für jede von uns wird es wohl das größte Spiel der Karriere werden. Mehr geht einfach nicht. Das ist etwas sehr Besonderes. Bayern führt gerade souverän die Tabelle der Frauen-Bundesliga an. Bei denen stehen Spielerinnen auf dem Platz, die ich nur aus dem Fernsehen kenne. Ich freue mich darauf, dass wir mal die Möglichkeit bekommen, uns mit den Besten der Besten messen zu können.

DFB.de: Lohnt es sich, über die Möglichkeit einer Sensation zu sprechen?

Autenrieth: Sagen wir es mal so: Unsere Chancen sind sehr, sehr gering. Aber wir wollen auch in diesem Spiel unser Bestes geben. Dass das wahrscheinlich nicht reichen wird, um Bayern zu besiegen, ist uns sehr klar. Wahrscheinlich haben die Münchnerinnen noch nie etwas von uns gehört. Zumindest das wollen wir ändern. Mal sehen, was für uns geht. Wir werden auf jeden Fall alles versuchen, um sie zu ärgern.

DFB.de: Wie war es möglich, so weit zu kommen?

Autenrieth: Wir hatten eine gute Auslosung und haben es in den Begegnungen geschafft, unsere Leistungen auf den Platz zu bringen. In der ersten Runde haben wir beim Rostocker FC gewonnen, danach bei Jahn Delmenhorst. Und jetzt geht es gegen Bayern München. Es hätte nicht besser laufen können.

DFB.de: Wie haben Sie den Sieg gegen Delmenhorst wahrgenommen? Beide Klubs hatten ja schon die Perspektive Bayern München. War das eine Belastung?

Autenrieth: Klar hat man im Kopf, dass man eine riesige Chance auf das Spiel des Lebens hat. Anfangs sind wir damit gut klargekommen, haben gegen Delmenhorst eine super erste Halbzeit gespielt und 2:0 geführt. Spätestens nach deren Anschlusstreffer ging das Kopfkino los und wir sind mächtig ins Schwimmen geraten. Zum Glück konnten wir unsere Führung über die Zeit retten. Und jetzt freuen wir uns auf die Bayern.

DFB.de: Wird dies ein Duell zwischen echten Amateuren und einer Profimannschaft? Oder wie würden Sie Ihren Status als Drittligist einordnen?

Autenrieth: Ja, so würde ich es einschätzen. Wir sind Amateurfußballerinnen. Wir haben alle einen Job, studieren oder gehen zur Schule. Bei uns kann logischerweise niemand mit dem Fußball viel Geld verdienen. Für uns ist das ein reines Hobby - aber auf gehobenem Niveau. Wir investieren schon viel Zeit, drei- bis viermal Training in der Woche, dazu die Spiele am Wochenende. Das ist anspruchsvoll, aber wir machen es sehr gerne.

DFB.de: Was bedeutet für Sie Amateurfußball?

Autenrieth: Die Gemeinschaft und der Spaß am Spiel sind für uns entscheidend. Es war schwierig, das in diesem Jahr aufrecht zu erhalten. Wir haben es versucht, zum Beispiel mit Zoom-Meetings oder auf anderen digitalen Kanälen. Aber das alles kann den persönlichen Austausch nicht ersetzen. Davon lebt der Amateurfußball. Wir sind nicht nur für 90 Minuten eine Mannschaft, sondern auch darüber hinaus. Natürlich sind wir auch sportlich ambitioniert, wollen unsere Spiele gewinnen und möglichst erfolgreich sein. Aber letztlich sind die erstgenannten Faktoren für mich persönlich mindestens genauso wichtig.

DFB.de: Ist es für Sie und den Verein möglich, einen Schritt weiter nach oben in die 2. Bundesliga zu gehen?

Autenrieth: Ich glaube nicht, dass das unser Ziel sein sollte. Dafür sind die Voraussetzungen bei uns nicht gegeben. Dabei spielen ja nicht nur sportliche Faktoren eine Rolle, sondern auch finanzielle und infrastrukturelle. Ich denke, dass wir in der Regionalliga Nord sehr gut aufgehoben sind. Unser Ziel sollte es sein, dass wir dort den Klassenverbleib schaffen.

DFB.de: Sind Sie seit dem DFB-Pokalspiel wieder im Lockdown?

Autenrieth: Ja, so ist es. Wir hatten eine Ausnahmegenehmigung im Vorfeld des DFB-Pokalspiels und konnten etwa vier Wochen trainieren. Jetzt ist wieder alles auf Eis gelegt. Wir werden sehen, wann wir den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können. Darüber wird aber auf anderer Ebene entschieden. Im Moment muss sich jede Spielerin individuell fit halten.

DFB.de: Ein sehr herausforderndes Jahr ging zu Ende. Wie haben Sie es in Ihrer Rolle als Amateurfußballerin erlebt?

Autenrieth: Es war sehr wechselhaft. Erst kam der Lockdown im Frühjahr. Danach ging es langsam wieder aufwärts, und wir konnten trainieren und spielen. Seit November ist das wieder vorbei. Nichts geht mehr.

DFB.de: Wie stehen Sie zum zweiten Lockdown?

Autenrieth: Es ist natürlich bitter, dass wir unseren geliebten Sport im Moment nicht ausüben können. Aber derzeit gibt es wirklich wichtigere Dinge. Wir haben am eigenen Leib mitbekommen, dass das Virus nicht zu unterschätzen ist. Zwei meiner Mitspielerinnen waren an Corona erkrankt, und die Verläufe waren nicht besonders milde. Beim ersten Lockdown im März war das Thema gefühlt sehr weit weg. Aber jetzt war das Virus auf einmal ganz nah und zwischen uns. Das war unschön und lässt einen die Situation noch mal anders einschätzen. Es kann jede und jeden ganz schnell erwischen. Die Sicherheit und Gesundheit sollten vorgehen. Es ist schwierig für uns als Mannschaft, alle Hygieneregeln einzuhalten.

[sw]

Sie haben sich ihren Traum verwirklicht: Heute (ab 15.30 Uhr, live auf Magentasport.de und fcbayern.tv) fordern die Drittliga-Fußballerinnen des Walddörfer SV Hamburg im DFB-Pokalachtelfinale den FC Bayern München heraus. Amateure treffen dann auf Profis. Im DFB.de-Interview ordnet Walddorfs Mittelfeldspielerin Katharina Autenrieth das Duell mit dem verlustpunktfreien Spitzenreiter der FLYERALARM Frauen-Bundesliga ein. Aber die 21-Jährige schaut auch auf ein sehr herausforderndes Jahr für den Amateurfußball zurück.

DFB.de: Frau Autenrieth, heute steht für Sie und den Walddörfer SV das Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München auf dem Programm. Wie hört sich das für Sie an?

Katharina Autenrieth: Fast zu schön, um wahr zu sein. Es ist komplett surreal. Ich kann es immer noch gar nicht richtig glauben, aber es ist die Realität. Wir freuen uns alle riesig darauf. Für jede von uns wird es wohl das größte Spiel der Karriere werden. Mehr geht einfach nicht. Das ist etwas sehr Besonderes. Bayern führt gerade souverän die Tabelle der Frauen-Bundesliga an. Bei denen stehen Spielerinnen auf dem Platz, die ich nur aus dem Fernsehen kenne. Ich freue mich darauf, dass wir mal die Möglichkeit bekommen, uns mit den Besten der Besten messen zu können.

DFB.de: Lohnt es sich, über die Möglichkeit einer Sensation zu sprechen?

Autenrieth: Sagen wir es mal so: Unsere Chancen sind sehr, sehr gering. Aber wir wollen auch in diesem Spiel unser Bestes geben. Dass das wahrscheinlich nicht reichen wird, um Bayern zu besiegen, ist uns sehr klar. Wahrscheinlich haben die Münchnerinnen noch nie etwas von uns gehört. Zumindest das wollen wir ändern. Mal sehen, was für uns geht. Wir werden auf jeden Fall alles versuchen, um sie zu ärgern.

DFB.de: Wie war es möglich, so weit zu kommen?

Autenrieth: Wir hatten eine gute Auslosung und haben es in den Begegnungen geschafft, unsere Leistungen auf den Platz zu bringen. In der ersten Runde haben wir beim Rostocker FC gewonnen, danach bei Jahn Delmenhorst. Und jetzt geht es gegen Bayern München. Es hätte nicht besser laufen können.

DFB.de: Wie haben Sie den Sieg gegen Delmenhorst wahrgenommen? Beide Klubs hatten ja schon die Perspektive Bayern München. War das eine Belastung?

Autenrieth: Klar hat man im Kopf, dass man eine riesige Chance auf das Spiel des Lebens hat. Anfangs sind wir damit gut klargekommen, haben gegen Delmenhorst eine super erste Halbzeit gespielt und 2:0 geführt. Spätestens nach deren Anschlusstreffer ging das Kopfkino los und wir sind mächtig ins Schwimmen geraten. Zum Glück konnten wir unsere Führung über die Zeit retten. Und jetzt freuen wir uns auf die Bayern.

DFB.de: Wird dies ein Duell zwischen echten Amateuren und einer Profimannschaft? Oder wie würden Sie Ihren Status als Drittligist einordnen?

Autenrieth: Ja, so würde ich es einschätzen. Wir sind Amateurfußballerinnen. Wir haben alle einen Job, studieren oder gehen zur Schule. Bei uns kann logischerweise niemand mit dem Fußball viel Geld verdienen. Für uns ist das ein reines Hobby - aber auf gehobenem Niveau. Wir investieren schon viel Zeit, drei- bis viermal Training in der Woche, dazu die Spiele am Wochenende. Das ist anspruchsvoll, aber wir machen es sehr gerne.

DFB.de: Was bedeutet für Sie Amateurfußball?

Autenrieth: Die Gemeinschaft und der Spaß am Spiel sind für uns entscheidend. Es war schwierig, das in diesem Jahr aufrecht zu erhalten. Wir haben es versucht, zum Beispiel mit Zoom-Meetings oder auf anderen digitalen Kanälen. Aber das alles kann den persönlichen Austausch nicht ersetzen. Davon lebt der Amateurfußball. Wir sind nicht nur für 90 Minuten eine Mannschaft, sondern auch darüber hinaus. Natürlich sind wir auch sportlich ambitioniert, wollen unsere Spiele gewinnen und möglichst erfolgreich sein. Aber letztlich sind die erstgenannten Faktoren für mich persönlich mindestens genauso wichtig.

DFB.de: Ist es für Sie und den Verein möglich, einen Schritt weiter nach oben in die 2. Bundesliga zu gehen?

Autenrieth: Ich glaube nicht, dass das unser Ziel sein sollte. Dafür sind die Voraussetzungen bei uns nicht gegeben. Dabei spielen ja nicht nur sportliche Faktoren eine Rolle, sondern auch finanzielle und infrastrukturelle. Ich denke, dass wir in der Regionalliga Nord sehr gut aufgehoben sind. Unser Ziel sollte es sein, dass wir dort den Klassenverbleib schaffen.

DFB.de: Sind Sie seit dem DFB-Pokalspiel wieder im Lockdown?

Autenrieth: Ja, so ist es. Wir hatten eine Ausnahmegenehmigung im Vorfeld des DFB-Pokalspiels und konnten etwa vier Wochen trainieren. Jetzt ist wieder alles auf Eis gelegt. Wir werden sehen, wann wir den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können. Darüber wird aber auf anderer Ebene entschieden. Im Moment muss sich jede Spielerin individuell fit halten.

DFB.de: Ein sehr herausforderndes Jahr ging zu Ende. Wie haben Sie es in Ihrer Rolle als Amateurfußballerin erlebt?

Autenrieth: Es war sehr wechselhaft. Erst kam der Lockdown im Frühjahr. Danach ging es langsam wieder aufwärts, und wir konnten trainieren und spielen. Seit November ist das wieder vorbei. Nichts geht mehr.

DFB.de: Wie stehen Sie zum zweiten Lockdown?

Autenrieth: Es ist natürlich bitter, dass wir unseren geliebten Sport im Moment nicht ausüben können. Aber derzeit gibt es wirklich wichtigere Dinge. Wir haben am eigenen Leib mitbekommen, dass das Virus nicht zu unterschätzen ist. Zwei meiner Mitspielerinnen waren an Corona erkrankt, und die Verläufe waren nicht besonders milde. Beim ersten Lockdown im März war das Thema gefühlt sehr weit weg. Aber jetzt war das Virus auf einmal ganz nah und zwischen uns. Das war unschön und lässt einen die Situation noch mal anders einschätzen. Es kann jede und jeden ganz schnell erwischen. Die Sicherheit und Gesundheit sollten vorgehen. Es ist schwierig für uns als Mannschaft, alle Hygieneregeln einzuhalten.

###more###