Niklas Dorsch: "Diese Spiele gewinnst du nur über Mentalität"

Niklas Dorsch ist seit fast einem Jahr wieder zurück bei der U 21. Mit seinen fünf Einsätzen ist er schon einer der erfahrenen Spieler im Team von Stefan Kuntz. Nach dem 5:0 in Moldau und vor der EM-Qualifikationspartie gegen Bosnien-Herzegowina heute (ab 18.15 Uhr, live bei ProSieben MAXX und ran.de) spricht der 22-Jährige mit DFB.de über seinen Wechsel nach Belgien und die Situation in der U 21.

DFB.de: Herr Dorsch, das letzte U 21-Länderspiel ist bei Ihnen eine Weile her - im November 2019 waren Sie das letzte Mal im Kader, konnten verletzungsbedingt allerdings nicht spielen. Seitdem ist einiges passiert, oder?

Niklas Dorsch: Das stimmt. Bei mir persönlich ist einiges passiert, aber hier in der U 21-Nationalmannschaft auch. Und natürlich im alltäglichen Leben. Das Jahr, das seitdem vergangen ist, war ein sehr spezielles – mit vielen Erlebnissen und Veränderungen.

DFB.de: Sprechen wir über die Veränderungen bei Ihnen persönlich. Im Sommer sind Sie zu KAA Gent nach Belgien gewechselt. In Deutschland hat das einige überrascht.

Dorsch: Zunächst einmal gab es für mich in Deutschland nicht die ganz großen Möglichkeiten. Und auf der anderen Seite steckt hinter dem Wechsel ein ganz klarer Plan: In Gent kann ich auf nationaler Ebene um Titel mitspielen und mich zudem auf internationaler Bühne zeigen. Ich glaube auch, dass wir mit dieser Mannschaft in der Europa League ein Wörtchen mitreden können. Deshalb habe ich für mich die Chance gesehen, dort den nächsten Schritt zu gehen. Auch das "Abenteuer Ausland" kann mich in meinem Alter nur weiterbringen: Neues Land, neue Sprache – das sind Erfahrungen, die mir gut tun werden. Nicht nur auf den Fußball, sondern auch auf das Leben bezogen.

DFB.de: Mit Ihnen, Lukas Nmecha und Eike Bansen spielen nun gleich drei U 21-Spieler in der Jupiler Pro League. Warum ist Belgien vor allem für junge Profis interessant?

Dorsch: Die Liga ist für viele junge Spieler eine gute Plattform, um sich zu zeigen. Auch wenn man einige Mannschaften vielleicht erstmal nicht auf dem Schirm hat: Auf dem Platz sieht man dann, welche Qualität und individuelle Klasse sie haben. Möglicherweise wird die belgische Liga in Deutschland noch nicht so wahrgenommen, aber in anderen Ländern wie Spanien, Frankreich oder England wird sie sehr genau beobachtet. Man darf auch nicht vergessen, dass die belgische Nationalmannschaft nun schon seit einigen Jahren an der Spitze der Weltrangliste steht.

DFB.de: Welcher Fußball wird in der belgischen Liga gespielt?

Dorsch: Grundsätzlich sehr schneller Fußball. In Gent legen wir viel Wert auf Ballbesitz und die Kontrolle des Spiels. Das kommt mir natürlich entgegen, weil ich meine Stärken dort am besten miteinbringen kann. Auf unsere Spielweise stellen sich aber viele Mannschaften ein, stehen relativ tief und versuchen, mit schnellen Spielern umzuschalten. Und das trifft auf den Großteil der Liga zu, denke ich.

DFB.de: Wie sind Sie bisher in Belgien angekommen? Ihre Zahlen können sich jedenfalls sehen lassen: Sie haben immer gespielt und dreimal getroffen.

Dorsch: Die ersten Tage und Wochen waren nicht leicht. Aber ich glaube, das ist normal. Damit ist zu rechnen, viele Abläufe müssen sich einspielen. Meine Mitspieler sind alle top und die Bedingungen super, das macht mir die Eingewöhnung umso leichter. Jetzt bin ich langsam an einem Punkt, an dem vieles gut funktioniert, und ich damit so richtig im Verein angekommen bin.

DFB.de: Sie kommen also mit Rückenwind zur U 21. Was können Sie aktuell in die Mannschaft einbringen?

Dorsch: Dazu muss man auch die Situation bei der U 21 betrachten. Durch die vielen Absagen sind hier sehr viele neue Spieler dabei. Und eher wenige, die schon mehrere Spiele gemacht haben – zu diesen Spielern zähle ich mich. Auch wenn mein letzter U 21-Einsatz etwas länger her ist, glaube ich, dass ich eine gewisse Erfahrung mitbringe. Nicht zuletzt durch die vergangenen Monate im Ausland und die zwei Jahre in Heidenheim mit der Relegation. Genau das hat der Trainer auch von mir verlangt: dass ich Verantwortung übernehme. Sowohl aus meiner Position im Spiel heraus als auch abseits des Platzes. Ich weiß, wie das ist: Wenn du neu dabei bist, bist du froh, wenn du jemanden in der Mannschaft hast, der dir hilft und viel mit dir spricht. Das versuche ich, hier auszustrahlen.

DFB.de: Blicken wir auf das Spiel gegen Moldau zurück: Nach dem positiven Corona-Fall Ihres Mitspielers waren die Voraussetzungen äußerst ungewohnt. Die Mannschaft hat mit dem 5:0-Sieg beeindruckend reagiert. Wie groß war die Erleichterung?

Dorsch: Unter den Umständen, unter denen das Spiel stattgefunden hat, war es mental definitiv nicht einfach. Und dann spielst du noch gegen einen Gegner, der vermeintlich schwächer ist, den du besiegen musst. Auch das ist für den Kopf nicht einfach. Aber wir wurden perfekt auf die Partie eingestellt. Die Jungs, die neu im Team sind, waren heiß und wollten sich zeigen. Und wenn du dann noch einige Spieler dabei hast, die Verantwortung übernehmen und das Ganze ein wenig leiten, funktioniert es eben. Das war die perfekte Mischung. Man hat gemerkt: Egal, unter welchen Voraussetzungen dieses Spiel stattfindet – wir wollten es gewinnen.

DFB.de: Was erwarten Sie von der morgigen Partie?

Dorsch: Wenn du als deutsche Nationalmannschaft antrittst, erwartest du immer, zu gewinnen. Egal, gegen wen es geht. Dazu kommt, dass wir, wenn wir uns qualifizieren wollen, jetzt sowieso jedes Spiel gewinnen müssen. Es wird sicher wieder eine schwierige Partie. Bosnien hat gute Spieler mit individueller Klasse, der eine oder andere hat mal in Deutschland gespielt oder tut es noch. Trotzdem ist klar: Diese Spiele gewinnst du nur über die Mentalität. Und wenn wir die Mentalität, die wir gegen Moldau gezeigt haben, wieder auf den Platz bringen, werden wir erfolgreich sein.

[ke]

Niklas Dorsch ist seit fast einem Jahr wieder zurück bei der U 21. Mit seinen fünf Einsätzen ist er schon einer der erfahrenen Spieler im Team von Stefan Kuntz. Nach dem 5:0 in Moldau und vor der EM-Qualifikationspartie gegen Bosnien-Herzegowina heute (ab 18.15 Uhr, live bei ProSieben MAXX und ran.de) spricht der 22-Jährige mit DFB.de über seinen Wechsel nach Belgien und die Situation in der U 21.

DFB.de: Herr Dorsch, das letzte U 21-Länderspiel ist bei Ihnen eine Weile her - im November 2019 waren Sie das letzte Mal im Kader, konnten verletzungsbedingt allerdings nicht spielen. Seitdem ist einiges passiert, oder?

Niklas Dorsch: Das stimmt. Bei mir persönlich ist einiges passiert, aber hier in der U 21-Nationalmannschaft auch. Und natürlich im alltäglichen Leben. Das Jahr, das seitdem vergangen ist, war ein sehr spezielles – mit vielen Erlebnissen und Veränderungen.

DFB.de: Sprechen wir über die Veränderungen bei Ihnen persönlich. Im Sommer sind Sie zu KAA Gent nach Belgien gewechselt. In Deutschland hat das einige überrascht.

Dorsch: Zunächst einmal gab es für mich in Deutschland nicht die ganz großen Möglichkeiten. Und auf der anderen Seite steckt hinter dem Wechsel ein ganz klarer Plan: In Gent kann ich auf nationaler Ebene um Titel mitspielen und mich zudem auf internationaler Bühne zeigen. Ich glaube auch, dass wir mit dieser Mannschaft in der Europa League ein Wörtchen mitreden können. Deshalb habe ich für mich die Chance gesehen, dort den nächsten Schritt zu gehen. Auch das "Abenteuer Ausland" kann mich in meinem Alter nur weiterbringen: Neues Land, neue Sprache – das sind Erfahrungen, die mir gut tun werden. Nicht nur auf den Fußball, sondern auch auf das Leben bezogen.

DFB.de: Mit Ihnen, Lukas Nmecha und Eike Bansen spielen nun gleich drei U 21-Spieler in der Jupiler Pro League. Warum ist Belgien vor allem für junge Profis interessant?

Dorsch: Die Liga ist für viele junge Spieler eine gute Plattform, um sich zu zeigen. Auch wenn man einige Mannschaften vielleicht erstmal nicht auf dem Schirm hat: Auf dem Platz sieht man dann, welche Qualität und individuelle Klasse sie haben. Möglicherweise wird die belgische Liga in Deutschland noch nicht so wahrgenommen, aber in anderen Ländern wie Spanien, Frankreich oder England wird sie sehr genau beobachtet. Man darf auch nicht vergessen, dass die belgische Nationalmannschaft nun schon seit einigen Jahren an der Spitze der Weltrangliste steht.

DFB.de: Welcher Fußball wird in der belgischen Liga gespielt?

Dorsch: Grundsätzlich sehr schneller Fußball. In Gent legen wir viel Wert auf Ballbesitz und die Kontrolle des Spiels. Das kommt mir natürlich entgegen, weil ich meine Stärken dort am besten miteinbringen kann. Auf unsere Spielweise stellen sich aber viele Mannschaften ein, stehen relativ tief und versuchen, mit schnellen Spielern umzuschalten. Und das trifft auf den Großteil der Liga zu, denke ich.

DFB.de: Wie sind Sie bisher in Belgien angekommen? Ihre Zahlen können sich jedenfalls sehen lassen: Sie haben immer gespielt und dreimal getroffen.

Dorsch: Die ersten Tage und Wochen waren nicht leicht. Aber ich glaube, das ist normal. Damit ist zu rechnen, viele Abläufe müssen sich einspielen. Meine Mitspieler sind alle top und die Bedingungen super, das macht mir die Eingewöhnung umso leichter. Jetzt bin ich langsam an einem Punkt, an dem vieles gut funktioniert, und ich damit so richtig im Verein angekommen bin.

DFB.de: Sie kommen also mit Rückenwind zur U 21. Was können Sie aktuell in die Mannschaft einbringen?

Dorsch: Dazu muss man auch die Situation bei der U 21 betrachten. Durch die vielen Absagen sind hier sehr viele neue Spieler dabei. Und eher wenige, die schon mehrere Spiele gemacht haben – zu diesen Spielern zähle ich mich. Auch wenn mein letzter U 21-Einsatz etwas länger her ist, glaube ich, dass ich eine gewisse Erfahrung mitbringe. Nicht zuletzt durch die vergangenen Monate im Ausland und die zwei Jahre in Heidenheim mit der Relegation. Genau das hat der Trainer auch von mir verlangt: dass ich Verantwortung übernehme. Sowohl aus meiner Position im Spiel heraus als auch abseits des Platzes. Ich weiß, wie das ist: Wenn du neu dabei bist, bist du froh, wenn du jemanden in der Mannschaft hast, der dir hilft und viel mit dir spricht. Das versuche ich, hier auszustrahlen.

DFB.de: Blicken wir auf das Spiel gegen Moldau zurück: Nach dem positiven Corona-Fall Ihres Mitspielers waren die Voraussetzungen äußerst ungewohnt. Die Mannschaft hat mit dem 5:0-Sieg beeindruckend reagiert. Wie groß war die Erleichterung?

Dorsch: Unter den Umständen, unter denen das Spiel stattgefunden hat, war es mental definitiv nicht einfach. Und dann spielst du noch gegen einen Gegner, der vermeintlich schwächer ist, den du besiegen musst. Auch das ist für den Kopf nicht einfach. Aber wir wurden perfekt auf die Partie eingestellt. Die Jungs, die neu im Team sind, waren heiß und wollten sich zeigen. Und wenn du dann noch einige Spieler dabei hast, die Verantwortung übernehmen und das Ganze ein wenig leiten, funktioniert es eben. Das war die perfekte Mischung. Man hat gemerkt: Egal, unter welchen Voraussetzungen dieses Spiel stattfindet – wir wollten es gewinnen.

DFB.de: Was erwarten Sie von der morgigen Partie?

Dorsch: Wenn du als deutsche Nationalmannschaft antrittst, erwartest du immer, zu gewinnen. Egal, gegen wen es geht. Dazu kommt, dass wir, wenn wir uns qualifizieren wollen, jetzt sowieso jedes Spiel gewinnen müssen. Es wird sicher wieder eine schwierige Partie. Bosnien hat gute Spieler mit individueller Klasse, der eine oder andere hat mal in Deutschland gespielt oder tut es noch. Trotzdem ist klar: Diese Spiele gewinnst du nur über die Mentalität. Und wenn wir die Mentalität, die wir gegen Moldau gezeigt haben, wieder auf den Platz bringen, werden wir erfolgreich sein.

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