Nmecha: Es kann so schnell gehen

Im November 2018 traf Lukas Nmecha für Englands U 20 gegen Deutschland. Vier Monate später trug er das Trikot der deutschen U 21. In der Karriere des Angreifers ist in diesem Jahr einiges in Bewegung gekommen. Wie geht's jetzt weiter? DFB.de stellt den 21-Jährigen vor.

Was innerhalb eines Jahres alles passieren kann, mag einem manchmal unwirklich erscheinen. U 21-Nationalspieler Lukas Nmecha hat solch ein ereignisreiches Jahr erlebt. Noch im November 2018 spielte er mit der englischen U 20-Nationalmannschaft gegen die deutsche Auswahl. Beim 2:0-Erfolg der Engländer in Colchester wurde der 21 Jahre alte Stürmer in der 63. Spielminute eingewechselt und traf kurz darauf zum späteren Endstand – gegen einen gewissen Markus Schubert im Tor der deutschen U 20. Ebenfalls auf dem Platz: Dženis Burnic, Niklas Dorsch, Johannes Eggestein, Salih Özcan und Nico Schlotterbeck. Genau ein Jahr später, im November 2019, findet sich Nmecha an der Seite jener Spieler wieder: Im Kader der deutschen U 21-Nationalmannschaft für das EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien. In diesem einen Jahr hat Lukas Nmecha also viel erlebt – und das U 20-Spiel in Colchester war der Anfang dieser besonderen Geschichte.

Als Stefan Kuntz rund vier Monate später, im März 2019, seinen U 21-Kader für die Länderspiele gegen Frankreich und England bekannt gab, überraschte er mit einer Personalie: Lukas Nmecha. "Er hat bei uns sein Interesse bekundet, für den DFB und sein Geburtsland Deutschland zu spielen", sagt Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, damals zur Nominierung des Deutsch-Engländers. "Mittlerweile bin ich sehr glücklich darüber", sagt Nmecha. "Ich bin in Hamburg aufgewachsen und habe dort neun Jahre lang gelebt. Deshalb habe ich mich für Deutschland entschieden."

Debüt gegen England

Bei der U 21 angekommen, wartete der Stürmer, der seinerzeit von Manchester City an den englischen Zweitligisten Preston North End ausgeliehen war, dann jedoch auf seine Spielgenehmigung. So verpasste er das erste Länderspiel gegen Frankreich – und bekam ausgerechnet kurz vor der Partie gegen England grünes Licht. Ab der 59. Spielminute durfte Nmecha gegen seine "alte" Nation ran. "Natürlich war das plötzlich etwas ganz Neues", sagt er über die Begegnung, die das deutsche Team mit 2:1 gewann. Während das Spiel für Stefan Kuntz die wichtige Generalprobe vor der Europameisterschaft war, hatte der U 21-Neuling das Turnier, das im Juni 2019 in Italien und San Marino stattfinden sollte, "noch nicht so wirklich im Kopf." Und doch stand Nmecha wenige Monate später im EM-Aufgebot: "ein supergeiles Gefühl!"

Am Finaleinzug der deutschen U 21 hatte er dann sogar erheblichen Anteil: Beim 4:2-Sieg im Halbfinale gegen Rumänien konnte der Deutsch-Engländer kurz vor Schluss zwei Freistöße an der Strafraumgrenze herausholen, die Luca Waldschmidt und Nadiem Amiri jeweils verwandelten. "Auch wenn es am Ende nicht zum Titel gereicht hat: Wir hatten eine tolle Mannschaft. So viele Spieler mit Bundesliga-Erfahrung", erzählt Nmecha. "In dieser Zeit habe ich wirklich extrem dazugelernt."

Mit Creed in Wolfsburg

Mit Amiri, Waldschmidt, Lukas Klostermann, Robin Koch, Suat Serdar und Jonathan Tah spielten bereits sechs Spieler aus dem U 21-Europameisterschaftskader in der A-Nationalmannschaft auf. Für Nmecha irgendwann auch ein Thema? "Ja, natürlich. Wir sind alle bei der U 21, weil wir den nächsten Schritt machen wollen. Aber erst einmal muss man hier zeigen, was man kann." Von einer festen Karriereplanung hält er ohnehin nicht viel: "Ich mache mir keine großen Gedanken darum, was in der Zukunft passiert. Gott hat für jeden einen Plan. Und das hier ist meiner." Der Plan nach der U 21-Europameisterschaft sah für Lukas Nmecha eine Ausleihe von Manchester nach Wolfsburg vor – im August holte ihn VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke nach Niedersachsen. Erstmals von Beginn an durfte Nmecha unlängst in Dortmund ran, wo er beim Stand von 0:0 die Querlatte traf, die Wölfe am Ende aber mit 0:3 verloren. "Wenn ich den reinmache, dann spiele ich vielleicht das nächste Spiel", sagt er. "Als Stürmer ist das eben extrem: Durch Tore kann sich alles drehen. Darum ist es zwar schwierig, aber umso wichtiger, nicht frustriert zu sein."

Halt gibt ihm deshalb vor allem die Familie. Sein aus Nigeria stammender Vater komme "alle zwei, drei Wochen", berichtet Nmecha. "Er möchte natürlich auch, dass ich spiele und sagt immer: 'Du musst spielen, der Trainer muss dich spielen lassen! Du kannst doch so viel.' Er ist einfach super begeistert von mir und das macht mich stolz." Eine unwahrscheinlich wichtige Unterstützung für Nmecha, der nach seinem Wechsel nach Wolfsburg mit 20 Jahren das erste Mal allein lebt. Zumindest fast: Allein mit seinem Hund "Creed".

Beim EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien, das in Freiburg mit 2:3 verloren geht, spielt Nmecha 90 Minuten durch. An das U 20-Spiel in Colchester aus dem November 2018 erinnert er sich zwar noch, sagt aber etwas ungläubig: "Das kommt mir länger vor als ein Jahr. Im Fußball geht alles so schnell." So schnell, dass der November 2020 quasi bereits vor der Tür steht.

[ke]

Im November 2018 traf Lukas Nmecha für Englands U 20 gegen Deutschland. Vier Monate später trug er das Trikot der deutschen U 21. In der Karriere des Angreifers ist in diesem Jahr einiges in Bewegung gekommen. Wie geht's jetzt weiter? DFB.de stellt den 21-Jährigen vor.

Was innerhalb eines Jahres alles passieren kann, mag einem manchmal unwirklich erscheinen. U 21-Nationalspieler Lukas Nmecha hat solch ein ereignisreiches Jahr erlebt. Noch im November 2018 spielte er mit der englischen U 20-Nationalmannschaft gegen die deutsche Auswahl. Beim 2:0-Erfolg der Engländer in Colchester wurde der 21 Jahre alte Stürmer in der 63. Spielminute eingewechselt und traf kurz darauf zum späteren Endstand – gegen einen gewissen Markus Schubert im Tor der deutschen U 20. Ebenfalls auf dem Platz: Dženis Burnic, Niklas Dorsch, Johannes Eggestein, Salih Özcan und Nico Schlotterbeck. Genau ein Jahr später, im November 2019, findet sich Nmecha an der Seite jener Spieler wieder: Im Kader der deutschen U 21-Nationalmannschaft für das EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien. In diesem einen Jahr hat Lukas Nmecha also viel erlebt – und das U 20-Spiel in Colchester war der Anfang dieser besonderen Geschichte.

Als Stefan Kuntz rund vier Monate später, im März 2019, seinen U 21-Kader für die Länderspiele gegen Frankreich und England bekannt gab, überraschte er mit einer Personalie: Lukas Nmecha. "Er hat bei uns sein Interesse bekundet, für den DFB und sein Geburtsland Deutschland zu spielen", sagt Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, damals zur Nominierung des Deutsch-Engländers. "Mittlerweile bin ich sehr glücklich darüber", sagt Nmecha. "Ich bin in Hamburg aufgewachsen und habe dort neun Jahre lang gelebt. Deshalb habe ich mich für Deutschland entschieden."

Debüt gegen England

Bei der U 21 angekommen, wartete der Stürmer, der seinerzeit von Manchester City an den englischen Zweitligisten Preston North End ausgeliehen war, dann jedoch auf seine Spielgenehmigung. So verpasste er das erste Länderspiel gegen Frankreich – und bekam ausgerechnet kurz vor der Partie gegen England grünes Licht. Ab der 59. Spielminute durfte Nmecha gegen seine "alte" Nation ran. "Natürlich war das plötzlich etwas ganz Neues", sagt er über die Begegnung, die das deutsche Team mit 2:1 gewann. Während das Spiel für Stefan Kuntz die wichtige Generalprobe vor der Europameisterschaft war, hatte der U 21-Neuling das Turnier, das im Juni 2019 in Italien und San Marino stattfinden sollte, "noch nicht so wirklich im Kopf." Und doch stand Nmecha wenige Monate später im EM-Aufgebot: "ein supergeiles Gefühl!"

Am Finaleinzug der deutschen U 21 hatte er dann sogar erheblichen Anteil: Beim 4:2-Sieg im Halbfinale gegen Rumänien konnte der Deutsch-Engländer kurz vor Schluss zwei Freistöße an der Strafraumgrenze herausholen, die Luca Waldschmidt und Nadiem Amiri jeweils verwandelten. "Auch wenn es am Ende nicht zum Titel gereicht hat: Wir hatten eine tolle Mannschaft. So viele Spieler mit Bundesliga-Erfahrung", erzählt Nmecha. "In dieser Zeit habe ich wirklich extrem dazugelernt."

Mit Creed in Wolfsburg

Mit Amiri, Waldschmidt, Lukas Klostermann, Robin Koch, Suat Serdar und Jonathan Tah spielten bereits sechs Spieler aus dem U 21-Europameisterschaftskader in der A-Nationalmannschaft auf. Für Nmecha irgendwann auch ein Thema? "Ja, natürlich. Wir sind alle bei der U 21, weil wir den nächsten Schritt machen wollen. Aber erst einmal muss man hier zeigen, was man kann." Von einer festen Karriereplanung hält er ohnehin nicht viel: "Ich mache mir keine großen Gedanken darum, was in der Zukunft passiert. Gott hat für jeden einen Plan. Und das hier ist meiner." Der Plan nach der U 21-Europameisterschaft sah für Lukas Nmecha eine Ausleihe von Manchester nach Wolfsburg vor – im August holte ihn VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke nach Niedersachsen. Erstmals von Beginn an durfte Nmecha unlängst in Dortmund ran, wo er beim Stand von 0:0 die Querlatte traf, die Wölfe am Ende aber mit 0:3 verloren. "Wenn ich den reinmache, dann spiele ich vielleicht das nächste Spiel", sagt er. "Als Stürmer ist das eben extrem: Durch Tore kann sich alles drehen. Darum ist es zwar schwierig, aber umso wichtiger, nicht frustriert zu sein."

Halt gibt ihm deshalb vor allem die Familie. Sein aus Nigeria stammender Vater komme "alle zwei, drei Wochen", berichtet Nmecha. "Er möchte natürlich auch, dass ich spiele und sagt immer: 'Du musst spielen, der Trainer muss dich spielen lassen! Du kannst doch so viel.' Er ist einfach super begeistert von mir und das macht mich stolz." Eine unwahrscheinlich wichtige Unterstützung für Nmecha, der nach seinem Wechsel nach Wolfsburg mit 20 Jahren das erste Mal allein lebt. Zumindest fast: Allein mit seinem Hund "Creed".

Beim EM-Qualifikationsspiel gegen Belgien, das in Freiburg mit 2:3 verloren geht, spielt Nmecha 90 Minuten durch. An das U 20-Spiel in Colchester aus dem November 2018 erinnert er sich zwar noch, sagt aber etwas ungläubig: "Das kommt mir länger vor als ein Jahr. Im Fußball geht alles so schnell." So schnell, dass der November 2020 quasi bereits vor der Tür steht.

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