Eilts: "EM-Teilnahme in Schweden 2009 ist klares Ziel"

Ernst wird es für die U 21-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), wenn am 7. September in Nordirland der Anpfiff ertönt im ersten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2009 in Schweden. Weitere deutsche Gruppengegner sind Israel, Moldawien und Luxemburg.

Letzter Prüfstein vor der EM-Qualifikationsrunde war am Dienstag in Fürth die Republik Irland (2:2). Zum Miteinander innerhalb des DFB-Trainerstabs und zur Rolle des Fußball-Lehrers äußert sich der 42-jährige Eilts im exklusiven DFB.de-Interview mit DFB-Redakteur Jens Grittner.

Frage: Herr Eilts, trotz Sommerpause haben Sie sich in den vergangenen Wochen intensiv mit Fußball beschäftigt und waren als Beobachter sowohl bei der U 21-Europameisterschaft in den Niederlanden als auch bei der U 20-WM in Kanada. Welche Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?

Dieter Eilts: Wir haben viele Spiele auf höchstem technisch-taktischen Niveau gesehen. Die U 20-WM in Kanada war sehr interessant und hat großen Spaß gemacht, nicht nur wegen der tollen Atmosphäre und der riesigen Resonanz beim Publikum. Dort waren viele unterschiedliche Spielsysteme zu beobachten. Viele kleine, quirlige Spieler haben auf sich aufmerksam gemacht. Inwieweit die beiden Turniere die Arbeit mit den U-Mannschaften des DFB beeinflussen, vermag ich noch nicht abschließend zu sagen. Bei einem jedoch bin ich schon sicher: Für mich gehört Naturrasen zum Fußball. Mit dem bei manchen Spielen in Kanada getesteten Kunstrasen kann ich mich noch nicht so recht anfreunden.

Frage: Welche Nationen stellen nach Ihrer Ansicht die stärksten U-Teams? Und in welchen Bereichen sehen Sie für die eigene Mannschaft noch Potenziale?

Dieter Eilts: Argentinien ist derzeit eine Klasse für sich. Nicht nur als Mannschaft, sondern auch aufgrund überragender Einzelspieler wie beispielsweise 2005 mit Messi und aktuell mit Aguero und Banega. Bundestrainer Joachim Löw hat recht, wenn er sagt, dass unsere A-Nationalmannschaft sich eigentlich nur noch steigern könne, wenn die Spieler individuell besser werden. Genau da setzen wir ja auch im U-Bereich an: die Leistung des Einzelnen zu verbessern und dadurch die Mannschaft zu stärken. Stark gesehen habe ich auch Chile, Mexiko, die USA. Doch auch Europa braucht sich nicht zu verstecken: Tschechien hat einen sehr guten Unterbau, und Österreich hat mich anfänglich zwar überrascht, letztlich aber absolut überzeugt.

Frage: Bundestrainer Löw sagt auch, der Fußball sei viel schneller geworden. Gilt das auch für den Nachwuchsbereich?

Dieter Eilts: Diese Entwicklung bestätigt sich in allen Altersklassen. Um sich letztlich durchzusetzen, muss man sich in allen Bereichen auf Topniveau bewegen. Entscheidend wird bei gleich starken Mannschaften vor allem auch immer der absolute Siegeswille sein.

Frage: Worin sehen Sie den größten Unterschied in der Arbeit mit der A- und der U 21-Nationalmannschaft?

Dieter Eilts: U 21-Nationalspieler sind in ihrer Entwicklung noch nicht so weit wie A-Nationalspieler, die meist mehr Erfahrung haben und Stammspieler ihrer Vereine sind. Bei der U 21 versuchen wir, dem ein oder anderen noch Spielpraxis zu verschaffen. Wir möchten ihn nicht nur im sportlichen Bereich weiterbringen, sondern setzen auch auf Persönlichkeitsentwicklung.

Frage: Mit Nordirland, Israel, Moldawien und Luxemburg in Gruppe neun gilt die erfolgreiche EM-Qualifikation als realistisches Ziel. Wie beurteilen Sie die Chancen auf das Erreichen der EM-Endrunde, die noch im vergangenen Jahr in den ungeliebten Play-offs ausgerechnet gegen England knapp verpasst wurde?

Dieter Eilts: Wir wollen bei der Europameisterschaft 2009 in Schweden dabei sein - ohne Wenn und Aber. Dennoch wird die Qualifikation kein Selbstläufer. Zwar können wir mit unseren Gruppengegnern zufrieden sein, aber besonders Israel hat in der zurückliegenden Qualifikation mit starken Leistungen überzeugt und Frankreich in den Play-off-Spielen geschlagen. Man darf auch nicht vergessen, dass an einer U 21-EM nur acht Mannschaften teilnehmen dürfen, wobei Gastgeber Schweden bereits gesetzt ist. Selbst als Erster stehen nach der Gruppenphase in den Play-off-Spielen die Chancen bei 50:50. Dieser Modus hat es in sich.

Frage: Wie arbeiten Sie mit den anderen DFB-Auswahltrainern zusammen, insbesondere mit Joachim Löw?

Dieter Eilts: Die Abstimmung mit Joachim Löw und seinem Assistenten Hans-Dieter Flick ist in Hinblick auf Spieler, die wir an die A-Mannschaft heranführen wollen, natürlich besonders intensiv. Wir stehen in ständigem Austausch, nicht nur durch die regelmäßigen Trainersitzungen. Alle haben generell die gleichen Rahmenbedingungen, alle Teams folgen einer einheitlichen Spielphilosophie. Von der U 15 bis zur U 17 gibt es zudem eine klare Orientierung an einem Spielsystem, ebenso wie für die Teams von der U 18 bis zur A-Nationalmannschaft. Wir unterstützen uns gegenseitig bei Spielbeobachtungen gegnerischer Mannschaften, erstellen gemeinsame Analysen, stimmen Kader ab und tauschen uns aus über Trainingsinhalte, Spiele und Spieler.

Frage: Mit der Hinzunahme von Spezialisten hat sich auch das Tagesgeschäft des Fußball-Lehrers verändert. Matthias Sammer sagt, der Cheftrainer sei mehr denn je das Maß der Dinge. Welche Rolle spielt er Ihrer Meinung nach?

Dieter Eilts: Auch hier stimme ich Joachim Löw zu, wenn er sagt, dass professionelles Arbeiten Spezialisierung bedeutet. Wobei die Arbeit mit einer Auswahlmannschaft einen ganz anderen Rhythmus mit sich bringt als das tägliche Training einer Vereinsmannschaft. Das Umfeld ist wesentlich komplexer geworden, wobei die einzelnen Experten Angebote erarbeiten, aus denen der Trainer dann gemäß seiner Zielsetzungen und Strategie auswählen und entscheiden muss. Das Heft des Handelns darf sich ein Trainer nicht aus der Hand nehmen lassen, er ist letztlich immer in der Gesamtverantwortung.

Frage: Am Wochenende ist die Bundesliga in die neue Saison gestartet. Worauf freut sich der Trainer der U 21-Nationalmannschaft am meisten?

Dieter Eilts: Vor allem hoffe ich darauf, dass möglichst viele junge Spieler in ihren Vereinen zum Einsatz kommen und dort gute Leistungen zeigen. Das würde mich am meisten freuen. Aber natürlich schaue ich auch erwartungsvoll den vielen spannenden und hochklassigen Spielen entgegen.

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Ernst wird es für die U 21-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), wenn am 7. September in Nordirland der Anpfiff ertönt im ersten Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2009 in Schweden. Weitere deutsche Gruppengegner sind Israel, Moldawien und Luxemburg.

Letzter Prüfstein vor der EM-Qualifikationsrunde war am Dienstag in Fürth die Republik Irland (2:2). Zum Miteinander innerhalb des DFB-Trainerstabs und zur Rolle des Fußball-Lehrers äußert sich der 42-jährige Eilts im exklusiven DFB.de-Interview mit DFB-Redakteur Jens Grittner.

Frage: Herr Eilts, trotz Sommerpause haben Sie sich in den vergangenen Wochen intensiv mit Fußball beschäftigt und waren als Beobachter sowohl bei der U 21-Europameisterschaft in den Niederlanden als auch bei der U 20-WM in Kanada. Welche Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?

Dieter Eilts: Wir haben viele Spiele auf höchstem technisch-taktischen Niveau gesehen. Die U 20-WM in Kanada war sehr interessant und hat großen Spaß gemacht, nicht nur wegen der tollen Atmosphäre und der riesigen Resonanz beim Publikum. Dort waren viele unterschiedliche Spielsysteme zu beobachten. Viele kleine, quirlige Spieler haben auf sich aufmerksam gemacht. Inwieweit die beiden Turniere die Arbeit mit den U-Mannschaften des DFB beeinflussen, vermag ich noch nicht abschließend zu sagen. Bei einem jedoch bin ich schon sicher: Für mich gehört Naturrasen zum Fußball. Mit dem bei manchen Spielen in Kanada getesteten Kunstrasen kann ich mich noch nicht so recht anfreunden.

Frage: Welche Nationen stellen nach Ihrer Ansicht die stärksten U-Teams? Und in welchen Bereichen sehen Sie für die eigene Mannschaft noch Potenziale?

Dieter Eilts: Argentinien ist derzeit eine Klasse für sich. Nicht nur als Mannschaft, sondern auch aufgrund überragender Einzelspieler wie beispielsweise 2005 mit Messi und aktuell mit Aguero und Banega. Bundestrainer Joachim Löw hat recht, wenn er sagt, dass unsere A-Nationalmannschaft sich eigentlich nur noch steigern könne, wenn die Spieler individuell besser werden. Genau da setzen wir ja auch im U-Bereich an: die Leistung des Einzelnen zu verbessern und dadurch die Mannschaft zu stärken. Stark gesehen habe ich auch Chile, Mexiko, die USA. Doch auch Europa braucht sich nicht zu verstecken: Tschechien hat einen sehr guten Unterbau, und Österreich hat mich anfänglich zwar überrascht, letztlich aber absolut überzeugt.

Frage: Bundestrainer Löw sagt auch, der Fußball sei viel schneller geworden. Gilt das auch für den Nachwuchsbereich?

Dieter Eilts: Diese Entwicklung bestätigt sich in allen Altersklassen. Um sich letztlich durchzusetzen, muss man sich in allen Bereichen auf Topniveau bewegen. Entscheidend wird bei gleich starken Mannschaften vor allem auch immer der absolute Siegeswille sein.

Frage: Worin sehen Sie den größten Unterschied in der Arbeit mit der A- und der U 21-Nationalmannschaft?

Dieter Eilts: U 21-Nationalspieler sind in ihrer Entwicklung noch nicht so weit wie A-Nationalspieler, die meist mehr Erfahrung haben und Stammspieler ihrer Vereine sind. Bei der U 21 versuchen wir, dem ein oder anderen noch Spielpraxis zu verschaffen. Wir möchten ihn nicht nur im sportlichen Bereich weiterbringen, sondern setzen auch auf Persönlichkeitsentwicklung.

Frage: Mit Nordirland, Israel, Moldawien und Luxemburg in Gruppe neun gilt die erfolgreiche EM-Qualifikation als realistisches Ziel. Wie beurteilen Sie die Chancen auf das Erreichen der EM-Endrunde, die noch im vergangenen Jahr in den ungeliebten Play-offs ausgerechnet gegen England knapp verpasst wurde?

Dieter Eilts: Wir wollen bei der Europameisterschaft 2009 in Schweden dabei sein - ohne Wenn und Aber. Dennoch wird die Qualifikation kein Selbstläufer. Zwar können wir mit unseren Gruppengegnern zufrieden sein, aber besonders Israel hat in der zurückliegenden Qualifikation mit starken Leistungen überzeugt und Frankreich in den Play-off-Spielen geschlagen. Man darf auch nicht vergessen, dass an einer U 21-EM nur acht Mannschaften teilnehmen dürfen, wobei Gastgeber Schweden bereits gesetzt ist. Selbst als Erster stehen nach der Gruppenphase in den Play-off-Spielen die Chancen bei 50:50. Dieser Modus hat es in sich.

Frage: Wie arbeiten Sie mit den anderen DFB-Auswahltrainern zusammen, insbesondere mit Joachim Löw?

Dieter Eilts: Die Abstimmung mit Joachim Löw und seinem Assistenten Hans-Dieter Flick ist in Hinblick auf Spieler, die wir an die A-Mannschaft heranführen wollen, natürlich besonders intensiv. Wir stehen in ständigem Austausch, nicht nur durch die regelmäßigen Trainersitzungen. Alle haben generell die gleichen Rahmenbedingungen, alle Teams folgen einer einheitlichen Spielphilosophie. Von der U 15 bis zur U 17 gibt es zudem eine klare Orientierung an einem Spielsystem, ebenso wie für die Teams von der U 18 bis zur A-Nationalmannschaft. Wir unterstützen uns gegenseitig bei Spielbeobachtungen gegnerischer Mannschaften, erstellen gemeinsame Analysen, stimmen Kader ab und tauschen uns aus über Trainingsinhalte, Spiele und Spieler.

Frage: Mit der Hinzunahme von Spezialisten hat sich auch das Tagesgeschäft des Fußball-Lehrers verändert. Matthias Sammer sagt, der Cheftrainer sei mehr denn je das Maß der Dinge. Welche Rolle spielt er Ihrer Meinung nach?

Dieter Eilts: Auch hier stimme ich Joachim Löw zu, wenn er sagt, dass professionelles Arbeiten Spezialisierung bedeutet. Wobei die Arbeit mit einer Auswahlmannschaft einen ganz anderen Rhythmus mit sich bringt als das tägliche Training einer Vereinsmannschaft. Das Umfeld ist wesentlich komplexer geworden, wobei die einzelnen Experten Angebote erarbeiten, aus denen der Trainer dann gemäß seiner Zielsetzungen und Strategie auswählen und entscheiden muss. Das Heft des Handelns darf sich ein Trainer nicht aus der Hand nehmen lassen, er ist letztlich immer in der Gesamtverantwortung.

Frage: Am Wochenende ist die Bundesliga in die neue Saison gestartet. Worauf freut sich der Trainer der U 21-Nationalmannschaft am meisten?

Dieter Eilts: Vor allem hoffe ich darauf, dass möglichst viele junge Spieler in ihren Vereinen zum Einsatz kommen und dort gute Leistungen zeigen. Das würde mich am meisten freuen. Aber natürlich schaue ich auch erwartungsvoll den vielen spannenden und hochklassigen Spielen entgegen.