Hannes Wolf: "Das waren keine A-Jugend-Spiele mehr"

Die deutsche U 19-Nationalmannschaft hat die Qualifikation für die Europameisterschaft in der Slowakei verpasst. Nach zwei Remis gegen Italien und Belgien unterlag die Auswahl von Hannes Wolf zum Abschluss der zweiten Qualifikationsrunde in Finnland den Gastgebern mit 0:1. Im DFB.de-Interview spricht der Cheftrainer über aufwühlende Tage im hohen Norden.

DFB.de: Hinter Ihnen liegen nervenaufreibende Spiele. Leider hat eine deutsche U 19-Nationalmannschaft zum dritten Mal in Folge die Qualifikation für die Europameisterschaft verpasst. Wie fällt Ihre Bilanz der Tage in Finnland aus, Herr Wolf?

Hannes Wolf: Zweigeteilt. Wir hatten mit Italien und Belgien zwei absolute Top-Mannschaften als Gegner. In beiden Spielen haben wir lange geführt. Dafür mussten wir echt beißen, unglaublich viel investieren. Leider konnten wir die Führungen nicht halten.

DFB.de: Warum nicht?

Wolf: Was die Ballkontrolle und die Zweikampfführung angeht, hat ein bisschen was gefehlt zum internationalen Toplevel. Trotzdem waren wir mit unserer engagierten Spielweise sehr nah dran, vor dem letzten Spiel alle Trümpfe in der eigenen Hand zu haben. Die Schlussphase gegen Belgien war natürlich ein großer Rückschlag und das dritte Spiel insgesamt nicht optimal. Deshalb fällt die Gesamtbilanz ernüchternd aus. Wir wären den Weg sehr gerne mit der Mannschaft weitergegangen, haben aber nur zwei Punkte geholt und sind dementsprechend enttäuscht.

DFB.de: Lassen Sie uns die Spiele ein wenig Revue passieren. Gegen Italien hat sich Ihre Mannschaft zwei Gegentore nach Standards gefangen, kam dann spät per Freistoßtreffer von Torben Rhein zurück. Im zweiten Spiel sah die deutsche U 19 lange wie der sichere Sieger aus. Was ist dann passiert?

Wolf: Wir haben gemeinsam, Mannschaft und Trainerteam, leider keine Formation gefunden, um die tiefen Bälle der Belgier zu verteidigen. Sie haben am Schluss noch einen Spieler mehr ganz vorne reingeschoben. Das haben wir im tiefen Verteidigen einfach nicht gut genug gemacht. Man muss aber auch sagen, dass wir zuvor extrem viel investieren und deshalb wechseln mussten. Körperlich waren wir gegen Italien schon am Limit.

DFB.de: Sie reagierten mit einer taktischen Umstellung.

Wolf: Wir haben auf eine Fünferkette mit drei Innenverteidigern und drei Sechsern davor umgestellt. Trotzdem haben wir die Flanken nicht gut verteidigt, haben leichte Chancen zugelassen. Deswegen konnten die Belgier mit ihrer Qualität noch zwei Tore schießen. Das zweite nach einem Eckball, den wir hergeschenkt haben. Das war natürlich ein Knackpunkt…

DFB.de: …und die Konstellation durch das zweite Unentschieden schon vor dem abschließenden Spiel gegen Finnland nicht einfach. Ein Sieg musste her. Ihr Team fand jedoch keine Antwort auf das Tor der Gastgeber. Woran hat es gefehlt?

Wolf: Das letzte Spiel gegen die Finnen war nicht gut, das muss man klar sagen. Italien hat früh geführt, das haben wir mitbekommen. Trotzdem ist das kein Grund, so zu spielen, wie wir es getan haben. Klar, wir hatten viele Torschüsse. Auch läuferisch war das mehr als in Ordnung. Ansetzen müssen wir bei den Themen Ballsicherheit unter Druck und Zweikampfführung. Da hatten wir erwartet, uns beim Spiel auf ein Tor, das es in der zweiten Halbzeit war, öfter durchzusetzen. Letztendlich ist es schon ein Unterschied, ob du mit fünf oder mit zwei Punkten ausscheidest. Deshalb ärgert uns das Finnland-Spiel.

DFB.de: Hinzu kam die personelle Situation, die während der gesamten Maßnahme angespannt war.

Wolf: Schon im Vorfeld hatten wir mit einigen Ausfällen zu kämpfen. Robert Wagner war kürzlich krank, ihn konnte ich nur einwechseln. Jens Castrop konnte bis auf eine Hälfte gegen Belgien gar nicht mitwirken. Youssef Amyn fiel zeitweise krank aus, Lasse Günther und Kwadwo Baah gar für alle drei Spiele. Das soll keine Ausrede sein, klar ist aber: Dadurch hat uns die allerletzte Substanz gefehlt.

DFB.de: Corona, dann die Zeit in Leverkusen, nun das Verpassen des ersten großen Ziels. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate als DFB-Trainer und die Lehrgänge mit der Mannschaft zurück?

Wolf: Der Job macht mir unglaublich Freude. Wir haben ein tolles Trainerteam, auch die Mannschaft hinter dem Team arbeitet super und insgesamt sind die Strukturen beim DFB extrem professionell. Der Jahrgang, den wir trainieren dürfen, ist trotz der Ergebnisse in Finnland wirklich gut. Wenn man sich nur einmal anschaut, wer noch alles in diesem Team spielen könnte – dann ist das eine tolle Generation. Wir haben auf dem Weg nach Finnland alles gegeben, leider haben ein paar Entscheidungen nicht gepasst. Trotzdem werden wir den Jahrgang weiter positiv begleiten und Impulse geben, dass die Spieler den nächsten Schritt machen können. Viele stehen an der Schwelle.  

DFB.de: Die Ermunterung, diesen nächsten Schritt zu machen, nicht nur zu kratzen, sondern regelmäßig in den Profiligen zu spielen. Ist das etwas, das sie den Jungs beim Verabschieden mit auf den Weg gegeben haben?

Wolf: Ja, klar. Der Impuls, den wir mitgegeben haben, geht schon wieder nach vorne. Die Jungs spielen am Wochenende in ihren Vereinen. Gemeinsam wollen wir alle das Beste aus ihnen herausholen. Von der Erfahrung, gegen Italien und Belgien zu spielen, werden sie profitieren. Das waren keine A-Jugend-Spiele mehr. In solchen Duellen merken die Spieler, auf welchem Level sie im internationalen Vergleich sind.

DFB.de: Die nächste Maßnahme wartet Anfang Mai. Ist das Länderspiel gegen Dänemark eine Gelegenheit, nochmal neue Spieler zu testen?

Wolf: Das planen wir in den nächsten Tagen. Zunächst wollten wir abwarten, wie es in Finnland läuft. Bevor wir hierher geflogen sind, hatten wir schon eine Nachsichtung in Mainz gemacht. Das war sehr gelungen. Schon dort konnten sich neue Spieler zeigen. Wie die genaue Mannschaft für die Partie gegen Dänemark aussieht, wird sich dann zeigen.

[jf]

Die deutsche U 19-Nationalmannschaft hat die Qualifikation für die Europameisterschaft in der Slowakei verpasst. Nach zwei Remis gegen Italien und Belgien unterlag die Auswahl von Hannes Wolf zum Abschluss der zweiten Qualifikationsrunde in Finnland den Gastgebern mit 0:1. Im DFB.de-Interview spricht der Cheftrainer über aufwühlende Tage im hohen Norden.

DFB.de: Hinter Ihnen liegen nervenaufreibende Spiele. Leider hat eine deutsche U 19-Nationalmannschaft zum dritten Mal in Folge die Qualifikation für die Europameisterschaft verpasst. Wie fällt Ihre Bilanz der Tage in Finnland aus, Herr Wolf?

Hannes Wolf: Zweigeteilt. Wir hatten mit Italien und Belgien zwei absolute Top-Mannschaften als Gegner. In beiden Spielen haben wir lange geführt. Dafür mussten wir echt beißen, unglaublich viel investieren. Leider konnten wir die Führungen nicht halten.

DFB.de: Warum nicht?

Wolf: Was die Ballkontrolle und die Zweikampfführung angeht, hat ein bisschen was gefehlt zum internationalen Toplevel. Trotzdem waren wir mit unserer engagierten Spielweise sehr nah dran, vor dem letzten Spiel alle Trümpfe in der eigenen Hand zu haben. Die Schlussphase gegen Belgien war natürlich ein großer Rückschlag und das dritte Spiel insgesamt nicht optimal. Deshalb fällt die Gesamtbilanz ernüchternd aus. Wir wären den Weg sehr gerne mit der Mannschaft weitergegangen, haben aber nur zwei Punkte geholt und sind dementsprechend enttäuscht.

DFB.de: Lassen Sie uns die Spiele ein wenig Revue passieren. Gegen Italien hat sich Ihre Mannschaft zwei Gegentore nach Standards gefangen, kam dann spät per Freistoßtreffer von Torben Rhein zurück. Im zweiten Spiel sah die deutsche U 19 lange wie der sichere Sieger aus. Was ist dann passiert?

Wolf: Wir haben gemeinsam, Mannschaft und Trainerteam, leider keine Formation gefunden, um die tiefen Bälle der Belgier zu verteidigen. Sie haben am Schluss noch einen Spieler mehr ganz vorne reingeschoben. Das haben wir im tiefen Verteidigen einfach nicht gut genug gemacht. Man muss aber auch sagen, dass wir zuvor extrem viel investieren und deshalb wechseln mussten. Körperlich waren wir gegen Italien schon am Limit.

DFB.de: Sie reagierten mit einer taktischen Umstellung.

Wolf: Wir haben auf eine Fünferkette mit drei Innenverteidigern und drei Sechsern davor umgestellt. Trotzdem haben wir die Flanken nicht gut verteidigt, haben leichte Chancen zugelassen. Deswegen konnten die Belgier mit ihrer Qualität noch zwei Tore schießen. Das zweite nach einem Eckball, den wir hergeschenkt haben. Das war natürlich ein Knackpunkt…

DFB.de: …und die Konstellation durch das zweite Unentschieden schon vor dem abschließenden Spiel gegen Finnland nicht einfach. Ein Sieg musste her. Ihr Team fand jedoch keine Antwort auf das Tor der Gastgeber. Woran hat es gefehlt?

Wolf: Das letzte Spiel gegen die Finnen war nicht gut, das muss man klar sagen. Italien hat früh geführt, das haben wir mitbekommen. Trotzdem ist das kein Grund, so zu spielen, wie wir es getan haben. Klar, wir hatten viele Torschüsse. Auch läuferisch war das mehr als in Ordnung. Ansetzen müssen wir bei den Themen Ballsicherheit unter Druck und Zweikampfführung. Da hatten wir erwartet, uns beim Spiel auf ein Tor, das es in der zweiten Halbzeit war, öfter durchzusetzen. Letztendlich ist es schon ein Unterschied, ob du mit fünf oder mit zwei Punkten ausscheidest. Deshalb ärgert uns das Finnland-Spiel.

DFB.de: Hinzu kam die personelle Situation, die während der gesamten Maßnahme angespannt war.

Wolf: Schon im Vorfeld hatten wir mit einigen Ausfällen zu kämpfen. Robert Wagner war kürzlich krank, ihn konnte ich nur einwechseln. Jens Castrop konnte bis auf eine Hälfte gegen Belgien gar nicht mitwirken. Youssef Amyn fiel zeitweise krank aus, Lasse Günther und Kwadwo Baah gar für alle drei Spiele. Das soll keine Ausrede sein, klar ist aber: Dadurch hat uns die allerletzte Substanz gefehlt.

DFB.de: Corona, dann die Zeit in Leverkusen, nun das Verpassen des ersten großen Ziels. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate als DFB-Trainer und die Lehrgänge mit der Mannschaft zurück?

Wolf: Der Job macht mir unglaublich Freude. Wir haben ein tolles Trainerteam, auch die Mannschaft hinter dem Team arbeitet super und insgesamt sind die Strukturen beim DFB extrem professionell. Der Jahrgang, den wir trainieren dürfen, ist trotz der Ergebnisse in Finnland wirklich gut. Wenn man sich nur einmal anschaut, wer noch alles in diesem Team spielen könnte – dann ist das eine tolle Generation. Wir haben auf dem Weg nach Finnland alles gegeben, leider haben ein paar Entscheidungen nicht gepasst. Trotzdem werden wir den Jahrgang weiter positiv begleiten und Impulse geben, dass die Spieler den nächsten Schritt machen können. Viele stehen an der Schwelle.  

DFB.de: Die Ermunterung, diesen nächsten Schritt zu machen, nicht nur zu kratzen, sondern regelmäßig in den Profiligen zu spielen. Ist das etwas, das sie den Jungs beim Verabschieden mit auf den Weg gegeben haben?

Wolf: Ja, klar. Der Impuls, den wir mitgegeben haben, geht schon wieder nach vorne. Die Jungs spielen am Wochenende in ihren Vereinen. Gemeinsam wollen wir alle das Beste aus ihnen herausholen. Von der Erfahrung, gegen Italien und Belgien zu spielen, werden sie profitieren. Das waren keine A-Jugend-Spiele mehr. In solchen Duellen merken die Spieler, auf welchem Level sie im internationalen Vergleich sind.

DFB.de: Die nächste Maßnahme wartet Anfang Mai. Ist das Länderspiel gegen Dänemark eine Gelegenheit, nochmal neue Spieler zu testen?

Wolf: Das planen wir in den nächsten Tagen. Zunächst wollten wir abwarten, wie es in Finnland läuft. Bevor wir hierher geflogen sind, hatten wir schon eine Nachsichtung in Mainz gemacht. Das war sehr gelungen. Schon dort konnten sich neue Spieler zeigen. Wie die genaue Mannschaft für die Partie gegen Dänemark aussieht, wird sich dann zeigen.

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