Neeskens: "Wir sind die Ersatzbank der Nationalmannschaft"

Er war der meistgefürchtete Elfmeterschütze seiner Zeit - heute ist Johan Neeskens der Trainer der niederländischen B-Nationalmannschaft, die am Freitag (ab 20.30 Uhr, live im DSF) im Ahlener Wersestadion die deutsche U 21 fordert.

Neeskens ist den deutschen Fußball-Fans vor allem durch seinen verwandelten Strafstoß im WM-Finale 1974 in München bekannt. In der ersten Minute des Endspiels erzielte er mit einem knallharten Schuss in die Tormitte die Führung für die Niederlande. Am Ende siegte Deutschland allerdings nach Treffern von Paul Breitner und Gerd Müller mit 2:1 und holte nach 1954 den zweiten WM-Titel.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Maximilian Geis spricht der 49-malige Nationalspieler über seine Rückkehr nach Deutschland, den holländischen Fußball und seinen Trainer-Kollegen Horst Hrubesch.

Frage: Johan Neeskens, die Niederlande treten in Deutschland gegen die U 21 an. An welche Vergleiche erinnern Sie sich bei dieser Paarung?

Johan Neeskens: Ich habe zwei sehr schöne Erinnerungen. Zunächst die beiden Duelle im Viertelfinale des Landesmeisterpokals 1973, als wir mit Ajax Amsterdam auf Bayern München getroffen sind. Zuhause konnten wir ein 4:0 feiern, bei dem wir alle vier Treffer in der zweiten Halbzeit erzielten. Zwar verloren wir das Rückspiel 1:2, aber wir standen im Halbfinale. Das war der Grundstein dafür, dass wir den Cup zum dritten Mal in Serie holten. Aber selbstverständlich ist uns allen auch das WM-Finale 1974 in Erinnerung. Leider haben wir den Titel nicht gewonnen. Aber wir haben gegen einen großen Gegner verloren, und für mich als 22-jährigen Jungspund war es eine einzigartige Erfahrung.

Frage: Die Niederlande werden im Fußball oft als vorbildliche Ausbilder genannt. Worauf legen Sie den Schwerpunkt in der Nachwuchsförderung?

Neeskens: Mir ist wichtig, dass die Jungs den mentalen Teil des Sports verstehen. Im Fußball geht’s ums gewinnen und nicht nur um ein ansehnliches Spiel. In Holland haben wir immer mehr auf schönen Fußball als auf das Ergebnis geachtet. Auch wenn wir uns nicht für ein Turnier qualifiziert haben, waren wir zufrieden mit Komplimenten für unsere offensive, attraktive Spielweise. Aber für ein attraktives Spiel braucht man zwei Teams mit gleicher, offensiver Philosophie. Daher müssen unsere Talente die Wichtigkeit des Siegens verstehen. Denn nur so können sie an großen Turnieren teilnehmen und echte Champions werden.

Frage: Was zeichnet Ihr aktuelles Team aus?



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Er war der meistgefürchtete Elfmeterschütze seiner Zeit - heute ist Johan Neeskens der Trainer der niederländischen B-Nationalmannschaft, die am Freitag (ab 20.30 Uhr, live im DSF) im Ahlener Wersestadion die deutsche U 21 fordert.

Neeskens ist den deutschen Fußball-Fans vor allem durch seinen verwandelten Strafstoß im WM-Finale 1974 in München bekannt. In der ersten Minute des Endspiels erzielte er mit einem knallharten Schuss in die Tormitte die Führung für die Niederlande. Am Ende siegte Deutschland allerdings nach Treffern von Paul Breitner und Gerd Müller mit 2:1 und holte nach 1954 den zweiten WM-Titel.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Maximilian Geis spricht der 49-malige Nationalspieler über seine Rückkehr nach Deutschland, den holländischen Fußball und seinen Trainer-Kollegen Horst Hrubesch.

Frage: Johan Neeskens, die Niederlande treten in Deutschland gegen die U 21 an. An welche Vergleiche erinnern Sie sich bei dieser Paarung?

Johan Neeskens: Ich habe zwei sehr schöne Erinnerungen. Zunächst die beiden Duelle im Viertelfinale des Landesmeisterpokals 1973, als wir mit Ajax Amsterdam auf Bayern München getroffen sind. Zuhause konnten wir ein 4:0 feiern, bei dem wir alle vier Treffer in der zweiten Halbzeit erzielten. Zwar verloren wir das Rückspiel 1:2, aber wir standen im Halbfinale. Das war der Grundstein dafür, dass wir den Cup zum dritten Mal in Serie holten. Aber selbstverständlich ist uns allen auch das WM-Finale 1974 in Erinnerung. Leider haben wir den Titel nicht gewonnen. Aber wir haben gegen einen großen Gegner verloren, und für mich als 22-jährigen Jungspund war es eine einzigartige Erfahrung.

Frage: Die Niederlande werden im Fußball oft als vorbildliche Ausbilder genannt. Worauf legen Sie den Schwerpunkt in der Nachwuchsförderung?

Neeskens: Mir ist wichtig, dass die Jungs den mentalen Teil des Sports verstehen. Im Fußball geht’s ums gewinnen und nicht nur um ein ansehnliches Spiel. In Holland haben wir immer mehr auf schönen Fußball als auf das Ergebnis geachtet. Auch wenn wir uns nicht für ein Turnier qualifiziert haben, waren wir zufrieden mit Komplimenten für unsere offensive, attraktive Spielweise. Aber für ein attraktives Spiel braucht man zwei Teams mit gleicher, offensiver Philosophie. Daher müssen unsere Talente die Wichtigkeit des Siegens verstehen. Denn nur so können sie an großen Turnieren teilnehmen und echte Champions werden.

Frage: Was zeichnet Ihr aktuelles Team aus?

Neeskens: Das ist keine einfache Frage, weil wir bisher nur eine Begegnung absolviert haben. Damals haben wir im November gegen die schwedische U 21 zwar gut gespielt, aber unsere Chancen nicht genutzt und verloren. Im September hat unser Team als doppelter U 21-Europameister die Qualifikation für die EM-Endrunde in Schweden verpasst. Also musste sichergestellt werden, dass unsere jungen Spieler internationale Erfahrung sammeln können, um den Anschluss ans Nationalteam zu halten. Wir sind die Ersatzbank der Elftal, der A-Nationalmannschaft. Nach dem bisher letzten Spiel wurden vier Akteure von 'Bondscoach' Bert van Maarwijk berufen: Stijn Schaars und David Mendes da Silva aus Alkmaar, Gregory van der Wiel von Ajax und Edson Braafheid vom FC Twente Enschede.

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Frage: Was ist Ihr Ziel für die Begegnung am Freitag in Ahlen?

Neeskens: Natürlich wollen wir diesen interessanten Vergleich gewinnen und den Zuschauern ein gutes, attraktives Spiel bieten. Das ist alles.

Frage: Haben Sie je gegen Horst Hrubesch gespielt?

Neeskens: Nein, obwohl Horst und ich im gleichen Jahr geboren wurden, haben wir nie im Nationalteam gegeneinander gespielt. Horst war ja ein Spätstarter. Ich bestritt mein letztes Spiel für 'Oranje' im Jahr 1981, und zu dieser Zeit war Horst in der deutschen Nationalmannschaft in den Blickpunkt gerückt. Als Stürmer hatte er viele Qualitäten. Er war robust und enorm kopfballstark. Man darf aber auch nicht unterschätzen, dass er im Angriffszentrum immer anspielbar war. Seine Arbeitermentalität hat ihn zu einem wertvollen Partner für Mitspieler und Trainer gemacht.