Christian Wörns: "Das war Fußball auf höchstem Niveau"

Die U 20-Nationalmannschaft hat sich in zwei Länderspielen gegen Topnationen behauptet. In Frankreich gewann das Team von DFB-Trainer Christian Wörns mit 3:2, gegen Portugal holte es spät ein Unentschieden. Im DFB.de-Interview spricht Wörns über den letzten Lehrgang des Jahres und seine Erkenntnisse daraus.

DFB.de: Herr Wörns, wo erwischen wir Sie gerade?

Christian Wörns: Auf der Rückreise aus Portugal. Wir sind am Abend gelandet, nun geht es für die Spieler und mich nach zehn gemeinsamen Tagen nach Hause. Mein Co-Trainer Daniel Jungwirth und ich fahren zusammen nach München.

DFB.de: In Leiria holte Ihr Team ein 1:1, war lange Zeit das aktivere Team. Wie bewerten Sie den Auftritt?

Wörns: In der zweiten Halbzeit waren wir noch aktiver, als wir es in der ersten schon waren. Wir haben mehr für das Spiel gemacht als die Portugiesen, die eher auf Konter gelauert haben. Unser spielerischer Ansatz war auf dem schlechten Platz nicht so einfach durchzuziehen. Von mir hört man normal nie etwas in diese Richtung. (lacht) Aber dieser Rasen war wirklich in keinem guten Zustand. Abgesehen davon bin ich ein wenig zwiegespalten: In eigenem Ballbesitz haben wir zu viele Fehler gemacht. Natürlich haben wir auch gute Situationen initiiert, aber nicht in der Konstanz, in der ich mir das gewünscht hätte. Wir hatten fünf Hochkaräter. Die Portugiesen dagegen nur zwei, aus denen sie aber ein Tor machen. Von daher hadere ich ein bisschen mit der Effektivität.

DFB.de: Sie haben acht Veränderungen in der Startelf vorgenommen. Allein Simon Asta, Marvin Obuz und Soufiane Messguem blieben im Vergleich zum ersten Spiel des Lehrgangs von Beginn an dabei. Bilden die drei eine Achse, auf die Sie nicht verzichten wollen?

Wörns: Sie gehören zu dem Kreis an Spielern, die konstant in ihren Leistungen sind. Auch Frederik Jäkel zähle ich zu den Führungsspielern, die vorneweg gehen. Die acht Änderungen haben wir vorgenommen, um so vielen Spielern wie möglich Spielpraxis auf diesem hohen Niveau zu geben. Auch Ergebnisse sind wichtig, aber wir haben genauso den Auftrag, die Jungs auszubilden. Da tut ihnen jede Einsatzminute gut.

DFB.de: Den Platz haben Sie schon angesprochen. Abgesehen davon: Wie waren die Bedingungen in Portugal?

Wörns: Der Trainingsplatz war ähnlich wie der im Stadion in Leiria: eben und mit Rasen drauf. Wenn du antrittst, fliegen halt die Fetzen. (lacht) Ansonsten waren die Bedingungen wirklich super. Das Hotel, das Wetter, das Essen und besonders die sich Mühe gebenden Menschen - das hat alles wunderbar gepasst.  

DFB.de: Wie haben Sie die Mannschaft außerhalb des Platzes kennengelernt?

Wörns: Wir gestalten die Lehrgänge grundsätzlich so, dass jeder seine Freiheiten hat. Klar, wir erwarten auf dem Trainingsplatz und im Spiel gewisse Dinge, aber sonst können die Jungs Tischtennis, Billard oder auch Playstation spielen. Die Stimmung war die kompletten zehn Tage genau wie zuvor auch top. Gleichzeitig sind die Jungs sehr diszipliniert. Gerade auch, was die Corona-Schutzmaßnahmen angeht.

DFB.de: Kommen wir zum ersten Spiel des Lehrgangs. Gegen Frankreich setzte Ihr Team mit dem 3:2 ein kleines Ausrufezeichen. Was hat Ihnen an dem Auftritt besonders gefallen?

Wörns: Das Ergebnis. (lacht) Wir waren danach mächtig stolz auf die Jungs, weil sie gegen einen sehr starken Gegner gut gespielt haben. Das war Fußball auf höchstem Niveau, und wir waren auf Augenhöhe. Natürlich haben wir auch ein bisschen Glück gebraucht, hatten nach vorne aber zielstrebige Aktionen. Vor dem 2:2 hätten wir in ein, zwei Situationen schon den Sack zum 3:1 zumachen können. Trotzdem ist es natürlich ein super Gefühl, kurz vor Schluss den Lucky Punch zu setzen. Das haben die Jungs sich erarbeitet.

DFB.de: Dieses gute Gefühl hat man nach Abpfiff in den Gesichtern der Spieler wahrgenommen.

Wörns: Klar. Beim Jubel nach dem Spiel. Und auch im Hotel, als sie bis hinter die Ohren grinsend zum Abendessen kamen. Die Jungs haben auch selbst gemerkt, dass sie gegen Frankreich Großes geleistet haben.

DFB.de: Zuschauer*innen waren leider keine zugelassen. Einige bekannte Personen waren trotzdem dabei, richtig?

Wörns: Didier Deschamps war da. Einige Spieler der französischen A-Nationalmannschaft auch. Die Gelegenheit haben wir genutzt und den Franzosen umgekehrt die Ehre erwiesen und ihnen beim Training zugeschaut. Da waren unsere Jungs auch total happy. Emilio Kehrer hat sich sogar als Kommentator hervorgetan und Auszüge auf Social Media gestreamt. (lacht)

DFB.de: Wie war das für Sie und die Jungs sonst so, in Clairefontaine zu sein und dort zu spielen?

Wörns: Ich kannte Clairefontaine aus meiner Zeit in Paris bereits. (Wörns machte 1998/1999 28 Spiele für PSG; Anm. d. Red.) Aber es hat immer ein besonderes Flair: Wenn man durch den Wald fährt und dort mit dem Bus ankommt. Alles ist geschützt und streng bewacht. Die Lage außerhalb hat etwas Idyllisches, das war schon cool.

DFB.de: Zurück zum Sportlichen: Ihre Mannschaft hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten gegen starke Gegner behauptet. Wie zufrieden sind Sie mit der ersten Saisonhälfte?

Wörns: Mit dem vergangenen halben Jahr sind wir super zufrieden. Wir haben kein Mal verloren. Gegen die Norweger und die Portugiesen war mehr drin. Das Unentschieden gegen Polen war leistungsgerecht. Wie die Jungs gespielt haben, wie sie gefightet und Mentalität gezeigt haben - das war klasse.

DFB.de: Diese Leistungen haben den einen oder anderen Spieler auch schon für Toni Di Salvo und die U 21 interessant gemacht. Wie beurteilen Sie das?

Wörns: Wir sind natürlich regelmäßig im Austausch. Zwei Wochen vor den Lehrgängen glüht die Leitung dann richtig. (lacht) Wir als U 20 sind im Prinzip Tonis Abrufliste, wir sind die U 21 light. Das kommunizieren wir den Jungs auch so. Wenn Toni Spieler braucht, geben wir sie gerne nach oben. Das ist unser Ziel. Wir freuen uns sehr, wenn zum Beispiel Ansgar Knauff oder Noah Atubolu bei der U 21 dabei sind.

DFB.de: Wie geht es nach der Winterpause für Sie und das Team weiter?

Wörns: Wir Trainer sind im Wintertrainingslager der U 16 und U 17 dabei. Dort unterstützen wir unsere Kollegen in bestimmten Projekten. Danach fängt das Scouting wieder an. Vereinsbesuche sind, abhängig von der Coronalage, angedacht. Die nächsten Länderspiele Ende März 2022 werden echte Highlights: gegen Italien und England.

[jf]

Die U 20-Nationalmannschaft hat sich in zwei Länderspielen gegen Topnationen behauptet. In Frankreich gewann das Team von DFB-Trainer Christian Wörns mit 3:2, gegen Portugal holte es spät ein Unentschieden. Im DFB.de-Interview spricht Wörns über den letzten Lehrgang des Jahres und seine Erkenntnisse daraus.

DFB.de: Herr Wörns, wo erwischen wir Sie gerade?

Christian Wörns: Auf der Rückreise aus Portugal. Wir sind am Abend gelandet, nun geht es für die Spieler und mich nach zehn gemeinsamen Tagen nach Hause. Mein Co-Trainer Daniel Jungwirth und ich fahren zusammen nach München.

DFB.de: In Leiria holte Ihr Team ein 1:1, war lange Zeit das aktivere Team. Wie bewerten Sie den Auftritt?

Wörns: In der zweiten Halbzeit waren wir noch aktiver, als wir es in der ersten schon waren. Wir haben mehr für das Spiel gemacht als die Portugiesen, die eher auf Konter gelauert haben. Unser spielerischer Ansatz war auf dem schlechten Platz nicht so einfach durchzuziehen. Von mir hört man normal nie etwas in diese Richtung. (lacht) Aber dieser Rasen war wirklich in keinem guten Zustand. Abgesehen davon bin ich ein wenig zwiegespalten: In eigenem Ballbesitz haben wir zu viele Fehler gemacht. Natürlich haben wir auch gute Situationen initiiert, aber nicht in der Konstanz, in der ich mir das gewünscht hätte. Wir hatten fünf Hochkaräter. Die Portugiesen dagegen nur zwei, aus denen sie aber ein Tor machen. Von daher hadere ich ein bisschen mit der Effektivität.

DFB.de: Sie haben acht Veränderungen in der Startelf vorgenommen. Allein Simon Asta, Marvin Obuz und Soufiane Messguem blieben im Vergleich zum ersten Spiel des Lehrgangs von Beginn an dabei. Bilden die drei eine Achse, auf die Sie nicht verzichten wollen?

Wörns: Sie gehören zu dem Kreis an Spielern, die konstant in ihren Leistungen sind. Auch Frederik Jäkel zähle ich zu den Führungsspielern, die vorneweg gehen. Die acht Änderungen haben wir vorgenommen, um so vielen Spielern wie möglich Spielpraxis auf diesem hohen Niveau zu geben. Auch Ergebnisse sind wichtig, aber wir haben genauso den Auftrag, die Jungs auszubilden. Da tut ihnen jede Einsatzminute gut.

DFB.de: Den Platz haben Sie schon angesprochen. Abgesehen davon: Wie waren die Bedingungen in Portugal?

Wörns: Der Trainingsplatz war ähnlich wie der im Stadion in Leiria: eben und mit Rasen drauf. Wenn du antrittst, fliegen halt die Fetzen. (lacht) Ansonsten waren die Bedingungen wirklich super. Das Hotel, das Wetter, das Essen und besonders die sich Mühe gebenden Menschen - das hat alles wunderbar gepasst.  

DFB.de: Wie haben Sie die Mannschaft außerhalb des Platzes kennengelernt?

Wörns: Wir gestalten die Lehrgänge grundsätzlich so, dass jeder seine Freiheiten hat. Klar, wir erwarten auf dem Trainingsplatz und im Spiel gewisse Dinge, aber sonst können die Jungs Tischtennis, Billard oder auch Playstation spielen. Die Stimmung war die kompletten zehn Tage genau wie zuvor auch top. Gleichzeitig sind die Jungs sehr diszipliniert. Gerade auch, was die Corona-Schutzmaßnahmen angeht.

DFB.de: Kommen wir zum ersten Spiel des Lehrgangs. Gegen Frankreich setzte Ihr Team mit dem 3:2 ein kleines Ausrufezeichen. Was hat Ihnen an dem Auftritt besonders gefallen?

Wörns: Das Ergebnis. (lacht) Wir waren danach mächtig stolz auf die Jungs, weil sie gegen einen sehr starken Gegner gut gespielt haben. Das war Fußball auf höchstem Niveau, und wir waren auf Augenhöhe. Natürlich haben wir auch ein bisschen Glück gebraucht, hatten nach vorne aber zielstrebige Aktionen. Vor dem 2:2 hätten wir in ein, zwei Situationen schon den Sack zum 3:1 zumachen können. Trotzdem ist es natürlich ein super Gefühl, kurz vor Schluss den Lucky Punch zu setzen. Das haben die Jungs sich erarbeitet.

DFB.de: Dieses gute Gefühl hat man nach Abpfiff in den Gesichtern der Spieler wahrgenommen.

Wörns: Klar. Beim Jubel nach dem Spiel. Und auch im Hotel, als sie bis hinter die Ohren grinsend zum Abendessen kamen. Die Jungs haben auch selbst gemerkt, dass sie gegen Frankreich Großes geleistet haben.

DFB.de: Zuschauer*innen waren leider keine zugelassen. Einige bekannte Personen waren trotzdem dabei, richtig?

Wörns: Didier Deschamps war da. Einige Spieler der französischen A-Nationalmannschaft auch. Die Gelegenheit haben wir genutzt und den Franzosen umgekehrt die Ehre erwiesen und ihnen beim Training zugeschaut. Da waren unsere Jungs auch total happy. Emilio Kehrer hat sich sogar als Kommentator hervorgetan und Auszüge auf Social Media gestreamt. (lacht)

DFB.de: Wie war das für Sie und die Jungs sonst so, in Clairefontaine zu sein und dort zu spielen?

Wörns: Ich kannte Clairefontaine aus meiner Zeit in Paris bereits. (Wörns machte 1998/1999 28 Spiele für PSG; Anm. d. Red.) Aber es hat immer ein besonderes Flair: Wenn man durch den Wald fährt und dort mit dem Bus ankommt. Alles ist geschützt und streng bewacht. Die Lage außerhalb hat etwas Idyllisches, das war schon cool.

DFB.de: Zurück zum Sportlichen: Ihre Mannschaft hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten gegen starke Gegner behauptet. Wie zufrieden sind Sie mit der ersten Saisonhälfte?

Wörns: Mit dem vergangenen halben Jahr sind wir super zufrieden. Wir haben kein Mal verloren. Gegen die Norweger und die Portugiesen war mehr drin. Das Unentschieden gegen Polen war leistungsgerecht. Wie die Jungs gespielt haben, wie sie gefightet und Mentalität gezeigt haben - das war klasse.

DFB.de: Diese Leistungen haben den einen oder anderen Spieler auch schon für Toni Di Salvo und die U 21 interessant gemacht. Wie beurteilen Sie das?

Wörns: Wir sind natürlich regelmäßig im Austausch. Zwei Wochen vor den Lehrgängen glüht die Leitung dann richtig. (lacht) Wir als U 20 sind im Prinzip Tonis Abrufliste, wir sind die U 21 light. Das kommunizieren wir den Jungs auch so. Wenn Toni Spieler braucht, geben wir sie gerne nach oben. Das ist unser Ziel. Wir freuen uns sehr, wenn zum Beispiel Ansgar Knauff oder Noah Atubolu bei der U 21 dabei sind.

DFB.de: Wie geht es nach der Winterpause für Sie und das Team weiter?

Wörns: Wir Trainer sind im Wintertrainingslager der U 16 und U 17 dabei. Dort unterstützen wir unsere Kollegen in bestimmten Projekten. Danach fängt das Scouting wieder an. Vereinsbesuche sind, abhängig von der Coronalage, angedacht. Die nächsten Länderspiele Ende März 2022 werden echte Highlights: gegen Italien und England.

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