Die Stimmen zum Freshfields-Bericht

REINHARD GRINDEL über...

... erste Konsequenzen aus dem Freshfields-Report: Ich spüre die Erwartung innerhalb des Präsidiums und des Vorstands des DFB, nun weiterzudenken und sich um Konsequenzen zu kümmern - auch im Hinblick auf den Außerordentlichen Bundestag am 15. April. Das wird auch die Aufgabe sein, um die ich mich im Falle meiner Wahl (Grindel kandidiert für das vakante Amt des DFB-Präsidenten; Anm. d. Red.) zuvorderst zu kümmern habe. Wichtig ist, dass die Kontrollmechanismen im DFB wieder funktionieren. Dazu brauchen wir Strukturveränderungen. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf der Grundlage dieser Untersuchung und der Konsequenzen, die wir daraus ziehen müssen, für den DFB eine neue Integrität gewinnen können. Das sind wir unseren Mitgliedern und unseren Mitarbeitern schuldig.

... die Einrichtung einer DFB-Ethikkommission: Ich persönlich bin für die Einrichtung einer Ethikkommission mit unabhängigen Experten auf der Grundlage einer Arbeitsordnung, die bei Verstößen gegen unseren Ethikkodex Untersuchungen durchführen kann.

... die Einrichtung einer Compliance-Stabsstelle: Wir brauchen ein funktionierendes Compliance-Management. Ich setze mich dafür ein, dass wir bei unserem Generalsekretär eine Stabsstelle für Compliance und Controlling einrichten. Sie soll sich intensiv mit unserem Vertragswesen beschäftigen, unseren vorhandenen Mitarbeiterkodex weiter verbessern und Anlaufstelle für Mitarbeiter sein - wenn sie beispielsweise bei Einladungen und Geschenken unsicher sind- und sie diesbezüglich auch schulen.

... die Kontrolle eines möglichen OK für die EM 2024: Auch im Hinblick auf die Vorbildfunktion im Zuge der Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 müssen wir deutlich machen, dass ein mögliches Organisationskomitee kontrolliert wird, und zwar vom Präsidium, von unserer Revisionsstelle und auch von der Ethikkommission.

... die wirtschaftliche Transparenz des DFB: Ich glaube, wir brauchen in Zukunft mehr Transparenz auf allen Ebenen. Etwa bei dem jetzt anstehenden Vertrag mit einem Generalausrüster. Es ist wichtig, dass wir einen fairen, offenen und nachvollziehbaren Wettbewerb haben. Ich freue mich deshalb, dass wir am 18. März im Präsidium eine Präsentation von adidas und Nike bekommen werden. Das ist der richtige Weg, auf dem wir in Zukunft zu Entscheidungen kommen wollen. Ich bin auch persönlich dafür, dass wir mehr wirtschaftliche Transparenz zeigen, indem wir etwa jedes Jahr eine Bilanzpressekonferenz veranstalten und einen Finanzbericht veröffentlichen, damit jeder nachvollziehen kann, wie wir mit dem Geld umgehen.

... die steuerliche Bewertung der 6,7 Millionen-Euro-Zahlung: Wir haben den Bericht jetzt erst einige Stunden vorliegen. Wir werden die Erkenntnisse nun mit unseren Steuerrechtsexperten diskutieren und transparent weiter berichten, wie wir die Dinge einschätzen. Zu einer Selbstanzeige bestand kein Anlass, weil die entscheidende Frage, ob es andere abzugsfähige Tatbestände gab, ja erst jetzt zu beantworten ist. Dann würde sich ein solcher Schritt völlig erübrigen, auch die Frage der Gemeinnützigkeit wäre dann positiv zu beantworten. Diese Antworten müssen wir jetzt im Lichte der Freshfields-Untersuchung geben und natürlich auch hören, was die Finanzverwaltung und die Steuerfahndung sagen.

... die Kosten der Freshfields-Untersuchung: Das lässt sich noch nicht beziffern. Wir rechnen mit einem kleineren, siebenstelligen Betrag. Der Auftrag ist aber noch gar nicht erfüllt, insofern haben wir auch noch nicht alle Rechnungen. Uns ist sehr bewusst, dass das viel Geld ist. Aber wie hätte die deutsche Öffentlichkeit reagiert, wenn wir bei einer bestimmten Summe gesagt hätten: "Jetzt ist Schluss." Wenn man die Entscheidung trifft, eine unabhängige Untersuchung zu machen, dann muss man diese auch bis zum Ende durchführen. Sie hat auch deshalb ihren Wert: Es geht nicht nur um das Ansehen des DFB, sondern auch um das Ansehen unserer Mitglieder vor Ort. Wie denen begegnet wird, mit welchem Gefühl sie ihrer täglichen Arbeit nachkommen. Wenn vielleicht ein paar Menschen sagen: Was der DFB da geleistet hat, in dieser Art und Weise und mit dieser Nachhaltigkeit und Tiefe solch eine Affäre aufzuklären - das verdient Respekt. Dann könnten auch die Mitglieder mit einem viel besseren Gefühl ihre Arbeit machen. Und natürlich geht es auch um das Verhältnis zu unseren Sponsoren.

[dfb]


Zur umfassenden Aufklärung aller Vorwürfe im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hatte das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Oktober 2015 die international renommierte Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer mit einer unabhängigen Untersuchung des Sachverhalts beauftragt. Der DFB mit den beiden 1. Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball sowie dem Schatzmeister Reinhard Grindel an der Spitze hatte den Ermittlern den klaren Auftrag erteilt, restlos und ohne Ansehen von Personen aufzuklären. Seitdem hatte die Kanzlei intensiv geprüft, Unterlagen ausgewertet und Befragungen durchgeführt. Heute ist der Freshfields-Bericht veröffentlicht worden, er ist auf der DFB-Website unter diesem Link komplett zum Download verfügbar.

Zunächst berichtete Professor Christian Duve, Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer, in der Frankfurter Verbandszentrale dem 45-köpfigen DFB-Vorstand, bestehend aus den Mitgliedern des Präsidiums, Vertretern der Regional- und Landesverbände sowie den Gremien der Liga. Danach präsentierte Duve bei einer Pressekonferenz im Frankfurter Steigenberger Airport Hotel der Öffentlichkeit Erkenntnisse aus der Untersuchung. In der Folge stand er ebenso wie Koch, Rauball und Grindel zahlreichen Vertretern der Medien Rede und Antwort. DFB.de hat wichtige PK-Aussagen der DFB-Vertreter protokolliert.

DR. RAINER KOCH über...

... Grundsätzliches und "Good Governance": Das Präsidium des DFB hat sich im Oktober 2015 nach Bekanntwerden der Veröffentlichungen des Magazins Spiegel entschlossen, sämtliche im Raum stehenden Vorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-WM 2006 und eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro des WM-Organisationskomitees auf ein Konto der FIFA unabhängig und umfassend aufzuklären. Die heute an der Spitze des DFB verantwortlichen Präsidiumsmitglieder fühlen sich uneingeschränkt den Regeln von "Good Governance" verpflichtet, das heißt einer modernen und transparenten Verbandsführung.
Aus diesem Grund stand es für uns außer Frage, ohne Ansehen von Personen für eine nur an den Sachfragen orientierte und sorgsame Aufklärung aller im Raum stehenden Fragen zu sorgen. Die dafür erforderliche Transparenz gewährleisten wir durch die heutige Pressekonferenz und die nachfolgende - unter Beachtung der Vorschriften des Daten- und Persönlichkeitsschutzes - soweit wie möglich vollständige Veröffentlichung des Untersuchungsberichts im Internet. Ab heute Nachmittag kann sich jeder Fußballfan in Deutschland ein eigenes Bild machen.
Mir ist in der Welt des Sports keine vergleichbar transparent und selbstkritische Aufarbeitung sportpolitischer, die eigene Organisation betreffende Vorwürfe bekannt. Wir sind der festen Überzeugung, dass in Zeiten, in denen große Sportorganisationen viel Kredit und Vertrauen verloren haben, nur so das notwenige Vertrauen in eine korrekte, an den Interessen der Sportler und Fans orientierte Amtsführung zurückgewonnen werden kann. Zugleich setze ich darauf, dass diese Bereitschaft zu umfassender und transparenter Aufarbeitung aller Vorgänge in der Bewertung unseres Tuns anerkannt wird. Wir arbeiten alle an einem glaubwürdigen DFB, den nach der Wahl auf dem DFB-Bundestag Reinhard Grindel als neuer Präsident führen soll.

... die Arbeit der Kanzlei Freshfields: Ich meine, der mit der Beauftragung der Anwaltskanzlei Freshfields verbundene sehr zeitintensive Aufwand hat sich gelohnt. Es ist gelungen, die wichtigsten Fragen des Untersuchungsauftrags sehr umfassend und so weit wie möglich zu beantworten. Damit ist aus meiner Sicht die Voraussetzung geschaffen, um die Glaubwürdigkeit des DFB und seiner Führungsverantwortlichen wiederherstellen zu können.

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DR. RAINER KOCH weiterhin über...

... die wesentliche Erkenntnisse aus der ersten Sichtung des Freshfields-Reports: Im Kern möchte ich folgendes festhalten:

  1. Die Zahlung von 6,7 Millionen Euro erfolgte im August 2002. Das heißt, circa zweieinhalb Jahre nach dem Tag der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und auch erst kurz nach der Wahl Sepp Blatters zum FIFA-Präsidenten im Frühjahr 2002.
  2. Der Bericht hat keinen Anhaltspunkt dafür erbracht, dass durch die Zahlung der 6,7 Millionen Euro oder durch andere Handlungen verantwortlicher Entscheidungsträger des WM-Organiosationskomitees Stimmen für die Vergabeentscheidung gekauft worden sind. Der Bericht macht durch präzise Schilderung und Recherchen deutlich, dass im Vorfeld der Vergabeentscheidung eine Reihe von aus heutiger Sicht diskussionswürdiger Aktivitäten entfaltet worden ist. Die jedoch im Licht des 15 Jahre zurückliegenden Zeitpunktes und der Zielsetzung, die Fußball-WM nach Deutschland holen zu wollen, zu beurteilen sein werden. Der Untersuchungsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen Beweis für einen Stimmenkauf gibt.
  3. Im Zentrum der weiteren Betrachtungen und Bewertungen steht nunmehr, für den DFB aus meiner Sicht vorrangig, die vom damaligen DFB-Generalsekretär Horst Schmidt und von Dr. Theo Zwanziger veranlasste Zahlung von 6,7 Millionen Euro durch das deutsche WM-OK auf ein Konto der FIFA.
    Um es in einem Satz zusammenzufassen: Wir haben es mit einem Zahlungsvorgang zu tun, der zehn Jahre lang verheimlicht, zehn Monate lang beschönigt und mit irreführenden Aussagen verkompliziert und verschleiert worden ist. Einem Vorgang, der dank umfassender und sehr präziser Detailrecherche durch die Kanzlei Freshfields gleichwohl in den letzten zehn Tagen weitgehend ermittelt worden ist und der sich eigentlich in zehn Sekunden erklären lässt. Im Kern geht es um Folgendes: Am 27. April 2005 haben Horst Schmidt und Dr. Theo Zwanziger einen dem Vermögen des DFB zuzurechnenden Geldbetrag von 6,7 Millionen Euro auf ein Konto der FIFA überwiesen und die Weiterleitung dieses Geldes von dort auf ein Konto von Robert-Louis Dreyfus veranlasst, um damit eine von Dreyfus vorgenommene Zahlung in gleicher Höhe auf ein Konto der Anwaltskanzlei Gabriel und Müller in der Schweiz, die an eine wohl im Einflussbereich von Mohamed bin Hammam stehende Firma in Doha/Katar weitergeleitet worden ist, auszugleichen. Oder - noch einfacher - unter Weglassung aller Zwischenschritte: Der DFB hat zehn Millionen Schweizer Franken an eine im Einflussbereich von Mohamad bin Hammam stehende Firma in Doha/Katar gezahlt.
    Es ist festzuhalten, dass für diese Zahlung des WM-Organisationskomitees nach den Feststellungen des Untersuchungsberichts weder im WM-OK noch im DFB eine formal zutreffende Beschlussgrundlage gegeben war. Ebenso wenig erschließt sich mir, warum die Zahlung auf ein Konto der FIFA zwischengeleitet werden musste, und warum die Zahlung mit einer falschen Zweckbestimmung verschleiert werden musste.
  4. Der Untersuchungsbericht macht ferner deutlich, dass dem gesamten derzeitigen Präsidium des DFB über Monate hinweg im Sommer 2015 Informationen über die im Juni 2015 bekanntgewordene Zahlung von 6,7 Millionen Euro auf das Konto der FIFA vorenthalten worden sind. Weder Herr Dr. Rauball noch Herr Grindel noch ich als in der Haftung stehende Organvorstände des DFB e.V. noch alle anderen Mitglieder des Präsidiums hatten bis zum 16. Oktober 2015 irgendwelche Kenntnisse von den intensiven Suchaktionen in den Archiven des DFB. Dies ist ein völlig inakzeptables Vorgehen, für das Wolfgang Niersbach mit seinem Rücktritt vom Amt des DFB-Präsidenten die persönliche Verantwortung übernommen hat. Festzustellen ist nach den Ergebnissen der Untersuchung ein völliges Versagen der verbandsinternen Kontrollmechanismen sowohl beim WM-OK als auch in der Spitze des DFB im Sommer 2015. Das darf sich nicht wiederholen.
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DR. RAINER KOCH abschließend über...

... Einschätzungen zur Frage der Gemeinnützigkeit des DFB: Es gibt noch keine Einschätzung, was die Frage der Gemeinnützigkeit betrifft. Wir müssen den Bericht sehr sorgfältig analysieren. Es fehlt auch noch der nächste Schritt, den wir seinerzeit auch beauftragt hatten. Nämlich seitens der Kanzlei Freshfields die rechtlichen Überlegung, Anspruchsmöglichkeiten und Konsequenzen aufzuzeigen. Diese müssen dann von uns unsererseits bewertet werden. Diese Frage wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Hinzu kommt, dass wir selber abwarten müssen, was die Ermittlungen der Steuerbehörden ergeben werden.

... die weitere Beauftragung von Freshfields: Die Frage stellt sich noch gar nicht, weil der aktuelle Auftrag noch nicht vollständig erledigt ist. Es fehlt noch der Teil der rechtlichen Bewertung. Wie haben heute den Einschnitt. Die Zusammenstellung der Fakten ist - soweit wir das sehen können - vollzogen. Möglicherweise gibt es noch ein, zwei kleine Ergänzungen aufgrund von Informationen, die wir gestern und vorgestern erst erlangt haben. Aber jetzt ist ein ganz wesentlicher, nächster Schritt erforderlich, und der ist auch mit beauftragt: zusammenzustellen, welche Ansprüche jetzt seitens des DFB zu verfolgen sind. Wir müssen daran denken, dass der DFB ein gemeinnütziger, eingetragener Verein ist. Das heißt, dass wir, die in der Organhaftung an der Spitze des DFB stehen, gar kein eigenes Ermessen haben zu entscheiden, ob Ansprüche, wenn sie denn gegeben sind, durchgesetzt werden beziehungsweise ob die Durchsetzung betrieben wird. Wir stehen hier in der Pflicht - wir würden uns strafbar machen, wenn wir das nicht tun.

DR. REINHARD RAUBALL über...

... generelle Konsequenzen aus der Freshfields-Untersuchung: Wir haben heute, durch Herrn Professor Duve vorgetragen, zur Kenntnis genommen, dass es eine außerordentlich detaillierte und umfangreiche Untersuchung gewesen ist, die mit einer Vielzahl an Beweisen und Indizien durchgeführt wurde. Diese Untersuchung gilt es nun, im Nachklang zu analyiseren. Dafür ist es unumgänglich, alle Gremien, den DFB-Vorstand, das DFB-Präsidium und den DFB-Kontrollausschuss mitzunehmen. Für mich ist es unumgänglich, auch die Gremien des Ligaverbandes miteinzubeziehen, den Vorstand, den Aufsichtsrat der DFL und die Mitglieder des Profifußballs. Dies kann nicht von heute auf morgen geschehen, dafür benötigen wir Zeit, zumal auch noch das Ermittlungsverfahren läuft. Auch die FIFA hat den Bericht gestern bereits angefordert.

... den Personenkreis, der außer dem damaligen Präsidenten Wolfgang Niersbach beteiligt war: Im Präsidium selbst war keiner involviert. Wir sind erst durch den Fragenkatalog des Magazins Spiegel darauf aufmerksam gemacht worden. Es ist eine Lehre aus den letzten Monaten, dass wir wieder dazu zurückkehren, die gewählten Gremien mit solchen Entscheidungen zu betrauen.

... mögliche personellen und juristischen Konsequenzen: Der Bericht wird im Zusammenhang mit den Kollegen des Präsidiums diskutiert werden. Es werden alle Aspekte besprochen, ob sie juristischer oder personeller Art sind. Das soll in den Gremien diskutiert werden, die ich eben genannt habe, es werden keine Einzelpersonen entscheiden - und dann werden wir die Ergebnisse bekanntgeben.

... die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs: Ich sehe die Erfüllung des Auftrages nicht ausschließlich aus dem Gesichtspunkt des Rechtes. Ein Verband wie der DFB, einer der größten Sportfachverbäde der Welt, hat es als seine Pflicht anzusehen, für die jungen Leute, für die Jungen und Mädchen, für die Fans und für alle, die den Fußball lieben, diesen Dingen nachzugehen, um das Vertrauen für diese Institution wiederherzustellen. Ich kenne keine Institution in Deutschland, die eine solche Strahlkraft hat wie der deutsche Fußball. Diese Basis wiederherzustellen, ist eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir im Fußball stellen fest, dass es eine immense Steigerung der Mitglieder gibt. Deswegen halte ich es für unglaublich wichtig, gerade gegenüber den jungen Leuten das Vertrauen wiederherzustellen, das leider verlorengegangen ist. Man muss auch in Zukunft die Dinge so organisieren, dass derartige Dinge nicht mehr vorkommen. Das ist mein Wunsch.

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REINHARD GRINDEL über...

... erste Konsequenzen aus dem Freshfields-Report: Ich spüre die Erwartung innerhalb des Präsidiums und des Vorstands des DFB, nun weiterzudenken und sich um Konsequenzen zu kümmern - auch im Hinblick auf den Außerordentlichen Bundestag am 15. April. Das wird auch die Aufgabe sein, um die ich mich im Falle meiner Wahl (Grindel kandidiert für das vakante Amt des DFB-Präsidenten; Anm. d. Red.) zuvorderst zu kümmern habe. Wichtig ist, dass die Kontrollmechanismen im DFB wieder funktionieren. Dazu brauchen wir Strukturveränderungen. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf der Grundlage dieser Untersuchung und der Konsequenzen, die wir daraus ziehen müssen, für den DFB eine neue Integrität gewinnen können. Das sind wir unseren Mitgliedern und unseren Mitarbeitern schuldig.

... die Einrichtung einer DFB-Ethikkommission: Ich persönlich bin für die Einrichtung einer Ethikkommission mit unabhängigen Experten auf der Grundlage einer Arbeitsordnung, die bei Verstößen gegen unseren Ethikkodex Untersuchungen durchführen kann.

... die Einrichtung einer Compliance-Stabsstelle: Wir brauchen ein funktionierendes Compliance-Management. Ich setze mich dafür ein, dass wir bei unserem Generalsekretär eine Stabsstelle für Compliance und Controlling einrichten. Sie soll sich intensiv mit unserem Vertragswesen beschäftigen, unseren vorhandenen Mitarbeiterkodex weiter verbessern und Anlaufstelle für Mitarbeiter sein - wenn sie beispielsweise bei Einladungen und Geschenken unsicher sind- und sie diesbezüglich auch schulen.

... die Kontrolle eines möglichen OK für die EM 2024: Auch im Hinblick auf die Vorbildfunktion im Zuge der Bewerbung um die Europameisterschaft 2024 müssen wir deutlich machen, dass ein mögliches Organisationskomitee kontrolliert wird, und zwar vom Präsidium, von unserer Revisionsstelle und auch von der Ethikkommission.

... die wirtschaftliche Transparenz des DFB: Ich glaube, wir brauchen in Zukunft mehr Transparenz auf allen Ebenen. Etwa bei dem jetzt anstehenden Vertrag mit einem Generalausrüster. Es ist wichtig, dass wir einen fairen, offenen und nachvollziehbaren Wettbewerb haben. Ich freue mich deshalb, dass wir am 18. März im Präsidium eine Präsentation von adidas und Nike bekommen werden. Das ist der richtige Weg, auf dem wir in Zukunft zu Entscheidungen kommen wollen. Ich bin auch persönlich dafür, dass wir mehr wirtschaftliche Transparenz zeigen, indem wir etwa jedes Jahr eine Bilanzpressekonferenz veranstalten und einen Finanzbericht veröffentlichen, damit jeder nachvollziehen kann, wie wir mit dem Geld umgehen.

... die steuerliche Bewertung der 6,7 Millionen-Euro-Zahlung: Wir haben den Bericht jetzt erst einige Stunden vorliegen. Wir werden die Erkenntnisse nun mit unseren Steuerrechtsexperten diskutieren und transparent weiter berichten, wie wir die Dinge einschätzen. Zu einer Selbstanzeige bestand kein Anlass, weil die entscheidende Frage, ob es andere abzugsfähige Tatbestände gab, ja erst jetzt zu beantworten ist. Dann würde sich ein solcher Schritt völlig erübrigen, auch die Frage der Gemeinnützigkeit wäre dann positiv zu beantworten. Diese Antworten müssen wir jetzt im Lichte der Freshfields-Untersuchung geben und natürlich auch hören, was die Finanzverwaltung und die Steuerfahndung sagen.

... die Kosten der Freshfields-Untersuchung: Das lässt sich noch nicht beziffern. Wir rechnen mit einem kleineren, siebenstelligen Betrag. Der Auftrag ist aber noch gar nicht erfüllt, insofern haben wir auch noch nicht alle Rechnungen. Uns ist sehr bewusst, dass das viel Geld ist. Aber wie hätte die deutsche Öffentlichkeit reagiert, wenn wir bei einer bestimmten Summe gesagt hätten: "Jetzt ist Schluss." Wenn man die Entscheidung trifft, eine unabhängige Untersuchung zu machen, dann muss man diese auch bis zum Ende durchführen. Sie hat auch deshalb ihren Wert: Es geht nicht nur um das Ansehen des DFB, sondern auch um das Ansehen unserer Mitglieder vor Ort. Wie denen begegnet wird, mit welchem Gefühl sie ihrer täglichen Arbeit nachkommen. Wenn vielleicht ein paar Menschen sagen: Was der DFB da geleistet hat, in dieser Art und Weise und mit dieser Nachhaltigkeit und Tiefe solch eine Affäre aufzuklären - das verdient Respekt. Dann könnten auch die Mitglieder mit einem viel besseren Gefühl ihre Arbeit machen. Und natürlich geht es auch um das Verhältnis zu unseren Sponsoren.