Carlson: "Ein absoluter Mehrwert für alle"

Fußballfitness, Ideenwerkstätten und Leistungsdiagnostiken. Das sind nur drei der Themenfelder, die bei der Trainerinnen- und Trainertagung des DFB in Oberhaching auf der Agenda standen. Im DFB.de-Interview spricht Britta Carlson (41), Assistenzcoach bei den DFB-Frauen, mit Redakteur David Horward über den Mehrwert einer gemeinsamen Tagung und ihre Rolle als Koordinatorin der weiblichen U-Nationalmannschaften.

DFB.de: Britta Carlson, Sie haben zwei Tage mit Ihren Trainerinnen- und Trainerkollegen zusammengesessen und ausführlich verschiedene Themen diskutiert. Was waren die Inhalte die Tagung?

Britta Carlson: Am Montag haben wir uns in gemischten Gruppen primär über das Ausnutzen der individuellen Qualitäten beziehungseise Potenziale unserer Nationalspielerininnen und Nationalspieler wie auch über die Schwerpunkte einer Gegneranalyse im Detail ausgetauscht. Dabei wurden sowohl allgemeingültige als auch differenzierte Lösungsansätze erarbeitet. Dienstagvormittag haben wir dann in getrennten Gruppen getagt, da wir im weiblichen Bereich im Rahmen der Prozessoptimierungen auch noch einige administrative Themen, zum Beispiel die Nutzung der SAP-Datenbank, Umsetzungen und Anpassungen in der Leistungsdiagnostik sowie die Einführung von Hospitationen der Vereinstrainerinnen und -trainer bei unseren Nationalmannschaften zu behandeln haben. Nachmittags wurden beide Gruppen für ein gemeinsames Fazit wieder zusammengeführt.

DFB.de: Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass eine gemeinsame Trainerinnen- und Trainertagung stattfindet?

Carlson: Es ist spannend, wie die Kollegen über die Themen denken und diese angehen. Der Austausch in dieser heterogenen Gruppe (weibliche und männliche Nationalmannschaften von U 15 bis hin zu den A-Nationalmannschaften; Anm. d. Red.) verbunden mit kontroversen Diskussionen über die verschiedenen Erfahrungen und Herangehensweisen ermöglichen neue Perspektiven und provozieren neue Gedankengänge. Wir wollen von den Kompetenzen jedes Einzelnen profitieren. Das gelingt uns in diesem Format perfekt und ist somit ein absoluter Mehrwert für alle.

DFB.de: Können Sie Beispiele nennen?

Carlson: Krunoslav Banovcic hat beispielsweise in seinem Vortrag zum Thema Fußballfitness sehr konkret von der Herangehensweise unserer U 21-Nationalmannschaft hinsichtlich der Planung der Vorbereitung und der Belastungssteuerung vor und während der Europameisterschaft berichtet. Welche Erfahrungen wurden gemacht, was kann optimiert werden? Und wie können wir trotz einer relativ kurzen Vorbereitungszeit unser Team taktisch optimal vorbereiten? Aus diesen Gedankengängen kann nun jede(r) Schlüsse für die spezielle Situation ziehen und von diesem Austausch profitieren.

DFB.de: Wie sieht grundsätzlich der Austausch zwischen den weiblichen und männlichen Trainerkollegen beim DFB aus?

Carlson: Unsere Strukturreform liegt nun etwa 20 Monate zurück, und man merkt, wie wir als Gruppe nach und nach zusammenwachsen. Dass dieser Prozess Zeit benötigt, ist nachvollziehbar. Außerhalb der Tagung ist jeder in seinem Bereich sehr eingespannt und mit den eigenen Spielerinnen und Spielern sowie der Mannschaft beschäftigt. Durch Maßnahmen, Vereins- und Verbandsbesuche sowie Sichtungen sind wir weit mehr als 200 Tage auf Reisen - und das zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Aber ein telefonischer Austausch ist immer möglich und wird bei Bedarf auch gesucht. Im Vorfeld der Frauen-WM haben wir uns beispielsweise mit Marcus Sorg getroffen, im Rahmen des nächsten DFB-Sichtungsturniers werden sich unsere Trainerinnen und Trainer über Scoutingstrukturen sowie allgemeine Abläufe austauschen. Während der WM haben uns übrigens Christian Wück und Markus Hirte als Scouts unterstützt.

DFB.de: Sie sind Co-Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft und Koordinatorin der weiblichen U-Mannschaften. Gerade im Hinblick auf die U-Teams: Was genau ist Ihr Aufgabenfeld?

Carlson: In erster Linie bin ich die erste Ansprechpartnerin für unsere U-Trainerinnen sowie Bindeglied zur Frauen-Nationalmannschaft. Ein primäres Ziel meiner Arbeit als Koordinatorin ist es, gemeinsam mit allen Trainerinnen an der stetigen Entwicklung unserer Talente zu arbeiten. Dazu gehören aktuell zum Beispiel auch die Anpassung der Ausbildungskonzeption sowie Optimierungen in der Talentförderung, die Intensivierung der Umsetzung unserer Leitlinien in unseren Mannschaften, die Optimierung der Zusammenarbeit mit den Verbänden, Vereinen und Stützpunkten sowie die individuelle Förderung und Weiterentwicklung unserer Trainerinnen.

DFB.de: À propos Austausch: Was sind Ihre Anknüpfungspunkte mit Meikel Schönweitz, dem Cheftrainer der männlichen U-Teams?

Carlson: Meikel kenne ich bereits seit unserer Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Der Kontakt ist seitdem nie abgerissen. Daher hatten wir von vornherein eine hervorragende Beziehung. Er hilft mir insbesondere dabei, prozessrelevante Themen zu integrieren. Die Trainer im männlichen Bereich arbeiten beispielsweise schon längere Zeit mit der SAP-Datenbank, haben ein funktionierendes Scoutingsystem aufgebaut. Durch den regelmäßigen Austausch mit der sportlichen Leitung Joti Chatzialexiou, Kai Krüger und Meikel Schönweitz konnten wir zusammen nach und nach diese funktionierenden Strukturen auch im weiblichen Bereich implementieren. Wir verfügen beispielsweise mittlerweile in jedem U-Team über ein sechsköpfiges Trainer(innen)- und Expertenteam, bestehend aus der Cheftrainerin, zwei Co-Trainer(innen), Torwarttrainer(innen), einem festen Athletik-Trainer(in) und Analysten. Darüber hinaus profitiere ich persönlich von Meikels Perspektiven und Gedanken rund um den Fußball. Wir beschäftigen uns mit den gleichen fußballspezifischen Ideen und Problematiken, wobei die strukturellen Voraussetzungen und Möglichkeiten in den Vereinen und Verbänden natürlich unterschiedlich sind.

[dh]

Fußballfitness, Ideenwerkstätten und Leistungsdiagnostiken. Das sind nur drei der Themenfelder, die bei der Trainerinnen- und Trainertagung des DFB in Oberhaching auf der Agenda standen. Im DFB.de-Interview spricht Britta Carlson (41), Assistenzcoach bei den DFB-Frauen, mit Redakteur David Horward über den Mehrwert einer gemeinsamen Tagung und ihre Rolle als Koordinatorin der weiblichen U-Nationalmannschaften.

DFB.de: Britta Carlson, Sie haben zwei Tage mit Ihren Trainerinnen- und Trainerkollegen zusammengesessen und ausführlich verschiedene Themen diskutiert. Was waren die Inhalte die Tagung?

Britta Carlson: Am Montag haben wir uns in gemischten Gruppen primär über das Ausnutzen der individuellen Qualitäten beziehungseise Potenziale unserer Nationalspielerininnen und Nationalspieler wie auch über die Schwerpunkte einer Gegneranalyse im Detail ausgetauscht. Dabei wurden sowohl allgemeingültige als auch differenzierte Lösungsansätze erarbeitet. Dienstagvormittag haben wir dann in getrennten Gruppen getagt, da wir im weiblichen Bereich im Rahmen der Prozessoptimierungen auch noch einige administrative Themen, zum Beispiel die Nutzung der SAP-Datenbank, Umsetzungen und Anpassungen in der Leistungsdiagnostik sowie die Einführung von Hospitationen der Vereinstrainerinnen und -trainer bei unseren Nationalmannschaften zu behandeln haben. Nachmittags wurden beide Gruppen für ein gemeinsames Fazit wieder zusammengeführt.

DFB.de: Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass eine gemeinsame Trainerinnen- und Trainertagung stattfindet?

Carlson: Es ist spannend, wie die Kollegen über die Themen denken und diese angehen. Der Austausch in dieser heterogenen Gruppe (weibliche und männliche Nationalmannschaften von U 15 bis hin zu den A-Nationalmannschaften; Anm. d. Red.) verbunden mit kontroversen Diskussionen über die verschiedenen Erfahrungen und Herangehensweisen ermöglichen neue Perspektiven und provozieren neue Gedankengänge. Wir wollen von den Kompetenzen jedes Einzelnen profitieren. Das gelingt uns in diesem Format perfekt und ist somit ein absoluter Mehrwert für alle.

DFB.de: Können Sie Beispiele nennen?

Carlson: Krunoslav Banovcic hat beispielsweise in seinem Vortrag zum Thema Fußballfitness sehr konkret von der Herangehensweise unserer U 21-Nationalmannschaft hinsichtlich der Planung der Vorbereitung und der Belastungssteuerung vor und während der Europameisterschaft berichtet. Welche Erfahrungen wurden gemacht, was kann optimiert werden? Und wie können wir trotz einer relativ kurzen Vorbereitungszeit unser Team taktisch optimal vorbereiten? Aus diesen Gedankengängen kann nun jede(r) Schlüsse für die spezielle Situation ziehen und von diesem Austausch profitieren.

DFB.de: Wie sieht grundsätzlich der Austausch zwischen den weiblichen und männlichen Trainerkollegen beim DFB aus?

Carlson: Unsere Strukturreform liegt nun etwa 20 Monate zurück, und man merkt, wie wir als Gruppe nach und nach zusammenwachsen. Dass dieser Prozess Zeit benötigt, ist nachvollziehbar. Außerhalb der Tagung ist jeder in seinem Bereich sehr eingespannt und mit den eigenen Spielerinnen und Spielern sowie der Mannschaft beschäftigt. Durch Maßnahmen, Vereins- und Verbandsbesuche sowie Sichtungen sind wir weit mehr als 200 Tage auf Reisen - und das zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Aber ein telefonischer Austausch ist immer möglich und wird bei Bedarf auch gesucht. Im Vorfeld der Frauen-WM haben wir uns beispielsweise mit Marcus Sorg getroffen, im Rahmen des nächsten DFB-Sichtungsturniers werden sich unsere Trainerinnen und Trainer über Scoutingstrukturen sowie allgemeine Abläufe austauschen. Während der WM haben uns übrigens Christian Wück und Markus Hirte als Scouts unterstützt.

DFB.de: Sie sind Co-Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft und Koordinatorin der weiblichen U-Mannschaften. Gerade im Hinblick auf die U-Teams: Was genau ist Ihr Aufgabenfeld?

Carlson: In erster Linie bin ich die erste Ansprechpartnerin für unsere U-Trainerinnen sowie Bindeglied zur Frauen-Nationalmannschaft. Ein primäres Ziel meiner Arbeit als Koordinatorin ist es, gemeinsam mit allen Trainerinnen an der stetigen Entwicklung unserer Talente zu arbeiten. Dazu gehören aktuell zum Beispiel auch die Anpassung der Ausbildungskonzeption sowie Optimierungen in der Talentförderung, die Intensivierung der Umsetzung unserer Leitlinien in unseren Mannschaften, die Optimierung der Zusammenarbeit mit den Verbänden, Vereinen und Stützpunkten sowie die individuelle Förderung und Weiterentwicklung unserer Trainerinnen.

DFB.de: À propos Austausch: Was sind Ihre Anknüpfungspunkte mit Meikel Schönweitz, dem Cheftrainer der männlichen U-Teams?

Carlson: Meikel kenne ich bereits seit unserer Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Der Kontakt ist seitdem nie abgerissen. Daher hatten wir von vornherein eine hervorragende Beziehung. Er hilft mir insbesondere dabei, prozessrelevante Themen zu integrieren. Die Trainer im männlichen Bereich arbeiten beispielsweise schon längere Zeit mit der SAP-Datenbank, haben ein funktionierendes Scoutingsystem aufgebaut. Durch den regelmäßigen Austausch mit der sportlichen Leitung Joti Chatzialexiou, Kai Krüger und Meikel Schönweitz konnten wir zusammen nach und nach diese funktionierenden Strukturen auch im weiblichen Bereich implementieren. Wir verfügen beispielsweise mittlerweile in jedem U-Team über ein sechsköpfiges Trainer(innen)- und Expertenteam, bestehend aus der Cheftrainerin, zwei Co-Trainer(innen), Torwarttrainer(innen), einem festen Athletik-Trainer(in) und Analysten. Darüber hinaus profitiere ich persönlich von Meikels Perspektiven und Gedanken rund um den Fußball. Wir beschäftigen uns mit den gleichen fußballspezifischen Ideen und Problematiken, wobei die strukturellen Voraussetzungen und Möglichkeiten in den Vereinen und Verbänden natürlich unterschiedlich sind.

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