Prus: "Aus 352 talentierten Spielern entsteht die neue U 15"

Neue Kolumne auf DFB.de: Sportliche Leitung und Trainer vermitteln die Hintergründe rund um den DFB-Nachwuchs und die DFB-Teams. Regelmäßig, authentisch und mit aktuellem Bezug. Heute in Folge sechs: Michael Prus, der als U 15-Trainer eine neue Nationalmannschaft aufbaut. Dafür nutzt er Sichtungsturniere, arbeitet mit zwei neuen Co-Trainern zusammen und forciert den Austausch mit den Leistungszentren.

In den vergangenen beiden Wochen nahm ich an intensiven Tagungen teil. Einerseits saß ich mit meinen U-Trainer-Kollegen vom DFB sowie den Sportlichen Leitern der Talentförderung und mit Vertretern der Expertenstäbe - Torwarttrainer und Spielanalysten - zusammen, andererseits gab es einen Austausch mit den Leistungszentrum-Trainern der U 14 bis U 19. Die Diskussionen waren spannend und konstruktiv.

Mit den U-Trainern haben wir uns in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main getroffen. Dabei blickten wir auf die vergangene Abstellungsperiode mit den U-Länderspielen zurück und thematisierten aktuelle Entwicklungen der einzelnen Mannschaften. Darüber hinaus konnten wir auch interessanten Vorträgen über die Nachwuchsförderung im spanischen Fußball beiwohnen. Ein Blick über den Tellerrand ist für unsere Arbeit elementar. Wir wollen uns stetig fortbilden und über Entwicklungen im internationalen Vergleich informiert sein. Hierfür binden wir externe Referenten in unsere Tagungen ein.

Motivierendes Coaching, Eigeninitiative der Spieler

Anschließend trafen wir die U 19- bis U 14-Trainer in Dortmund und Hannover zum zweiten Mal in diesem Jahr im Rahmen einer großen Tagung. Neben den Berichten zu unseren einzelnen DFB-U-Teams standen noch weitere Inhalte auf dem Programm. Etwa das "motivierende Coaching" oder das Fördern der Eigeninitiative des Spielers. Wir möchten den Kollegen aus den Leistungszentren immer wieder Anregungen für die tägliche Arbeit geben. Dabei geht es keineswegs darum, Vorgaben zu machen, sondern gemeinsam über die Themen zu sprechen.

Diese Veranstaltungen sind uns U-Trainern beim DFB besonders wichtig, um den Austausch mit den Kollegen der Leistungszentren zu stärken. Wir reden auch über die Leistungen der einzelnen Spieler während der Länderspiel-Phasen oder bei Turnieren. In der gemeinsamen Absprache gelingt es uns somit, die Entwicklung der jungen Talente besser miteinander abzustimmen. Das gemeinsame Ziel ist stets, den Spieler noch besser zu machen.

Viel sichten - aber Kerngeschäft bleibt Arbeit mit der Mannschaft

Die Hauptaufgabe von uns U-Trainern besteht natürlich in der Arbeit mit unseren Teams. Bei "meiner" U 15 bin ich momentan dabei, eine komplett neue Mannschaft aufzubauen. Die Grundlage dafür bilden die beiden großen U 14-Sichtungsturniere des DFB für Landesauswahlmannschaften am Ende der U 14-Saison. Es existieren in ganz Deutschland 21 Landesverbände, die ihre Mannschaften aus den DFB-Stützpunkten oder den Leistungszentren zusammenstellen. Somit nutzen wir alle Förderinstanzen des deutschen Fußballs, um möglichst die talentiertesten Spieler in unsere Nationalmannschaften zu holen.

Bei diesen beiden angesprochenen Turnieren sichten wir mit Unterstützung unserer Scoutingabteilung, so dass stets mit zwölf Scouts die Turniere beobachtet werden können. Pro Turnierspiel stehen mindestens zwei Scouts zur Sichtung zur Verfügung. Die Spieler haben in vier Spielen die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Wichtig ist, dass die Teams bewusst Fußball spielen, Aktionen haben und keine "Ergebnisverwaltung" betreiben – schließlich wollen wir Spieler und Potenziale entdecken. Am Ende der vier Spieltage wird eine Auswertung der einzelnen Partien und der Leistungen der Spieler erstellt. Diesmal haben das Sichtungsteam und wir aus den 352 Spielern für die ersten drei Lehrgänge 83 Talente ausgewählt.

Vom Sichtungsturnier zur Nationalmannschaft

Diese 83 Spieler haben wir auf drei Lehrgänge aufgeteilt, diese fanden zu Beginn der neuen Saison statt. Neben dem ersten Kennenlernen der Spieler ging es darum, sich auch ein detailliertes Bild über die Fähigkeiten in dieser Altersklasse - insbesondere den individuellen Fertigkeiten - zu verschaffen. Bereits in den ersten Lehrgängen geht es aber auch darum, ihnen die Spielauffassung des DFB nahezubringen. Im Training beschäftigten wir uns mit individuellen Duellen in Offensive und Defensive, mit gutem Freilaufverhalten und dem Erkennen von freien Räumen. Die Trainingsthemen werden stets in der Theorie nachbearbeitet, um die DFB-Leitlinien als Orientierung unserer Spielweise bei den Jungs besser zu verankern.

Am Sonntag steht bereits der nächste Lehrgang in der Sportschule Barsinghausen auf dem Programm. Wir Trainer sichten zudem auch regelmäßig bei den Meisterschaftsspielen der sechs U 15-Regionalligen, um weitere Talente zu entdecken oder die Leistung der bei uns bekannten Spieler zu beobachten. So verfolgte ich zuletzt die Begegnung zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig im Norden sowie am Samstag die Partie zwischen dem FC Augsburg und Bayern München im Süden. Am Mittwoch hatte ich außerdem noch die Gelegenheit, mir das Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg live anzuschauen, auch in unserer obersten Spielklasse möchte ich auf dem Laufenden bleiben. Schließlich sollen unsere Talente "dort oben" irgendwann ankommen.

Finden wir bei unseren Spielbeobachtungen interessante Akteure, werden diese zu unseren Lehrgängen eingeladen. Anders als bei den weiteren U-Nationalmannschaften findet in der U 15 erst zum Saisonende ein Länderspielvergleich statt. Im Mai 2019 werden wir unsere ersten beiden Länderspiele gegen die Niederlande absolvieren.

Neue Co-Trainer Büskens und Meister

Neben der Mannschaft hat sich auch das Trainerteam mit Beginn der Saison verändert. So bin ich sehr froh über den Einstieg von zwei absoluten Experten. Mit dem "Schalker Eurofighter" Mike Büskens habe ich einen Kollegen hinzugewinnen können, der nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer bereits über Erstligaerfahrung in Deutschland und in Österreich verfügt. Es sind nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch seine äußerst kompetente Art der Vermittlung, die den Spielern in ihrer Entwicklung helfen wird.

Große Erfahrung aus dem Nachwuchsbereich - unter anderem bei Borussia Dortmund und dem Hamburger SV - bringt Marc Meister mit ein. Zuletzt war er beim Karlsruher SC tätig, wo er zunächst die U 17 trainierte, bevor er dort dann auch noch die Profis übernommen hat. Sein Studium "Fußball und Talententwicklung" absolvierte Marc als einer der ersten Deutschen in Spanien. Mit seinen Kenntnissen in Praxis und Theorie trägt er einen großen Teil zur Entwicklung der Spieler bei.

In den ersten drei Lehrgängen war bereits zu erkennen, dass wir uns durch die unterschiedlichen Erfahrungen im Trainerteam gut ergänzen. Gemeinsam freuen wir uns darauf, die Spieler und die Mannschaft in den kommenden drei Jahren so zu entwickeln und zu fördern, dass sie im internationalen Vergleich erfolgreich sein und immens wichtige Erfahrungen im Rahmen der UEFA U 17-Europameisterschaft 2021 sammeln können. Damit habe ich zum Abschluss gleichzeitig unser Fernziel verraten: Mit dem Team, das wir heute aufbauen, wollen wir bei der U 17-EURO im Jahr 2021 eine gute Rolle spielen.

[dfb]

Neue Kolumne auf DFB.de: Sportliche Leitung und Trainer vermitteln die Hintergründe rund um den DFB-Nachwuchs und die DFB-Teams. Regelmäßig, authentisch und mit aktuellem Bezug. Heute in Folge sechs: Michael Prus, der als U 15-Trainer eine neue Nationalmannschaft aufbaut. Dafür nutzt er Sichtungsturniere, arbeitet mit zwei neuen Co-Trainern zusammen und forciert den Austausch mit den Leistungszentren.

In den vergangenen beiden Wochen nahm ich an intensiven Tagungen teil. Einerseits saß ich mit meinen U-Trainer-Kollegen vom DFB sowie den Sportlichen Leitern der Talentförderung und mit Vertretern der Expertenstäbe - Torwarttrainer und Spielanalysten - zusammen, andererseits gab es einen Austausch mit den Leistungszentrum-Trainern der U 14 bis U 19. Die Diskussionen waren spannend und konstruktiv.

Mit den U-Trainern haben wir uns in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main getroffen. Dabei blickten wir auf die vergangene Abstellungsperiode mit den U-Länderspielen zurück und thematisierten aktuelle Entwicklungen der einzelnen Mannschaften. Darüber hinaus konnten wir auch interessanten Vorträgen über die Nachwuchsförderung im spanischen Fußball beiwohnen. Ein Blick über den Tellerrand ist für unsere Arbeit elementar. Wir wollen uns stetig fortbilden und über Entwicklungen im internationalen Vergleich informiert sein. Hierfür binden wir externe Referenten in unsere Tagungen ein.

Motivierendes Coaching, Eigeninitiative der Spieler

Anschließend trafen wir die U 19- bis U 14-Trainer in Dortmund und Hannover zum zweiten Mal in diesem Jahr im Rahmen einer großen Tagung. Neben den Berichten zu unseren einzelnen DFB-U-Teams standen noch weitere Inhalte auf dem Programm. Etwa das "motivierende Coaching" oder das Fördern der Eigeninitiative des Spielers. Wir möchten den Kollegen aus den Leistungszentren immer wieder Anregungen für die tägliche Arbeit geben. Dabei geht es keineswegs darum, Vorgaben zu machen, sondern gemeinsam über die Themen zu sprechen.

Diese Veranstaltungen sind uns U-Trainern beim DFB besonders wichtig, um den Austausch mit den Kollegen der Leistungszentren zu stärken. Wir reden auch über die Leistungen der einzelnen Spieler während der Länderspiel-Phasen oder bei Turnieren. In der gemeinsamen Absprache gelingt es uns somit, die Entwicklung der jungen Talente besser miteinander abzustimmen. Das gemeinsame Ziel ist stets, den Spieler noch besser zu machen.

Viel sichten - aber Kerngeschäft bleibt Arbeit mit der Mannschaft

Die Hauptaufgabe von uns U-Trainern besteht natürlich in der Arbeit mit unseren Teams. Bei "meiner" U 15 bin ich momentan dabei, eine komplett neue Mannschaft aufzubauen. Die Grundlage dafür bilden die beiden großen U 14-Sichtungsturniere des DFB für Landesauswahlmannschaften am Ende der U 14-Saison. Es existieren in ganz Deutschland 21 Landesverbände, die ihre Mannschaften aus den DFB-Stützpunkten oder den Leistungszentren zusammenstellen. Somit nutzen wir alle Förderinstanzen des deutschen Fußballs, um möglichst die talentiertesten Spieler in unsere Nationalmannschaften zu holen.

Bei diesen beiden angesprochenen Turnieren sichten wir mit Unterstützung unserer Scoutingabteilung, so dass stets mit zwölf Scouts die Turniere beobachtet werden können. Pro Turnierspiel stehen mindestens zwei Scouts zur Sichtung zur Verfügung. Die Spieler haben in vier Spielen die Möglichkeit, ihr Können zu zeigen. Wichtig ist, dass die Teams bewusst Fußball spielen, Aktionen haben und keine "Ergebnisverwaltung" betreiben – schließlich wollen wir Spieler und Potenziale entdecken. Am Ende der vier Spieltage wird eine Auswertung der einzelnen Partien und der Leistungen der Spieler erstellt. Diesmal haben das Sichtungsteam und wir aus den 352 Spielern für die ersten drei Lehrgänge 83 Talente ausgewählt.

Vom Sichtungsturnier zur Nationalmannschaft

Diese 83 Spieler haben wir auf drei Lehrgänge aufgeteilt, diese fanden zu Beginn der neuen Saison statt. Neben dem ersten Kennenlernen der Spieler ging es darum, sich auch ein detailliertes Bild über die Fähigkeiten in dieser Altersklasse - insbesondere den individuellen Fertigkeiten - zu verschaffen. Bereits in den ersten Lehrgängen geht es aber auch darum, ihnen die Spielauffassung des DFB nahezubringen. Im Training beschäftigten wir uns mit individuellen Duellen in Offensive und Defensive, mit gutem Freilaufverhalten und dem Erkennen von freien Räumen. Die Trainingsthemen werden stets in der Theorie nachbearbeitet, um die DFB-Leitlinien als Orientierung unserer Spielweise bei den Jungs besser zu verankern.

Am Sonntag steht bereits der nächste Lehrgang in der Sportschule Barsinghausen auf dem Programm. Wir Trainer sichten zudem auch regelmäßig bei den Meisterschaftsspielen der sechs U 15-Regionalligen, um weitere Talente zu entdecken oder die Leistung der bei uns bekannten Spieler zu beobachten. So verfolgte ich zuletzt die Begegnung zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig im Norden sowie am Samstag die Partie zwischen dem FC Augsburg und Bayern München im Süden. Am Mittwoch hatte ich außerdem noch die Gelegenheit, mir das Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Nürnberg live anzuschauen, auch in unserer obersten Spielklasse möchte ich auf dem Laufenden bleiben. Schließlich sollen unsere Talente "dort oben" irgendwann ankommen.

Finden wir bei unseren Spielbeobachtungen interessante Akteure, werden diese zu unseren Lehrgängen eingeladen. Anders als bei den weiteren U-Nationalmannschaften findet in der U 15 erst zum Saisonende ein Länderspielvergleich statt. Im Mai 2019 werden wir unsere ersten beiden Länderspiele gegen die Niederlande absolvieren.

Neue Co-Trainer Büskens und Meister

Neben der Mannschaft hat sich auch das Trainerteam mit Beginn der Saison verändert. So bin ich sehr froh über den Einstieg von zwei absoluten Experten. Mit dem "Schalker Eurofighter" Mike Büskens habe ich einen Kollegen hinzugewinnen können, der nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer bereits über Erstligaerfahrung in Deutschland und in Österreich verfügt. Es sind nicht nur seine Erfahrungen, sondern auch seine äußerst kompetente Art der Vermittlung, die den Spielern in ihrer Entwicklung helfen wird.

Große Erfahrung aus dem Nachwuchsbereich - unter anderem bei Borussia Dortmund und dem Hamburger SV - bringt Marc Meister mit ein. Zuletzt war er beim Karlsruher SC tätig, wo er zunächst die U 17 trainierte, bevor er dort dann auch noch die Profis übernommen hat. Sein Studium "Fußball und Talententwicklung" absolvierte Marc als einer der ersten Deutschen in Spanien. Mit seinen Kenntnissen in Praxis und Theorie trägt er einen großen Teil zur Entwicklung der Spieler bei.

In den ersten drei Lehrgängen war bereits zu erkennen, dass wir uns durch die unterschiedlichen Erfahrungen im Trainerteam gut ergänzen. Gemeinsam freuen wir uns darauf, die Spieler und die Mannschaft in den kommenden drei Jahren so zu entwickeln und zu fördern, dass sie im internationalen Vergleich erfolgreich sein und immens wichtige Erfahrungen im Rahmen der UEFA U 17-Europameisterschaft 2021 sammeln können. Damit habe ich zum Abschluss gleichzeitig unser Fernziel verraten: Mit dem Team, das wir heute aufbauen, wollen wir bei der U 17-EURO im Jahr 2021 eine gute Rolle spielen.

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