Streichsbier: "Entwicklung auf und abseits des Platzes wichtig"

Nach der erneuten Corona-bedingten Absage des alljährlichen U18-Sichtungsturniers veranstaltete der DFB dieses Jahr erstmals zwei Sichtungslehrgänge für die Junioren des Jahrgangs 2004. Die beiden Lehrgänge fanden vom 3. bis 7. sowie vom 7. bis 11. Oktober 2021 in Krefeld statt. Im DFB.de-Interview spricht DFB-Trainer Guido Streichsbier mit Mitarbeiterin Lydia Schönbett über den neuen Sichtungsprozess und die nächsten Schritte der U 18-Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Streichsbier, wie lautet Ihr Fazit nach den beiden Sichtungslehrgängen?

Streichsbier: Aufgrund des ausgefallenen Sichtungsturniers war es wichtig, den Spielern die Chance zu geben, sich trotzdem auf diesem Niveau zu präsentieren. Ich war sehr zufrieden. Wir befinden uns immer noch unter erschwerten Corona-Bedingungen. Die Jungs waren sehr diszipliniert und haben im Training eine hohe Intensität an den Tag gelegt.

DFB.de: Zum ersten Mal fanden dieses Jahr für den Jahrgang 2004 zwei Sichtungslehrgänge anstelle des üblichen Sichtungsturniers statt. Ist ein Unterschied im Sichtungsprozess festzustellen?

Streichsbier: Der Vorteil des bisherigen Sichtungsturnieres war, dass man viel mehr Spieler zu Gesicht bekommen hat. Die 21 Landesverbände waren mit jeweils 16 Spielern dabei. Dieses Jahr hatten wir bei beiden Lehrgängen jeweils nur knapp 30 Spieler. Der Austausch mit den Spielern ist daher viel intensiver. Man sieht die Jungs nicht nur bei den zwei täglichen Trainingseinheiten, sondern auch wie sie sich abseits des Feldes bewegen. Das ganze Funktionsteam bekommt einen schnelleren Bezug zu den einzelnen Spielern. Über den Tag hinweg ist man näher an ihnen dran und hat auch die Möglichkeit, sich länger auszutauschen.

DFB.de: Welche Spieler wurden zu den Lehrgängen eingeladen?

Streichsbier: Es waren einige Spieler, die bereits im vorherigen Zyklus bei Michael Prus und seinem Trainerteam in der U 15 oder U 17 im erweiterten Kader standen. Außerdem haben wir die ersten Spiele in der A-Junioren-Bundesliga genutzt und Spieler, die uns aufgefallen sind, eingeladen. Hinzu kommen die Empfehlungen von den jeweiligen Vereinstrainern und vereinzelt auch von Verbandssportlehrern.

DFB.de: Die Spieler, mit denen Sie noch im September das Vier-Nationen-Turnier gewonnen haben, waren also nicht dabei?

Streichsbier: Genau, es waren komplett neue Spieler. Mit den Vereinen haben wir bewusst entschieden, dass die 24 Jungs, die mit uns im September das Turnier bestritten haben, im Oktober aufgrund der Belastungsverteilung bei den Vereinen bleiben. Zusammen mit den jeweils knapp 30 Spielern aus den beiden Sichtungslehrgängen konnten wir so in den letzten Wochen insgesamt rund 80 Spieler kennenlernen.

DFB.de: Wie geht es für die gesichteten Spieler weiter?

Streichsbier: Wir haben am Ende des Lehrgangs mit jedem Spieler ein Gespräch geführt und ihnen unsere Eindrücke der vergangenen drei Tage mitgeteilt. Auch den Vereinen haben wir unsere Einschätzungen zurückgespielt. Einige Spieler haben wir bereits informiert, dass sie das sehr gut gemacht haben. In diesem Jahr haben wir im November und Dezember noch zwei Länderspielmaßnahmen. Die Jungs, die nicht nur in der Saison, sondern auch beim Sichtungslehrgang aufgefallen sind, werden hierfür eine Einladung erhalten. Bei allen anderen war es für uns sehr gut, sie kennengelernt zu haben. Sie haben von uns die Information erhalten, wo wir ihre Stärken und Schwächen sehen, und woran sie aus unserer Sicht feilen können.

DFB.de: Gerade mit Blick auf den Drei-Jahres-Zyklus. Sie werden einige der Jungs bis in die U 20 begleiten.

Streichsbier: Genau. Jetzt geht es erst richtig los. Der Drei-Jahres-Zyklus hat gerade erst neu begonnen. Wir werden die Jungs drei Jahre lang betreuen. Für jeden steht die Tür offen. Es zählen jetzt konstante Leistungen im Verein.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Stärke des Jahrgangs?

Streichsbier: Das zeigt sich erst im Laufe der nächsten zwei Jahre. Unser Ziel ist es, dass wir bei der Europameisterschaft 2023 in Malta dabei sind. Aus der Erfahrung weiß ich, dass in diesem Jahr noch sehr viel passieren wird. Viele Spieler hatten im vergangenen Jahr durch den Corona-Abbruch nur wenige Partien. Einige müssen daher ihren Rhythmus erst wiederfinden. Der Sichtungslehrgang war der Startschuss. Was in diesem Jahrgang drin steckt, darüber können wir erst im Frühjahr nächsten Jahres eine Aussage treffen.

DFB.de: Wichtige Anlagen sind aber bereits vorhanden?

Streichsbier: Ja, wie in jedem Jahrgang steckt auch in den 2004er-Jungs viel Potenzial. Wir sehen sehr viele Spieler, die die Möglichkeit haben, interessante Entwicklungen zu nehmen. Aber letztendlich wird es sich einerseits auf dem Platz, aber auch in der Entwicklung des Charakters neben dem Feld zeigen, wohin der Weg gehen wird und wie stark der Jahrgang letztendlich aufgestellt ist.

DFB.de: Was macht einen Sichtungslehrgang für Sie als Trainer aus?

Streichsbier: Mir ist die Entwicklung auf und abseits des Platzes sehr wichtig. Ich habe mich sehr über die offenen Gespräche mit den Jungs gefreut. Es waren viele Spieler zum ersten Mal dabei. Von ihnen haben wir sehr positive Resonanz erhalten. Sie haben sich gefreut, dabei zu sein und haben uns das auch durch ihr Verhalten gezeigt. Sie waren sehr wissbegierig und interessiert an unserer Einschätzung. Es ist einfach der Austausch, den ich mag. Dadurch entsteht auch eine Interaktion zwischen dem Trainerteam des DFB und den Spielern. Diese hilft, die Jungs nicht nur auf dem Platz besser zu machen, sondern auch ihre Persönlichkeit zu entwickeln.

[dfb]

Nach der erneuten Corona-bedingten Absage des alljährlichen U18-Sichtungsturniers veranstaltete der DFB dieses Jahr erstmals zwei Sichtungslehrgänge für die Junioren des Jahrgangs 2004. Die beiden Lehrgänge fanden vom 3. bis 7. sowie vom 7. bis 11. Oktober 2021 in Krefeld statt. Im DFB.de-Interview spricht DFB-Trainer Guido Streichsbier mit Mitarbeiterin Lydia Schönbett über den neuen Sichtungsprozess und die nächsten Schritte der U 18-Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Streichsbier, wie lautet Ihr Fazit nach den beiden Sichtungslehrgängen?

Streichsbier: Aufgrund des ausgefallenen Sichtungsturniers war es wichtig, den Spielern die Chance zu geben, sich trotzdem auf diesem Niveau zu präsentieren. Ich war sehr zufrieden. Wir befinden uns immer noch unter erschwerten Corona-Bedingungen. Die Jungs waren sehr diszipliniert und haben im Training eine hohe Intensität an den Tag gelegt.

DFB.de: Zum ersten Mal fanden dieses Jahr für den Jahrgang 2004 zwei Sichtungslehrgänge anstelle des üblichen Sichtungsturniers statt. Ist ein Unterschied im Sichtungsprozess festzustellen?

Streichsbier: Der Vorteil des bisherigen Sichtungsturnieres war, dass man viel mehr Spieler zu Gesicht bekommen hat. Die 21 Landesverbände waren mit jeweils 16 Spielern dabei. Dieses Jahr hatten wir bei beiden Lehrgängen jeweils nur knapp 30 Spieler. Der Austausch mit den Spielern ist daher viel intensiver. Man sieht die Jungs nicht nur bei den zwei täglichen Trainingseinheiten, sondern auch wie sie sich abseits des Feldes bewegen. Das ganze Funktionsteam bekommt einen schnelleren Bezug zu den einzelnen Spielern. Über den Tag hinweg ist man näher an ihnen dran und hat auch die Möglichkeit, sich länger auszutauschen.

DFB.de: Welche Spieler wurden zu den Lehrgängen eingeladen?

Streichsbier: Es waren einige Spieler, die bereits im vorherigen Zyklus bei Michael Prus und seinem Trainerteam in der U 15 oder U 17 im erweiterten Kader standen. Außerdem haben wir die ersten Spiele in der A-Junioren-Bundesliga genutzt und Spieler, die uns aufgefallen sind, eingeladen. Hinzu kommen die Empfehlungen von den jeweiligen Vereinstrainern und vereinzelt auch von Verbandssportlehrern.

DFB.de: Die Spieler, mit denen Sie noch im September das Vier-Nationen-Turnier gewonnen haben, waren also nicht dabei?

Streichsbier: Genau, es waren komplett neue Spieler. Mit den Vereinen haben wir bewusst entschieden, dass die 24 Jungs, die mit uns im September das Turnier bestritten haben, im Oktober aufgrund der Belastungsverteilung bei den Vereinen bleiben. Zusammen mit den jeweils knapp 30 Spielern aus den beiden Sichtungslehrgängen konnten wir so in den letzten Wochen insgesamt rund 80 Spieler kennenlernen.

DFB.de: Wie geht es für die gesichteten Spieler weiter?

Streichsbier: Wir haben am Ende des Lehrgangs mit jedem Spieler ein Gespräch geführt und ihnen unsere Eindrücke der vergangenen drei Tage mitgeteilt. Auch den Vereinen haben wir unsere Einschätzungen zurückgespielt. Einige Spieler haben wir bereits informiert, dass sie das sehr gut gemacht haben. In diesem Jahr haben wir im November und Dezember noch zwei Länderspielmaßnahmen. Die Jungs, die nicht nur in der Saison, sondern auch beim Sichtungslehrgang aufgefallen sind, werden hierfür eine Einladung erhalten. Bei allen anderen war es für uns sehr gut, sie kennengelernt zu haben. Sie haben von uns die Information erhalten, wo wir ihre Stärken und Schwächen sehen, und woran sie aus unserer Sicht feilen können.

DFB.de: Gerade mit Blick auf den Drei-Jahres-Zyklus. Sie werden einige der Jungs bis in die U 20 begleiten.

Streichsbier: Genau. Jetzt geht es erst richtig los. Der Drei-Jahres-Zyklus hat gerade erst neu begonnen. Wir werden die Jungs drei Jahre lang betreuen. Für jeden steht die Tür offen. Es zählen jetzt konstante Leistungen im Verein.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Stärke des Jahrgangs?

Streichsbier: Das zeigt sich erst im Laufe der nächsten zwei Jahre. Unser Ziel ist es, dass wir bei der Europameisterschaft 2023 in Malta dabei sind. Aus der Erfahrung weiß ich, dass in diesem Jahr noch sehr viel passieren wird. Viele Spieler hatten im vergangenen Jahr durch den Corona-Abbruch nur wenige Partien. Einige müssen daher ihren Rhythmus erst wiederfinden. Der Sichtungslehrgang war der Startschuss. Was in diesem Jahrgang drin steckt, darüber können wir erst im Frühjahr nächsten Jahres eine Aussage treffen.

DFB.de: Wichtige Anlagen sind aber bereits vorhanden?

Streichsbier: Ja, wie in jedem Jahrgang steckt auch in den 2004er-Jungs viel Potenzial. Wir sehen sehr viele Spieler, die die Möglichkeit haben, interessante Entwicklungen zu nehmen. Aber letztendlich wird es sich einerseits auf dem Platz, aber auch in der Entwicklung des Charakters neben dem Feld zeigen, wohin der Weg gehen wird und wie stark der Jahrgang letztendlich aufgestellt ist.

DFB.de: Was macht einen Sichtungslehrgang für Sie als Trainer aus?

Streichsbier: Mir ist die Entwicklung auf und abseits des Platzes sehr wichtig. Ich habe mich sehr über die offenen Gespräche mit den Jungs gefreut. Es waren viele Spieler zum ersten Mal dabei. Von ihnen haben wir sehr positive Resonanz erhalten. Sie haben sich gefreut, dabei zu sein und haben uns das auch durch ihr Verhalten gezeigt. Sie waren sehr wissbegierig und interessiert an unserer Einschätzung. Es ist einfach der Austausch, den ich mag. Dadurch entsteht auch eine Interaktion zwischen dem Trainerteam des DFB und den Spielern. Diese hilft, die Jungs nicht nur auf dem Platz besser zu machen, sondern auch ihre Persönlichkeit zu entwickeln.

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