Maren Meinert: "Wir träumen gemeinsam von der WM 2011"

Es ist eine eindrucksvolle Bilanz: Zum zehnten Mal findet vom 18. bis 29. Juli auf Island die UEFA U 19-Europameisterschaft der Frauen statt. Und zum zehnten Mal mischt der weibliche Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Endrunde mit. Mit drei überaus souveränen Siegen gegen Schweden (4:1), Ungarn (6:0) und Schottland (3:0) hat das Team von DFB-Trainerin Maren Meinert beim Turnier der zweiten Qualifikationsrunde, das in der vergangenen Woche in Schleswig-Holstein ausgespielt wurde, die Fahrkarte nach Island und die Möglichkeit zur Titelverteidigung gelöst.

Im aktuellen Interview auf www.dfb.de mit DFB-Redakteur Maximilian Geis lässt Maren Meinert das Mini-Turnier Revue passieren. Außerdem blickt die Weltmeisterin von 2003 in die nahe und ferne Zukunft des Juniorinnen- und Frauenfußballs.

Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation für die Europameisterschaft. Hat sich mit Ihrer Mannschaft das beste Team des Vierer-Turniers für Island qualifiziert?

Maren Meinert: Auf jeden Fall. Das dokumentieren unsere drei Siege. Wir haben deutlich gegen alle Gruppengegner gewonnen und stehen zurecht unter den besten acht Teams Europas.

Frage: Wenn Sie sich an die Begegnungen erinnern, welche Eindrücke sind bei Ihnen besonders haften geblieben?

Maren Meinert: Zuerst muss sagen, dass das gesamte Turnier sehr gut organisiert war. Da kann ich mich nur beim DFB, dem Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband und meinem Funktionsteam bedanken. Aus der ersten Partie in Lübeck gegen Schweden ist mir vor allem die fantastische Atmosphäre in Erinnerung. Wir standen unter großem Druck. Und die großartige Unterstützung hat einen Teil dazu beigetragen, dass wir dieses wichtige Duell gewinnen konnten. Im Eiderstadion von Büdelsdorf haben wir das zweite Spiel gegen einen unangenehmen Gegner aus Ungarn auch in der Höhe verdient gewonnen und uns die EM-Teilnahme gesichert. Vor der dritten Begegnung war unser Weiterkommen schon entschieden. Wir wollten den Zuschauern in Lübeck dennoch guten Fußball zeigen. Mit den beiden Treffern in der Schlussphase sind wir für unser Engagement belohnt worden.

Frage: Gab es Frauen in ihrer Auswahl, die sich aus Ihrer Sicht besonders in den Vordergrund gespielt haben?

Maren Meinert: Ich finde, man kann keine einzelne Spielerin herausheben. Wir haben uns als Mannschaft weiterentwickelt, haben als Team an Reife gewonnen. Wir haben gezeigt, dass wir mit außergewöhnlichen Drucksituationen umgehen können, und wir haben dadurch große mannschaftliche Geschlossenheit bewiesen. Das hat mich selbst ein wenig überrascht.

Frage: Welche Auswirkungen hat ein solches Mini-Turnier? Wird der Mädchen- und Frauenfußball in der austragenden Region davon profitieren?

Maren Meinert: Unsere Mannschaft hat in den vergangenen Tagen großartige Werbung für den Frauenfußball gemacht. Das Team hat in allen drei Begegnungen attraktiven Sport gezeigt und - wie ich der Mannschaft im Vorfeld in Aussicht gestellt habe - durch seine Spielweise die Zuschauer mitgezogen. Ich bin mir sicher, dass einige Mädchen hier neue Vorbilder oder frischen Ansporn gefunden haben und uns im Verein nacheifern möchten.

Frage: Sehen Sie eine gewisse Entwicklung im internationalen Frauenfußball, die sich in der Qualifikation für die U 19-EM gezeigt hat?

Maren Meinert: Ich denke, dass nun auch vermeintlich kleine Nationen ein höheres Spielniveau erreichen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Ungarn in unserer Gruppe den zweiten Platz belegt? Und in allen anderen Gruppen außer unserer fielen die Entscheidungen über den Sieger erst in den jeweils letzten Begegnungen. Der Frauenfußball in Europa entwickelt sich kontinuierlich weiter.

Frage: Wie sieht der Plan in der Vorbereitung auf die EM in Island aus?

Maren Meinert: In rund einem Monat treffen wir uns wieder und bestreiten in Schlanders am 16. Mai eine Testpartie gegen Italien. Am 27. Juni testen wir gegen Norwegen. Damit haben wir zwei starke Gegner. Norwegen nimmt auch an der EM teil, und Italien ist nur knapp gescheitert. Dort können sich auch Spielerinnen anbieten, die nicht im Aufgebot für die zweite Runde standen. Und in einem Lehrgang vom 9. bis 11. Juli bereiten wir uns dann konsequent und zielorientiert auf die Europameisterschaft vor. Wir müssen beachten, dass die Bundesliga in den nächsten Wochen in die Zielgerade einbiegt und unsere Spielerinnen auch in ihren Vereinen gefordert sind.

Frage: Wie schätzen Sie das Potenzial der Mannschaft ein? Hat das Team die Qualität, den im vergangenen Jahr gewonnenen EM-Titel erfolgreich zu verteidigen?

Maren Meinert: Zunächst müssen wir die Auslosung abwarten. Aber wenn wir uns als Gruppe so weiterentwickeln, wie ich das mit meiner Assistenztrainerin Bettina Wiegmann vorgesehen habe, dann gehören wir zu den Favoriten. Das hat mehrere Gründe: Unsere Geschlossenheit habe ich schon betont. Außerdem haben wir eine große taktische Variabilität bewiesen und gezeigt, dass wir auch in verschiedenen Aufstellungen agieren können und für fast jeden Gegner eine entsprechende Lösung parat haben. Wir setzen uns immer kleine Zwischenetappen, die wir erreichen wollen. Minimalziel ist die Qualifikation für die U 20-Weltmeisterschaft in Chile gegen Ende des Jahres 2008. Dafür ist das Erreichen des Halbfinales bei der Europameisterschaft nötig. Aber wir sind auch der Titelverteidiger. Und Deutschland gehört bei einer U 19-Europameisterschaft immer zu den Favoriten.

Frage: Zum aktuellen U 19-Jahrgang gehören auch noch Fatmire Bajramaj, Célia Okoyino da Mbabi und Babett Peter, die bereits ins Aufgebot der Frauen-Nationalmannschaft von Silvia Neid berufen wurden und sich Hoffnungen auf die Teilnahme an der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2007 in China machen. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Maren Meinert: Das ist eine Bestätigung und ein beachtlicher Nachweis unserer Arbeit. Wir hoffen schließlich immer darauf, dass einige aus unseren Jugendteams den Sprung zur A-Mannschaft schaffen. Es ist schön, wenn man in der Lage ist, Spielerinnen auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben. Dadurch machen die einzelnen Talente Fortschritte und heben auch das Niveau in ihrem Jahrgang an.

Frage: Am vergangenen Freitag wurden Sie vom DFB-Präsidium neben Hannelore Ratzeburg, Silvia Neid, Tina Theune-Meyer und Heike Ullrich in die neugegründete Kommission "Frauen-Spitzenfußball" berufen. Können Sie kurz skizzieren, woran dieses Gremium arbeitet?

Maren Meinert: Zunächst einmal freue ich mich darüber, dass das DFB-Präsidium mit Dr. Theo Zwanziger an der Spitze sich so für den Frauenfußball engagiert. Das wird für eine enorme Weiterentwicklung sorgen und zu weiterer Professionalisierung beitragen. Für mich persönlich ist die Berufung in diese Kommission eine große Ehre. Die Hauptarbeit wird an der Schnittstelle zwischen der Frauen-Nationalmannschaft und der Frauen-Bundesliga ablaufen. Wir möchten Konzepte entwerfen und Projekte initiieren, mit denen der deutsche Frauenfußball seine Spitzenposition in der Welt sichern oder sogar noch verbessern kann.

Frage: Deutschland und der DFB bewerben sich um die Austragung der FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2011. Wie denken Sie darüber? Und gibt es in ihrem Kreis Spielerinnen, denen sie bis dahin den Sprung in die Nationalmannschaft zutrauen?

Maren Meinert: Ich bin von dieser Initiative begeistert. Wir haben im vergangenen Jahr die WM der Herren erlebt, das hat wirklich Lust auf mehr gemacht. Die Zeit ist reif für eine Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland. Ich freue mich darauf und hoffe auf den Zuschlag. Zu meinen Spielerinnen muss ich sagen, dass sie bis dahin ein gutes Alter erreicht haben und auf keinen Fall zu jung für einen Einsatz in der A-Mannschaft wären. Es ist eines meiner Ziele als Trainerin, dass Talente von uns an einer Weltmeisterschaft teilnehmen und diese einzigartige Erfahrung machen. Die WM 2011 ist ein Traum, den wir alle gemeinsam träumen.

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Es ist eine eindrucksvolle Bilanz: Zum zehnten Mal findet vom 18. bis 29. Juli auf Island die UEFA U 19-Europameisterschaft der Frauen statt. Und zum zehnten Mal mischt der weibliche Nachwuchs des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in der Endrunde mit. Mit drei überaus souveränen Siegen gegen Schweden (4:1), Ungarn (6:0) und Schottland (3:0) hat das Team von DFB-Trainerin Maren Meinert beim Turnier der zweiten Qualifikationsrunde, das in der vergangenen Woche in Schleswig-Holstein ausgespielt wurde, die Fahrkarte nach Island und die Möglichkeit zur Titelverteidigung gelöst.

Im aktuellen Interview auf www.dfb.de mit DFB-Redakteur Maximilian Geis lässt Maren Meinert das Mini-Turnier Revue passieren. Außerdem blickt die Weltmeisterin von 2003 in die nahe und ferne Zukunft des Juniorinnen- und Frauenfußballs.

Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Qualifikation für die Europameisterschaft. Hat sich mit Ihrer Mannschaft das beste Team des Vierer-Turniers für Island qualifiziert?

Maren Meinert: Auf jeden Fall. Das dokumentieren unsere drei Siege. Wir haben deutlich gegen alle Gruppengegner gewonnen und stehen zurecht unter den besten acht Teams Europas.

Frage: Wenn Sie sich an die Begegnungen erinnern, welche Eindrücke sind bei Ihnen besonders haften geblieben?

Maren Meinert: Zuerst muss sagen, dass das gesamte Turnier sehr gut organisiert war. Da kann ich mich nur beim DFB, dem Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband und meinem Funktionsteam bedanken. Aus der ersten Partie in Lübeck gegen Schweden ist mir vor allem die fantastische Atmosphäre in Erinnerung. Wir standen unter großem Druck. Und die großartige Unterstützung hat einen Teil dazu beigetragen, dass wir dieses wichtige Duell gewinnen konnten. Im Eiderstadion von Büdelsdorf haben wir das zweite Spiel gegen einen unangenehmen Gegner aus Ungarn auch in der Höhe verdient gewonnen und uns die EM-Teilnahme gesichert. Vor der dritten Begegnung war unser Weiterkommen schon entschieden. Wir wollten den Zuschauern in Lübeck dennoch guten Fußball zeigen. Mit den beiden Treffern in der Schlussphase sind wir für unser Engagement belohnt worden.

Frage: Gab es Frauen in ihrer Auswahl, die sich aus Ihrer Sicht besonders in den Vordergrund gespielt haben?

Maren Meinert: Ich finde, man kann keine einzelne Spielerin herausheben. Wir haben uns als Mannschaft weiterentwickelt, haben als Team an Reife gewonnen. Wir haben gezeigt, dass wir mit außergewöhnlichen Drucksituationen umgehen können, und wir haben dadurch große mannschaftliche Geschlossenheit bewiesen. Das hat mich selbst ein wenig überrascht.

Frage: Welche Auswirkungen hat ein solches Mini-Turnier? Wird der Mädchen- und Frauenfußball in der austragenden Region davon profitieren?

Maren Meinert: Unsere Mannschaft hat in den vergangenen Tagen großartige Werbung für den Frauenfußball gemacht. Das Team hat in allen drei Begegnungen attraktiven Sport gezeigt und - wie ich der Mannschaft im Vorfeld in Aussicht gestellt habe - durch seine Spielweise die Zuschauer mitgezogen. Ich bin mir sicher, dass einige Mädchen hier neue Vorbilder oder frischen Ansporn gefunden haben und uns im Verein nacheifern möchten.

Frage: Sehen Sie eine gewisse Entwicklung im internationalen Frauenfußball, die sich in der Qualifikation für die U 19-EM gezeigt hat?

Maren Meinert: Ich denke, dass nun auch vermeintlich kleine Nationen ein höheres Spielniveau erreichen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Ungarn in unserer Gruppe den zweiten Platz belegt? Und in allen anderen Gruppen außer unserer fielen die Entscheidungen über den Sieger erst in den jeweils letzten Begegnungen. Der Frauenfußball in Europa entwickelt sich kontinuierlich weiter.

Frage: Wie sieht der Plan in der Vorbereitung auf die EM in Island aus?

Maren Meinert: In rund einem Monat treffen wir uns wieder und bestreiten in Schlanders am 16. Mai eine Testpartie gegen Italien. Am 27. Juni testen wir gegen Norwegen. Damit haben wir zwei starke Gegner. Norwegen nimmt auch an der EM teil, und Italien ist nur knapp gescheitert. Dort können sich auch Spielerinnen anbieten, die nicht im Aufgebot für die zweite Runde standen. Und in einem Lehrgang vom 9. bis 11. Juli bereiten wir uns dann konsequent und zielorientiert auf die Europameisterschaft vor. Wir müssen beachten, dass die Bundesliga in den nächsten Wochen in die Zielgerade einbiegt und unsere Spielerinnen auch in ihren Vereinen gefordert sind.

Frage: Wie schätzen Sie das Potenzial der Mannschaft ein? Hat das Team die Qualität, den im vergangenen Jahr gewonnenen EM-Titel erfolgreich zu verteidigen?

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Maren Meinert: Zunächst müssen wir die Auslosung abwarten. Aber wenn wir uns als Gruppe so weiterentwickeln, wie ich das mit meiner Assistenztrainerin Bettina Wiegmann vorgesehen habe, dann gehören wir zu den Favoriten. Das hat mehrere Gründe: Unsere Geschlossenheit habe ich schon betont. Außerdem haben wir eine große taktische Variabilität bewiesen und gezeigt, dass wir auch in verschiedenen Aufstellungen agieren können und für fast jeden Gegner eine entsprechende Lösung parat haben. Wir setzen uns immer kleine Zwischenetappen, die wir erreichen wollen. Minimalziel ist die Qualifikation für die U 20-Weltmeisterschaft in Chile gegen Ende des Jahres 2008. Dafür ist das Erreichen des Halbfinales bei der Europameisterschaft nötig. Aber wir sind auch der Titelverteidiger. Und Deutschland gehört bei einer U 19-Europameisterschaft immer zu den Favoriten.

Frage: Zum aktuellen U 19-Jahrgang gehören auch noch Fatmire Bajramaj, Célia Okoyino da Mbabi und Babett Peter, die bereits ins Aufgebot der Frauen-Nationalmannschaft von Silvia Neid berufen wurden und sich Hoffnungen auf die Teilnahme an der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2007 in China machen. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Maren Meinert: Das ist eine Bestätigung und ein beachtlicher Nachweis unserer Arbeit. Wir hoffen schließlich immer darauf, dass einige aus unseren Jugendteams den Sprung zur A-Mannschaft schaffen. Es ist schön, wenn man in der Lage ist, Spielerinnen auf die nächste Entwicklungsstufe zu heben. Dadurch machen die einzelnen Talente Fortschritte und heben auch das Niveau in ihrem Jahrgang an.

Frage: Am vergangenen Freitag wurden Sie vom DFB-Präsidium neben Hannelore Ratzeburg, Silvia Neid, Tina Theune-Meyer und Heike Ullrich in die neugegründete Kommission "Frauen-Spitzenfußball" berufen. Können Sie kurz skizzieren, woran dieses Gremium arbeitet?

Maren Meinert: Zunächst einmal freue ich mich darüber, dass das DFB-Präsidium mit Dr. Theo Zwanziger an der Spitze sich so für den Frauenfußball engagiert. Das wird für eine enorme Weiterentwicklung sorgen und zu weiterer Professionalisierung beitragen. Für mich persönlich ist die Berufung in diese Kommission eine große Ehre. Die Hauptarbeit wird an der Schnittstelle zwischen der Frauen-Nationalmannschaft und der Frauen-Bundesliga ablaufen. Wir möchten Konzepte entwerfen und Projekte initiieren, mit denen der deutsche Frauenfußball seine Spitzenposition in der Welt sichern oder sogar noch verbessern kann.

Frage: Deutschland und der DFB bewerben sich um die Austragung der FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2011. Wie denken Sie darüber? Und gibt es in ihrem Kreis Spielerinnen, denen sie bis dahin den Sprung in die Nationalmannschaft zutrauen?

Maren Meinert: Ich bin von dieser Initiative begeistert. Wir haben im vergangenen Jahr die WM der Herren erlebt, das hat wirklich Lust auf mehr gemacht. Die Zeit ist reif für eine Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland. Ich freue mich darauf und hoffe auf den Zuschlag. Zu meinen Spielerinnen muss ich sagen, dass sie bis dahin ein gutes Alter erreicht haben und auf keinen Fall zu jung für einen Einsatz in der A-Mannschaft wären. Es ist eines meiner Ziele als Trainerin, dass Talente von uns an einer Weltmeisterschaft teilnehmen und diese einzigartige Erfahrung machen. Die WM 2011 ist ein Traum, den wir alle gemeinsam träumen.