Manuel Baum: "Zusätzlich ein paar andere Potenziale angezapft"

Vier Siege aus fünf Länderspielen. Die deutsche U 20-Nationalmannschaft überzeugt nicht nur mit ihren Ergebnissen, sondern auch durch die Entwicklung der einzelnen Spieler. Zum Abschluss der Länderspiel-Hinrunde 2019/2020 gelang dem Team von DFB-Trainer Manuel Baum ein 2:0-Erfolg in Portugal. Im DFB.de-Interview spricht der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Redakteur Ronny Zimmermann über den Prozess mit der Mannschaft und erklärt, weshalb auch 'unentdeckte Potenziale' so bedeutsam für den Erfolg sind.

DFB.de: Herr Baum, zum Länderspiel-Abschluss des Jahres 2019 gelang Ihrer Mannschaft ein 2:0-Sieg in Portugal. Wie ordnen Sie die Leistung ein?

Manuel Baum: Das ist pauschal gar nicht so leicht zu beantworten. Dazu muss ich ein bisschen ausholen …

DFB.de: Gerne.

Baum: Im Oktober mussten wir eine 3:4-Niederlage gegen Polen hinnehmen – nach einer zwischenzeitlichen 3:1-Führung. Das hat uns total geärgert und beschäftigt. Wir saßen zusammen und haben nach Ursachen gesucht, auch weit nach dem Lehrgang noch. Oftmals sind es Details, die Spiele entscheiden – und die unseren Jungs in ihrer Entwicklung helfen können. Nach vielen Gesprächen, auch mit den Vereinstrainern, zeichnete sich ab: Es lag auch am Anspannungsniveau. Was macht eine 3:1-Führung unterbewusst mit mir? Wie reagiere ich, wenn der Gegner das 3:3 macht? Da spielt der Kopf eine ganz entscheidende Rolle. Für mich sind das 'unentdeckte Potenziale', die den Erfolg eines Teams maßgeblich beeinflussen können. Wenn ich im Kopf besser werde, hat das auch Auswirkungen auf meinen linken oder rechten Fuß – ohne dass ich ihn direkt trainiere.

DFB.de: Bei einem Länderspiel-Lehrgang ist die gemeinsame Zeit mit einem Team überschaubar. Wie haben Sie das in die Vorbereitung auf das Portugal-Spiel eingebracht?

Baum: Wir wissen ziemlich genau, was die Jungs fußballerisch draufhaben. Da hat jeder Einzelne unser Vertrauen. Daher haben wir zusätzlich ein paar andere Potenziale angezapft. Potenziale, die den Jungs aufzeigen sollen, wo sie überall noch Prozentpunkte rausholen können. Und in der Summe bringt das wiederum ihre Leistung auf dem Platz voran. Wir sehen diese Potenziale niemals isoliert, sondern immer verknüpft. Wenn ich mich gesund ernähre, habe ich auch in Minute 80, 85 noch ausreichend Körner. Wenn ich im Kopf eine Situation schneller erfasse, bin ich auf dem Platz einen Augenblick vor meinem Gegner am Ball. Im Portugal-Spiel haben die Jungs von Beginn an diese Professionalität und Konzentration abgerufen – sie zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel. Am Ende war es unser 'seniorigstes' Auftreten in der bisherigen Länderspiel-Saison.

DFB.de: Mit vier Siegen aus fünf Partien spielt die U 20 bisher eine erfolgreiche Saison. Was zeichnet das Team aus?

Baum: Die Mannschaft hat eine super Einstellung und kann einen großen Teamspirit entwickeln. Auch fußballerisch traue ich den Jungs sehr viel zu. Wir haben uns mit Saisonbeginn zwei Ziele als Mannschaft gesetzt. Erstens: Professionalität in allem, was wir tun. Denn nur durch Qualität kommt man weiter. Zweitens: eine Art "individueller Impulsgeber". Wir geben Anstöße und Angebote, worin sich die Jungs verbessern können, damit sie ihr Potenzial ausreizen. Es ist klasse, wie die Jungs das aufsaugen. Ich erlebe sie als sehr wissensdurstig. Im Trainerteam achten wir zudem darauf, dass wir verschiedene Mentalitäten aufstellen. Da spielt auch das Anspannungsniveau eine Rolle. Wenn der eine Spieler mal einen Hänger hat, reißt ihn der nächste gleich wieder mit. Dadurch haben wir zum Beispiel nach Wiederanpfiff auch einer Drangphase der Portugiesen standgehalten. Das setzt allerdings voraus, dass wir uns als Trainer mit den Jungs beschäftigen und wissen, wie sie ticken.

DFB.de: Aus Länderspiel-Sicht folgt nun erst einmal eine längere Pause. Erst im März 2020 absolviert die U 20-Auswahl ihre nächsten Partien. Wie lässt sich der Spirit aufrechterhalten?

Baum: Wir haben das Länderspiel-Jahr so positiv abgeschlossen, dass jeder Einzelne ganz viel Power aus ihm mitnimmt. An seinen Potenzialen kann jeder Spieler auch arbeiten, wenn er nicht bei der Nationalmannschaft ist. Zudem ist es die Aufgabe der Jungs, sich im Klub aufzudrängen, damit sie dort auf Spielzeit kommen. Das haben wir ebenfalls mit ihnen thematisiert. Manchmal muss man einfach hartnäckig sein und sich im Kopf des Vereinstrainers festsetzen. Da gehört es auch dazu, Widerstände zu überwinden. Wir werden sichten sowie im Austausch mit den Jungs und ihren Vereinstrainern sein. Wenn wir uns im März zum nächsten Länderspiel treffen, greifen wir den roten Faden wieder auf.

[rz]

Vier Siege aus fünf Länderspielen. Die deutsche U 20-Nationalmannschaft überzeugt nicht nur mit ihren Ergebnissen, sondern auch durch die Entwicklung der einzelnen Spieler. Zum Abschluss der Länderspiel-Hinrunde 2019/2020 gelang dem Team von DFB-Trainer Manuel Baum ein 2:0-Erfolg in Portugal. Im DFB.de-Interview spricht der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Redakteur Ronny Zimmermann über den Prozess mit der Mannschaft und erklärt, weshalb auch 'unentdeckte Potenziale' so bedeutsam für den Erfolg sind.

DFB.de: Herr Baum, zum Länderspiel-Abschluss des Jahres 2019 gelang Ihrer Mannschaft ein 2:0-Sieg in Portugal. Wie ordnen Sie die Leistung ein?

Manuel Baum: Das ist pauschal gar nicht so leicht zu beantworten. Dazu muss ich ein bisschen ausholen …

DFB.de: Gerne.

Baum: Im Oktober mussten wir eine 3:4-Niederlage gegen Polen hinnehmen – nach einer zwischenzeitlichen 3:1-Führung. Das hat uns total geärgert und beschäftigt. Wir saßen zusammen und haben nach Ursachen gesucht, auch weit nach dem Lehrgang noch. Oftmals sind es Details, die Spiele entscheiden – und die unseren Jungs in ihrer Entwicklung helfen können. Nach vielen Gesprächen, auch mit den Vereinstrainern, zeichnete sich ab: Es lag auch am Anspannungsniveau. Was macht eine 3:1-Führung unterbewusst mit mir? Wie reagiere ich, wenn der Gegner das 3:3 macht? Da spielt der Kopf eine ganz entscheidende Rolle. Für mich sind das 'unentdeckte Potenziale', die den Erfolg eines Teams maßgeblich beeinflussen können. Wenn ich im Kopf besser werde, hat das auch Auswirkungen auf meinen linken oder rechten Fuß – ohne dass ich ihn direkt trainiere.

DFB.de: Bei einem Länderspiel-Lehrgang ist die gemeinsame Zeit mit einem Team überschaubar. Wie haben Sie das in die Vorbereitung auf das Portugal-Spiel eingebracht?

Baum: Wir wissen ziemlich genau, was die Jungs fußballerisch draufhaben. Da hat jeder Einzelne unser Vertrauen. Daher haben wir zusätzlich ein paar andere Potenziale angezapft. Potenziale, die den Jungs aufzeigen sollen, wo sie überall noch Prozentpunkte rausholen können. Und in der Summe bringt das wiederum ihre Leistung auf dem Platz voran. Wir sehen diese Potenziale niemals isoliert, sondern immer verknüpft. Wenn ich mich gesund ernähre, habe ich auch in Minute 80, 85 noch ausreichend Körner. Wenn ich im Kopf eine Situation schneller erfasse, bin ich auf dem Platz einen Augenblick vor meinem Gegner am Ball. Im Portugal-Spiel haben die Jungs von Beginn an diese Professionalität und Konzentration abgerufen – sie zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel. Am Ende war es unser 'seniorigstes' Auftreten in der bisherigen Länderspiel-Saison.

DFB.de: Mit vier Siegen aus fünf Partien spielt die U 20 bisher eine erfolgreiche Saison. Was zeichnet das Team aus?

Baum: Die Mannschaft hat eine super Einstellung und kann einen großen Teamspirit entwickeln. Auch fußballerisch traue ich den Jungs sehr viel zu. Wir haben uns mit Saisonbeginn zwei Ziele als Mannschaft gesetzt. Erstens: Professionalität in allem, was wir tun. Denn nur durch Qualität kommt man weiter. Zweitens: eine Art "individueller Impulsgeber". Wir geben Anstöße und Angebote, worin sich die Jungs verbessern können, damit sie ihr Potenzial ausreizen. Es ist klasse, wie die Jungs das aufsaugen. Ich erlebe sie als sehr wissensdurstig. Im Trainerteam achten wir zudem darauf, dass wir verschiedene Mentalitäten aufstellen. Da spielt auch das Anspannungsniveau eine Rolle. Wenn der eine Spieler mal einen Hänger hat, reißt ihn der nächste gleich wieder mit. Dadurch haben wir zum Beispiel nach Wiederanpfiff auch einer Drangphase der Portugiesen standgehalten. Das setzt allerdings voraus, dass wir uns als Trainer mit den Jungs beschäftigen und wissen, wie sie ticken.

DFB.de: Aus Länderspiel-Sicht folgt nun erst einmal eine längere Pause. Erst im März 2020 absolviert die U 20-Auswahl ihre nächsten Partien. Wie lässt sich der Spirit aufrechterhalten?

Baum: Wir haben das Länderspiel-Jahr so positiv abgeschlossen, dass jeder Einzelne ganz viel Power aus ihm mitnimmt. An seinen Potenzialen kann jeder Spieler auch arbeiten, wenn er nicht bei der Nationalmannschaft ist. Zudem ist es die Aufgabe der Jungs, sich im Klub aufzudrängen, damit sie dort auf Spielzeit kommen. Das haben wir ebenfalls mit ihnen thematisiert. Manchmal muss man einfach hartnäckig sein und sich im Kopf des Vereinstrainers festsetzen. Da gehört es auch dazu, Widerstände zu überwinden. Wir werden sichten sowie im Austausch mit den Jungs und ihren Vereinstrainern sein. Wenn wir uns im März zum nächsten Länderspiel treffen, greifen wir den roten Faden wieder auf.