Viktoria-Kapitän Wunderlich: "Der schönste Job der Welt"

Der FC Viktoria Köln, Aufsteiger in der 3. Liga, und die Familie Wunderlich gehören untrennbar zusammen. Vater Franz (55) zieht als Sportvorstand außerhalb des Platzes viele Fäden, Sohn Mike (33) ist Kapitän und Leistungsträger. Mike Wunderlich spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Ralf Debat über den starken Start und seine Zukunft.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Müssen Sie sich beim Blick auf die Tabelle manchmal kneifen, Herr Wunderlich?

Mike Wunderlich: Ich gebe zu, dass es Spaß macht, auf die Tabelle zu schauen, und dass wir auch sehr glücklich über unseren gelungenen Start sind. Wir können das aber gut einordnen. Es sind erst acht Spieltage vorbei. Es wird im weiteren Saisonverlauf mit Sicherheit noch Phasen geben, in denen es nicht so gut läuft. Darauf sind wir vorbereitet.

DFB.de: Mit 16 Punkten ist die Viktoria als Aufsteiger nur zwei Zähler von Platz eins entfernt. Wo sehen Sie die Gründe für den hervorragenden Auftakt?

Wunderlich: Durch den Aufstieg, auf den wir so lange hingearbeitet hatten, wurde eine Euphorie entfacht, die wir in die 3. Liga mitgenommen haben. Die Vorfreude ist vor jedem Spiel riesengroß. Hinzu kommt eine gewisse Lockerheit, mit der wir dann auch Fußball spielen. Das macht sich derzeit bezahlt.

DFB.de: Welche Rolle spielt Ihr neuer Trainer Pavel Dotchev?

Wunderlich: Er hat an unserem positiven Abschneiden definitiv einen großen Anteil. Pavel Dotchev passt perfekt zu unserem Team und unserer Spielweise. Außerdem kennt er die 3. Liga in- und auswendig. Er hat es schon bei seinen früheren Stationen immer wieder geschafft, mit seinen Mannschaften erfolgreichen, aber auch attraktiven Fußball zu spielen. Auch wir haben neben den guten Ergebnissen schon richtig gute Leistungen gezeigt. Wir alle sind sehr froh, einen so erfahrenen Trainer an der Seitenlinie zu wissen.

DFB.de: Sie haben es schon angedeutet: Erst nach zahlreichen vergeblichen Anläufen gelang im Frühjahr der Aufstieg in die 3. Liga. Genießen Sie deshalb jede Partie ganz besonders?

Wunderlich: Auf jeden Fall. Sieben Jahre haben wir darauf gewartet. Umso größer ist die Freude, endlich in der 3. Liga mitzumischen.

DFB.de: Auch eine Liga höher stimmt Ihre Quote. Mit fünf Treffern und vier Torvorlagen haben Sie entscheidenden Anteil am guten Abschneiden. Wie wichtig sind Ihnen persönliche Erfolgserlebnisse?

Wunderlich: Klar, jeder freut sich über Tore oder Vorlagen, wenn er damit der Mannschaft helfen kann. In meinem Alter ist das aber längst nicht mehr so wichtig, wie es vielleicht mit 20 oder 21 Jahren war. Ich bin einfach glücklich, mit "meinem" Verein in der 3. Liga spielen zu dürfen. Wenn es dann auch noch erfolgreich läuft, umso besser.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen die Kapitänsrolle?

Wunderlich: Ich bin jetzt im achten Jahr bei der Viktoria und damit der dienstälteste Spieler. In der siebten Saison bin ich Kapitän. Zugegeben: Das macht mich schon stolz und ich habe mich sehr gefreut, auch unter dem neuen Trainer das Vertrauen zu bekommen. Meine Glückseligkeit hängt aber davon ganz bestimmt nicht ab. Um meine Meinung zu sagen, benötige ich die Binde nicht.

DFB.de: Hat die Viktoria den Nachbarn Fortuna, der in die Regionalliga abgestiegen ist, dauerhaft als zweite Kraft im Kölner Fußball abgelöst?

Wunderlich: Soweit denke ich nicht. Die Fortuna macht gerade nach dem Abstieg und dem riesigen Umbruch eine schwere Zeit durch. Eine gewisse Rivalität ist zwischen beiden Vereinen zweifellos vorhanden, von Schadenfreude bin ich aber weit entfernt. Um ganz ehrlich zu sein: Ich hätte gegen zwei Kölner Derbys in der 3. Liga nichts einzuwenden gehabt und würde mich freuen, wenn es für die Fortuna irgendwann wieder aufwärts geht. Wir sind schließlich alle Kölner und sollten auch zusammenhalten.

DFB.de: Die klare Nummer eins in der Stadt ist der Bundesligist 1. FC Köln. Fühlen Sie sich im Schatten Ihres ehemaligen Vereins wohl?

Wunderlich: Der FC ist nun mal der FC und wird für immer die Nummer eins bleiben, unabhängig von der Liga. Damit kommen wir aber auch sehr gut klar. Als gebürtiger Kölner bin ich auch selbst FC-Fan und wünsche dem Verein nur das Beste.

DFB.de: Auch wenn die Saison noch lang ist: Halten Sie es für möglich, mit der Viktoria um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitzuspielen?

Wunderlich: Schwer zu sagen. Fakt ist: Bisher ist unsere Art, Fußball zu spielen, auch in der 3. Liga erfolgreich. Wir müssen aber damit rechnen, dass es auch Rückschläge geben wird. Grundsätzlich wollen wir so schnell wie möglich genug Punkte sammeln, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Alles andere wäre Träumerei und grob fahrlässig.

DFB.de: Am Samstag kommt es zum Topspiel gegen den Tabellenzweiten Eintracht Braunschweig. Die Viktoria könnte mit einem Sieg auf einen direkten Aufstiegsrang klettern. Was nehmen Sie sich vor?

Wunderlich: Wir nehmen uns immer vor, möglichst drei Punkte zu holen. Wir wissen aber auch, dass wir auf eine Topmannschaft und einen Aufstiegsfavoriten treffen werden. Dass es sich um ein Spitzenspiel handelt, haben wir uns zuletzt durch den Sieg in Münster erarbeitet. Wir hoffen auf die bislang größte Kulisse in unserem Stadion. Um solche Duelle bestreiten zu dürfen, haben wir uns in den vergangenen Jahren reingehängt. Die Vorfreude ist riesig.

DFB.de: Ihr Vater Franz hat als langjähriger Sportvorstand ebenfalls großen Anteil am Aufschwung der Viktoria. Nur selten funktioniert es ohne Reibungsverluste, wenn Vater und Sohn im selben Verein tätig sind. Wie schaffen Sie das?

Wunderlich: Das Wichtigste ist, immer offen und ehrlich miteinander umzugehen. Wir sehen uns durch den Fußball fast täglich, haben aber auch privat ein sehr enges und vertrauensvolles Verhältnis. Auch wenn es da meistens ebenfalls um Fußball geht (lacht). Er ist sehr kritisch, was meine Leistungen angeht. Auf der anderen Seite kann ich als Spieler oder Kapitän aber auch mit unangenehmen Dingen immer zu ihm kommen. Wir lösen das alles sehr professionell und können Beruf und Privates gut trennen.

DFB.de: Sie werden im März 34, sind inzwischen seit mehr als sieben Jahren im Verein. Wird die Viktoria die letzte Station in Ihrer Karriere sein?

Wunderlich: Davon gehe ich aus.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft noch bis 2021. Könnte es danach noch weitergehen?

Wunderlich: Aktuell fühle ich mich sehr gut und wäre durchaus offen dafür, noch ein oder zwei Jahre länger zu spielen. Schließlich ist es der schönste Job der Welt, Fußballer zu sein. Wenn ich aber merken würde, dass die Leistung nicht mehr ausreicht und ich meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann, dann werde ich von mir aus aufhören, bevor ich von anderen dazu aufgefordert werde.

Mike Wunderlichs "Top3" seiner besten Mitspieler:

1. Sascha Mölders
2. Albert Bunjaku
3. Jürgen Gjasula

[mspw]

Der FC Viktoria Köln, Aufsteiger in der 3. Liga, und die Familie Wunderlich gehören untrennbar zusammen. Vater Franz (55) zieht als Sportvorstand außerhalb des Platzes viele Fäden, Sohn Mike (33) ist Kapitän und Leistungsträger. Mike Wunderlich spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Ralf Debat über den starken Start und seine Zukunft.

DFB.de: Mal Hand aufs Herz: Müssen Sie sich beim Blick auf die Tabelle manchmal kneifen, Herr Wunderlich?

Mike Wunderlich: Ich gebe zu, dass es Spaß macht, auf die Tabelle zu schauen, und dass wir auch sehr glücklich über unseren gelungenen Start sind. Wir können das aber gut einordnen. Es sind erst acht Spieltage vorbei. Es wird im weiteren Saisonverlauf mit Sicherheit noch Phasen geben, in denen es nicht so gut läuft. Darauf sind wir vorbereitet.

DFB.de: Mit 16 Punkten ist die Viktoria als Aufsteiger nur zwei Zähler von Platz eins entfernt. Wo sehen Sie die Gründe für den hervorragenden Auftakt?

Wunderlich: Durch den Aufstieg, auf den wir so lange hingearbeitet hatten, wurde eine Euphorie entfacht, die wir in die 3. Liga mitgenommen haben. Die Vorfreude ist vor jedem Spiel riesengroß. Hinzu kommt eine gewisse Lockerheit, mit der wir dann auch Fußball spielen. Das macht sich derzeit bezahlt.

DFB.de: Welche Rolle spielt Ihr neuer Trainer Pavel Dotchev?

Wunderlich: Er hat an unserem positiven Abschneiden definitiv einen großen Anteil. Pavel Dotchev passt perfekt zu unserem Team und unserer Spielweise. Außerdem kennt er die 3. Liga in- und auswendig. Er hat es schon bei seinen früheren Stationen immer wieder geschafft, mit seinen Mannschaften erfolgreichen, aber auch attraktiven Fußball zu spielen. Auch wir haben neben den guten Ergebnissen schon richtig gute Leistungen gezeigt. Wir alle sind sehr froh, einen so erfahrenen Trainer an der Seitenlinie zu wissen.

DFB.de: Sie haben es schon angedeutet: Erst nach zahlreichen vergeblichen Anläufen gelang im Frühjahr der Aufstieg in die 3. Liga. Genießen Sie deshalb jede Partie ganz besonders?

Wunderlich: Auf jeden Fall. Sieben Jahre haben wir darauf gewartet. Umso größer ist die Freude, endlich in der 3. Liga mitzumischen.

DFB.de: Auch eine Liga höher stimmt Ihre Quote. Mit fünf Treffern und vier Torvorlagen haben Sie entscheidenden Anteil am guten Abschneiden. Wie wichtig sind Ihnen persönliche Erfolgserlebnisse?

Wunderlich: Klar, jeder freut sich über Tore oder Vorlagen, wenn er damit der Mannschaft helfen kann. In meinem Alter ist das aber längst nicht mehr so wichtig, wie es vielleicht mit 20 oder 21 Jahren war. Ich bin einfach glücklich, mit "meinem" Verein in der 3. Liga spielen zu dürfen. Wenn es dann auch noch erfolgreich läuft, umso besser.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen die Kapitänsrolle?

Wunderlich: Ich bin jetzt im achten Jahr bei der Viktoria und damit der dienstälteste Spieler. In der siebten Saison bin ich Kapitän. Zugegeben: Das macht mich schon stolz und ich habe mich sehr gefreut, auch unter dem neuen Trainer das Vertrauen zu bekommen. Meine Glückseligkeit hängt aber davon ganz bestimmt nicht ab. Um meine Meinung zu sagen, benötige ich die Binde nicht.

DFB.de: Hat die Viktoria den Nachbarn Fortuna, der in die Regionalliga abgestiegen ist, dauerhaft als zweite Kraft im Kölner Fußball abgelöst?

Wunderlich: Soweit denke ich nicht. Die Fortuna macht gerade nach dem Abstieg und dem riesigen Umbruch eine schwere Zeit durch. Eine gewisse Rivalität ist zwischen beiden Vereinen zweifellos vorhanden, von Schadenfreude bin ich aber weit entfernt. Um ganz ehrlich zu sein: Ich hätte gegen zwei Kölner Derbys in der 3. Liga nichts einzuwenden gehabt und würde mich freuen, wenn es für die Fortuna irgendwann wieder aufwärts geht. Wir sind schließlich alle Kölner und sollten auch zusammenhalten.

DFB.de: Die klare Nummer eins in der Stadt ist der Bundesligist 1. FC Köln. Fühlen Sie sich im Schatten Ihres ehemaligen Vereins wohl?

Wunderlich: Der FC ist nun mal der FC und wird für immer die Nummer eins bleiben, unabhängig von der Liga. Damit kommen wir aber auch sehr gut klar. Als gebürtiger Kölner bin ich auch selbst FC-Fan und wünsche dem Verein nur das Beste.

DFB.de: Auch wenn die Saison noch lang ist: Halten Sie es für möglich, mit der Viktoria um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitzuspielen?

Wunderlich: Schwer zu sagen. Fakt ist: Bisher ist unsere Art, Fußball zu spielen, auch in der 3. Liga erfolgreich. Wir müssen aber damit rechnen, dass es auch Rückschläge geben wird. Grundsätzlich wollen wir so schnell wie möglich genug Punkte sammeln, um nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Alles andere wäre Träumerei und grob fahrlässig.

DFB.de: Am Samstag kommt es zum Topspiel gegen den Tabellenzweiten Eintracht Braunschweig. Die Viktoria könnte mit einem Sieg auf einen direkten Aufstiegsrang klettern. Was nehmen Sie sich vor?

Wunderlich: Wir nehmen uns immer vor, möglichst drei Punkte zu holen. Wir wissen aber auch, dass wir auf eine Topmannschaft und einen Aufstiegsfavoriten treffen werden. Dass es sich um ein Spitzenspiel handelt, haben wir uns zuletzt durch den Sieg in Münster erarbeitet. Wir hoffen auf die bislang größte Kulisse in unserem Stadion. Um solche Duelle bestreiten zu dürfen, haben wir uns in den vergangenen Jahren reingehängt. Die Vorfreude ist riesig.

DFB.de: Ihr Vater Franz hat als langjähriger Sportvorstand ebenfalls großen Anteil am Aufschwung der Viktoria. Nur selten funktioniert es ohne Reibungsverluste, wenn Vater und Sohn im selben Verein tätig sind. Wie schaffen Sie das?

Wunderlich: Das Wichtigste ist, immer offen und ehrlich miteinander umzugehen. Wir sehen uns durch den Fußball fast täglich, haben aber auch privat ein sehr enges und vertrauensvolles Verhältnis. Auch wenn es da meistens ebenfalls um Fußball geht (lacht). Er ist sehr kritisch, was meine Leistungen angeht. Auf der anderen Seite kann ich als Spieler oder Kapitän aber auch mit unangenehmen Dingen immer zu ihm kommen. Wir lösen das alles sehr professionell und können Beruf und Privates gut trennen.

DFB.de: Sie werden im März 34, sind inzwischen seit mehr als sieben Jahren im Verein. Wird die Viktoria die letzte Station in Ihrer Karriere sein?

Wunderlich: Davon gehe ich aus.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft noch bis 2021. Könnte es danach noch weitergehen?

Wunderlich: Aktuell fühle ich mich sehr gut und wäre durchaus offen dafür, noch ein oder zwei Jahre länger zu spielen. Schließlich ist es der schönste Job der Welt, Fußballer zu sein. Wenn ich aber merken würde, dass die Leistung nicht mehr ausreicht und ich meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann, dann werde ich von mir aus aufhören, bevor ich von anderen dazu aufgefordert werde.

Mike Wunderlichs "Top3" seiner besten Mitspieler:

1. Sascha Mölders
2. Albert Bunjaku
3. Jürgen Gjasula

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