Wormatia Worms: Pionier der Trikotwerbung

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der VfR Wormatia Worms.

25. Mai 2017. Finaltag der Amateure. Im Endspiel um den Pokal des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes läuft die 41. Minute. Nach einer Flanke taucht Jan-Lucas Dorow plötzlich völlig alleine am Fünfmeterraum auf. Als der 24-jährige Stürmer zum 1:0 gegen den SV Morlautern einköpft, darf der VfR Wormatia Worms für kurze Zeit auf die 23. Pokalteilnahme hoffen. Doch Morlautern, Außenseiter aus der Oberliga, kommt zurück, entscheidet die Partie in der 81. Minute für sich und schnappt dem Favoriten aus der Regionalliga das Ticket für den DFB-Pokal vor der Nase weg.

In der anstehenden Pokalsaison kommt für Wormatia Worms aber doch eine weitere Teilnahme hinzu. Das Debüt des Klubs aus Rheinland-Pfalz liegt bereits 82 Jahre zurück. Damals hieß der Pokal in Deutschland noch Tschammer-Pokal. 1935 zählte die Wormatia zu den 63 Pionieren, die an der ersten Ausgabe des neu ins Leben gerufenen Wettbewerbs teilnahmen.

1936: Halbfinale gegen VfB Leipzig

Durch Siege gegen Bürstadt, Saarbrücken und Dieburg qualifizierte sich Worms für die 1. Hauptrunde, in der es ein ungefährdetes 3:0 gegen den FC Egelsbach gab. In der 2. Runde gelang es Waldhof Mannheim jedoch, Wormatias gefährlichen Linksaußen, Nationalspieler Josef Fath, beinahe völlig aus dem Spiel zu nehmen. 1:5 hieß es am Ende. Die Premierensaison hatte ein frühes Ende genommen.

Ein Jahr später spielten sich die Pioniere aus Worms sogar bis ins Halbfinale vor, in dem sie dem späteren Pokalsieger VfB Leipzig vor 12.000 Zuschauern 1:5 unterlagen. In den darauffolgenden Jahren überschattete der Krieg den Fußball und auch in der Nachkriegszeit war zunächst nicht an Sport zu denken. Als der Tschammer-Pokal in der Saison 1952/1953 mit dem DFB-Pokal schließlich einen Nachfolger fand, waren die Pioniere aus Worms erneut zur Stelle. Georg Bogert und Helmut Müller schossen das Team mit ihren Treffern ins Halbfinale. Letzterer brachte Worms auch im Halbfinale gegen Alemannia Aachen per Elfmeter in Führung. Zum Sieg reichte es dennoch nicht. Die Alemannia zog trotz des hervorragend aufgelegten Wormatia-Torhüters Günther Bär ins Finale ein und der VfR musste zehn Jahre auf eine weitere Pokalteilnahme warten.

Trikotwerbung sorgt für kontroverse Debatten

Der VfR Wormatia Worms - ein echter Pionier, nicht nur im deutschen Pokal. Auch in einem anderen Bereich schrieb der Klub Geschichte. Zu Beginn der Saison 1967/1968 lief Worms als erste deutsche Fußballmannschaft mit Trikotwerbung auf. Für drei Spiele trug die Spielkleidung den Schriftzug „CAT“ des Baumaschinenherstellers Caterpillar. Der in finanzielle Nöte geratene Klub griff auf der Suche nach neuen Einnahmequellen auf diese Idee zurück, die im Anschluss zu kontroversen Debatten führte. "Wormatia Worms tat einen energischen, wenn auch nicht gerade sympathischen Schritt zur weiteren Kommerzialisierung des Leistungssports. Ob es uns gefällt oder nicht, die Tabus eines traditionellen Idealismus werden immer stärker abgebaut", kommentierte die Welt am 24. August 1967.

Der DFB-Vorstand entschied sich rasch für ein Verbot. Das Sitzungsprotokoll hielt unter dem Punkt „Firmenreklame auf der Spielkleidung, Angelegenheit Wormatia Worms“ fest: „Der Vorstand stellte dazu fest, dass das Tragen von Firmennamen, von Firmenzeichen und Werbeaufschriften auf der Spiel- und Trainingskleidung nicht zulässig sei und im Interesse der Aufrechterhaltung der sportlichen Ordnung und des Ansehens des Fußballsports verboten werden müsse. Die Verbände und Vereine sollten sogleich davon in Kenntnis gesetzt werden, dass die Spielkleidung nur den Vereinsnamen oder das Vereinsabzeichen und die Nummer des jeweiligen Spielers zeigen darf. Wormatia Worms solle aufgefordert werden, Firmenreklame auf der Spielkleidung sofort zu unterlassen.“

Doch der Fußball wandelte sich, 1973 sorgte das Jägermeister-Logo auf dem Trikot von Eintracht Braunschweig erneut für Diskussionen. Trotz des vehementen Widerstandes des DFB war ein Stein ins Rollen gebracht, der nicht mehr aufzuhalten war. Weitere Vereine taten es Braunschweig gleich.

Letzter Pokalauftritt: 2012 gegen 1. FC Köln

Heutzutage, 50 Jahre nach Wormatia Worms' Vorstoß, gilt Trikotwerbung im Fußball als selbstverständlich. Auch im Amateurbereich erfreuen sich die Klubs an der finanziellen Unterstützung ihrer Sponsoren und selbst der FC Barcelona, der sich als selbsternannte Nationalmannschaft Kataloniens lange Zeit gegen die Werbung auf der Brust sträubte, schloss 2011 einen lukrativen Werbevertrag ab.

Die Pioniere in Deutschland, der VfR Wormatia Worms, laufen inzwischen mit einem Logistik-Unternehmen auf der Brust in der Regionalliga Südwest auf. Die letzte DFB-Pokalteilnahme geht auf das Jahr 2012 zurück. Hauchdünn musste sich die Wormatia dem 1. FC Köln geschlagen geben (3:4 n.E.).

[tn]

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der VfR Wormatia Worms.

25. Mai 2017. Finaltag der Amateure. Im Endspiel um den Pokal des Südwestdeutschen Fußball-Verbandes läuft die 41. Minute. Nach einer Flanke taucht Jan-Lucas Dorow plötzlich völlig alleine am Fünfmeterraum auf. Als der 24-jährige Stürmer zum 1:0 gegen den SV Morlautern einköpft, darf der VfR Wormatia Worms für kurze Zeit auf die 23. Pokalteilnahme hoffen. Doch Morlautern, Außenseiter aus der Oberliga, kommt zurück, entscheidet die Partie in der 81. Minute für sich und schnappt dem Favoriten aus der Regionalliga das Ticket für den DFB-Pokal vor der Nase weg.

In der anstehenden Pokalsaison kommt für Wormatia Worms aber doch eine weitere Teilnahme hinzu. Das Debüt des Klubs aus Rheinland-Pfalz liegt bereits 82 Jahre zurück. Damals hieß der Pokal in Deutschland noch Tschammer-Pokal. 1935 zählte die Wormatia zu den 63 Pionieren, die an der ersten Ausgabe des neu ins Leben gerufenen Wettbewerbs teilnahmen.

1936: Halbfinale gegen VfB Leipzig

Durch Siege gegen Bürstadt, Saarbrücken und Dieburg qualifizierte sich Worms für die 1. Hauptrunde, in der es ein ungefährdetes 3:0 gegen den FC Egelsbach gab. In der 2. Runde gelang es Waldhof Mannheim jedoch, Wormatias gefährlichen Linksaußen, Nationalspieler Josef Fath, beinahe völlig aus dem Spiel zu nehmen. 1:5 hieß es am Ende. Die Premierensaison hatte ein frühes Ende genommen.

Ein Jahr später spielten sich die Pioniere aus Worms sogar bis ins Halbfinale vor, in dem sie dem späteren Pokalsieger VfB Leipzig vor 12.000 Zuschauern 1:5 unterlagen. In den darauffolgenden Jahren überschattete der Krieg den Fußball und auch in der Nachkriegszeit war zunächst nicht an Sport zu denken. Als der Tschammer-Pokal in der Saison 1952/1953 mit dem DFB-Pokal schließlich einen Nachfolger fand, waren die Pioniere aus Worms erneut zur Stelle. Georg Bogert und Helmut Müller schossen das Team mit ihren Treffern ins Halbfinale. Letzterer brachte Worms auch im Halbfinale gegen Alemannia Aachen per Elfmeter in Führung. Zum Sieg reichte es dennoch nicht. Die Alemannia zog trotz des hervorragend aufgelegten Wormatia-Torhüters Günther Bär ins Finale ein und der VfR musste zehn Jahre auf eine weitere Pokalteilnahme warten.

Trikotwerbung sorgt für kontroverse Debatten

Der VfR Wormatia Worms - ein echter Pionier, nicht nur im deutschen Pokal. Auch in einem anderen Bereich schrieb der Klub Geschichte. Zu Beginn der Saison 1967/1968 lief Worms als erste deutsche Fußballmannschaft mit Trikotwerbung auf. Für drei Spiele trug die Spielkleidung den Schriftzug „CAT“ des Baumaschinenherstellers Caterpillar. Der in finanzielle Nöte geratene Klub griff auf der Suche nach neuen Einnahmequellen auf diese Idee zurück, die im Anschluss zu kontroversen Debatten führte. "Wormatia Worms tat einen energischen, wenn auch nicht gerade sympathischen Schritt zur weiteren Kommerzialisierung des Leistungssports. Ob es uns gefällt oder nicht, die Tabus eines traditionellen Idealismus werden immer stärker abgebaut", kommentierte die Welt am 24. August 1967.

Der DFB-Vorstand entschied sich rasch für ein Verbot. Das Sitzungsprotokoll hielt unter dem Punkt „Firmenreklame auf der Spielkleidung, Angelegenheit Wormatia Worms“ fest: „Der Vorstand stellte dazu fest, dass das Tragen von Firmennamen, von Firmenzeichen und Werbeaufschriften auf der Spiel- und Trainingskleidung nicht zulässig sei und im Interesse der Aufrechterhaltung der sportlichen Ordnung und des Ansehens des Fußballsports verboten werden müsse. Die Verbände und Vereine sollten sogleich davon in Kenntnis gesetzt werden, dass die Spielkleidung nur den Vereinsnamen oder das Vereinsabzeichen und die Nummer des jeweiligen Spielers zeigen darf. Wormatia Worms solle aufgefordert werden, Firmenreklame auf der Spielkleidung sofort zu unterlassen.“

Doch der Fußball wandelte sich, 1973 sorgte das Jägermeister-Logo auf dem Trikot von Eintracht Braunschweig erneut für Diskussionen. Trotz des vehementen Widerstandes des DFB war ein Stein ins Rollen gebracht, der nicht mehr aufzuhalten war. Weitere Vereine taten es Braunschweig gleich.

Letzter Pokalauftritt: 2012 gegen 1. FC Köln

Heutzutage, 50 Jahre nach Wormatia Worms' Vorstoß, gilt Trikotwerbung im Fußball als selbstverständlich. Auch im Amateurbereich erfreuen sich die Klubs an der finanziellen Unterstützung ihrer Sponsoren und selbst der FC Barcelona, der sich als selbsternannte Nationalmannschaft Kataloniens lange Zeit gegen die Werbung auf der Brust sträubte, schloss 2011 einen lukrativen Werbevertrag ab.

Die Pioniere in Deutschland, der VfR Wormatia Worms, laufen inzwischen mit einem Logistik-Unternehmen auf der Brust in der Regionalliga Südwest auf. Die letzte DFB-Pokalteilnahme geht auf das Jahr 2012 zurück. Hauchdünn musste sich die Wormatia dem 1. FC Köln geschlagen geben (3:4 n.E.).

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