Saglam: "Kribbeln, wenn ich die Hymne höre"

Im Sommer noch absolvierte Görkem Saglam die U 19-Europameisterschaft mit dem DFB, inzwischen gehört er zur U 20-Nationalmannschaft. Der Spieler vom VfL Bochum möchte sich Schritt für Schritt weiterentwickeln. Reichlich internationale Erfahrung hat er bereits gesammelt: Der 19-Jährige hat für diverse Juniorenmannschaften des DFB inzwischen schon 35 Länderspiele absolviert. Zuletzt traf er am Donnerstag zum 1:0 gegen die Niederlande.

Und am Montag geht es schon weiter. Dann trifft die U 20 von DFB-Trainer Frank Kramer in Norderstedt bei Hamburg auf die Schweiz (ab 16.00 Uhr, live bei Eurosport). Vor der Partie sprach Mittelfeldspieler Görkem Saglam im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Nele Hüpper über die Erwartungshaltung an einen U 20-Nationalspieler, seine Eindrücke von der vergangenen Partie und über seine Talente neben dem Feld.

DFB.de: Herr Saglam, erst einmal Glückwunsch zu Ihrem zweiten Spiel für die U 20-Nationalmannschaft, dem Sieg und dem wichtigen Tor im Nachbarschaftsduell gegen die Niederlande. Warum durften Sie den Elfmeter schießen?

Görkem Saglam: Das wurde so im Trainerteam besprochen. Als es zum Elfmeter kam, wurde auch von draußen hereingerufen, dass ich den Strafstoß schießen soll. Eigentlich war es komplett egal, wer antritt, Hauptsache der Ball geht rein. Umso besser natürlich für mich, dass ich den Elfmeter schießen durfte und auch das Vertrauen vom Trainerteam bekommen habe. Im Training haben wir Elfmeterschießen aber nicht noch extra geübt.

DFB.de: Was war aus Ihrer Sicht entscheidend für den Sieg gegen die Niederlande?

Saglam: Die mannschaftliche Geschlossenheit war auf jeden Fall mitentscheidend für den Sieg. Wir haben sehr kompakt gestanden und über 90 Minuten Kampfgeist und Willen gezeigt. Man hat auch wirklich gesehen, dass wir dieses 1:0 mit nach Hause nehmen wollten. Zuletzt gegen Tschechien haben wir in der 94. Minute den Ausgleich zum 2:2 kassiert, jetzt konnten wir gegen die Niederlande über das ganze Spiel hinaus bis zur letzten Sekunde zeigen, was wir draufhaben. Das war definitiv eine ordentliche Leistung von uns.

DFB.de: Sie haben jetzt insgesamt 35 Spiele für die verschiedenen U-Nationalmannschaften gemacht: Verändert sich da in der Gefühlslage etwas? Ist das Kribbeln noch so groß wie bei der ersten Nominierung oder ist es irgendwann einfach "normal", immer wieder berufen zu werden?

Saglam: Ich denke, wenn sich irgendwann ein Gefühl von Normalität einstellt, dann läuft etwas in die falsche Richtung. Jeder möchte für die Nationalmannschaft spielen und ich habe auch einfach vor jedem Spiel ein Kribbeln im Bauch, vor allem wenn ich die Hymne höre. Wenn man mit seinen Teamkollegen auf dem Platz agiert, weiß man, man spielt für dieses eine Land. Ich erfahre sehr viel Unterstützung von allen Seiten. Das sorgt dafür, dass ich ein noch größeres Kribbeln im Bauch bekomme. Dazu bin ich auch vor jedem Spiel ein Stück weit nervös, was aber auch hilft, um maximal konzentriert zu sein.

DFB.de: Wie ist denn der Austausch innerhalb der Mannschaft? Neben Gökhan Gül (46) und Deniz Burnic (34) sind Sie der einzige mit mehr als 30 Einsätzen für die U-Nationalmannschaften und verfügen dementsprechend auch über mehr Erfahrung. Kommen Mannschaftskollegen wie Eduard Löwen, der gegen die Niederlande sein erstes Spiel bestritt, auf Sie zu, um Fragen zu stellen oder sich Tipps zu holen?

Saglam: Jeder fühlt sich im Kreis der U 20-Nationalmannschaft sehr wohl. Wir nehmen jeden so auf, wie er auch aufgenommen werden möchte. Als Mannschaft haben wir auch sehr schnell zueinandergefunden, egal ob jemand neu dazukommt oder schon etwas länger dabei ist. Der Austausch in der Mannschaft ist sehr gut.

DFB.de: Marco Reus hat jüngst gesagt, er würde sein Geld dafür geben, um gesund zu sein. Als Leistungssportler ist das körperliche Wohlbefinden sehr wichtig. Was machen Sie für Ihren Körper, um von Verletzungen verschont zu bleiben?

Saglam: Was Marco Reus gesagt hat, kann ich persönlich zu einhundert Prozent nachvollziehen. Vorgestern im Training hat der Fitnesstrainer noch versucht, mir den Ball wegzuschnappen, da habe ich zu ihm gesagt, dass er mir alles wegnehmen könne – nur nicht den Ball (lacht)! Ich will einfach Fußball spielen, habe jedes Mal richtig Bock darauf. Für mich ist die Erholung sehr wichtig, um mich nicht zu verletzen. Viel Schlaf ist dabei essentiell für eine gute Regeneration. Natürlich auch gesunde Ernährung. Um fit und gesund zu bleiben, ist die Verletzungsprophylaxe wichtig – sprich: Auch mal im Kraftraum ein bisschen mehr machen und sich so eine gewisse Stabilität erarbeiten.

DFB.de: Ihr DFB-Trainer Frank Kramer hat Sie vor der Nominierung für die U 19-EM in Georgien gelobt, gesagt, Sie seien ein "feiner Techniker". In der Sommervorbereitung mit Ihrem Verein, dem VfL Bochum, gab es auch großes Lob von Ismail Atalan. Baut sich dadurch ein gewisser Erwartungsdruck auf?

Saglam: Erwartungsdruck hat man als Nationalspieler immer. Man steht nun mal im Fokus. Ich denke, dass ich bisher sehr gut damit umgegangen bin, sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim VfL Bochum. Ich freue mich natürlich, wenn die Trainer mich loben – auch mal in der Öffentlichkeit. Ich hoffe, dass ich ihnen für das Vertrauen auch etwas zurückgeben kann auf dem Platz.



Im Sommer noch absolvierte Görkem Saglam die U 19-Europameisterschaft mit dem DFB, inzwischen gehört er zur U 20-Nationalmannschaft. Der Spieler vom VfL Bochum möchte sich Schritt für Schritt weiterentwickeln. Reichlich internationale Erfahrung hat er bereits gesammelt: Der 19-Jährige hat für diverse Juniorenmannschaften des DFB inzwischen schon 35 Länderspiele absolviert. Zuletzt traf er am Donnerstag zum 1:0 gegen die Niederlande.

Und am Montag geht es schon weiter. Dann trifft die U 20 von DFB-Trainer Frank Kramer in Norderstedt bei Hamburg auf die Schweiz (ab 16.00 Uhr, live bei Eurosport). Vor der Partie sprach Mittelfeldspieler Görkem Saglam im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Nele Hüpper über die Erwartungshaltung an einen U 20-Nationalspieler, seine Eindrücke von der vergangenen Partie und über seine Talente neben dem Feld.

DFB.de: Herr Saglam, erst einmal Glückwunsch zu Ihrem zweiten Spiel für die U 20-Nationalmannschaft, dem Sieg und dem wichtigen Tor im Nachbarschaftsduell gegen die Niederlande. Warum durften Sie den Elfmeter schießen?

Görkem Saglam: Das wurde so im Trainerteam besprochen. Als es zum Elfmeter kam, wurde auch von draußen hereingerufen, dass ich den Strafstoß schießen soll. Eigentlich war es komplett egal, wer antritt, Hauptsache der Ball geht rein. Umso besser natürlich für mich, dass ich den Elfmeter schießen durfte und auch das Vertrauen vom Trainerteam bekommen habe. Im Training haben wir Elfmeterschießen aber nicht noch extra geübt.

DFB.de: Was war aus Ihrer Sicht entscheidend für den Sieg gegen die Niederlande?

Saglam: Die mannschaftliche Geschlossenheit war auf jeden Fall mitentscheidend für den Sieg. Wir haben sehr kompakt gestanden und über 90 Minuten Kampfgeist und Willen gezeigt. Man hat auch wirklich gesehen, dass wir dieses 1:0 mit nach Hause nehmen wollten. Zuletzt gegen Tschechien haben wir in der 94. Minute den Ausgleich zum 2:2 kassiert, jetzt konnten wir gegen die Niederlande über das ganze Spiel hinaus bis zur letzten Sekunde zeigen, was wir draufhaben. Das war definitiv eine ordentliche Leistung von uns.

DFB.de: Sie haben jetzt insgesamt 35 Spiele für die verschiedenen U-Nationalmannschaften gemacht: Verändert sich da in der Gefühlslage etwas? Ist das Kribbeln noch so groß wie bei der ersten Nominierung oder ist es irgendwann einfach "normal", immer wieder berufen zu werden?

Saglam: Ich denke, wenn sich irgendwann ein Gefühl von Normalität einstellt, dann läuft etwas in die falsche Richtung. Jeder möchte für die Nationalmannschaft spielen und ich habe auch einfach vor jedem Spiel ein Kribbeln im Bauch, vor allem wenn ich die Hymne höre. Wenn man mit seinen Teamkollegen auf dem Platz agiert, weiß man, man spielt für dieses eine Land. Ich erfahre sehr viel Unterstützung von allen Seiten. Das sorgt dafür, dass ich ein noch größeres Kribbeln im Bauch bekomme. Dazu bin ich auch vor jedem Spiel ein Stück weit nervös, was aber auch hilft, um maximal konzentriert zu sein.

DFB.de: Wie ist denn der Austausch innerhalb der Mannschaft? Neben Gökhan Gül (46) und Deniz Burnic (34) sind Sie der einzige mit mehr als 30 Einsätzen für die U-Nationalmannschaften und verfügen dementsprechend auch über mehr Erfahrung. Kommen Mannschaftskollegen wie Eduard Löwen, der gegen die Niederlande sein erstes Spiel bestritt, auf Sie zu, um Fragen zu stellen oder sich Tipps zu holen?

Saglam: Jeder fühlt sich im Kreis der U 20-Nationalmannschaft sehr wohl. Wir nehmen jeden so auf, wie er auch aufgenommen werden möchte. Als Mannschaft haben wir auch sehr schnell zueinandergefunden, egal ob jemand neu dazukommt oder schon etwas länger dabei ist. Der Austausch in der Mannschaft ist sehr gut.

DFB.de: Marco Reus hat jüngst gesagt, er würde sein Geld dafür geben, um gesund zu sein. Als Leistungssportler ist das körperliche Wohlbefinden sehr wichtig. Was machen Sie für Ihren Körper, um von Verletzungen verschont zu bleiben?

Saglam: Was Marco Reus gesagt hat, kann ich persönlich zu einhundert Prozent nachvollziehen. Vorgestern im Training hat der Fitnesstrainer noch versucht, mir den Ball wegzuschnappen, da habe ich zu ihm gesagt, dass er mir alles wegnehmen könne – nur nicht den Ball (lacht)! Ich will einfach Fußball spielen, habe jedes Mal richtig Bock darauf. Für mich ist die Erholung sehr wichtig, um mich nicht zu verletzen. Viel Schlaf ist dabei essentiell für eine gute Regeneration. Natürlich auch gesunde Ernährung. Um fit und gesund zu bleiben, ist die Verletzungsprophylaxe wichtig – sprich: Auch mal im Kraftraum ein bisschen mehr machen und sich so eine gewisse Stabilität erarbeiten.

DFB.de: Ihr DFB-Trainer Frank Kramer hat Sie vor der Nominierung für die U 19-EM in Georgien gelobt, gesagt, Sie seien ein "feiner Techniker". In der Sommervorbereitung mit Ihrem Verein, dem VfL Bochum, gab es auch großes Lob von Ismail Atalan. Baut sich dadurch ein gewisser Erwartungsdruck auf?

Saglam: Erwartungsdruck hat man als Nationalspieler immer. Man steht nun mal im Fokus. Ich denke, dass ich bisher sehr gut damit umgegangen bin, sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim VfL Bochum. Ich freue mich natürlich, wenn die Trainer mich loben – auch mal in der Öffentlichkeit. Ich hoffe, dass ich ihnen für das Vertrauen auch etwas zurückgeben kann auf dem Platz.

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DFB.de: Wie würden Sie denn Ihre Spielweise charakterisieren?

Saglam: Ich rede eigentlich nicht so gerne über mich selbst. Lieber lasse ich das Urteil von anderen fällen (lacht). Für meine Spielweise im offensiven Mittelfeld ist es wichtig, andere Spieler im letzten Spielfelddrittel in Position zu bringen. Oder eben auch selbst in die Position zu kommen, um abschließen zu können. Ich kann mich gut aus Spielsituationen lösen, selbst wenn ich zwei oder drei Gegenspieler vor mir habe und versuche natürlich, den freien Raum zu sehen. Dazu bin ich beidfüßig. Das ist im offensiven Mittelfeld sehr, sehr wichtig.

DFB.de: Kramer sprach im Vorfeld des Länderspiels von "nächsten Schritten", die zu machen seien. Wo sehen Sie Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und was sind Ihre konkreten Ziele?

Saglam: Mein konkretes Ziel auf Nationalmannschaftsebene ist, den Sprung in die U 21 zu schaffen. Das nächste große Turnier mit der U 21 absolvieren zu dürfen, wäre natürlich ein absoluter Traum. Ich persönlich möchte auch die Saison mit dem VfL Bochum in der 2. Bundesliga gut beenden und so viel Spielzeit bekommen wie möglich.

DFB.de: Kurz zu einem anderen Talent von Ihnen: Im Kinofilm "Sommerfest" von Sönke Wortmann haben Sie die Rolle eines Fußballers gespielt. Haben Sie den Film inzwischen gesehen?

Görkem Saglam: Inzwischen habe ich den Film gesehen, ja. Es gab noch eine Vorstellung in Bochum, bei der Sönke Wortmann auch persönlich vor Ort war. Zu der Vorstellung hat er mich eingeladen. Der Film hat mir echt super gefallen. Das Ergebnis von harter Arbeit bei den Drehs schließlich auf der Leinwand zu sehen, war echt gut.

DFB.de: Auch in den sozialen Netzwerken sind Sie aktiv. Auf Instagram sieht man Sie oft mit Ihrer Familie, aber auch mal Klavier spielend. Was machen Sie als Ausgleich zum Profisport?

Saglam: Ja, ich spiele tatsächlich noch Klavier. Dazu absolviere ich gerade einen Sprachkurs, dort lerne ich einmal die Woche Spanisch. Sprachen gefallen mir generell sehr gut, ich kann ein bisschen Französisch und auch Italienisch sprechen. Ansonsten verbringe ich sehr viel Zeit mit meiner Familie, vor allem mit meinem kleinen Bruder und meinen Cousins.

DFB.de: Auf YouTube gibt es ein Video von Ihnen aus dem Jahr 2013, in dem Sie minutenlang den Ball hochhalten und dabei auch den einen oder anderen Freestyle-Trick auspacken – etwa den Ball auf der Nase balancieren. Wäre Freestyle-Künstler eine Option für eine Karriere nach der fußballerischen Laufbahn?

Saglam: Eigentlich wollte ich seit dem Film mit Sönke Wortmann lieber Schauspieler werden (lacht). Nein, Spaß beiseite: Mein aktueller Wunsch ist, im Sportbereich zu bleiben. Natürlich mache ich mir um eine Karriere nach meiner Laufbahn schon Gedanken und habe es im Hinterkopf, aber jetzt fokussiere ich mich erst einmal komplett auf den Fußball.

DFB.de: Abschließend steht für diesen U 20-Lehrgang noch das Spiel am Montag auf dem Programm. Mit der DFB-Auswahl treffen Sie in Norderstedt bei Hamburg auf die Schweiz. Können Sie einen Ausblick geben, was die Zuschauer von der U 20-Nationalmannschaft erwarten können?

Görkem Saglam: Die Zuschauer können auf jeden Fall ein engagiertes Spiel von uns erwarten. Wir wollen natürlich auch das erste Heimspiel in der Länderspielsaison 2017/2018 gewinnen. Wir als Mannschaft werden einhundert Prozent geben und versuchen, den Fans, die uns vor Ort unterstützen, ein torreiches Spiel zu bieten – letztendlich natürlich auch mit dem richtigen Ergebnis auf unserer Seite.

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