Kuntz: "Nicht auf dem Erreichten ausruhen"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft kann beim abschließenden EM-Qualifikationsspiel des Jahres in Heidenheim gegen Irland heute (ab 18.15 Uhr, live auf Eurosport) befreit aufspielen. Durch den Sieg am vergangenen Freitag gegen Norwegen (2:1) hat das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz als Tabellenerster der Qualifikationsgruppe 5 das Ticket für die Europameisterschaft 2019 in Italien und San Marino bereits gelöst.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Schwartz spricht Trainer Stefan Kuntz über das finale EM-Qualifikationsspiel in Heidenheim und gibt Einblicke in die Personalplanungen. Außerdem stellt der 55-Jährige die Bedeutung des Teamgeists in der U 21 heraus.

DFB.de: Nach dem Schlusspfiff bei der Partie gegen Norwegen hatte man den Eindruck, dass Ihnen ein großer Stein vom Herzen gefallen ist.

Stefan Kuntz: Klar, da ist schon ein gewisser Druck abgefallen. Das merkt man vor allem, wenn man abends mit einem ganz friedlichen Lächeln im Gesicht einschläft (lacht). Es ist doch ganz logisch, dass von der deutschen U 21 erwartet wird, dass sie sich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Gerade als Titelverteidiger. Daher sind wir nun unglaublich froh, und zwar aus drei Gründen: Erstens haben wir unser Ziel erreicht. Zweitens hatte das schwierige Spiel gegen Norwegen einen hohen Erfahrungswert für die Spieler. Und drittens können wir im letzten Spiel gegen Irland einigen Spielern, die noch nicht so häufig oder noch gar nicht für uns zum Einsatz kamen, ihre Chance geben.

DFB.de: Welche Erfahrungswerte hatte die Partie gegen Norwegen für Ihre Spieler?

Kuntz: Zunächst einmal glaube ich, dass Norwegen in zwei bis drei Jahren eine unglaubliche Qualität in der A-Nationalmannschaft haben wird. Oft nimmt man hierzulande gar nicht wahr, wie sich andere Nationen entwickeln. Daher möchte ich herausstellen, wie gut diese norwegische Mannschaft in beiden Spielen gegen uns war, sowohl taktisch als auch technisch. Mit der ersten Halbzeit am Freitag waren wir sehr zufrieden. Die Spieler wissen aber auch, dass wir noch einige weitere hochkarätige Chancen hätten nutzen können, damit wir mit einer höheren Führung in die Halbzeit gehen. Durch einen abgefälschten Schuss der Norweger verlieren wir nach der Pause plötzlich unsere Sicherheit. Das haben wir mit den Spielern zusammen bereits analysiert: In so einer Phase hätte es uns gutgetan, wenn wir mehr auf Ballbesitz gespielt hätten, um wieder Ruhe reinzubekommen. Die Mannschaft wollte aber trotzdem weiter nach vorne spielen. So haben sich viele Ballverluste eingeschlichen, die den Gegner stärker gemacht haben. Gegen Ende des Spiels wurde es wieder besser, da konnten wir mehr durchpusten und hätten die Partie früher entscheiden können. Dass die Spieler solche Spiele und Situationen durchlaufen, ist unglaublich wichtig für ihre Entwicklung.

DFB.de: Wie gehen Sie nun die Vorbereitung auf das finale EM-Qualifikationsspiel gegen Irland an?

Kuntz: Der Kader für das zweite Spiel ist natürlich deutlich schlanker geworden. Die angeschlagenen Cedric Teuchert und Eduard Löwen haben wir zur weiteren Behandlung an die Vereine übergeben. Bei Benjamin Henrichs erachten wir die frühere Rückkehr nach Monaco als wichtig für seine individuelle Entwicklung. Jonathan Tah haben wir gerne zur A-Mannschaft ziehen lassen. Die Spieler, die bislang noch nicht so häufig zum Zug kamen, sollen jetzt ihre Zeit bekommen. Wir werden nach wie vor eine hohe personelle Qualität auf dem Platz haben und wollen auch das letzte Qualifikationsspiel gewinnen. Gerade für die Zuschauer in Heidenheim möchten wir ein gutes Spiel zeigen und signalisieren, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen.

DFB.de: Können Sie schon ein paar personelle Einblicke für die Partie geben?

Kuntz: Im Tor wird Moritz Nicolas sein Debüt feiern. Er hat im Training sehr gute Leistungen gezeigt und hat sich diesen Einsatz redlich verdient. Ansonsten haben wir mit Abdelhamid Sabiri und Maximilian Mittelstädt zwei Jungs zum ersten Mal dabei, denen wir Einsatzzeiten geben wollen. Robin Koch kam schon gegen Norwegen zu seinem ersten Spiel für die U 21 und hat sich für weitere Aufgaben empfohlen. Levin Öztunali kommt gerade aus einer Verletzung und soll langsam wieder Spielpraxis bekommen. Felix Udokhai kommt im Verein aktuell wenig zum Zug und soll bei uns die Chance bekommen. Auch Marcel Hartel, Philipp Ochs und Johannes Eggestein sind bereit für ihre Einsätze. Soweit ein kleiner Überblick.

DFB.de: Seit den Länderspielen im September haben Sie immer wieder ausdrücklich den Teamgeist in der Mannschaft gelobt. Ist das Team durch die erfolgreiche EM-Qualifikation noch mehr zusammengewachsen?

Kuntz: Natürlich helfen Erfolgserlebnisse dabei, den Teamgeist zu stärken. Es wird aber auch immer wieder Situationen geben, in denen der Teamgeist auf die Probe gestellt wird. In bestimmten Spielphasen, wenn es mal nicht so läuft. Wie zum Beispiel in der zweiten Hälfte gegen Norwegen. Die Einstellung der Spieler, das eigene Tor mit absolutem Willen zu verteidigen, war hier schon aller Ehren wert. Es wird auch in Zukunft darum gehen, für seine Teamkollegen da zu sein und Fehler auszumerzen. Auf und abseits des Feldes müssen immer wieder neue Spieler integriert werden. Wenn diese Kriterien weiterhin so gut von der Mannschaft erfüllt werden, sind wir auf einem sehr guten Weg bis zur EM im nächsten Jahr.

[ms]

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft kann beim abschließenden EM-Qualifikationsspiel des Jahres in Heidenheim gegen Irland heute (ab 18.15 Uhr, live auf Eurosport) befreit aufspielen. Durch den Sieg am vergangenen Freitag gegen Norwegen (2:1) hat das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz als Tabellenerster der Qualifikationsgruppe 5 das Ticket für die Europameisterschaft 2019 in Italien und San Marino bereits gelöst.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Schwartz spricht Trainer Stefan Kuntz über das finale EM-Qualifikationsspiel in Heidenheim und gibt Einblicke in die Personalplanungen. Außerdem stellt der 55-Jährige die Bedeutung des Teamgeists in der U 21 heraus.

DFB.de: Nach dem Schlusspfiff bei der Partie gegen Norwegen hatte man den Eindruck, dass Ihnen ein großer Stein vom Herzen gefallen ist.

Stefan Kuntz: Klar, da ist schon ein gewisser Druck abgefallen. Das merkt man vor allem, wenn man abends mit einem ganz friedlichen Lächeln im Gesicht einschläft (lacht). Es ist doch ganz logisch, dass von der deutschen U 21 erwartet wird, dass sie sich für eine Europameisterschaft qualifiziert. Gerade als Titelverteidiger. Daher sind wir nun unglaublich froh, und zwar aus drei Gründen: Erstens haben wir unser Ziel erreicht. Zweitens hatte das schwierige Spiel gegen Norwegen einen hohen Erfahrungswert für die Spieler. Und drittens können wir im letzten Spiel gegen Irland einigen Spielern, die noch nicht so häufig oder noch gar nicht für uns zum Einsatz kamen, ihre Chance geben.

DFB.de: Welche Erfahrungswerte hatte die Partie gegen Norwegen für Ihre Spieler?

Kuntz: Zunächst einmal glaube ich, dass Norwegen in zwei bis drei Jahren eine unglaubliche Qualität in der A-Nationalmannschaft haben wird. Oft nimmt man hierzulande gar nicht wahr, wie sich andere Nationen entwickeln. Daher möchte ich herausstellen, wie gut diese norwegische Mannschaft in beiden Spielen gegen uns war, sowohl taktisch als auch technisch. Mit der ersten Halbzeit am Freitag waren wir sehr zufrieden. Die Spieler wissen aber auch, dass wir noch einige weitere hochkarätige Chancen hätten nutzen können, damit wir mit einer höheren Führung in die Halbzeit gehen. Durch einen abgefälschten Schuss der Norweger verlieren wir nach der Pause plötzlich unsere Sicherheit. Das haben wir mit den Spielern zusammen bereits analysiert: In so einer Phase hätte es uns gutgetan, wenn wir mehr auf Ballbesitz gespielt hätten, um wieder Ruhe reinzubekommen. Die Mannschaft wollte aber trotzdem weiter nach vorne spielen. So haben sich viele Ballverluste eingeschlichen, die den Gegner stärker gemacht haben. Gegen Ende des Spiels wurde es wieder besser, da konnten wir mehr durchpusten und hätten die Partie früher entscheiden können. Dass die Spieler solche Spiele und Situationen durchlaufen, ist unglaublich wichtig für ihre Entwicklung.

DFB.de: Wie gehen Sie nun die Vorbereitung auf das finale EM-Qualifikationsspiel gegen Irland an?

Kuntz: Der Kader für das zweite Spiel ist natürlich deutlich schlanker geworden. Die angeschlagenen Cedric Teuchert und Eduard Löwen haben wir zur weiteren Behandlung an die Vereine übergeben. Bei Benjamin Henrichs erachten wir die frühere Rückkehr nach Monaco als wichtig für seine individuelle Entwicklung. Jonathan Tah haben wir gerne zur A-Mannschaft ziehen lassen. Die Spieler, die bislang noch nicht so häufig zum Zug kamen, sollen jetzt ihre Zeit bekommen. Wir werden nach wie vor eine hohe personelle Qualität auf dem Platz haben und wollen auch das letzte Qualifikationsspiel gewinnen. Gerade für die Zuschauer in Heidenheim möchten wir ein gutes Spiel zeigen und signalisieren, dass wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen.

DFB.de: Können Sie schon ein paar personelle Einblicke für die Partie geben?

Kuntz: Im Tor wird Moritz Nicolas sein Debüt feiern. Er hat im Training sehr gute Leistungen gezeigt und hat sich diesen Einsatz redlich verdient. Ansonsten haben wir mit Abdelhamid Sabiri und Maximilian Mittelstädt zwei Jungs zum ersten Mal dabei, denen wir Einsatzzeiten geben wollen. Robin Koch kam schon gegen Norwegen zu seinem ersten Spiel für die U 21 und hat sich für weitere Aufgaben empfohlen. Levin Öztunali kommt gerade aus einer Verletzung und soll langsam wieder Spielpraxis bekommen. Felix Udokhai kommt im Verein aktuell wenig zum Zug und soll bei uns die Chance bekommen. Auch Marcel Hartel, Philipp Ochs und Johannes Eggestein sind bereit für ihre Einsätze. Soweit ein kleiner Überblick.

DFB.de: Seit den Länderspielen im September haben Sie immer wieder ausdrücklich den Teamgeist in der Mannschaft gelobt. Ist das Team durch die erfolgreiche EM-Qualifikation noch mehr zusammengewachsen?

Kuntz: Natürlich helfen Erfolgserlebnisse dabei, den Teamgeist zu stärken. Es wird aber auch immer wieder Situationen geben, in denen der Teamgeist auf die Probe gestellt wird. In bestimmten Spielphasen, wenn es mal nicht so läuft. Wie zum Beispiel in der zweiten Hälfte gegen Norwegen. Die Einstellung der Spieler, das eigene Tor mit absolutem Willen zu verteidigen, war hier schon aller Ehren wert. Es wird auch in Zukunft darum gehen, für seine Teamkollegen da zu sein und Fehler auszumerzen. Auf und abseits des Feldes müssen immer wieder neue Spieler integriert werden. Wenn diese Kriterien weiterhin so gut von der Mannschaft erfüllt werden, sind wir auf einem sehr guten Weg bis zur EM im nächsten Jahr.

###more###