Hrubesch: "Es ist der richtige Zeitpunkt"

Ab dem 1. Januar 2019 ist er offiziell im wohlverdienten Ruhestand: Horst Hrubesch, DFB-Sportdirektor und von April bis November Interimstrainer der Frauen-Nationalmannschaft, hinterlässt tiefe Fußspuren beim DFB. Angefangen bei der U 16, übernahm Hrubesch als Trainer zahlreiche U-Nationalteams und führte die U 21 2009 zum Europameistertitel. Mit der Olympia-Auswahl gewann er 2016 die Silbermedaille in Rio de Janeiro. Im DFB.de-Interview spricht der 67-Jährige über Reisepläne, die Olympischen Spiele, die Frauen-Nationalmannschaft und seine Arbeit mit jungen Spielern.

DFB.de: Herr Hrubesch, schon im Reisefieber?

Horst Hrubesch: Ja, im Februar ist es endlich soweit.

DFB.de: Es bleibt also beim Plan, kein Anruf kann Sie mehr stoppen?

Hrubesch: Nö, auf keinen Fall. Meine Frau und ich haben das so lange geplant, jetzt ziehen wir es auch endlich durch. Nun habe ich nämlich endlich Zeit dazu: sechs Wochen Neuseeland, danach Malaysia, Singapur, Hawaii und zum Abschluss Las Vegas.

DFB.de: Keine Wehmut, nirgendwo?

Hrubesch: Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich möchte auch noch Zeit mit meiner Frau, meiner Mutter, meiner Familie verbringen. Langweilig wird es uns eh nicht werden. Zumal ich versprochen habe, im nächsten Sommer bei der Frauen-WM in Frankreich vorbeizuschauen. Da freue ich mich drauf - und die Mädels auch.

DFB.de: Die Frauen-Nationalmannschaft und Sie - das war noch mal eine späte, so nicht zu erwartende Liebe, oder?

Hrubesch: Lassen Sie das mal meine Frau nicht hören. (lacht) Nein, Spaß beiseite. Ich kannte ja die Mädels noch von Olympia. Die Verbindung war also spätestens seit Rio 2016 da. Schon vor der Abreise zum Turnier hatten wir uns mit der U 21 mit ihnen getroffen, sie haben uns schon damals viele Tipps gegeben, wie das bei Olympia so läuft. Dann im Olympischen Dorf war es ähnlich. Einfach sensationell, wie sie uns mitgenommen haben.

DFB.de: Die Frauen holten Gold, die Männer Silber - ein doppelter, ein historischer Triumph: Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf das Fußballturnier in Brasilien zurück?

Hrubesch: Olympia war für alle Beteiligten eine einzigartige Zeit. Jeder Spieler und jeder aus dem Funktionsteam schaut voller Freude und Stolz darauf zurück. Wir sind damals innerhalb von kürzester Zeit als ein Team zusammengewachsen. Wir haben uns trotz widriger Umstände - und obwohl uns das keiner zugetraut hatte - bis ins Finale der Spiele gekämpft und zum ersten Mal eine Silbermedaille im Fußball für Deutschland geholt. Es war einfach toll, dass wir es durch den Finaleinzug ins Olympische Dorf in Rio geschafft haben. Die Atmosphäre dort war klasse. Beim ersten Abendessen in der riesigen Mensa haben wir die Jungs von unserer Handball-Nationalmannschaft getroffen. Wir haben, wie gesagt, in einem Haus mit den DFB-Mädels gewohnt. Man wünscht sich gegenseitig viel Glück und ist Teil einer großen Sportfamilie, die dort zusammenlebt. Von diesen Eindrücken werden die Spieler und Spielerinnen noch ihren Kindern erzählen.

DFB.de: Im Anschluss an die Olympischen Spiele wollten Sie eigentlich schon 2016 Ihre Karriere beim DFB beenden…

Hrubesch: Ja, und dann habe ich den Sportdirektorposten von Hansi Flick übernommen. Es wurde jemand gebraucht, und die Kollegen im DFB waren der Meinung, dass ich das machen sollte. Und wenn mein Arbeitgeber Hilfe braucht, dann mach' ich das.

DFB.de: So ähnlich war das auch bei ihrem Engagement als Frauen-Bundestrainer.

Hrubesch: Nachdem wir uns von Steffi Jones getrennt hatten und unsere Wunschlösung nicht sofort umsetzen konnten, habe ich gesagt: Bevor es irgendjemand macht, übernehme ich das lieber selbst.

DFB.de: Wie sind Sie die Sache angegangen?

Hrubesch: Das Entscheidende war ja: Kommen sie mit mir klar? Und nicht umgekehrt. Ich meine, da kommt so ein Klotz wie ich, damit musst du auch erst mal umgehen. Aber es hat sofort super gepasst, und wir haben uns von Monat zu Monat besser verstanden.

DFB.de: Mit dem Resultat, dass Sie ohne Niederlage und mit sieben Siegen und einem Unentschieden abgetreten sind. Was war der Schlüssel dazu?

Hrubesch: Vertrauen gewinnen und Verantwortung übertragen. Am Anfang habe ich zu ihnen gesagt, das Ganze steht unter dem Motto: Einfach Fußball spielen. Und zwar in seiner ganzen Doppeldeutigkeit. Ich wollte, dass sie wieder den Fußball spielen, den sie können. Dabei ging es am Anfang nur darum, die Spiele zu gewinnen, denn wir mussten uns ja für die WM qualifizieren. Das stand über allem. Als wir das geschafft hatten, konnten wir auch noch andere Dinge in die Arbeit einbringen. Dass sie echt viel Potenzial haben, haben die Mädels zuletzt gezeigt - und es geht noch mehr.

DFB.de: Nun steht Martina Voss-Tecklenburg in der Verantwortung.

Hrubesch: Eine tolle Trainerin, mit unheimlich viel Erfahrung, guter Ansprache und Ausstrahlung. Sie weiß genau, was sie will, und wird im Team mit Thomas Nörenberg, Britta Carlson und Michael Fuchs sowie dem neuen Athletiktrainer Patrik Grolimund die Mannschaft weiterentwickeln und gut für die WM vorbereiten.

DFB.de: Was hat Sie bei ihrer Arbeit mit den Frauen am meisten beeindruckt?

Hrubesch: Dass sie so nahbar und authentisch sind, das war mir in meiner Karriere auch immer wichtig. Dazu kommt die Professionalität. Egal, was die Mädels machen, sie machen es mit 100 Prozent - da sind sie vorbildlich. Obwohl einige studieren oder im Job stehen, sie schaffen das. Das hat mich fasziniert. Sie geben immer 100 Prozent, da musst du als Trainer sogar manchmal den Fuß vom Gas nehmen. Mit ihnen zu arbeiten, war eine tolle Erfahrung. Ich hätte was verpasst im Leben, wenn ich das nicht noch mitgemacht hätte. Dafür bin ich dankbar.

DFB.de: Es endete also mit einer Erfahrung, die sie vorher nie gemacht hatten. Dabei sind Sie seit 1999 beim DFB, haben als Trainer bei der U 16-Europameisterschaft im eigenen Land angefangen, waren anschließend Co-Trainer der A-Nationalmannschaft bei der EURO 2000 in Belgien und den Niederlanden und übernahmen anschließend immer wieder verschiedene Junioren-Nationalmannschaften als Cheftrainer. Was hat Sie an der Arbeit mit Talenten interessiert?

Hrubesch: Es hat mir einfach schon immer Spaß gemacht, mit den jungen Spielern zu arbeiten. Das war schon bei meinen Trainerstationen vor dem DFB so. Da musste ich manchmal notgedrungen auf junge Spieler zurückgreifen, weil die etablierten Spieler verletzt waren. Dabei habe ich gemerkt, dass es eine erfüllende Aufgabe für mich ist, den Jüngeren auf ihrem Weg zu helfen. Im Optimalfall nehmen sie Ratschläge an und profitieren von meiner Erfahrung als Spieler und Trainer. Bei älteren Kickern ist das eben manchmal nicht mehr der Fall. Als ich 1999 mit Bernd Stöber zusammen bei der U 16 gearbeitet habe, war das von Anfang an eine tolle Geschichte. Von ihm habe ich viel gelernt im Umgang mit jungen Spielern. Auch mit den Kollegen Jörg Daniel, Paul Schomann und Erich Rutemöller konnte ich mich damals immer austauschen. Davon habe ich auch bei den späteren U-Nationalmannschaften profitiert.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen? Hat sich dieser über die Jahre verändert, sind Sie mit der Zeit gelassener worden?

Hrubesch: Ich war schon immer direkt, ehrlich und fair. Das ist meine Einstellung, und die war auch schon als Spieler so. Ich habe die Fehler zuerst bei mir gesucht und alles für den Erfolg getan. Das habe ich auch von den Spielerinnen und Spielern eingefordert. Wenn sie den Weg einschlagen wollen, den ich damals als Aktiver auch eingeschlagen habe, wenn sie erfolgreich sein und sich zeigen wollen, dann konnte ich ihnen nur eine Hilfestellung geben. Sie mussten es immer von selbst wollen. Klar gab es auch mal Knatsch, aber das ist normal und gehört dazu. Das haben die Spieler über die Jahre auch immer so angenommen. Sie wussten, dass sie mich Tag und Nacht anrufen konnten, wenn es Probleme gab. Und ich bin dann in Einzelfällen sogar zu ihnen gefahren.

DFB.de: Haben Sie sich als Vaterfigur für Ihre Spielerinnen und Spieler gesehen?

Hrubesch: Ich würde das Verhältnis nicht mit dem von Vater und Sohn oder Tochter vergleichen. Es war eher das Verhältnis von gleichberechtigten Partnern. Sie konnten Dinge von mir einfordern, und ich forderte sie auf, immer alles für ihre Entwicklung und den Erfolg zu tun. Natürlich freut es mich dann, wenn Spieler wie Neuer, Boateng, Hummels und Co. später den Weltmeistertitel mit Deutschland gewinnen und mit ihren Vereinen große Titel holen. Das macht mich stolz, aber am Ende des Tages haben sie das selber geleistet. Da ist weder der Hrubesch noch sonst ein Trainer verantwortlich. Genau das versuchte ich immer weiterzugeben, dass jeder für seine eigene Leistung und für sein eigenes Leben an sich arbeiten muss. Wenn die Spieler und Spielerinnen das begreifen, sind sie automatisch einen Schritt weiter.

DFB.de: Tja, und nun ist Horst Hrubesch Rentner…

Hrubesch: Egal, wie man es nennen will. Für mich zählt, dass ich jetzt nicht mehr von Termin zu Termin hetzen muss, sondern ich einfach auch mal 'ne Woche zu Hause sein kann. Diese Freiheit will ich jetzt ganz einfach genießen. Das Arbeiten mit den jungen Leuten, ob Spielern oder Mitarbeitern, hat mich immer jung gehalten und war ein echter Traumjob. Aber jetzt freue ich mich einfach auch auf das, was kommt.

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Ab dem 1. Januar 2019 ist er offiziell im wohlverdienten Ruhestand: Horst Hrubesch, DFB-Sportdirektor und von April bis November Interimstrainer der Frauen-Nationalmannschaft, hinterlässt tiefe Fußspuren beim DFB. Angefangen bei der U 16, übernahm Hrubesch als Trainer zahlreiche U-Nationalteams und führte die U 21 2009 zum Europameistertitel. Mit der Olympia-Auswahl gewann er 2016 die Silbermedaille in Rio de Janeiro. Im DFB.de-Interview spricht der 67-Jährige über Reisepläne, die Olympischen Spiele, die Frauen-Nationalmannschaft und seine Arbeit mit jungen Spielern.

DFB.de: Herr Hrubesch, schon im Reisefieber?

Horst Hrubesch: Ja, im Februar ist es endlich soweit.

DFB.de: Es bleibt also beim Plan, kein Anruf kann Sie mehr stoppen?

Hrubesch: Nö, auf keinen Fall. Meine Frau und ich haben das so lange geplant, jetzt ziehen wir es auch endlich durch. Nun habe ich nämlich endlich Zeit dazu: sechs Wochen Neuseeland, danach Malaysia, Singapur, Hawaii und zum Abschluss Las Vegas.

DFB.de: Keine Wehmut, nirgendwo?

Hrubesch: Es ist der richtige Zeitpunkt. Ich möchte auch noch Zeit mit meiner Frau, meiner Mutter, meiner Familie verbringen. Langweilig wird es uns eh nicht werden. Zumal ich versprochen habe, im nächsten Sommer bei der Frauen-WM in Frankreich vorbeizuschauen. Da freue ich mich drauf - und die Mädels auch.

DFB.de: Die Frauen-Nationalmannschaft und Sie - das war noch mal eine späte, so nicht zu erwartende Liebe, oder?

Hrubesch: Lassen Sie das mal meine Frau nicht hören. (lacht) Nein, Spaß beiseite. Ich kannte ja die Mädels noch von Olympia. Die Verbindung war also spätestens seit Rio 2016 da. Schon vor der Abreise zum Turnier hatten wir uns mit der U 21 mit ihnen getroffen, sie haben uns schon damals viele Tipps gegeben, wie das bei Olympia so läuft. Dann im Olympischen Dorf war es ähnlich. Einfach sensationell, wie sie uns mitgenommen haben.

DFB.de: Die Frauen holten Gold, die Männer Silber - ein doppelter, ein historischer Triumph: Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf das Fußballturnier in Brasilien zurück?

Hrubesch: Olympia war für alle Beteiligten eine einzigartige Zeit. Jeder Spieler und jeder aus dem Funktionsteam schaut voller Freude und Stolz darauf zurück. Wir sind damals innerhalb von kürzester Zeit als ein Team zusammengewachsen. Wir haben uns trotz widriger Umstände - und obwohl uns das keiner zugetraut hatte - bis ins Finale der Spiele gekämpft und zum ersten Mal eine Silbermedaille im Fußball für Deutschland geholt. Es war einfach toll, dass wir es durch den Finaleinzug ins Olympische Dorf in Rio geschafft haben. Die Atmosphäre dort war klasse. Beim ersten Abendessen in der riesigen Mensa haben wir die Jungs von unserer Handball-Nationalmannschaft getroffen. Wir haben, wie gesagt, in einem Haus mit den DFB-Mädels gewohnt. Man wünscht sich gegenseitig viel Glück und ist Teil einer großen Sportfamilie, die dort zusammenlebt. Von diesen Eindrücken werden die Spieler und Spielerinnen noch ihren Kindern erzählen.

DFB.de: Im Anschluss an die Olympischen Spiele wollten Sie eigentlich schon 2016 Ihre Karriere beim DFB beenden…

Hrubesch: Ja, und dann habe ich den Sportdirektorposten von Hansi Flick übernommen. Es wurde jemand gebraucht, und die Kollegen im DFB waren der Meinung, dass ich das machen sollte. Und wenn mein Arbeitgeber Hilfe braucht, dann mach' ich das.

DFB.de: So ähnlich war das auch bei ihrem Engagement als Frauen-Bundestrainer.

Hrubesch: Nachdem wir uns von Steffi Jones getrennt hatten und unsere Wunschlösung nicht sofort umsetzen konnten, habe ich gesagt: Bevor es irgendjemand macht, übernehme ich das lieber selbst.

DFB.de: Wie sind Sie die Sache angegangen?

Hrubesch: Das Entscheidende war ja: Kommen sie mit mir klar? Und nicht umgekehrt. Ich meine, da kommt so ein Klotz wie ich, damit musst du auch erst mal umgehen. Aber es hat sofort super gepasst, und wir haben uns von Monat zu Monat besser verstanden.

DFB.de: Mit dem Resultat, dass Sie ohne Niederlage und mit sieben Siegen und einem Unentschieden abgetreten sind. Was war der Schlüssel dazu?

Hrubesch: Vertrauen gewinnen und Verantwortung übertragen. Am Anfang habe ich zu ihnen gesagt, das Ganze steht unter dem Motto: Einfach Fußball spielen. Und zwar in seiner ganzen Doppeldeutigkeit. Ich wollte, dass sie wieder den Fußball spielen, den sie können. Dabei ging es am Anfang nur darum, die Spiele zu gewinnen, denn wir mussten uns ja für die WM qualifizieren. Das stand über allem. Als wir das geschafft hatten, konnten wir auch noch andere Dinge in die Arbeit einbringen. Dass sie echt viel Potenzial haben, haben die Mädels zuletzt gezeigt - und es geht noch mehr.

DFB.de: Nun steht Martina Voss-Tecklenburg in der Verantwortung.

Hrubesch: Eine tolle Trainerin, mit unheimlich viel Erfahrung, guter Ansprache und Ausstrahlung. Sie weiß genau, was sie will, und wird im Team mit Thomas Nörenberg, Britta Carlson und Michael Fuchs sowie dem neuen Athletiktrainer Patrik Grolimund die Mannschaft weiterentwickeln und gut für die WM vorbereiten.

DFB.de: Was hat Sie bei ihrer Arbeit mit den Frauen am meisten beeindruckt?

Hrubesch: Dass sie so nahbar und authentisch sind, das war mir in meiner Karriere auch immer wichtig. Dazu kommt die Professionalität. Egal, was die Mädels machen, sie machen es mit 100 Prozent - da sind sie vorbildlich. Obwohl einige studieren oder im Job stehen, sie schaffen das. Das hat mich fasziniert. Sie geben immer 100 Prozent, da musst du als Trainer sogar manchmal den Fuß vom Gas nehmen. Mit ihnen zu arbeiten, war eine tolle Erfahrung. Ich hätte was verpasst im Leben, wenn ich das nicht noch mitgemacht hätte. Dafür bin ich dankbar.

DFB.de: Es endete also mit einer Erfahrung, die sie vorher nie gemacht hatten. Dabei sind Sie seit 1999 beim DFB, haben als Trainer bei der U 16-Europameisterschaft im eigenen Land angefangen, waren anschließend Co-Trainer der A-Nationalmannschaft bei der EURO 2000 in Belgien und den Niederlanden und übernahmen anschließend immer wieder verschiedene Junioren-Nationalmannschaften als Cheftrainer. Was hat Sie an der Arbeit mit Talenten interessiert?

Hrubesch: Es hat mir einfach schon immer Spaß gemacht, mit den jungen Spielern zu arbeiten. Das war schon bei meinen Trainerstationen vor dem DFB so. Da musste ich manchmal notgedrungen auf junge Spieler zurückgreifen, weil die etablierten Spieler verletzt waren. Dabei habe ich gemerkt, dass es eine erfüllende Aufgabe für mich ist, den Jüngeren auf ihrem Weg zu helfen. Im Optimalfall nehmen sie Ratschläge an und profitieren von meiner Erfahrung als Spieler und Trainer. Bei älteren Kickern ist das eben manchmal nicht mehr der Fall. Als ich 1999 mit Bernd Stöber zusammen bei der U 16 gearbeitet habe, war das von Anfang an eine tolle Geschichte. Von ihm habe ich viel gelernt im Umgang mit jungen Spielern. Auch mit den Kollegen Jörg Daniel, Paul Schomann und Erich Rutemöller konnte ich mich damals immer austauschen. Davon habe ich auch bei den späteren U-Nationalmannschaften profitiert.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Führungsstil bezeichnen? Hat sich dieser über die Jahre verändert, sind Sie mit der Zeit gelassener worden?

Hrubesch: Ich war schon immer direkt, ehrlich und fair. Das ist meine Einstellung, und die war auch schon als Spieler so. Ich habe die Fehler zuerst bei mir gesucht und alles für den Erfolg getan. Das habe ich auch von den Spielerinnen und Spielern eingefordert. Wenn sie den Weg einschlagen wollen, den ich damals als Aktiver auch eingeschlagen habe, wenn sie erfolgreich sein und sich zeigen wollen, dann konnte ich ihnen nur eine Hilfestellung geben. Sie mussten es immer von selbst wollen. Klar gab es auch mal Knatsch, aber das ist normal und gehört dazu. Das haben die Spieler über die Jahre auch immer so angenommen. Sie wussten, dass sie mich Tag und Nacht anrufen konnten, wenn es Probleme gab. Und ich bin dann in Einzelfällen sogar zu ihnen gefahren.

DFB.de: Haben Sie sich als Vaterfigur für Ihre Spielerinnen und Spieler gesehen?

Hrubesch: Ich würde das Verhältnis nicht mit dem von Vater und Sohn oder Tochter vergleichen. Es war eher das Verhältnis von gleichberechtigten Partnern. Sie konnten Dinge von mir einfordern, und ich forderte sie auf, immer alles für ihre Entwicklung und den Erfolg zu tun. Natürlich freut es mich dann, wenn Spieler wie Neuer, Boateng, Hummels und Co. später den Weltmeistertitel mit Deutschland gewinnen und mit ihren Vereinen große Titel holen. Das macht mich stolz, aber am Ende des Tages haben sie das selber geleistet. Da ist weder der Hrubesch noch sonst ein Trainer verantwortlich. Genau das versuchte ich immer weiterzugeben, dass jeder für seine eigene Leistung und für sein eigenes Leben an sich arbeiten muss. Wenn die Spieler und Spielerinnen das begreifen, sind sie automatisch einen Schritt weiter.

DFB.de: Tja, und nun ist Horst Hrubesch Rentner…

Hrubesch: Egal, wie man es nennen will. Für mich zählt, dass ich jetzt nicht mehr von Termin zu Termin hetzen muss, sondern ich einfach auch mal 'ne Woche zu Hause sein kann. Diese Freiheit will ich jetzt ganz einfach genießen. Das Arbeiten mit den jungen Leuten, ob Spielern oder Mitarbeitern, hat mich immer jung gehalten und war ein echter Traumjob. Aber jetzt freue ich mich einfach auch auf das, was kommt.

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