Simic: "Hätte eigenes Drehbuch nicht besser schreiben können"

Seit diesem Sommer komplettiert Julia Simic das Trainer*innenteam der deutschen U 17-Juniorinnen rund um Friederike Kromp und Melanie Behringer. Erst im Mai dieses Jahres beendete Simic ihre aktive Karriere. Nach dem überzeugenden 5:1 gegen Schweden steht heute (ab 18 Uhr) das nächste Länderspiel auf dem Programm - dann treffen die DFB-Juniorinnen erneut im schwedischen Uddevalla auf Norwegen. Mit DFB.de spricht die 32 Jahre alte ehemalige Nationalspielerin darüber.

DFB.de: Seit Sommer sind Sie zusammen mit Melanie Behringer Co-Trainerin von Fritzy Kromp. War für Sie immer klar, dass Sie nach Ihrer aktiven Karriere auf die Trainerinnenbank wechseln würden?

Julia Simic: Ich fand den Perspektivwechsel schon immer spannend. Tatsächlich habe ich bereits mit 22 Jahren meine B-Lizenz gemacht und bin dadurch früh "hineingeschlittert". Besonders durch Fritzy, die mich schon in jungen Jahren immer wieder als Co-Trainerin zu Lehrgängen der bayerischen Auswahlmannschaft dazu geholt und mit ihrer Art zu coachen total motiviert hat. Dadurch konnte ich schon in frühen Jahren Erfahrungen sammeln und Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Mir persönlich hat dies sehr geholfen. Zu Fritzy ist der Kontakt nie abgerissen. Umso schöner ist es, dass ich mit meiner ehemaligen Trainerin nun fest in einem Team zusammenarbeiten und meine Erfahrungen weitergeben darf.

DFB.de: Kromp trainierte Sie in der Bayern-Auswahl, mit Behringer haben Sie sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft gespielt. Hat sich jetzt ein "Dreamteam" gefunden?

Simic: Sagen wir es so: Wenn ich mein eigenes Drehbuch geschrieben hätte, hätte ich es nicht besser schreiben können. Besonders, wenn man selbst seine aktive Karriere erst beendet hat und nun die Möglichkeit bekommt, wieder in ein großartiges Team zu kommen. Es ist nicht nur das, sondern auch die Verbindung mit dem DFB. Man trägt eine verantwortungsvolle und schöne Aufgabe, die Mädels in so einem wichtigen Alter zu begleiten. Umso besser ist es, mit einem Team zu arbeiten, welches man selbst gut kennt. Mit "Mel" hab ich ja auch noch einige Jahre beim FC Bayern zusammen gespielt. Wir teilen den Spaß und die Freude an der Aufgabe, führen aber auch tiefgründige Diskussionen miteinander, in denen jede ihre Perspektiven darstellt. Also ja: Für mich ist es eine Megakonstellation und ein Dreamteam.

DFB.de: Sie haben selbst alle U-Nationalmannschaften beim DFB durchlaufen. Welche Parallelen sehen Sie?

Simic: Total viele. Es ist bei mir zwar schon eine Zeit lang her, aber man weiß immer noch, wie die Mädels sich fühlen. Einige haben am Dienstag ihr erstes Länderspiel bestritten. Denkt man an die eigene Gefühlslage bei der Premiere, kann man sich total in die Mädels hineinversetzen. Man kann förmlich spüren, dass sie für die Mannschaft und das Trikot brennen. Es macht dann einfach richtig Spaß mitanzusehen, was sie auf dem Platz abliefern. Die Infrastruktur hat sich verglichen zu meiner Zeit noch einmal verbessert, wir haben hier tolle Möglichkeiten. Schaut man aber nach einem Sieg und einer guten Leistung in die Gesichter der Mädels, dann sieht man, dass sich daran nichts geändert hat. Man guckt sie an und weiß, wie sie sich gerade fühlen.

DFB.de: Was ist Ihre persönliche Philosophie, was möchten Sie an die Spielerinnen weitergeben?

Simic: Besonders möchte ich die empathische Komponente miteinbringen. In manchen Situationen, die ich selbst gerade noch als Spielerin erlebt habe, weiß man, wie die Mädels sich fühlen und vielleicht sogar, was sie genau in diesem Moment brauchen. Denn jede Spielerin ist anders. Während die eine ein offenes Ohr braucht, möchte eine andere einfach nur einen Tipp oder ein Gespräch, das gar nichts mit Fußball zu tun hat. Ich lerne die Mädels zurzeit auch erst richtig kennen, aber genau das macht es spannend. Welche Charaktereigenschaften oder welche Persönlichkeit steckt hinter der Spielerin? Benötigt sie einen aktiven Ratschlag, oder kommt sie direkt auf mich zu? Genau das ist mein persönlicher Drive und auch meine Leidenschaft. Ich möchte die Menschen kennenlernen und versuche natürlich auch, den Mädels das zu geben, was ich als Spielerin selbst gerne hatte: Dynamik hineinbringen und auf dem Platz auch mal Feuer geben.

DFB.de: Mit dem 5:1 gegen Schweden hat Ihr Team einen starken Einstand feiern können. Wie stolz sind Sie auf die Leistung des Teams, besonders im Hinblick auf die lange Corona-Zwangspause?

Simic: In die U 17 kommt man normalerweise aus der U 15 oder U 16, man kennt die Abläufe eines Länderspiels. Am Dienstag war es aber so, dass es für die Mädels das erste Länderspiel überhaupt oder nach einer sehr langen Zeit war. Für die Spielerinnen, das Team, aber auch für mich war es etwas Besonderes. Ich saß an der Seite und habe die Mädels gepusht. Gerade deswegen hat es mich total gefreut, dass es so gut lief und die Mädels sich selbst belohnt haben. Uns allen hat dies ein gutes Gefühl gegeben. Als Einstand hätte es natürlich nicht besser laufen können. Es macht mich stolz, dass unsere Mannschaft so eine Leistung abgerufen hat.

DFB.de: Das nächste Spiel steht nun gegen Norwegen an. Wiederholung möglich?

Simic: Gerne, würde ich so nehmen! Man kann sich selbst nur zu gut daran erinnern, dass die Spiele gegen Schweden und Norwegen immer Prestigeduelle waren. Die Skandinavierinnen sind nicht umsonst für ihre gute Nachwuchsarbeit bekannt. Viele Spielerinnen kennt man eben auch hier in Deutschland. Dass es gegen Norwegen nicht einfach wird, ist klar. Ich glaube aber, dass sich die Mädels extrem auf die Aufgabe freuen und so weitermachen, wie sie gegen Schweden aufgehört haben. Ich habe nach dem Auftritt am Dienstag volles Vertrauen. Die Stimmung ist so gut, dass ich glaube, dass unser schwedischer Busfahrer mittlerweile sogar Deutschland-Fan ist.

DFB.de: In Ihren ersten Monaten als Co-Trainerin steht auch die EM-Qualifikation an. Was erwarten Sie?

Simic: Für eine Qualifikation gibt es nichts Besseres, als die Testländerspiele im Vorfeld überzeugend zu gewinnen. Dadurch geht man automatisch mit einem guten Gefühl in die Qualispiele. Neben dem guten Gefühl tankt man aber auch Selbstbewusstsein. Hierbei spielt es sicherlich eine Rolle, ob die Offensivspielerinnen Tore schießen, die Mittelfeldspielerinnen ebenfalls an Treffern beteiligt sind oder die Defensive wenige Gegentore kassiert. Jede kann aus Länderspiellehrgängen etwas Positives mitnehmen. Entscheidend ist aber auch, dass man sich selbst nicht zu viel unter Druck setzt. Man muss Vertrauen darin haben, dass man gut genug für den internationalen Vergleich ist, wenn die Leistungen abgerufen werden. Wichtig sind auch Anspannung und Nervosität. Man muss sie so regulieren, dass sie einen positiven Einfluss auf die Spielerin haben, um mehr aus sich herauszuholen. Das kriegen die Mädels bisher sehr gut hin.

[fv]

Seit diesem Sommer komplettiert Julia Simic das Trainer*innenteam der deutschen U 17-Juniorinnen rund um Friederike Kromp und Melanie Behringer. Erst im Mai dieses Jahres beendete Simic ihre aktive Karriere. Nach dem überzeugenden 5:1 gegen Schweden steht heute (ab 18 Uhr) das nächste Länderspiel auf dem Programm - dann treffen die DFB-Juniorinnen erneut im schwedischen Uddevalla auf Norwegen. Mit DFB.de spricht die 32 Jahre alte ehemalige Nationalspielerin darüber.

DFB.de: Seit Sommer sind Sie zusammen mit Melanie Behringer Co-Trainerin von Fritzy Kromp. War für Sie immer klar, dass Sie nach Ihrer aktiven Karriere auf die Trainerinnenbank wechseln würden?

Julia Simic: Ich fand den Perspektivwechsel schon immer spannend. Tatsächlich habe ich bereits mit 22 Jahren meine B-Lizenz gemacht und bin dadurch früh "hineingeschlittert". Besonders durch Fritzy, die mich schon in jungen Jahren immer wieder als Co-Trainerin zu Lehrgängen der bayerischen Auswahlmannschaft dazu geholt und mit ihrer Art zu coachen total motiviert hat. Dadurch konnte ich schon in frühen Jahren Erfahrungen sammeln und Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten. Mir persönlich hat dies sehr geholfen. Zu Fritzy ist der Kontakt nie abgerissen. Umso schöner ist es, dass ich mit meiner ehemaligen Trainerin nun fest in einem Team zusammenarbeiten und meine Erfahrungen weitergeben darf.

DFB.de: Kromp trainierte Sie in der Bayern-Auswahl, mit Behringer haben Sie sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft gespielt. Hat sich jetzt ein "Dreamteam" gefunden?

Simic: Sagen wir es so: Wenn ich mein eigenes Drehbuch geschrieben hätte, hätte ich es nicht besser schreiben können. Besonders, wenn man selbst seine aktive Karriere erst beendet hat und nun die Möglichkeit bekommt, wieder in ein großartiges Team zu kommen. Es ist nicht nur das, sondern auch die Verbindung mit dem DFB. Man trägt eine verantwortungsvolle und schöne Aufgabe, die Mädels in so einem wichtigen Alter zu begleiten. Umso besser ist es, mit einem Team zu arbeiten, welches man selbst gut kennt. Mit "Mel" hab ich ja auch noch einige Jahre beim FC Bayern zusammen gespielt. Wir teilen den Spaß und die Freude an der Aufgabe, führen aber auch tiefgründige Diskussionen miteinander, in denen jede ihre Perspektiven darstellt. Also ja: Für mich ist es eine Megakonstellation und ein Dreamteam.

DFB.de: Sie haben selbst alle U-Nationalmannschaften beim DFB durchlaufen. Welche Parallelen sehen Sie?

Simic: Total viele. Es ist bei mir zwar schon eine Zeit lang her, aber man weiß immer noch, wie die Mädels sich fühlen. Einige haben am Dienstag ihr erstes Länderspiel bestritten. Denkt man an die eigene Gefühlslage bei der Premiere, kann man sich total in die Mädels hineinversetzen. Man kann förmlich spüren, dass sie für die Mannschaft und das Trikot brennen. Es macht dann einfach richtig Spaß mitanzusehen, was sie auf dem Platz abliefern. Die Infrastruktur hat sich verglichen zu meiner Zeit noch einmal verbessert, wir haben hier tolle Möglichkeiten. Schaut man aber nach einem Sieg und einer guten Leistung in die Gesichter der Mädels, dann sieht man, dass sich daran nichts geändert hat. Man guckt sie an und weiß, wie sie sich gerade fühlen.

DFB.de: Was ist Ihre persönliche Philosophie, was möchten Sie an die Spielerinnen weitergeben?

Simic: Besonders möchte ich die empathische Komponente miteinbringen. In manchen Situationen, die ich selbst gerade noch als Spielerin erlebt habe, weiß man, wie die Mädels sich fühlen und vielleicht sogar, was sie genau in diesem Moment brauchen. Denn jede Spielerin ist anders. Während die eine ein offenes Ohr braucht, möchte eine andere einfach nur einen Tipp oder ein Gespräch, das gar nichts mit Fußball zu tun hat. Ich lerne die Mädels zurzeit auch erst richtig kennen, aber genau das macht es spannend. Welche Charaktereigenschaften oder welche Persönlichkeit steckt hinter der Spielerin? Benötigt sie einen aktiven Ratschlag, oder kommt sie direkt auf mich zu? Genau das ist mein persönlicher Drive und auch meine Leidenschaft. Ich möchte die Menschen kennenlernen und versuche natürlich auch, den Mädels das zu geben, was ich als Spielerin selbst gerne hatte: Dynamik hineinbringen und auf dem Platz auch mal Feuer geben.

DFB.de: Mit dem 5:1 gegen Schweden hat Ihr Team einen starken Einstand feiern können. Wie stolz sind Sie auf die Leistung des Teams, besonders im Hinblick auf die lange Corona-Zwangspause?

Simic: In die U 17 kommt man normalerweise aus der U 15 oder U 16, man kennt die Abläufe eines Länderspiels. Am Dienstag war es aber so, dass es für die Mädels das erste Länderspiel überhaupt oder nach einer sehr langen Zeit war. Für die Spielerinnen, das Team, aber auch für mich war es etwas Besonderes. Ich saß an der Seite und habe die Mädels gepusht. Gerade deswegen hat es mich total gefreut, dass es so gut lief und die Mädels sich selbst belohnt haben. Uns allen hat dies ein gutes Gefühl gegeben. Als Einstand hätte es natürlich nicht besser laufen können. Es macht mich stolz, dass unsere Mannschaft so eine Leistung abgerufen hat.

DFB.de: Das nächste Spiel steht nun gegen Norwegen an. Wiederholung möglich?

Simic: Gerne, würde ich so nehmen! Man kann sich selbst nur zu gut daran erinnern, dass die Spiele gegen Schweden und Norwegen immer Prestigeduelle waren. Die Skandinavierinnen sind nicht umsonst für ihre gute Nachwuchsarbeit bekannt. Viele Spielerinnen kennt man eben auch hier in Deutschland. Dass es gegen Norwegen nicht einfach wird, ist klar. Ich glaube aber, dass sich die Mädels extrem auf die Aufgabe freuen und so weitermachen, wie sie gegen Schweden aufgehört haben. Ich habe nach dem Auftritt am Dienstag volles Vertrauen. Die Stimmung ist so gut, dass ich glaube, dass unser schwedischer Busfahrer mittlerweile sogar Deutschland-Fan ist.

DFB.de: In Ihren ersten Monaten als Co-Trainerin steht auch die EM-Qualifikation an. Was erwarten Sie?

Simic: Für eine Qualifikation gibt es nichts Besseres, als die Testländerspiele im Vorfeld überzeugend zu gewinnen. Dadurch geht man automatisch mit einem guten Gefühl in die Qualispiele. Neben dem guten Gefühl tankt man aber auch Selbstbewusstsein. Hierbei spielt es sicherlich eine Rolle, ob die Offensivspielerinnen Tore schießen, die Mittelfeldspielerinnen ebenfalls an Treffern beteiligt sind oder die Defensive wenige Gegentore kassiert. Jede kann aus Länderspiellehrgängen etwas Positives mitnehmen. Entscheidend ist aber auch, dass man sich selbst nicht zu viel unter Druck setzt. Man muss Vertrauen darin haben, dass man gut genug für den internationalen Vergleich ist, wenn die Leistungen abgerufen werden. Wichtig sind auch Anspannung und Nervosität. Man muss sie so regulieren, dass sie einen positiven Einfluss auf die Spielerin haben, um mehr aus sich herauszuholen. Das kriegen die Mädels bisher sehr gut hin.

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