FC 08 Homburg: Bayerns Pokalschreck

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des damals so genannten Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der FC 08 Homburg.

Auf die Besonderheit bei der Premiere im DFB-Pokal werden sie beim FC 08 Homburg, damals noch als FV Homburg-Saar firmierend, nicht besonders stolz gewesen sein. In keinem Spiel in der 1. Hauptrunde, die zwischen dem 18. August und dem 1. September 1935 stattfand, fielen mehr Tore. Da die Saarländer freilich beim VfR Mannheim weit mehr Treffer kassierten als sie erzielten und 3:7 unterlagen, war es zumindest aus ihrer Sicht kein Ruhmesblatt. Auch nicht, dass sie beim ersten Hattrick der Pokal-Historie Pate standen, der dem Mannheimer Kurt Langenbein zwischen der 73. Und 85. Minute gelang, womit die bis dahin 4:3 stehende Partie vor 2200 Zuschauern entschieden wurde.

Doch der Pokal bietet Jahr für Jahr aufs Neue Chancen, Scharten auszuwetzen, Wunden zu heilen und sich mit ihm auszusöhnen. Der FC Homburg hat davon einige genutzt und sich in den Siebzigern den Ruf einer Pokalmannschaft erworben, die fünfmal in Folge als Zweitligist zumindest die dritte Runde erreichte, 1976 und 1980 reichte es für das Viertelfinale. In diese Phase fällt auch der Beginn der Ära, auf die sie in Homburg bis heute stolz sind: Sie wurden zum Bayern-Schreck. Von drei Pokalspielen gegen den Rekordmeister gewannen sie immerhin zwei, dazwischen lag noch ein Heimsieg in ihrem zweiten Bundesligajahr 1987/88 (3:2). Und im Juni 1987 (2:2) verschoben sie Bayerns Meister-Feier um eine Woche.

Homburgs erster Streich gegen Bayern: Sieg im Pokal 77/78

Schlimmer wogen für die Bayern natürlich die Pokalschlappen, raubten sie ihnen doch eine Titelchance, nur Spott ernteten sie reichlich. Das erste Treffen fand in ihrer Krisen-Saison 1977/78, der ersten nach Franz Beckenbauer, statt. Zum dritten Mal bereits hatte das Los die Bayern in jenem Wettbewerb gegen einen Zweitligisten aus dem Südwesten geführt. Die Hürden 1. FC Saarbrücken und Eintracht Trier nahmen sie noch, wenn auch mühsam. Am 15. Oktober 1977 aber strauchelten sie im Homburger Waldstadion, das mit 20.000 Zuschauern restlos gefüllt war. Zwar hatte Bayern-Trainer Dettmar Cramer, als Perfektionist bekannt, noch Filmmaterial der Homburger gesichtet, und doch wurden sie von der Aggressivität der Mannschaft von Trainer Uwe Klimaschefski überrascht. Bis zur Pause verhinderte nur ein großartiger Sepp Maier Gegentore, die sich dann doch ergaben. Ernst Hodel legte das 1:0 vor (47.), auf das Gerd Müller (55.) noch eine Antwort hatte. Aber als Gerd Schwickert Maier erneut überwand (63.), brachen die hochrangigen Gäste, in deren Sturm zwei Weltmeister (Müller und Uli Hoeneß) und ein Jung-Nationalspieler (Karl-Heinz Rummenigge) stürmten, ein. Manfred Lenz sorgte nach 80 Minuten für die Entscheidung und den Endstand.

"Bayern München ging im Homburger Wald-Stadion sang- und klanglos unter, war mit dem 1:3 noch gut bedient", richtete der kicker. Dettmar Cramer sprach von einem "bösartigen Bazillus", den sein Team erfasst hatte und meinte damit den Hochmut, der bekanntlich vor dem Fall kommt. Klimaschefski dagegen war stolz auf seine Sieger, zumal fünf Stammkräfte fehlten, und erhoffte sich eine "stimulierende Wirkung" für die Saison in der 2. Liga Süd.

Im Pokal trafen sie anschließend auf Hertha BSC, der sie zu Hause ein 1:1 abtrotzten und sich erst in der Wiederholung in Berlin 1:4 geschlagen geben mussten. Egal, der FCH war schon 25 Jahre vor St. Pauli ein Weltpokalsieger-Besieger, auch wenn damals niemand auf die Idee kam, entsprechende T-Shirts zu drucken. Es waren andere Zeiten.



Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des damals so genannten Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der FC 08 Homburg.

Auf die Besonderheit bei der Premiere im DFB-Pokal werden sie beim FC 08 Homburg, damals noch als FV Homburg-Saar firmierend, nicht besonders stolz gewesen sein. In keinem Spiel in der 1. Hauptrunde, die zwischen dem 18. August und dem 1. September 1935 stattfand, fielen mehr Tore. Da die Saarländer freilich beim VfR Mannheim weit mehr Treffer kassierten als sie erzielten und 3:7 unterlagen, war es zumindest aus ihrer Sicht kein Ruhmesblatt. Auch nicht, dass sie beim ersten Hattrick der Pokal-Historie Pate standen, der dem Mannheimer Kurt Langenbein zwischen der 73. Und 85. Minute gelang, womit die bis dahin 4:3 stehende Partie vor 2200 Zuschauern entschieden wurde.

Doch der Pokal bietet Jahr für Jahr aufs Neue Chancen, Scharten auszuwetzen, Wunden zu heilen und sich mit ihm auszusöhnen. Der FC Homburg hat davon einige genutzt und sich in den Siebzigern den Ruf einer Pokalmannschaft erworben, die fünfmal in Folge als Zweitligist zumindest die dritte Runde erreichte, 1976 und 1980 reichte es für das Viertelfinale. In diese Phase fällt auch der Beginn der Ära, auf die sie in Homburg bis heute stolz sind: Sie wurden zum Bayern-Schreck. Von drei Pokalspielen gegen den Rekordmeister gewannen sie immerhin zwei, dazwischen lag noch ein Heimsieg in ihrem zweiten Bundesligajahr 1987/88 (3:2). Und im Juni 1987 (2:2) verschoben sie Bayerns Meister-Feier um eine Woche.

Homburgs erster Streich gegen Bayern: Sieg im Pokal 77/78

Schlimmer wogen für die Bayern natürlich die Pokalschlappen, raubten sie ihnen doch eine Titelchance, nur Spott ernteten sie reichlich. Das erste Treffen fand in ihrer Krisen-Saison 1977/78, der ersten nach Franz Beckenbauer, statt. Zum dritten Mal bereits hatte das Los die Bayern in jenem Wettbewerb gegen einen Zweitligisten aus dem Südwesten geführt. Die Hürden 1. FC Saarbrücken und Eintracht Trier nahmen sie noch, wenn auch mühsam. Am 15. Oktober 1977 aber strauchelten sie im Homburger Waldstadion, das mit 20.000 Zuschauern restlos gefüllt war. Zwar hatte Bayern-Trainer Dettmar Cramer, als Perfektionist bekannt, noch Filmmaterial der Homburger gesichtet, und doch wurden sie von der Aggressivität der Mannschaft von Trainer Uwe Klimaschefski überrascht. Bis zur Pause verhinderte nur ein großartiger Sepp Maier Gegentore, die sich dann doch ergaben. Ernst Hodel legte das 1:0 vor (47.), auf das Gerd Müller (55.) noch eine Antwort hatte. Aber als Gerd Schwickert Maier erneut überwand (63.), brachen die hochrangigen Gäste, in deren Sturm zwei Weltmeister (Müller und Uli Hoeneß) und ein Jung-Nationalspieler (Karl-Heinz Rummenigge) stürmten, ein. Manfred Lenz sorgte nach 80 Minuten für die Entscheidung und den Endstand.

"Bayern München ging im Homburger Wald-Stadion sang- und klanglos unter, war mit dem 1:3 noch gut bedient", richtete der kicker. Dettmar Cramer sprach von einem "bösartigen Bazillus", den sein Team erfasst hatte und meinte damit den Hochmut, der bekanntlich vor dem Fall kommt. Klimaschefski dagegen war stolz auf seine Sieger, zumal fünf Stammkräfte fehlten, und erhoffte sich eine "stimulierende Wirkung" für die Saison in der 2. Liga Süd.

Im Pokal trafen sie anschließend auf Hertha BSC, der sie zu Hause ein 1:1 abtrotzten und sich erst in der Wiederholung in Berlin 1:4 geschlagen geben mussten. Egal, der FCH war schon 25 Jahre vor St. Pauli ein Weltpokalsieger-Besieger, auch wenn damals niemand auf die Idee kam, entsprechende T-Shirts zu drucken. Es waren andere Zeiten.

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Homburg düpiert die Bayern im eigenen Stadion

Beim Wiedersehen im Pokal, das in München stattfand, hatte Bayern sieben Meister-Titel mehr im Briefkopf. Aber wieder erwischten die Homburger in einer Krisen-Saison. 1991/92 ist bis heute die letzte Spielzeit, in der die Bayern in Abstiegsgefahr gerieten. Davon war am 17. August 1991 natürlich noch nicht die Rede, doch nach der Partie bekamen die ersten im Umfeld der Münchner eine Ahnung davon und Trainer Jupp Heynckes stand schon in der Kritik. Der FCH schaffte es als erster Zweitligist nach dem VfL Osnabrück 1978 (4:5), im Olympia-Stadion zu gewinnen. Trainer Schwickert, 1977 noch Libero und Torschütze, sagte seinen Spielern nach dem Studium der ersten Bayern-Spiele: "Acht Mann von uns sind momentan besser drauf. Ihr müsst frech sein."

Zwar begann es aus Münchner Sicht planmäßig, Mazinho schoss das 1:0 (27.), aber für klare Verhältnisse sorgte das nicht. Nach der Pause belohnten sich die Homburger, der Argentinier Rodolfo Esteban Cardoso glich verdient aus (64.) und nach dem 1:2 von Matthias Baranowski (77.) war die Sensation nahe. Mazinhos zweiter Treffer im Gegenzug (78.) verschob sie noch, es ging in die Verlängerung. Dass dort der Zweitligist mehr zuzusetzen hatte, machte die Blamage der Münchner noch größer.

"Phasenweise sah es nach einem Trainingsspiel der Homburger aus", stellte der kicker fest. Michael Kimmel (95.), der zuvor Weltmeister Hansi Pflügler tunnelte, und Bernd Gries (99.) schossen den FCH in die nächste Runde – 4:2 bei den Bayern! Was für ein großer Tag für die Saarländer, die 1990 ihre dritte und bisher letzte Bundesliga-Saison beendet hatten. In der Liga hatten sie nie in München gewinnen können, nun profitierten sie von den vielzitierten eigenen Pokal-Gesetzen. Präsident Manfred Ommer zahlte die zuvor ausgesetzte Prämie von 100.000 DM gern und hatte Mitleid mit den Bayern, deren Pleite nur 9000 Zuschauer miterlebten: "Es tut weh, den FC Bayern so zu sehen. Schade um diese große Mannschaft." Den Glückstag seiner Mannschaft rundete das Pokal-Los ab: ein Heimspiel gegen Meister 1. FC Kaiserslautern, der das Wald-Stadion noch einmal füllte und es erst nach einem dramatischen Elfmeterschießen als Sieger verließ. Das Gefühl, die Bayern gleich zweimal als Zweitligist aus dem Pokal geworfen zu haben, kann den Homburgern trotzdem keiner nehmen.