Kuntz: "Trainerteam ist keine One-Man-Show"

Die deutschen EM-Helden der U 21 sind nach ihrem Titelgewinn in Ljubljana wieder zuhause - erschöpft, aber glücklich. Auf einer digitalen Pressekonferenz sprachen U 21-Nationaltrainer Stefan Kuntz, Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, und Vitaly Janelt über die aufregenden Stunden zuvor und die kommenden Aufgaben. DFB.de hat mitgeschrieben.

Stefan Kuntz über...

... sein Wohlbefinden nach letzter Nacht: Die ramponierte Stimme kommt noch vom Spiel. Drei Stunden Schlaf reichen für einen älteren Herren eben nicht aus. Heute Abend holen wir dann alles wieder nach. Bei den Spielern hatten wir keine gröberen Ausfälle, sofern ich das überblicken konnte. Vielleicht haben sie aber auch erst gewartet, bis der Trainer im Bett ist. Andererseits gab es auch abstruse Szenen, wo beispielsweise Haare geschnitten wurden, aber eher im Staff.

... den Stellenwert des EM-Titels: Ich würde schon sagen, dass es mein größter Erfolg als Trainer war. Ich finde, man sollte immer versuchen, sich weiterzuentwickeln. Meine U-Trainerkollegen und die Fortbildungen helfen mir immer, mich zu verbessern. Ein Trainerteam ist keine One-Man-Show. Ich habe super Fachleute an meiner Seite. Die Trainerteamleistung war besser, und vielleicht haben wir auch deswegen etwas erreicht. Grundsätzlich geht es darum, den Jungs Vertrauen zu schenken, und sie geben dir so viel zurück. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Aufgabe. Jetzt konzentriere ich mich auf die Olympischen Spiele. Ich hoffe, dass die Vereine uns unterstützen und wir einen tollen Kader zusammenstellen können.

... Gefühle und Abschied von Spielern: Nach dem Schlusspfiff bekam man schon sehr viel zurück von Spielern und Staff. Es war eine andere Form von Freude, eine für die Seele und das Herz. Ich kann mich rausreden, weil wir Olympia vielleicht noch zusammen erleben. Vielleicht bilden die Spieler das Grundgerüst, vielleicht ist es kein endgültiger Abschied. Wir hatten auch fünf oder sechs Spieler dabei, die auch im nächsten Zyklus dabei sein können. Die älteren Spieler haben sie super eingewiesen. Es war ein super Abschluss, aber wir verlieren uns nicht aus den Augen. Der Empfang der DFB-Mitarbeiter in Frankfurt ging uns auch extrem unter die Haut. Als sie uns Spalier gestanden haben, war extreme Tränengefahr (lacht).

... die Wahrnehmung der deutschen Nachwuchsspieler: Unser deutscher Nachwuchs wird nicht immer ganz gerecht bewertet, wenn man die Marktwerte sieht und gegen wen sich unsere Jungs durchgesetzt haben. Die deutschen Talente sind da extrem unterbewertet. Es geht nicht nur um Schnelligkeit oder Dribbelstärke, sondern auch um Softskills wie Führungsqualitäten oder Teamfähigkeit. Wir haben festgestellt, dass wir einen harten Kern besitzen, der schon seit der U 15 zusammengespielt hat. Diesen Zusammenhalt galt es in fußballerische Klasse umzusetzen, und die Kombination hat es so erfolgreich gemacht.

... Pläne rund um Olympia: Wir mussten bis Ende Mai einen 50-er Kader benennen. Über diese Zusammenstellung haben wir auch die Vereine unterrichtet. Wir versuchen transparent und offen damit umzugehen. Ich habe mich mit dem endgültigen Kader aber noch gar nicht befasst. Es spricht dafür, bestimmte Mannschaftsteile zusammenzulassen, weil es bei der EM gut funktioniert hat. Wir dürfen nur 16 Feldspieler und zwei Torhüter mitnehmen, da wäre es schon von Vorteil, wenn sie eingespielt sind. Wir lassen erstmal alles ein bisschen sacken, und dann versuchen wir dem Kader Konturen zu geben.  Es wäre toll, wenn wir mit den Klubs eine einvernehmliche Lösung finden würden, wer mitfahren kann. Die Ärzte der DFB-Akademie empfehlen, möglichst früh nach Japan zu reisen. Das ist auch geplant. Wir wollen uns am 12. Juli treffen und am 13. geht der Flug. Dann würden wir vor Ort noch ein Testspiel machen und in ein Trainingscamp gehen.

... seine Zukunft als Trainer: Nach Olympia werde ich meine Gedanken ordnen, das Ganze mal auf mich wirken lassen und mich fragen, wie neue Ziele oder Herausforderungen aussehen könnten und ob der neue Zyklus bei der U 21 diese Herausforderung ist. Im Turnier ist man ja in einem Tunnel. Ich glaube, dass es normale Gedanken sind.

Joti Chatzialexiou über...

... sein Turnierfazit: Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir wieder Europameister geworden sind. Dieses Turnier war ein ganz besonderes, weil wir keine großen Erwartungen hatten. Viele hätten auf uns keinen Cent gesetzt. Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung und mit welcher Willensstärke wir in das Turnier gegangen sind, dann kann man alles gar nicht hoch genug bewerten. Auch für den DFB ist es ein gutes sportliches Zeichen, wir waren ein hervorragender Botschafter für das Land und den Verband. Unsere Spieler wollten es einfach mehr, und wir haben es als Chance gesehen zu glänzen. Die Jungs haben es richtig krachen lassen, wir hatten sehr viele Mentalitätsmonster, ich bin stolz auf den Trainer und die Mannschaft.

... Trainer Stefan Kuntz: Für uns hat Stefan einen enormen Wert. Er ist ein wundervoller Mensch. Wie er mit den Jungs umgegangen ist, das war brutal gut. Ich weiß, wie sich Dinge entwickeln können und dass viele Vereine jetzt hellhörig geworden sind. Für uns war Stefan ein geeigneter Kandidat auch für die Nationalmannschaft gewesen, wir trauen ihm viel zu. Ich bin froh, dass er bei uns ist und dass wir ein weiteres wichtiges Turnier mit ihm vor der Brust haben. Bei den Olympischen Spielen wollen wir auch angreifen.

 ... einen möglichen Push für die Nationalmannschaft: Ich habe viele Nachrichten bekommen, auch von Jungs von der Nationalmannschaft. Das freut einen sehr. Ich hoffe, dass die Jungs den Teamgeist in die A-Mannschaft übernehmen können und ein tolles Turnier spielen. Da ist viel edler Tropfen im Tank, wir haben eine sensationelle Mannschaft. Ich hoffe, dass wir das Land erneut glücklich machen können.

... die Zukunft der deutschen U-Mannschaften: Es waren bei der EM sehr enge Spiele, die Jungs haben mit mannschaftlicher Geschlossenheit ihr letztes Hemd für den Turniersieg gegeben. Das ist eine deutsche Tugend, die wir weiter leben wollen. Deutschland ist eine Turniernation, andere Mannschaften werden weiter Angst vor uns haben. Wir wollen in der Spitze eine größere Breite an Talenten haben. Doch wenn wir das beibehalten, was uns bei diesem Turnier stark gemacht hat, werden auch in den nächsten Jahren wettbewerbsfähig sein und um den Titel spielen. 

Vitaly Janelt über...

... den Sommer seines Lebens: Ich werde den Sommer definitiv nicht vergessen. Binnen zwei Wochen bin nun ich mit dem FC Brentford in die Premier League aufgestiegen und Europameister geworden. Nicht der schlechteste Sommer also - trotz Pandemie. Jeder hat gesehen, was in uns steckt.  

... Wehmut nach der EM: Es war ein krönender Abschluss für uns. Es wurden seit Beginn des Zyklus insgesamt 45 Spieler getestet, jeder hat seine Chance bekommen. Es hat sich ausgezahlt, dass wir so hart gearbeitet haben. Wir sprechen immer von "Familie", wenn wir über die U 21 reden. Insgesamt sind wir eine starke Mannschaft, die zusammenhält. Am Ende zählt auch das Team hinterm Team, das fängt beim Busfahrer an. Wir haben gezeigt, dass wir ein geiles Team sind. Es tut weh, dieses nun zu verlassen, aber mit dem Erfolg fällt es etwas leichter.

[dfb]

Die deutschen EM-Helden der U 21 sind nach ihrem Titelgewinn in Ljubljana wieder zuhause - erschöpft, aber glücklich. Auf einer digitalen Pressekonferenz sprachen U 21-Nationaltrainer Stefan Kuntz, Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, und Vitaly Janelt über die aufregenden Stunden zuvor und die kommenden Aufgaben. DFB.de hat mitgeschrieben.

Stefan Kuntz über...

... sein Wohlbefinden nach letzter Nacht: Die ramponierte Stimme kommt noch vom Spiel. Drei Stunden Schlaf reichen für einen älteren Herren eben nicht aus. Heute Abend holen wir dann alles wieder nach. Bei den Spielern hatten wir keine gröberen Ausfälle, sofern ich das überblicken konnte. Vielleicht haben sie aber auch erst gewartet, bis der Trainer im Bett ist. Andererseits gab es auch abstruse Szenen, wo beispielsweise Haare geschnitten wurden, aber eher im Staff.

... den Stellenwert des EM-Titels: Ich würde schon sagen, dass es mein größter Erfolg als Trainer war. Ich finde, man sollte immer versuchen, sich weiterzuentwickeln. Meine U-Trainerkollegen und die Fortbildungen helfen mir immer, mich zu verbessern. Ein Trainerteam ist keine One-Man-Show. Ich habe super Fachleute an meiner Seite. Die Trainerteamleistung war besser, und vielleicht haben wir auch deswegen etwas erreicht. Grundsätzlich geht es darum, den Jungs Vertrauen zu schenken, und sie geben dir so viel zurück. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Aufgabe. Jetzt konzentriere ich mich auf die Olympischen Spiele. Ich hoffe, dass die Vereine uns unterstützen und wir einen tollen Kader zusammenstellen können.

... Gefühle und Abschied von Spielern: Nach dem Schlusspfiff bekam man schon sehr viel zurück von Spielern und Staff. Es war eine andere Form von Freude, eine für die Seele und das Herz. Ich kann mich rausreden, weil wir Olympia vielleicht noch zusammen erleben. Vielleicht bilden die Spieler das Grundgerüst, vielleicht ist es kein endgültiger Abschied. Wir hatten auch fünf oder sechs Spieler dabei, die auch im nächsten Zyklus dabei sein können. Die älteren Spieler haben sie super eingewiesen. Es war ein super Abschluss, aber wir verlieren uns nicht aus den Augen. Der Empfang der DFB-Mitarbeiter in Frankfurt ging uns auch extrem unter die Haut. Als sie uns Spalier gestanden haben, war extreme Tränengefahr (lacht).

... die Wahrnehmung der deutschen Nachwuchsspieler: Unser deutscher Nachwuchs wird nicht immer ganz gerecht bewertet, wenn man die Marktwerte sieht und gegen wen sich unsere Jungs durchgesetzt haben. Die deutschen Talente sind da extrem unterbewertet. Es geht nicht nur um Schnelligkeit oder Dribbelstärke, sondern auch um Softskills wie Führungsqualitäten oder Teamfähigkeit. Wir haben festgestellt, dass wir einen harten Kern besitzen, der schon seit der U 15 zusammengespielt hat. Diesen Zusammenhalt galt es in fußballerische Klasse umzusetzen, und die Kombination hat es so erfolgreich gemacht.

... Pläne rund um Olympia: Wir mussten bis Ende Mai einen 50-er Kader benennen. Über diese Zusammenstellung haben wir auch die Vereine unterrichtet. Wir versuchen transparent und offen damit umzugehen. Ich habe mich mit dem endgültigen Kader aber noch gar nicht befasst. Es spricht dafür, bestimmte Mannschaftsteile zusammenzulassen, weil es bei der EM gut funktioniert hat. Wir dürfen nur 16 Feldspieler und zwei Torhüter mitnehmen, da wäre es schon von Vorteil, wenn sie eingespielt sind. Wir lassen erstmal alles ein bisschen sacken, und dann versuchen wir dem Kader Konturen zu geben.  Es wäre toll, wenn wir mit den Klubs eine einvernehmliche Lösung finden würden, wer mitfahren kann. Die Ärzte der DFB-Akademie empfehlen, möglichst früh nach Japan zu reisen. Das ist auch geplant. Wir wollen uns am 12. Juli treffen und am 13. geht der Flug. Dann würden wir vor Ort noch ein Testspiel machen und in ein Trainingscamp gehen.

... seine Zukunft als Trainer: Nach Olympia werde ich meine Gedanken ordnen, das Ganze mal auf mich wirken lassen und mich fragen, wie neue Ziele oder Herausforderungen aussehen könnten und ob der neue Zyklus bei der U 21 diese Herausforderung ist. Im Turnier ist man ja in einem Tunnel. Ich glaube, dass es normale Gedanken sind.

Joti Chatzialexiou über...

... sein Turnierfazit: Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir wieder Europameister geworden sind. Dieses Turnier war ein ganz besonderes, weil wir keine großen Erwartungen hatten. Viele hätten auf uns keinen Cent gesetzt. Wenn man sieht, mit welcher Begeisterung und mit welcher Willensstärke wir in das Turnier gegangen sind, dann kann man alles gar nicht hoch genug bewerten. Auch für den DFB ist es ein gutes sportliches Zeichen, wir waren ein hervorragender Botschafter für das Land und den Verband. Unsere Spieler wollten es einfach mehr, und wir haben es als Chance gesehen zu glänzen. Die Jungs haben es richtig krachen lassen, wir hatten sehr viele Mentalitätsmonster, ich bin stolz auf den Trainer und die Mannschaft.

... Trainer Stefan Kuntz: Für uns hat Stefan einen enormen Wert. Er ist ein wundervoller Mensch. Wie er mit den Jungs umgegangen ist, das war brutal gut. Ich weiß, wie sich Dinge entwickeln können und dass viele Vereine jetzt hellhörig geworden sind. Für uns war Stefan ein geeigneter Kandidat auch für die Nationalmannschaft gewesen, wir trauen ihm viel zu. Ich bin froh, dass er bei uns ist und dass wir ein weiteres wichtiges Turnier mit ihm vor der Brust haben. Bei den Olympischen Spielen wollen wir auch angreifen.

 ... einen möglichen Push für die Nationalmannschaft: Ich habe viele Nachrichten bekommen, auch von Jungs von der Nationalmannschaft. Das freut einen sehr. Ich hoffe, dass die Jungs den Teamgeist in die A-Mannschaft übernehmen können und ein tolles Turnier spielen. Da ist viel edler Tropfen im Tank, wir haben eine sensationelle Mannschaft. Ich hoffe, dass wir das Land erneut glücklich machen können.

... die Zukunft der deutschen U-Mannschaften: Es waren bei der EM sehr enge Spiele, die Jungs haben mit mannschaftlicher Geschlossenheit ihr letztes Hemd für den Turniersieg gegeben. Das ist eine deutsche Tugend, die wir weiter leben wollen. Deutschland ist eine Turniernation, andere Mannschaften werden weiter Angst vor uns haben. Wir wollen in der Spitze eine größere Breite an Talenten haben. Doch wenn wir das beibehalten, was uns bei diesem Turnier stark gemacht hat, werden auch in den nächsten Jahren wettbewerbsfähig sein und um den Titel spielen. 

Vitaly Janelt über...

... den Sommer seines Lebens: Ich werde den Sommer definitiv nicht vergessen. Binnen zwei Wochen bin nun ich mit dem FC Brentford in die Premier League aufgestiegen und Europameister geworden. Nicht der schlechteste Sommer also - trotz Pandemie. Jeder hat gesehen, was in uns steckt.  

... Wehmut nach der EM: Es war ein krönender Abschluss für uns. Es wurden seit Beginn des Zyklus insgesamt 45 Spieler getestet, jeder hat seine Chance bekommen. Es hat sich ausgezahlt, dass wir so hart gearbeitet haben. Wir sprechen immer von "Familie", wenn wir über die U 21 reden. Insgesamt sind wir eine starke Mannschaft, die zusammenhält. Am Ende zählt auch das Team hinterm Team, das fängt beim Busfahrer an. Wir haben gezeigt, dass wir ein geiles Team sind. Es tut weh, dieses nun zu verlassen, aber mit dem Erfolg fällt es etwas leichter.

###more###