U 20-Nationalspieler Opoku: "Mein Leben hätte vorbei sein können"

Aaron Opoku wurde vom Zweitligisten Hamburger SV in die 3. Liga an Hansa Rostock verliehen. Heute (ab 14 Uhr, live im NDR, WDR und bei Magenta Sport) steht für den 21 Jahre alten Flügelspieler das Topspiel gegen den MSV Duisburg an. Im DFB.de-Interview spricht Aaron Opoku mit Oliver Jensen über seine Entwicklung, eine schwere Erkrankung und die U 20-Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Opoku, ist das Spiel gegen den Tabellenführer richtungsweisend?

Aaron Opoku: Uns erwartet gegen Duisburg ein sehr schwieriges Spiel. Der MSV spielt einen guten Fußball und nutzt seine Torchancen eiskalt. Wir müssen versuchen, unser ganzes Stadion mit den vielen Fans mitzureißen, um das Spiel für uns zu entscheiden.

DFB.de: Hansa hatte einen richtig guten Lauf, war acht Spiele lang ungeschlagen und feierte drei Siege in Folge. Kam die Niederlage gegen Tabellenschlusslicht Carl Zeiss Jena zuletzt daher umso überraschender?

Opoku: Wir hatten uns das natürlich anders vorgestellt, da wir als klarer Favorit in das Spiel gegangen waren. Jena hat uns mit seiner Mentalität geschlagen. Wir hingegen haben nicht das abgerufen, was uns eigentlich stark macht. Das war schockierend.

DFB.de: Hansa Rostock hat eine große Historie. Ist der Wunsch nach dem Aufstieg im Umfeld sehr präsent?

Opoku: Man spürt, dass der Verein wieder in die 2. Bundesliga möchte. Die Fans lassen das immer wieder aufblitzen. Eigentlich müsste dieser Verein auch in einer der ersten beiden Ligen vertreten sein.

DFB.de: Gleich am ersten Spieltag erzielten Sie gegen Viktoria Köln per Hacke das "Tor des Monats Juli". Was bedeutet Ihnen das?

Opoku: Dieses Tor wird wahrscheinlich immer das persönlich bedeutsamste meiner Profikarriere sein. Das war mein erstes Profispiel und daher auch mein erstes Tor im Profifußball. Bei meinem Jubel habe ich die Sechs und die Drei gezeigt, weil meine Mutter am 6.3. Geburtstag hat. Ich habe ihr das Tor gewidmet. Übrigens habe ich mir die Zahlen auch auf meine Finger tätowieren lassen.

DFB.de: Schießen Sie im Training öfter Tore per Hacke?

Opoku: Ich bin ein Spielertyp, der gerne auch mal etwas Verrücktes probiert. Im Spiel geschah das einfach aus der Situation heraus. Mittlerweile aber versuche ich das im Training öfter und habe dadurch noch ein paar solche Tore erzielt.

DFB.de: Sie wurden im vergangenen Sommer vom HSV nach Rostock verliehen. In Hamburg galten Sie als großes Talent und standen einige Male in der 2. Bundesliga im Profikader, kamen aber nie zum Einsatz. In Rostock sind Sie nun Stammspieler und Leistungsträger. Wie nehmen Sie diese Veränderung wahr?

Opoku: Mit tut das extrem gut - nicht nur als Fußballspieler. Auch meine persönliche Entwicklung hat von diesem Wechsel profitiert. In Hamburg habe ich noch bei meiner Familie gewohnt, hier in Rostock habe ich nun meine eigene Wohnung. Dadurch bin ich selbstverantwortlicher geworden. Das gibt mir ein gewisses Selbstvertrauen und eine Überzeugung, dass ich meine Sache gut mache. Dass hier in Rostock der Trainer auf mich baut, gibt mir viel Kraft.

DFB.de: Wurde Ihnen beim Hamburger SV signalisiert, dass Sie dort kaum Einsatzchancen hätten und Sie sich daher verleihen lassen sollten?

Opoku: Genau. In Hamburg wurde mir gesagt, dass es in diesem Jahr sehr schwer für mich wird. Der Verein bekam im Sommer noch mal viel Qualität hinzu. Das macht es für einen jungen Spieler schwer, daher kam die Ausleihe zustande. Ich habe das sofort befürwortet, damit ich mich eine Liga tiefer weiterentwickeln kann. Rostock ist so gesehen eine gute Vorbereitung auf Hamburg, weil beide Vereine medial sehr im Fokus stehen.

DFB.de: Die Ausleihe endet im Sommer 2020. Danach haben Sie noch ein Jahr Vertrag beim HSV. Wie planen Sie über den Sommer hinaus?

Opoku: Ich gehe davon aus, dass der HSV sich mit mir im Winter zusammensetzen wird. Bislang steht noch nichts Konkretes fest. Ich denke, spätestens im Frühjahr wird die weitere Planung stehen.

DFB.de: Im Juli 2018 erlebten Sie einen schweren gesundheitlichen Rückschlag, als Sie vor einem Testspiel beim Aufwärmen plötzlich Schmerzen spürten und einen Lungenkollaps erlitten. Wie haben Sie das damals erlebt?

Opoku: Ich bekam auf dem Platz plötzlich schlecht Luft, hätte jedoch nicht gedacht, dass es etwas Schwerwiegendes sein würde. Aber unser Physiotherapeut, der auch manchmal im Rettungswagen mitfährt, hat das schnell erkannt. Er hat sofort im Physioraum die Infusion angelegt. Kurz darauf kam der Krankenwagen und hat mich ins Krankenhaus gebracht, wo ich sofort operiert wurde.

DFB.de: Bestand Lebensgefahr?

Opoku: Ja.

DFB.de: Hat diese Erfahrung Ihren Blick auf das Leben verändert?

Opoku: Ja, extrem. Mein Leben hätte vorbei sein können. Daher weiß ich nun umso mehr zu schätzen, dass ich das machen darf, was ich liebe - nämlich Fußballspielen. Jeder Mensch träumt davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. Ich gehöre zu den wenigen, die das geschafft haben. Die Verletzung hat mich extrem geprägt.

DFB.de: Themawechsel: Sie sind U 20-Nationalspieler und erleben dort mit Ihrer Mannschaft einen positiven Lauf. Drei der vergagenen vier Spiele wurden gewonnen. Was zeichnet die deutsche U 20 aus?

Opoku: Wir haben viel individuelle Qualität, sind auf jeder Position gut besetzt und funktionieren als Team. Jeder Spieler unserer Mannschaft möchte unbedingt gewinnen. Wir Spieler harmonieren auch außerhalb des Platzes, was ebenfalls sehr wichtig ist. Die gute Stimmung neben dem Platz wirkt sich positiv auf unser Spiel aus. Außerdem verteidigen wir als Team gut und haben eine gute Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Meistens benötigen wir nicht viele Chancen.

DFB.de: Nun steht das Spiel gegen Portugal an.

Opoku: Das ist ein besonderes Spiel. Wenn man gegen Nationen wie Portugal, Frankreich oder England spielt, trifft man auf die besten Fußballspieler seines Jahrgangs. So lässt sich herausfinden, wo man steht.

DFB.de: Wie erleben Sie U 20-Trainer Manuel Baum, der zuvor Bundesligacoach beim FC Augsburg war?

Opoku: Er ist ein sehr netter Mensch, sehr entspannt, man kann gut mit ihm reden. Er legt großen Wert darauf, Spiele im Nachhinein noch mal zu reflektieren, und bindet die Mannschaft darin ein. Das finde ich richtig gut. Außerdem gibt er uns in der Offensive viele Freiheiten, weil wir auch sehr viel Qualität haben. Dadurch können wir unsere individuellen Qualitäten auf den Platz bringen. Bei mir sind das zum Beispiel die Stärken im Eins-gegen-Eins und mein Spielwitz.

DFB.de: Ähnlich wie beim Tor des Monats sollen Sie auch bei der U-Nationalmannschaft Ihre technischen Qualitäten unter Beweis gestellt haben. Sie wurden intern für den besten Trick geehrt...

Opoku: Das stimmt. (grinst) Ich habe im Training mit ein paar Mitspielern den Ball hochgehalten. Wir haben einige Tricks ausprobiert. Vor allem Christian Conteh und ich machen gerne Freestyle-Tricks, die man auf dem Platz nicht unbedingt machen würde. Mir ist ein besonders schwieriger gleich beim ersten Versuch gelungen. Alle haben sich an den Kopf gefasst und gefragt: Wie geht das denn? Später wurde ich dafür gekürt.

DFB.de: Was ist Ihr Ziel als U-Nationalspieler?

Opoku: Mein großer Traum wäre es, mit einer U-Nationalmannschaft ein großes Turnier zu spielen.

[oj]

Aaron Opoku wurde vom Zweitligisten Hamburger SV in die 3. Liga an Hansa Rostock verliehen. Heute (ab 14 Uhr, live im NDR, WDR und bei Magenta Sport) steht für den 21 Jahre alten Flügelspieler das Topspiel gegen den MSV Duisburg an. Im DFB.de-Interview spricht Aaron Opoku mit Oliver Jensen über seine Entwicklung, eine schwere Erkrankung und die U 20-Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Opoku, ist das Spiel gegen den Tabellenführer richtungsweisend?

Aaron Opoku: Uns erwartet gegen Duisburg ein sehr schwieriges Spiel. Der MSV spielt einen guten Fußball und nutzt seine Torchancen eiskalt. Wir müssen versuchen, unser ganzes Stadion mit den vielen Fans mitzureißen, um das Spiel für uns zu entscheiden.

DFB.de: Hansa hatte einen richtig guten Lauf, war acht Spiele lang ungeschlagen und feierte drei Siege in Folge. Kam die Niederlage gegen Tabellenschlusslicht Carl Zeiss Jena zuletzt daher umso überraschender?

Opoku: Wir hatten uns das natürlich anders vorgestellt, da wir als klarer Favorit in das Spiel gegangen waren. Jena hat uns mit seiner Mentalität geschlagen. Wir hingegen haben nicht das abgerufen, was uns eigentlich stark macht. Das war schockierend.

DFB.de: Hansa Rostock hat eine große Historie. Ist der Wunsch nach dem Aufstieg im Umfeld sehr präsent?

Opoku: Man spürt, dass der Verein wieder in die 2. Bundesliga möchte. Die Fans lassen das immer wieder aufblitzen. Eigentlich müsste dieser Verein auch in einer der ersten beiden Ligen vertreten sein.

DFB.de: Gleich am ersten Spieltag erzielten Sie gegen Viktoria Köln per Hacke das "Tor des Monats Juli". Was bedeutet Ihnen das?

Opoku: Dieses Tor wird wahrscheinlich immer das persönlich bedeutsamste meiner Profikarriere sein. Das war mein erstes Profispiel und daher auch mein erstes Tor im Profifußball. Bei meinem Jubel habe ich die Sechs und die Drei gezeigt, weil meine Mutter am 6.3. Geburtstag hat. Ich habe ihr das Tor gewidmet. Übrigens habe ich mir die Zahlen auch auf meine Finger tätowieren lassen.

DFB.de: Schießen Sie im Training öfter Tore per Hacke?

Opoku: Ich bin ein Spielertyp, der gerne auch mal etwas Verrücktes probiert. Im Spiel geschah das einfach aus der Situation heraus. Mittlerweile aber versuche ich das im Training öfter und habe dadurch noch ein paar solche Tore erzielt.

DFB.de: Sie wurden im vergangenen Sommer vom HSV nach Rostock verliehen. In Hamburg galten Sie als großes Talent und standen einige Male in der 2. Bundesliga im Profikader, kamen aber nie zum Einsatz. In Rostock sind Sie nun Stammspieler und Leistungsträger. Wie nehmen Sie diese Veränderung wahr?

Opoku: Mit tut das extrem gut - nicht nur als Fußballspieler. Auch meine persönliche Entwicklung hat von diesem Wechsel profitiert. In Hamburg habe ich noch bei meiner Familie gewohnt, hier in Rostock habe ich nun meine eigene Wohnung. Dadurch bin ich selbstverantwortlicher geworden. Das gibt mir ein gewisses Selbstvertrauen und eine Überzeugung, dass ich meine Sache gut mache. Dass hier in Rostock der Trainer auf mich baut, gibt mir viel Kraft.

DFB.de: Wurde Ihnen beim Hamburger SV signalisiert, dass Sie dort kaum Einsatzchancen hätten und Sie sich daher verleihen lassen sollten?

Opoku: Genau. In Hamburg wurde mir gesagt, dass es in diesem Jahr sehr schwer für mich wird. Der Verein bekam im Sommer noch mal viel Qualität hinzu. Das macht es für einen jungen Spieler schwer, daher kam die Ausleihe zustande. Ich habe das sofort befürwortet, damit ich mich eine Liga tiefer weiterentwickeln kann. Rostock ist so gesehen eine gute Vorbereitung auf Hamburg, weil beide Vereine medial sehr im Fokus stehen.

DFB.de: Die Ausleihe endet im Sommer 2020. Danach haben Sie noch ein Jahr Vertrag beim HSV. Wie planen Sie über den Sommer hinaus?

Opoku: Ich gehe davon aus, dass der HSV sich mit mir im Winter zusammensetzen wird. Bislang steht noch nichts Konkretes fest. Ich denke, spätestens im Frühjahr wird die weitere Planung stehen.

DFB.de: Im Juli 2018 erlebten Sie einen schweren gesundheitlichen Rückschlag, als Sie vor einem Testspiel beim Aufwärmen plötzlich Schmerzen spürten und einen Lungenkollaps erlitten. Wie haben Sie das damals erlebt?

Opoku: Ich bekam auf dem Platz plötzlich schlecht Luft, hätte jedoch nicht gedacht, dass es etwas Schwerwiegendes sein würde. Aber unser Physiotherapeut, der auch manchmal im Rettungswagen mitfährt, hat das schnell erkannt. Er hat sofort im Physioraum die Infusion angelegt. Kurz darauf kam der Krankenwagen und hat mich ins Krankenhaus gebracht, wo ich sofort operiert wurde.

DFB.de: Bestand Lebensgefahr?

Opoku: Ja.

DFB.de: Hat diese Erfahrung Ihren Blick auf das Leben verändert?

Opoku: Ja, extrem. Mein Leben hätte vorbei sein können. Daher weiß ich nun umso mehr zu schätzen, dass ich das machen darf, was ich liebe - nämlich Fußballspielen. Jeder Mensch träumt davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. Ich gehöre zu den wenigen, die das geschafft haben. Die Verletzung hat mich extrem geprägt.

DFB.de: Themawechsel: Sie sind U 20-Nationalspieler und erleben dort mit Ihrer Mannschaft einen positiven Lauf. Drei der vergagenen vier Spiele wurden gewonnen. Was zeichnet die deutsche U 20 aus?

Opoku: Wir haben viel individuelle Qualität, sind auf jeder Position gut besetzt und funktionieren als Team. Jeder Spieler unserer Mannschaft möchte unbedingt gewinnen. Wir Spieler harmonieren auch außerhalb des Platzes, was ebenfalls sehr wichtig ist. Die gute Stimmung neben dem Platz wirkt sich positiv auf unser Spiel aus. Außerdem verteidigen wir als Team gut und haben eine gute Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Meistens benötigen wir nicht viele Chancen.

DFB.de: Nun steht das Spiel gegen Portugal an.

Opoku: Das ist ein besonderes Spiel. Wenn man gegen Nationen wie Portugal, Frankreich oder England spielt, trifft man auf die besten Fußballspieler seines Jahrgangs. So lässt sich herausfinden, wo man steht.

DFB.de: Wie erleben Sie U 20-Trainer Manuel Baum, der zuvor Bundesligacoach beim FC Augsburg war?

Opoku: Er ist ein sehr netter Mensch, sehr entspannt, man kann gut mit ihm reden. Er legt großen Wert darauf, Spiele im Nachhinein noch mal zu reflektieren, und bindet die Mannschaft darin ein. Das finde ich richtig gut. Außerdem gibt er uns in der Offensive viele Freiheiten, weil wir auch sehr viel Qualität haben. Dadurch können wir unsere individuellen Qualitäten auf den Platz bringen. Bei mir sind das zum Beispiel die Stärken im Eins-gegen-Eins und mein Spielwitz.

DFB.de: Ähnlich wie beim Tor des Monats sollen Sie auch bei der U-Nationalmannschaft Ihre technischen Qualitäten unter Beweis gestellt haben. Sie wurden intern für den besten Trick geehrt...

Opoku: Das stimmt. (grinst) Ich habe im Training mit ein paar Mitspielern den Ball hochgehalten. Wir haben einige Tricks ausprobiert. Vor allem Christian Conteh und ich machen gerne Freestyle-Tricks, die man auf dem Platz nicht unbedingt machen würde. Mir ist ein besonders schwieriger gleich beim ersten Versuch gelungen. Alle haben sich an den Kopf gefasst und gefragt: Wie geht das denn? Später wurde ich dafür gekürt.

DFB.de: Was ist Ihr Ziel als U-Nationalspieler?

Opoku: Mein großer Traum wäre es, mit einer U-Nationalmannschaft ein großes Turnier zu spielen.

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