Streichsbier: "Der Raum-, Zeit- und Gegnerdruck nimmt zu"

Neue Kolumne auf DFB.de: Sportliche Leitung und Trainer vermitteln die Hintergründe rund um den DFB-Nachwuchs und die DFB-Teams. Regelmäßig, authentisch und mit aktuellem Bezug. Heute, Folge fünf: Guido Streichsbier, der derzeit die U 19-Nationalmannschaft trainiert und über seine Arbeit zwischen und während den Länderspiel-Phasen berichtet.

Hinter uns liegt die erste FIFA-Abstellungsperiode der Saison 2018/2019. Mit der U 19-Nationalmannschaft haben wir zwei Länderspiele absolviert – ein 2:2 gegen die Schweiz und ein 2:1 gegen die Slowakei. Diese Partien waren sehr bedeutend, da wir uns mit Blick auf die U 19-EM-Qualifikation im März 2019 in einem spannenden Prozess befinden. Uns ist es wichtig, welche Entwicklung die einzelnen Spieler nehmen – sowohl auf DFB-Ebene als auch im Verein. Wir haben die Erwartung, dass unsere Nationalspieler in den Vereinen mit Leistung und entsprechendem Verhalten vorangehen. Eine DFB-Maßnahme sollte immer eine Auszeichnung und Ehre sein sowie ein Ansporn, in Zukunft noch konsequenter die sportlichen Ziele zu verfolgen.

Natürlich ist es hierbei ebenfalls unsere Aufgabe, die Spieler durch einige Täler zu begleiten. Diesen Spagat wollen wir immer möglichst erfolgreich hinbekommen und dafür ist ein stetiger Informationsaustausch wichtig. Neben uns U-Trainern sind pro Wochenende circa 50 Honorarscouts in ganz Deutschland unterwegs, um die von uns Trainern deklarierten Spiele in den Ligen U 15 bis U 19 zu beobachten. Die Spielbeobachtungen erfassen sie in unserer Datenbank, sodass wir jeden Montag die Eindrücke abrufen können. Dazu suche ich mir neben meiner persönlichen Beobachtung weitere Partien heraus, welche ich im Nachgang auf DFB-TV oder bei „Die Ligen“ herunterziehe. Generell bin ich mindestens einen kompletten Tag mit der Spieltagsnachbereitung beschäftigt.

Gespräche mit Vereinen und Spielern

Auch der weitere Alltag als U-Trainer beim DFB ist sehr vielfältig. Am Mittwoch vor der Länderspiel-Maßnahme war ich ebenso auf Tour und habe mittwochs den FC St. Pauli, den Hamburger SV und Werder Bremen besucht. In den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Jugendteams und Profiabteilungen sind wir die einzelnen Spieler durchgegangen und haben den jeweiligen Entwicklungsstand der Jungs des Jahrgangs 2000 besprochen. Am kommenden Freitag bin ich mit U 18-Trainer Frank Kramer zunächst im Nachwuchsleistungszentrum von Hannover 96 und anschließend beim VfL Wolfsburg zu Gast, wo wir neben den Gesprächen mit den Vereinsvertretern am Abend das U 19-Spiel der „Wölfe“ gegen den SV Werder schauen werden.

Am Samstag steht entweder das U 19-Spiel des 1. FC Köln gegen den VfL Bochum oder die Zweitliga-Partie zwischen der SpVgg Greuther Fürth und Holstein Kiel auf meinem Programm. Am kommenden Mittwoch weile ich in Amsterdam zur Champions League, um dort unter anderem mit Michael Reiziger als U 23-Trainer in den Austausch hinsichtlich unseres U 19-Nationalspielers Nicolas Kühn zu kommen. Vorher treffen wir uns am Montag und Dienstag mit allen U-Trainern in Frankfurt, um die gerade abgeschlossene Länderspielperiode zu analysieren. Für die Weiterentwicklung unserer Talente sind diese ständigen Begleitungen und Gespräche elementar. Die Woche beschließe ich am Donnerstag mit einem Vortrag bei der regionalen Tagung vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer in Ruit und am Freitag bei der Elite Jugend-Lizenzfortbildung in Grünberg.

Hoher Wert der Länderspiele

Im Übergangsbereich U 19/U 20 hängen die Jungs oft ein bisschen zwischen den Stühlen. In der Abstellungsperiode ziehen die Cheftrainer der Klubs gerne in Abstinenz ihrer A-Nationalspieler die besten Nachwuchsspieler ins Vereinstraining hoch. Gleichzeitig wollen wir den besten Nachwuchskickern fordernde Länderspiele in ihrem Altersbereich anbieten, damit sich Spieler und Team mit anderen Nationen messen und sich auf eine Europameisterschaft bzw. deren Qualifikation vorbereiten können.

Persönlich bin ich der Meinung, dass…

  • eine Qualifikation für eine Europameisterschaft sowie das Turnier selbst immer eine interessante Herausforderung für junge Athleten darstellt, bei Turnieren ihr Können abzurufen,
  • die Taktung in Form von Pflichtspielen im Drei-Tage-Rhythmus dem Spieler eine ausgezeichnete Plattform bietet, um sich selbst in Sachen Vor- und Nachbereitung auf physischer und psychischer Ebene kennenzulernen und die Prozesse zu optimieren 
  • das alles im Trikot der Nationalmannschaft ausführen zu dürfen, einen enormen Mehrwert für die sportliche und charakterliche Ausbildung des Talents auf dem Weg zum Profi – und idealerweise A-Nationalspieler – bedeutet.

Die Länderspiel-Phasen geben den Vereinen, Athleten und uns wichtige Rückmeldungen zum derzeitigen Status des Spielers im Vergleich zum internationalen Niveau im U 19-Alter. Der Besuch der zahlreichen Vereinsvertreter und Scouts unterstreicht das.

Spieler nah dran an der Profimannschaft



Neue Kolumne auf DFB.de: Sportliche Leitung und Trainer vermitteln die Hintergründe rund um den DFB-Nachwuchs und die DFB-Teams. Regelmäßig, authentisch und mit aktuellem Bezug. Heute, Folge fünf: Guido Streichsbier, der derzeit die U 19-Nationalmannschaft trainiert und über seine Arbeit zwischen und während den Länderspiel-Phasen berichtet.

Hinter uns liegt die erste FIFA-Abstellungsperiode der Saison 2018/2019. Mit der U 19-Nationalmannschaft haben wir zwei Länderspiele absolviert – ein 2:2 gegen die Schweiz und ein 2:1 gegen die Slowakei. Diese Partien waren sehr bedeutend, da wir uns mit Blick auf die U 19-EM-Qualifikation im März 2019 in einem spannenden Prozess befinden. Uns ist es wichtig, welche Entwicklung die einzelnen Spieler nehmen – sowohl auf DFB-Ebene als auch im Verein. Wir haben die Erwartung, dass unsere Nationalspieler in den Vereinen mit Leistung und entsprechendem Verhalten vorangehen. Eine DFB-Maßnahme sollte immer eine Auszeichnung und Ehre sein sowie ein Ansporn, in Zukunft noch konsequenter die sportlichen Ziele zu verfolgen.

Natürlich ist es hierbei ebenfalls unsere Aufgabe, die Spieler durch einige Täler zu begleiten. Diesen Spagat wollen wir immer möglichst erfolgreich hinbekommen und dafür ist ein stetiger Informationsaustausch wichtig. Neben uns U-Trainern sind pro Wochenende circa 50 Honorarscouts in ganz Deutschland unterwegs, um die von uns Trainern deklarierten Spiele in den Ligen U 15 bis U 19 zu beobachten. Die Spielbeobachtungen erfassen sie in unserer Datenbank, sodass wir jeden Montag die Eindrücke abrufen können. Dazu suche ich mir neben meiner persönlichen Beobachtung weitere Partien heraus, welche ich im Nachgang auf DFB-TV oder bei „Die Ligen“ herunterziehe. Generell bin ich mindestens einen kompletten Tag mit der Spieltagsnachbereitung beschäftigt.

Gespräche mit Vereinen und Spielern

Auch der weitere Alltag als U-Trainer beim DFB ist sehr vielfältig. Am Mittwoch vor der Länderspiel-Maßnahme war ich ebenso auf Tour und habe mittwochs den FC St. Pauli, den Hamburger SV und Werder Bremen besucht. In den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Jugendteams und Profiabteilungen sind wir die einzelnen Spieler durchgegangen und haben den jeweiligen Entwicklungsstand der Jungs des Jahrgangs 2000 besprochen. Am kommenden Freitag bin ich mit U 18-Trainer Frank Kramer zunächst im Nachwuchsleistungszentrum von Hannover 96 und anschließend beim VfL Wolfsburg zu Gast, wo wir neben den Gesprächen mit den Vereinsvertretern am Abend das U 19-Spiel der „Wölfe“ gegen den SV Werder schauen werden.

Am Samstag steht entweder das U 19-Spiel des 1. FC Köln gegen den VfL Bochum oder die Zweitliga-Partie zwischen der SpVgg Greuther Fürth und Holstein Kiel auf meinem Programm. Am kommenden Mittwoch weile ich in Amsterdam zur Champions League, um dort unter anderem mit Michael Reiziger als U 23-Trainer in den Austausch hinsichtlich unseres U 19-Nationalspielers Nicolas Kühn zu kommen. Vorher treffen wir uns am Montag und Dienstag mit allen U-Trainern in Frankfurt, um die gerade abgeschlossene Länderspielperiode zu analysieren. Für die Weiterentwicklung unserer Talente sind diese ständigen Begleitungen und Gespräche elementar. Die Woche beschließe ich am Donnerstag mit einem Vortrag bei der regionalen Tagung vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer in Ruit und am Freitag bei der Elite Jugend-Lizenzfortbildung in Grünberg.

Hoher Wert der Länderspiele

Im Übergangsbereich U 19/U 20 hängen die Jungs oft ein bisschen zwischen den Stühlen. In der Abstellungsperiode ziehen die Cheftrainer der Klubs gerne in Abstinenz ihrer A-Nationalspieler die besten Nachwuchsspieler ins Vereinstraining hoch. Gleichzeitig wollen wir den besten Nachwuchskickern fordernde Länderspiele in ihrem Altersbereich anbieten, damit sich Spieler und Team mit anderen Nationen messen und sich auf eine Europameisterschaft bzw. deren Qualifikation vorbereiten können.

Persönlich bin ich der Meinung, dass…

  • eine Qualifikation für eine Europameisterschaft sowie das Turnier selbst immer eine interessante Herausforderung für junge Athleten darstellt, bei Turnieren ihr Können abzurufen,
  • die Taktung in Form von Pflichtspielen im Drei-Tage-Rhythmus dem Spieler eine ausgezeichnete Plattform bietet, um sich selbst in Sachen Vor- und Nachbereitung auf physischer und psychischer Ebene kennenzulernen und die Prozesse zu optimieren 
  • das alles im Trikot der Nationalmannschaft ausführen zu dürfen, einen enormen Mehrwert für die sportliche und charakterliche Ausbildung des Talents auf dem Weg zum Profi – und idealerweise A-Nationalspieler – bedeutet.

Die Länderspiel-Phasen geben den Vereinen, Athleten und uns wichtige Rückmeldungen zum derzeitigen Status des Spielers im Vergleich zum internationalen Niveau im U 19-Alter. Der Besuch der zahlreichen Vereinsvertreter und Scouts unterstreicht das.

Spieler nah dran an der Profimannschaft

Der erste U 19-Lehrgang in dieser Saison beinhaltete auch unterschiedliche Gemütslagen. Hinter vielen Spielern liegt die erste Vorbereitungsphase bei der Profimannschaft ihres jeweiligen Klubs. Sie ist gleichbedeutend mit einem neuen Umfeld und neuen Einflüssen. Die Ansprache, die Ansprüche, aber auch die Fehlertoleranz ändern sich gewaltig. Waren es bisher „nur“ gleichaltrige Mitspieler sind es plötzlich gestandene Profis, die zu den Teammitgliedern und „Konkurrenten“ zählen. Dazu nimmt der Raum-, Zeit- und Gegnerdruck bei den Handlungen zu. Außerdem ist der körperliche Anspruch im Trainingsprozess intensiver und fordernder. Die gute Vorbereitung im Nachwuchsleistungszentrum oder durch U-Länderspiele bieten eine Grundlage, aber der U 19-Spieler ist erst am Anfang und muss alles investieren, um den nächsten Schritt zu gehen.

Sehr gut gefallen hat mir bei den vergangenen beiden U 19-Länderspielen die offensive Risikobereitschaft unserer Spieler. Die Jungs versuchen sehr häufig, im hohen Tempo ins offensive, persönliche Duell bzw. Eins-gegen-eins zu gehen. Diese Intension gefällt uns und wir sind im Trainerteam bereit, eine Fehlerquote in Kauf zu nehmen. Wichtig für mich ist dabei, dass sie es in der gegnerischen Hälfte und mit vollem Tempo sowie absoluter Überzeugung durchziehen. Die Anzahl unserer Torchancen zeigt mir, dass die Jungs auf dem richtigen Weg sind.