Levin Öztunali: Einer geht noch

Seinem berühmten Opa Uwe Seeler ist Levin Öztunali bereits enteilt, zumindest in einer Statistik. Zweimal ist der 23-Jährige in seiner jungen Karriere bereits Europameister gewonnen. Im Sommer in Italien und San Marino möchte er mit der U 21 als erster deutscher Spieler seinen dritten Titel mit einem U-Nationalteam holen.

Das habe er gar nicht gewusst, sagt Öztunali auf die Frage, ob ihm die, nun ja, beinahe historisch zu nennende Chance auf Titel Nummer drei bewusst war. Solche Rekorde spielen für den 23-Jährigen ohnehin nur eine Nebenrolle. Klar, "das wäre sicher eine schöne Statistik", sagt er. Aber bei der U 21-EM in Italien und San Marino gehe es "weniger um mich, als um den Erfolg der Mannschaft." Der Titel sei das Ziel. Nur das zähle. Wie das mit den Titeln geht, weiß Öztunali wie kein Zweiter. 2014 wurde er mit der U 19 in Ungarn Europameister, die UEFA wählte den offensiven Mittelfeldspieler sogar in die "Mannschaft des Turniers". 2017 war er dann Teil jener U 21, die in Polen mit starken Leistungen auf den EM-Thron stürmte. "Das waren tolle Turniere. Die Medaillen habe ich zu Hause in Hamburg gut verwahrt", sagt Öztunali. Auch ein paar Andenken wie Trikots habe er behalten. Aber: "Die schönsten Erinnerungen sind nicht an Dinge gebunden, sondern an Erlebnisse."

Debüt im Alter von 17 Jahren

Wie das Finale von 2014, 1:0 hieß es in Budapest gegen Portugal. "Für uns alle war der Titel ein ganz besonderer Moment. Das Finale war ein sehr, sehr enges Spiel, nach dem Schlusspfiff waren wir unendlich glücklich", sagt Öztunali. Drei Jahre später kam er als einer der Jüngsten im Kader immerhin zu zwei Kurzeinsätzen, so auch im Finale gegen Spanien (1:0), "und darauf bin ich sehr stolz". Im kommenden Juni, bei seiner zweiten U 21-EM, soll die Zahl seiner Einsätze wieder steigen. Inzwischen gehört Öztunali zu den älteren, vor allem aber erfahrenen Spielern des DFB-Teams. "Für mich ist Levin ein enorm wichtiger Spieler, im Umschaltspiel ist er ganz stark. Ich setze auf ihn", sagt DFB-Trainer Stefan Kuntz. Und da ist er nicht der Erste: Seit der U 15 hat Öztunali fast 70 Einsätze für DFB-Mannschaften absolviert. Noch so eine Statistik, die sich sehen lassen kann.

Angefangen hat Öztunali im kleinen Norderstedt, über den Hamburger SV kam er zu Bayer Leverkusen, seiner ersten Profistation. Dort debütierte er im August 2013 mit erst 17 Jahren und vier Monaten, in der Liste der jüngsten Bundesligaspieler steht er noch immer auf Rang 14. "Levins Qualitäten sind außergewöhnlich", sagte Sportchef Rudi Völler damals. Schon mit 21 bestritt Öztunali sein 100. Spiel in der Bundesliga, seit 2016 spielt er für Mainz 05, zuletzt wieder häufiger von Beginn an.

"Grundsätzlich ein Teamplayer"

In der deutschen U 21 ist Öztunali ohnehin unangefochten, schon allein wegen seiner Erfahrung. "Als älterer Spieler geht man sicher voran und steht den jüngeren mit Rat und Tat zur Seite. Aber ich bin grundsätzlich ein Teamplayer", sagt er. Er redet nicht gern über sich selbst. Er allein kann ja eh nichts gewinnen. Also dann: Hat die aktuelle U 21 das Zeug zum erneuten Titel? Wenn es einer weiß, dann er, der zweimalige Europameister. "Auf jeden Fall", sagt Öztunali mit Nachdruck: "Wir sind eine eingespielte Truppe, ein guter Mix aus Spielern mit Turniererfahrung und denen, die die EM nutzen wollen, um sich erstmals auf dieser Bühne zu präsentieren." Klingt optimistisch. Schade nur: Sollte die U 21 das Halbfinale erreichen und so das Olympia-Ticket für 2020 lösen, bliebe Öztunali diese weitere Titelchance womöglich verwehrt. Für das Turnier in Japan wäre er zu alt und könnte maximal hoffen, als einer der drei älteren Spieler dabei zu sein.

Die Karriere im U-Bereich des DFB endet so oder so im Sommer, das steht schon fest. Wehmut werde "vielleicht ein bisschen" dabei sein nach all den Jahren, sagt Öztunali, er habe im Nationaltrikot schließlich viel erlebt. Bis dahin habe aber das große Ziel Priorität, das in Italien wartet: "Mein Thema im Moment ist der dritte Titel – das wäre ein toller Erfolg für unser Team." Und ein seltener dazu: Selbst inklusive des A-Bereichs gibt es bislang bei den Männern nur drei Spieler, die drei Titel mit Deutschland gewonnen haben: Rainer Bonhof (EM 1972 und 1980, WM 1974), Stefan Reuter (U 16-EM 1984, WM 1990, EM 1996) und Shkodran Mustafi (U 17-EM 2009, WM 2014, Confed-Cup 2017). Öztunali wäre also in richtig guter Gesellschaft.

[dfb]

Seinem berühmten Opa Uwe Seeler ist Levin Öztunali bereits enteilt, zumindest in einer Statistik. Zweimal ist der 23-Jährige in seiner jungen Karriere bereits Europameister gewonnen. Im Sommer in Italien und San Marino möchte er mit der U 21 als erster deutscher Spieler seinen dritten Titel mit einem U-Nationalteam holen.

Das habe er gar nicht gewusst, sagt Öztunali auf die Frage, ob ihm die, nun ja, beinahe historisch zu nennende Chance auf Titel Nummer drei bewusst war. Solche Rekorde spielen für den 23-Jährigen ohnehin nur eine Nebenrolle. Klar, "das wäre sicher eine schöne Statistik", sagt er. Aber bei der U 21-EM in Italien und San Marino gehe es "weniger um mich, als um den Erfolg der Mannschaft." Der Titel sei das Ziel. Nur das zähle. Wie das mit den Titeln geht, weiß Öztunali wie kein Zweiter. 2014 wurde er mit der U 19 in Ungarn Europameister, die UEFA wählte den offensiven Mittelfeldspieler sogar in die "Mannschaft des Turniers". 2017 war er dann Teil jener U 21, die in Polen mit starken Leistungen auf den EM-Thron stürmte. "Das waren tolle Turniere. Die Medaillen habe ich zu Hause in Hamburg gut verwahrt", sagt Öztunali. Auch ein paar Andenken wie Trikots habe er behalten. Aber: "Die schönsten Erinnerungen sind nicht an Dinge gebunden, sondern an Erlebnisse."

Debüt im Alter von 17 Jahren

Wie das Finale von 2014, 1:0 hieß es in Budapest gegen Portugal. "Für uns alle war der Titel ein ganz besonderer Moment. Das Finale war ein sehr, sehr enges Spiel, nach dem Schlusspfiff waren wir unendlich glücklich", sagt Öztunali. Drei Jahre später kam er als einer der Jüngsten im Kader immerhin zu zwei Kurzeinsätzen, so auch im Finale gegen Spanien (1:0), "und darauf bin ich sehr stolz". Im kommenden Juni, bei seiner zweiten U 21-EM, soll die Zahl seiner Einsätze wieder steigen. Inzwischen gehört Öztunali zu den älteren, vor allem aber erfahrenen Spielern des DFB-Teams. "Für mich ist Levin ein enorm wichtiger Spieler, im Umschaltspiel ist er ganz stark. Ich setze auf ihn", sagt DFB-Trainer Stefan Kuntz. Und da ist er nicht der Erste: Seit der U 15 hat Öztunali fast 70 Einsätze für DFB-Mannschaften absolviert. Noch so eine Statistik, die sich sehen lassen kann.

Angefangen hat Öztunali im kleinen Norderstedt, über den Hamburger SV kam er zu Bayer Leverkusen, seiner ersten Profistation. Dort debütierte er im August 2013 mit erst 17 Jahren und vier Monaten, in der Liste der jüngsten Bundesligaspieler steht er noch immer auf Rang 14. "Levins Qualitäten sind außergewöhnlich", sagte Sportchef Rudi Völler damals. Schon mit 21 bestritt Öztunali sein 100. Spiel in der Bundesliga, seit 2016 spielt er für Mainz 05, zuletzt wieder häufiger von Beginn an.

"Grundsätzlich ein Teamplayer"

In der deutschen U 21 ist Öztunali ohnehin unangefochten, schon allein wegen seiner Erfahrung. "Als älterer Spieler geht man sicher voran und steht den jüngeren mit Rat und Tat zur Seite. Aber ich bin grundsätzlich ein Teamplayer", sagt er. Er redet nicht gern über sich selbst. Er allein kann ja eh nichts gewinnen. Also dann: Hat die aktuelle U 21 das Zeug zum erneuten Titel? Wenn es einer weiß, dann er, der zweimalige Europameister. "Auf jeden Fall", sagt Öztunali mit Nachdruck: "Wir sind eine eingespielte Truppe, ein guter Mix aus Spielern mit Turniererfahrung und denen, die die EM nutzen wollen, um sich erstmals auf dieser Bühne zu präsentieren." Klingt optimistisch. Schade nur: Sollte die U 21 das Halbfinale erreichen und so das Olympia-Ticket für 2020 lösen, bliebe Öztunali diese weitere Titelchance womöglich verwehrt. Für das Turnier in Japan wäre er zu alt und könnte maximal hoffen, als einer der drei älteren Spieler dabei zu sein.

Die Karriere im U-Bereich des DFB endet so oder so im Sommer, das steht schon fest. Wehmut werde "vielleicht ein bisschen" dabei sein nach all den Jahren, sagt Öztunali, er habe im Nationaltrikot schließlich viel erlebt. Bis dahin habe aber das große Ziel Priorität, das in Italien wartet: "Mein Thema im Moment ist der dritte Titel – das wäre ein toller Erfolg für unser Team." Und ein seltener dazu: Selbst inklusive des A-Bereichs gibt es bislang bei den Männern nur drei Spieler, die drei Titel mit Deutschland gewonnen haben: Rainer Bonhof (EM 1972 und 1980, WM 1974), Stefan Reuter (U 16-EM 1984, WM 1990, EM 1996) und Shkodran Mustafi (U 17-EM 2009, WM 2014, Confed-Cup 2017). Öztunali wäre also in richtig guter Gesellschaft.