U 17-Trainerin Kromp: "Hilfestellung geben"

Die Saison in der B-Juniorinnen-Bundesliga ist beendet. Das hat der Außerordentliche Bundestag des DFB am 25. Mai beschlossen und ist damit dem Votum der Vereine gefolgt. Im DFB.de-Interview erklärt Friederike Kromp, Trainerin der U 17-Juniorinnen, wie sie zu der Entscheidung steht, wie ihr Arbeitsalltag in der Corona-Krise aussieht und welche Chancen sie für junge Spielerinnen in Zukunft sieht.

DFB.de: Beim Außerordentlichen DFB-Bundestag wurde die Saison in der B-Juniorinnen-Bundesliga abgebrochen, dafür hatten sich vorab bereits 28 der 30 Vereine aus den drei Staffeln für den Abbruch ausgesprochen. Wie stehen Sie als Trainerin der U 17-Juniorinnen zu dieser Entscheidung?

Friederike Kromp: Aus sportlicher Sicht ist es immer schade, wenn es zu so einer Entscheidung kommt. Wir als Sportler wollen die Dinge auf dem Rasen entscheiden, am Ende der Saison sollen sich alle verdient haben zu stehen, wo sie stehen. Andererseits ist es die vernünftigere Entscheidung. Die Saison fortzusetzen, wäre sehr schwer umsetzbar gewesen. Man sieht etwa am Neustart der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, mit wie vielen Herausforderungen das verbunden ist. Dennoch finde ich es sehr gut und wichtig, dass es dort geschafft wurde, als bisher einzige Liga in Europa den Wettbewerb wieder aufzunehmen. Bei den B-Juniorinnen wäre das in dieser Form keinesfalls machbar gewesen. Demnach ist die Entscheidung, dort abzubrechen, nachvollziehbar und richtig.

DFB.de: Wann in der B-Juniorinnen-Bundesliga die neue Saison startet, ist noch offen. Wie gehen Vereine, Trainerinnen und Trainer sowie die Spielerinnen mit dieser besonders langen spielfreien Zeit um?

Kromp: Das ist eine riesige Herausforderung. Wie wir das bewältigen können, diskutieren wir momentan immer wieder in unseren wöchentlichen Videomeetings auch mit Martina Voss-Tecklenburg und Britta Carlson. Man muss festhalten, dass es eine sehr lange Zeit ist, teilweise bis zu fünf Monaten, in der Spielerinnen nicht an einem geregelten Trainingsbetrieb teilnehmen können. Wir sehen unsere Aufgabe und unsere Pflicht darin, die Spielerinnen zu unterstützen, um bestmöglich durch und aus dieser Phase zu kommen. Eine fünfmonatige Pause ist für eine 16- oder 17-Jährige, die im Leistungsbereich spielt und hohe Ziele hat, in absehbarer Zeit in der Bundesliga oder der Nationalmannschaft spielen will, natürlich sehr lang. Das Alter spielt da eine große Rolle. Eine ältere Spielerin kann sich erholen, wofür sie in den zurückliegenden Jahren eventuell kaum Zeit hatte, und danach schnell wieder auf ein gutes Level kommen. Für junge Spielerinnen dagegen sind kurzfristige Ziele wie eine EM-Endrunde im Juniorinnenbereich oder der Sprung zu den Frauen aufgrund der langen Pause schwerer realisierbar. Deshalb haben wir mit Beginn des Lockdowns entschieden, für unsere Spielerinnen da zu sein und sie individuell aufzufangen. Das kann allerdings nur in enger Absprache mit den Vereinstrainerinnen und -trainern gelingen, was aber sehr gut funktioniert hat. Alle ziehen an einem Strang. Solange nicht absehbar ist, wann es mit einem geregelten Trainings- und Wettbewerbsbetrieb weitergehen kann, werden wir so weiterverfahren.

DFB.de: Was können die Spielerinnen in der spielfreien Zeit Ihrer Meinung nach tun, um sich fitzuhalten?

Kromp: Da gibt es eine ganze Menge. Hier liegt es an uns Trainerinnen und Trainern, den Spielerinnen die Möglichkeiten aufzuzeigen. Das Schlechteste, was man machen könnte, wäre zu sagen: "Wir sehen uns in drei Monaten, schaut, dass ihr fit bleibt." Damit lässt man sie in einer Situation, in der sie noch nie waren, alleine. Genau hier sind wir gefragt, Hilfestellung zu geben. Ein konkretes Beispiel: In allen U-Teams haben wir in Abstimmung mit unseren Athletiktrainern Woche für Woche Trainingspläne für die Spielerinnen geschrieben, die möglichst vielseitig sind. Darin sollen aktive Elemente, auch mit dem Ball am Fuß, integriert werden, so dass man eine sportartspezifische Belastung und nicht nur lange Ausdauerläufe hat. Wir arbeiten beispielsweise mit einer fußballspezifischen App und versuchen, ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Am Ende des Tages ersetzt das natürlich keine richtige Trainingseinheit auf dem Platz, aber man kann durchaus kreativ sein und so eine gewisse Zeit überbrücken.

DFB.de: Können Sie weitere Beispiele nennen?

Kromp: Bei den bereits angesprochenen Apps gibt es komplett angeleitete Übungen für die Spielerinnen. Da geht es um Themen wie das multidirektionale Sprintverhalten, die den Belastungen eines "echten" Spiels möglichst nahekommen. Auch im technischen Bereich arbeiten wir mit dem Ball im sogenannten HIT-Bereich (High Intensity Training; Anm. d. Red.), haben beispielsweise in der U 17 viele Techniksessions mit dem Individualtrainer Nate Weiss veranstaltet - das macht Spaß und hat einen positiven Effekt auf die Fitness der Spielerinnen. Dazu kommen Läufe, an denen man nicht völlig vorbeikommt, aber auch die kann man abwechslungsreich gestalten. Eine möglichst breite Variation macht das Ganze erträglicher. Darüber hinaus haben wir über Teammeetings zu den Themen Sportpsychologie, Yoga und Talkrunden mit interessanten Persönlichkeiten versucht, ein möglichst vielschichtiges Programm auf die Beine zu stellen. So konnten wir trotz der Distanz und den fehlenden Lehrgängen den Teamzusammenhalt aufrechterhalten

DFB.de: Trainerinnen und Trainer leben davon, mit ihren Mannschaften auf dem Trainingsplatz zu arbeiten. Diese Möglichkeit gibt es aktuell nicht. Wie sieht die momentane Arbeit aus, wie bereitet man sich auf den Spielbetrieb vor?

Kromp: Das muss man in zwei Blöcke unterteilen. Gegenwärtig versucht man, engen Kontakt zu den Spielerinnen und Spielern zu halten, auch wenn man weit weg ist. Das geht zum einen durch gemeinsame virtuelle Einheiten und zum anderen ganz viel über persönliche Gespräche. Mit einem Anruf kann man immerhin eine gewisse Nähe herstellen, auch wenn nichts ein reales Treffen ersetzt. Als Trainerin oder Trainer muss man immer wieder aktiv auf die Spielerinnen zugehen, fragen: "Wie geht es dir? Wie ist die Situation bei dir zuhause? Gibt es etwas, was ich für dich tun kann?" Zum anderen Teil der Frage: Man muss sich bewusst sein, dass man Muster und Pläne vergangener Saisonvorbereitungen in diesem Jahr nicht anwenden kann. Aufgrund der langen Pause muss die Vorbereitung aus meiner Sicht ebenfalls länger sein, am besten mit einer zusätzlichen zwischengelagerten Pause. Zunächst sollte es eine zwei- bis dreiwöchige Phase des langsamen Heranführens geben, um Verletzungen vorzubeugen. Das zu konzipieren und zu steuern, ist für die Trainerinnen und Trainer eine sehr große Herausforderung.

DFB.de: Wie läuft der Austausch zwischen dem DFB und den Vereinstrainerinnen und -trainern der B-Juniorinnen-Bundesligisten?

Kromp: Der Austausch läuft sehr gut und ist sogar noch intensiver als in der normalen Wettkampfphase. Uns ist bewusst, wie wichtig es ist, die Situation gemeinsam mit den Vereinen optimal zu meistern. Wir haben die Vereinstrainerinnen und -trainer mit an Bord, tauschen uns über die Maßnahmen aus und beziehen natürlich auch ihre Gedanken und Ideen mit ein. Meine Grundhaltung ist, dass wir als DFB die Spielerinnen von den Vereinen für kurze Zeit für Länderspielmaßnahmen ausleihen. Ihr Alltag ist die Vereinsarbeit, daher sind die Vereinstrainerinnen und -trainer der Schlüssel, um Zugang zu den Spielerinnen zu finden und sie gemeinsam bestmöglich auszubilden und weiterzuentwickeln. Konkret haben wir viele Videositzungen abgehalten, um uns darüber auszutauschen, wie die Bedingungen sind und wer welche Möglichkeiten hat. Da gab es auch ein, zwei Vereine, die kaum eigene Möglichkeiten hatten und daher über Input von unserer Seite sehr froh waren. Andere hatten bereits eigene Programme, da ging es darum, die Inhalte eng abzustimmen, um die Spielerinnen nicht zu überfrachten. Dieser Austausch ist die Basis für das aktuelle Vorgehen und hat sich mit der Zeit zu einem sehr dynamischen Prozess entwickelt. Ich bin davon überzeugt, dass uns allen dieses Miteinander in Zukunft Vorteile bringen wird.

DFB.de: Sie haben mit den U 17-Juniorinnen die EM-Qualifikation, die mögliche Endrunde und eine Weltmeisterschaft vor Augen. Wie bereiten Sie sich und die Mannschaft auf Turniere vor, von denen man aktuell nicht weiß, wann sie stattfinden werden?

Kromp: Natürlich ist es schwer vorherzusagen, wie es kommen wird. Dennoch muss man planen und versuchen, das Beste aus dem Moment herauszuholen. Wir haben uns im Trainerteam darauf verständigt, trotz der unklaren Lage, unser #stayathome-Programm mit unseren Spielerinnen durchzuziehen. Dabei geht es vorrangig um die Formerhaltung und Stabilisierungstraining. Bei den wenigen Spielerinnen, die bereits in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spielen, sieht es ein wenig anders aus, aber der Großteil hat bis auf weiteres keine Wettkämpfe. Aktuell sind wir in einer Phase, in der wir reflektieren und wieder ein wenig runterfahren wollen, um zu sehen, was in den vergangenen zehn Wochen gut, was zu viel, was zu wenig war. Wir warten auf die Entscheidung der UEFA, deren Exekutivkomitee am 17. Juni tagt. Danach können wir konkreter planen. Unser Ziel ist es, dann wieder anzugreifen. Hoffentlich nicht mehr unter dem Motto #stayathome, sondern als Vorbereitung auf die EM-Qualifikation oder Endrunde.

DFB.de: Die Vereine der Frauen-Bundesliga und der 2. Frauen-Bundesliga sind durch die Corona-Pandemie finanziell mitunter arg gebeutelt. Ist es daher denkbar, dass Klubs in der nahen Zukunft noch verstärkter auf den Nachwuchs setzen, um so Transferkosten einsparen zu können?

Kromp: Ich denke, das ist gut möglich. Für unsere Spielerinnen wäre das eine Chance. Gleichzeitig muss man davor warnen, von den jungen Spielerinnen zu schnell zu viel zu wollen. Die Vereine der Bundesliga dürfen jetzt, wenn auch unter strengen Auflagen, wieder trainieren und spielen, das gilt für unsere Spielerinnen größtenteils nicht. Deshalb wird der Sprung von den Juniorinnen zu den Frauen, der schon immer groß war, zunächst noch größer. Man sollte keine Anforderungen an sie stellen, die sie nicht erfüllen können. Nichtsdestotrotz ist der Ansatz da und somit eine Möglichkeit, dass noch mehr talentierte Spielerinnen den Übergang schaffen können. Unabhängig davon hoffe ich, dass wir alle möglichst bald wieder zu einer Art Normalität zurückkehren können.

[dh]

Die Saison in der B-Juniorinnen-Bundesliga ist beendet. Das hat der Außerordentliche Bundestag des DFB am 25. Mai beschlossen und ist damit dem Votum der Vereine gefolgt. Im DFB.de-Interview erklärt Friederike Kromp, Trainerin der U 17-Juniorinnen, wie sie zu der Entscheidung steht, wie ihr Arbeitsalltag in der Corona-Krise aussieht und welche Chancen sie für junge Spielerinnen in Zukunft sieht.

DFB.de: Beim Außerordentlichen DFB-Bundestag wurde die Saison in der B-Juniorinnen-Bundesliga abgebrochen, dafür hatten sich vorab bereits 28 der 30 Vereine aus den drei Staffeln für den Abbruch ausgesprochen. Wie stehen Sie als Trainerin der U 17-Juniorinnen zu dieser Entscheidung?

Friederike Kromp: Aus sportlicher Sicht ist es immer schade, wenn es zu so einer Entscheidung kommt. Wir als Sportler wollen die Dinge auf dem Rasen entscheiden, am Ende der Saison sollen sich alle verdient haben zu stehen, wo sie stehen. Andererseits ist es die vernünftigere Entscheidung. Die Saison fortzusetzen, wäre sehr schwer umsetzbar gewesen. Man sieht etwa am Neustart der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, mit wie vielen Herausforderungen das verbunden ist. Dennoch finde ich es sehr gut und wichtig, dass es dort geschafft wurde, als bisher einzige Liga in Europa den Wettbewerb wieder aufzunehmen. Bei den B-Juniorinnen wäre das in dieser Form keinesfalls machbar gewesen. Demnach ist die Entscheidung, dort abzubrechen, nachvollziehbar und richtig.

DFB.de: Wann in der B-Juniorinnen-Bundesliga die neue Saison startet, ist noch offen. Wie gehen Vereine, Trainerinnen und Trainer sowie die Spielerinnen mit dieser besonders langen spielfreien Zeit um?

Kromp: Das ist eine riesige Herausforderung. Wie wir das bewältigen können, diskutieren wir momentan immer wieder in unseren wöchentlichen Videomeetings auch mit Martina Voss-Tecklenburg und Britta Carlson. Man muss festhalten, dass es eine sehr lange Zeit ist, teilweise bis zu fünf Monaten, in der Spielerinnen nicht an einem geregelten Trainingsbetrieb teilnehmen können. Wir sehen unsere Aufgabe und unsere Pflicht darin, die Spielerinnen zu unterstützen, um bestmöglich durch und aus dieser Phase zu kommen. Eine fünfmonatige Pause ist für eine 16- oder 17-Jährige, die im Leistungsbereich spielt und hohe Ziele hat, in absehbarer Zeit in der Bundesliga oder der Nationalmannschaft spielen will, natürlich sehr lang. Das Alter spielt da eine große Rolle. Eine ältere Spielerin kann sich erholen, wofür sie in den zurückliegenden Jahren eventuell kaum Zeit hatte, und danach schnell wieder auf ein gutes Level kommen. Für junge Spielerinnen dagegen sind kurzfristige Ziele wie eine EM-Endrunde im Juniorinnenbereich oder der Sprung zu den Frauen aufgrund der langen Pause schwerer realisierbar. Deshalb haben wir mit Beginn des Lockdowns entschieden, für unsere Spielerinnen da zu sein und sie individuell aufzufangen. Das kann allerdings nur in enger Absprache mit den Vereinstrainerinnen und -trainern gelingen, was aber sehr gut funktioniert hat. Alle ziehen an einem Strang. Solange nicht absehbar ist, wann es mit einem geregelten Trainings- und Wettbewerbsbetrieb weitergehen kann, werden wir so weiterverfahren.

DFB.de: Was können die Spielerinnen in der spielfreien Zeit Ihrer Meinung nach tun, um sich fitzuhalten?

Kromp: Da gibt es eine ganze Menge. Hier liegt es an uns Trainerinnen und Trainern, den Spielerinnen die Möglichkeiten aufzuzeigen. Das Schlechteste, was man machen könnte, wäre zu sagen: "Wir sehen uns in drei Monaten, schaut, dass ihr fit bleibt." Damit lässt man sie in einer Situation, in der sie noch nie waren, alleine. Genau hier sind wir gefragt, Hilfestellung zu geben. Ein konkretes Beispiel: In allen U-Teams haben wir in Abstimmung mit unseren Athletiktrainern Woche für Woche Trainingspläne für die Spielerinnen geschrieben, die möglichst vielseitig sind. Darin sollen aktive Elemente, auch mit dem Ball am Fuß, integriert werden, so dass man eine sportartspezifische Belastung und nicht nur lange Ausdauerläufe hat. Wir arbeiten beispielsweise mit einer fußballspezifischen App und versuchen, ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Am Ende des Tages ersetzt das natürlich keine richtige Trainingseinheit auf dem Platz, aber man kann durchaus kreativ sein und so eine gewisse Zeit überbrücken.

DFB.de: Können Sie weitere Beispiele nennen?

Kromp: Bei den bereits angesprochenen Apps gibt es komplett angeleitete Übungen für die Spielerinnen. Da geht es um Themen wie das multidirektionale Sprintverhalten, die den Belastungen eines "echten" Spiels möglichst nahekommen. Auch im technischen Bereich arbeiten wir mit dem Ball im sogenannten HIT-Bereich (High Intensity Training; Anm. d. Red.), haben beispielsweise in der U 17 viele Techniksessions mit dem Individualtrainer Nate Weiss veranstaltet - das macht Spaß und hat einen positiven Effekt auf die Fitness der Spielerinnen. Dazu kommen Läufe, an denen man nicht völlig vorbeikommt, aber auch die kann man abwechslungsreich gestalten. Eine möglichst breite Variation macht das Ganze erträglicher. Darüber hinaus haben wir über Teammeetings zu den Themen Sportpsychologie, Yoga und Talkrunden mit interessanten Persönlichkeiten versucht, ein möglichst vielschichtiges Programm auf die Beine zu stellen. So konnten wir trotz der Distanz und den fehlenden Lehrgängen den Teamzusammenhalt aufrechterhalten

DFB.de: Trainerinnen und Trainer leben davon, mit ihren Mannschaften auf dem Trainingsplatz zu arbeiten. Diese Möglichkeit gibt es aktuell nicht. Wie sieht die momentane Arbeit aus, wie bereitet man sich auf den Spielbetrieb vor?

Kromp: Das muss man in zwei Blöcke unterteilen. Gegenwärtig versucht man, engen Kontakt zu den Spielerinnen und Spielern zu halten, auch wenn man weit weg ist. Das geht zum einen durch gemeinsame virtuelle Einheiten und zum anderen ganz viel über persönliche Gespräche. Mit einem Anruf kann man immerhin eine gewisse Nähe herstellen, auch wenn nichts ein reales Treffen ersetzt. Als Trainerin oder Trainer muss man immer wieder aktiv auf die Spielerinnen zugehen, fragen: "Wie geht es dir? Wie ist die Situation bei dir zuhause? Gibt es etwas, was ich für dich tun kann?" Zum anderen Teil der Frage: Man muss sich bewusst sein, dass man Muster und Pläne vergangener Saisonvorbereitungen in diesem Jahr nicht anwenden kann. Aufgrund der langen Pause muss die Vorbereitung aus meiner Sicht ebenfalls länger sein, am besten mit einer zusätzlichen zwischengelagerten Pause. Zunächst sollte es eine zwei- bis dreiwöchige Phase des langsamen Heranführens geben, um Verletzungen vorzubeugen. Das zu konzipieren und zu steuern, ist für die Trainerinnen und Trainer eine sehr große Herausforderung.

DFB.de: Wie läuft der Austausch zwischen dem DFB und den Vereinstrainerinnen und -trainern der B-Juniorinnen-Bundesligisten?

Kromp: Der Austausch läuft sehr gut und ist sogar noch intensiver als in der normalen Wettkampfphase. Uns ist bewusst, wie wichtig es ist, die Situation gemeinsam mit den Vereinen optimal zu meistern. Wir haben die Vereinstrainerinnen und -trainer mit an Bord, tauschen uns über die Maßnahmen aus und beziehen natürlich auch ihre Gedanken und Ideen mit ein. Meine Grundhaltung ist, dass wir als DFB die Spielerinnen von den Vereinen für kurze Zeit für Länderspielmaßnahmen ausleihen. Ihr Alltag ist die Vereinsarbeit, daher sind die Vereinstrainerinnen und -trainer der Schlüssel, um Zugang zu den Spielerinnen zu finden und sie gemeinsam bestmöglich auszubilden und weiterzuentwickeln. Konkret haben wir viele Videositzungen abgehalten, um uns darüber auszutauschen, wie die Bedingungen sind und wer welche Möglichkeiten hat. Da gab es auch ein, zwei Vereine, die kaum eigene Möglichkeiten hatten und daher über Input von unserer Seite sehr froh waren. Andere hatten bereits eigene Programme, da ging es darum, die Inhalte eng abzustimmen, um die Spielerinnen nicht zu überfrachten. Dieser Austausch ist die Basis für das aktuelle Vorgehen und hat sich mit der Zeit zu einem sehr dynamischen Prozess entwickelt. Ich bin davon überzeugt, dass uns allen dieses Miteinander in Zukunft Vorteile bringen wird.

DFB.de: Sie haben mit den U 17-Juniorinnen die EM-Qualifikation, die mögliche Endrunde und eine Weltmeisterschaft vor Augen. Wie bereiten Sie sich und die Mannschaft auf Turniere vor, von denen man aktuell nicht weiß, wann sie stattfinden werden?

Kromp: Natürlich ist es schwer vorherzusagen, wie es kommen wird. Dennoch muss man planen und versuchen, das Beste aus dem Moment herauszuholen. Wir haben uns im Trainerteam darauf verständigt, trotz der unklaren Lage, unser #stayathome-Programm mit unseren Spielerinnen durchzuziehen. Dabei geht es vorrangig um die Formerhaltung und Stabilisierungstraining. Bei den wenigen Spielerinnen, die bereits in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spielen, sieht es ein wenig anders aus, aber der Großteil hat bis auf weiteres keine Wettkämpfe. Aktuell sind wir in einer Phase, in der wir reflektieren und wieder ein wenig runterfahren wollen, um zu sehen, was in den vergangenen zehn Wochen gut, was zu viel, was zu wenig war. Wir warten auf die Entscheidung der UEFA, deren Exekutivkomitee am 17. Juni tagt. Danach können wir konkreter planen. Unser Ziel ist es, dann wieder anzugreifen. Hoffentlich nicht mehr unter dem Motto #stayathome, sondern als Vorbereitung auf die EM-Qualifikation oder Endrunde.

DFB.de: Die Vereine der Frauen-Bundesliga und der 2. Frauen-Bundesliga sind durch die Corona-Pandemie finanziell mitunter arg gebeutelt. Ist es daher denkbar, dass Klubs in der nahen Zukunft noch verstärkter auf den Nachwuchs setzen, um so Transferkosten einsparen zu können?

Kromp: Ich denke, das ist gut möglich. Für unsere Spielerinnen wäre das eine Chance. Gleichzeitig muss man davor warnen, von den jungen Spielerinnen zu schnell zu viel zu wollen. Die Vereine der Bundesliga dürfen jetzt, wenn auch unter strengen Auflagen, wieder trainieren und spielen, das gilt für unsere Spielerinnen größtenteils nicht. Deshalb wird der Sprung von den Juniorinnen zu den Frauen, der schon immer groß war, zunächst noch größer. Man sollte keine Anforderungen an sie stellen, die sie nicht erfüllen können. Nichtsdestotrotz ist der Ansatz da und somit eine Möglichkeit, dass noch mehr talentierte Spielerinnen den Übergang schaffen können. Unabhängig davon hoffe ich, dass wir alle möglichst bald wieder zu einer Art Normalität zurückkehren können.

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