Kromp: "Schon jetzt überwiegend Dankbarkeit und Freude"

Die U 17-Juniorinnen des Jahrgangs 2005 haben bei der WM in Indien nach einem dramatischen 2:3 im Elfmeterschießen des kleinen Finals gegen Nigeria Rang vier belegt. DFB-Trainerin Friederike Kromp blickt im DFB.de-Interview auf die vier intensiven Wochen beim Turnier zurück, ordnet die Leistungen ihrer Mannschaft ein und verrät, warum nach der WM für sie auch gleichzeitig vor der WM ist.

DFB.de: Frau Kromp, mit ein wenig Abstand zum Spiel um Platz drei und dem Turnier: Wie ist die Leistung Ihrer Mannschaft insgesamt bei dieser WM einzuordnen?

Friederike Kromp: Die Mannschaft hat beim Turnier Herausragendes geleistet und bewiesen, dass sie völlig zurecht zu den vier besten Teams der Welt gehört. Wir hatten uns vorgenommen, bis zum Ende im Turnier zu bleiben und mindestens bis ins Halbfinale zu kommen. Dieses Ziel haben wir erreicht. Den Grundstein dafür haben wir mit einer sehr überzeugenden Gruppenphase mit der maximalen Punktausbeute und 11:2 Toren gelegt.

DFB.de: Und in Bezug auf die K.o.-Phase?

Kromp: Hier hat sich ein ähnliches Bild gezeigt: Im Viertelfinale gegen Brasilien haben wir an die starken Leistungen aus den ersten drei Spielen angeknüpft und sind im Halbfinale denkbar knapp am späteren Weltmeister Spanien gescheitert. Dabei waren wir jedoch keinesfalls die schwächere Mannschaft, sondern an diesem Tag, mit dem nach langer VAR-Überprüfung ab erkannten Führungstreffer sowie dem Gegentor in letzter Minute, unter dem Strich einfach die unglücklichere. Dieses Spiel hat gezeigt, dass für uns natürlich noch ein wenig mehr drin gewesen wäre als Platz vier und wir ein mehr als würdiger Finalist gewesen wären und dann auch gute Chancen auf den WM-Titel gehabt hätten. Aber auch nach Platz vier bin ich sehr stolz auf meine Spielerinnen. Denn sie haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie stark sie spielerisch und mental sind – und das nicht nur individuell, sondern auch im Kollektiv als Team.

DFB.de: Sie waren neben drei Spielerinnen zwischenzeitlich aufgrund einer Covid-Infektion eine Woche in Quarantäne. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und was waren die Herausforderungen, vor die die positiven Fälle das gesamte Team gestellt haben?

Kromp: Die Corona-Infektionen haben uns kurz vor dem Viertelfinale zu einem maximal unglücklichen Zeitpunkt getroffen. Ich hatte zum Glück einen recht milden Verlauf. Leider hat es dann nicht ganz gereicht, dass ich nach wieder negativen Testergebnissen meine Quarantäne vor Ort verlassen und pünktlich zum Halbfinale zur Mannschaft stoßen konnte. Sowohl für die Spielerinnen als auch das gesamte Team hinter dem Team waren das sehr herausfordernde Tage. Aber auch in dieser Zeit hat sich unser toller Teamgeist gezeigt – jede und jeder hat die Situation schnell angenommen und für alle, die ausgefallen sind, noch einmal mehr gegeben. Dass drei Stammspielerinnen innerhalb kurzer Zeit aufgrund von Corona ausgefallen sind, war natürlich nicht einfach aufzufangen, zumal sie verständlicherweise auch etwas gebraucht haben, um dann wieder in gewohnt guter Form aufzulaufen. Trotzdem haben wir bewiesen, dass unsere Abläufe sehr gut funktionieren, wir auch solchen kurzfristigen Herausforderungen als Team gewachsen sind, neue Situationen annehmen, wie sie sind und wir uns von nichts haben unterkriegen lassen.

DFB.de: Was sind für Sie die Eindrücke, die vom Turnier bleiben? Welche Gefühle und Erkenntnisse nehmen Sie mit nach Hause?

Kromp: Direkt nach dem Turnier muss ich das Erlebte erst einmal sacken lassen. In den vier Wochen in Indien ist sehr viel passiert, das sind sehr viele Eindrücke, die es noch zu verarbeiten gibt. Das gilt generell für die letzten zwei Jahre mit dieser Mannschaft. Wir haben zwei herausfordernde Qualifikationsturniere bestritten, dann bei der Europameisterschaft im Mai mit dem Titel-Gewinn einen absoluten Höhepunkt erlebt und nun zum Abschluss der gemeinsamen Zeit eine Weltmeisterschaft unter schwierigen Rahmenbedingungen gemeistert. Schon jetzt überwiegen Dankbarkeit und Freude über das gemeinsam Erlebte und Erreichte mit diesem einzigartigen Team.

DFB.de: Welche Erfahrungen können die Spielerinnen für den weiteren Verlauf ihrer Karriere von dieser WM mitnehmen?

Kromp: Auch die Spielerinnen werden sicherlich noch einige Zeit brauchen, um das Erlebte komplett zu verarbeiten und zu begreifen, was sie in Indien alles geleistet haben. In einem uns völlig fremden Land ein sportlich so wichtiges Turnier zu spielen, war auch mit viel mentalem Druck verbunden. Hinzu kamen die schwierigen äußeren Bedingungen mit den heißen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit sowie den vielen Reisetagen während des Turniers, die unsere Spielerinnen in diesem jungen Alter so zuvor noch nie erfahren haben. Sie werden sehr viele positive Erlebnisse und Erfahrungen für ihre weitere Karriere von diesem Turnier mitnehmen können und auch durch die negativen Erfahrungen rund um das Halbfinale gegen Spanien gestärkt werden – nicht nur für den Fußball, sondern auch für ihr Leben allgemein.

DFB.de: Das bedeutet konkret, …

Kromp: … dass die Spielerinnen sich bei der WM auch in interkontinentalen Vergleichen messen konnten und gelernt haben, dass es bei solch einem Turnier vor allem auch darauf ankommt, sich bestmöglich auf die Situation vor Ort einzulassen und an die Bedingungen anzupassen. Darüber hinaus haben wir wieder einmal gesehen, wie essenziell wichtig es ist, mit mannschaftlicher Geschlossenheit aufzutreten. Nur dann kann man all die Herausforderungen, die solche Turniere mit sich bringen, erfolgreich meistern. Ich bin mir sicher, dass sie all das sehr geprägt hat und das Erfahrungen sind, von denen sie künftig profitieren können, um die nächsten Schritte in ihrer Karriere zu gehen.

DFB.de: Diese WM war das letzte gemeinsame Turnier, die Partie gegen Nigeria das letzte gemeinsame Spiel für diese Mannschaft in der U 17. Wie sah vor diesem Hintergrund der Abschied aus?

Kromp: Zunächst einmal sind wir sehr froh, dass wir alle sechs Spiele bei der WM bestreiten konnten und somit auch unsere gemeinsame Zeit maximiert haben. Am Tag nach dem letzten Spiel hatten wir noch die Gelegenheit, uns Mumbai ein wenig anzusehen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Auch dass wir abends noch mit den Eltern einiger Spielerinnen zusammenkommen konnten, war ein sehr schöner Ausklang für uns alle. Der finale Abschied am Frankfurter Flughafen gestern war sehr tränenreich und mit viel Herzschmerz verbunden. Das zeigt aber auch, wie besonders dieses Team und unsere gemeinsame Reise in den letzten zwei Jahren war. Auch wenn sie seit gestern offiziell beendet ist, werden wir alle weiter eng verbunden bleiben, da wir durch das gemeinsame Erlebte eng zusammengewachsen sind. Die Fußballwelt ist klein und wer weiß, wie schnell es gehen kann und man vielleicht doch wieder zusammenarbeiten darf. Wo und in welcher Form auch immer.

DFB.de: Wie geht es nun für Sie persönlich weiter? Können Sie nach den vier intensiven Wochen in Indien nun zumindest ein wenig abschalten?

Kromp: Nur bedingt (lacht). In den nächsten Wochen werde ich mit meinem Trainerteam, dem Staff und den Spielerinnen, die bei der WM in Indien dabei waren, noch einige Gespräche führen, um zu reflektieren, in welchen Bereichen wir uns zukünftig noch verbessern und Abläufe optimieren können. In wenigen Tagen steht dann auch schon der nächste Lehrgang samt zweier Länderspiele mit den U 16-Juniorinnen an, die ich bereits im Juli als Trainerin neu übernommen und zuletzt mit meinem Team parallel zur WM-Mannschaft betreut habe. Auch hier erwartet uns ein toller Jahrgang, bei dem ich mich freue, neue herausragende Talente betreuen und begleiten zu dürfen. Mitte November startet dann die WM der Männer in Katar, bei der ich erneut als TV-Expertin für das ZDF im Einsatz sein darf. Der Urlaub muss also noch etwas warten, aber solange man überwiegend das tut, was man liebt, muss man sich um die eigenen Energiereserven nur bedingt Sorgen machen (lacht).

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Die U 17-Juniorinnen des Jahrgangs 2005 haben bei der WM in Indien nach einem dramatischen 2:3 im Elfmeterschießen des kleinen Finals gegen Nigeria Rang vier belegt. DFB-Trainerin Friederike Kromp blickt im DFB.de-Interview auf die vier intensiven Wochen beim Turnier zurück, ordnet die Leistungen ihrer Mannschaft ein und verrät, warum nach der WM für sie auch gleichzeitig vor der WM ist.

DFB.de: Frau Kromp, mit ein wenig Abstand zum Spiel um Platz drei und dem Turnier: Wie ist die Leistung Ihrer Mannschaft insgesamt bei dieser WM einzuordnen?

Friederike Kromp: Die Mannschaft hat beim Turnier Herausragendes geleistet und bewiesen, dass sie völlig zurecht zu den vier besten Teams der Welt gehört. Wir hatten uns vorgenommen, bis zum Ende im Turnier zu bleiben und mindestens bis ins Halbfinale zu kommen. Dieses Ziel haben wir erreicht. Den Grundstein dafür haben wir mit einer sehr überzeugenden Gruppenphase mit der maximalen Punktausbeute und 11:2 Toren gelegt.

DFB.de: Und in Bezug auf die K.o.-Phase?

Kromp: Hier hat sich ein ähnliches Bild gezeigt: Im Viertelfinale gegen Brasilien haben wir an die starken Leistungen aus den ersten drei Spielen angeknüpft und sind im Halbfinale denkbar knapp am späteren Weltmeister Spanien gescheitert. Dabei waren wir jedoch keinesfalls die schwächere Mannschaft, sondern an diesem Tag, mit dem nach langer VAR-Überprüfung ab erkannten Führungstreffer sowie dem Gegentor in letzter Minute, unter dem Strich einfach die unglücklichere. Dieses Spiel hat gezeigt, dass für uns natürlich noch ein wenig mehr drin gewesen wäre als Platz vier und wir ein mehr als würdiger Finalist gewesen wären und dann auch gute Chancen auf den WM-Titel gehabt hätten. Aber auch nach Platz vier bin ich sehr stolz auf meine Spielerinnen. Denn sie haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie stark sie spielerisch und mental sind – und das nicht nur individuell, sondern auch im Kollektiv als Team.

DFB.de: Sie waren neben drei Spielerinnen zwischenzeitlich aufgrund einer Covid-Infektion eine Woche in Quarantäne. Wie haben Sie diese Zeit erlebt und was waren die Herausforderungen, vor die die positiven Fälle das gesamte Team gestellt haben?

Kromp: Die Corona-Infektionen haben uns kurz vor dem Viertelfinale zu einem maximal unglücklichen Zeitpunkt getroffen. Ich hatte zum Glück einen recht milden Verlauf. Leider hat es dann nicht ganz gereicht, dass ich nach wieder negativen Testergebnissen meine Quarantäne vor Ort verlassen und pünktlich zum Halbfinale zur Mannschaft stoßen konnte. Sowohl für die Spielerinnen als auch das gesamte Team hinter dem Team waren das sehr herausfordernde Tage. Aber auch in dieser Zeit hat sich unser toller Teamgeist gezeigt – jede und jeder hat die Situation schnell angenommen und für alle, die ausgefallen sind, noch einmal mehr gegeben. Dass drei Stammspielerinnen innerhalb kurzer Zeit aufgrund von Corona ausgefallen sind, war natürlich nicht einfach aufzufangen, zumal sie verständlicherweise auch etwas gebraucht haben, um dann wieder in gewohnt guter Form aufzulaufen. Trotzdem haben wir bewiesen, dass unsere Abläufe sehr gut funktionieren, wir auch solchen kurzfristigen Herausforderungen als Team gewachsen sind, neue Situationen annehmen, wie sie sind und wir uns von nichts haben unterkriegen lassen.

DFB.de: Was sind für Sie die Eindrücke, die vom Turnier bleiben? Welche Gefühle und Erkenntnisse nehmen Sie mit nach Hause?

Kromp: Direkt nach dem Turnier muss ich das Erlebte erst einmal sacken lassen. In den vier Wochen in Indien ist sehr viel passiert, das sind sehr viele Eindrücke, die es noch zu verarbeiten gibt. Das gilt generell für die letzten zwei Jahre mit dieser Mannschaft. Wir haben zwei herausfordernde Qualifikationsturniere bestritten, dann bei der Europameisterschaft im Mai mit dem Titel-Gewinn einen absoluten Höhepunkt erlebt und nun zum Abschluss der gemeinsamen Zeit eine Weltmeisterschaft unter schwierigen Rahmenbedingungen gemeistert. Schon jetzt überwiegen Dankbarkeit und Freude über das gemeinsam Erlebte und Erreichte mit diesem einzigartigen Team.

DFB.de: Welche Erfahrungen können die Spielerinnen für den weiteren Verlauf ihrer Karriere von dieser WM mitnehmen?

Kromp: Auch die Spielerinnen werden sicherlich noch einige Zeit brauchen, um das Erlebte komplett zu verarbeiten und zu begreifen, was sie in Indien alles geleistet haben. In einem uns völlig fremden Land ein sportlich so wichtiges Turnier zu spielen, war auch mit viel mentalem Druck verbunden. Hinzu kamen die schwierigen äußeren Bedingungen mit den heißen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit sowie den vielen Reisetagen während des Turniers, die unsere Spielerinnen in diesem jungen Alter so zuvor noch nie erfahren haben. Sie werden sehr viele positive Erlebnisse und Erfahrungen für ihre weitere Karriere von diesem Turnier mitnehmen können und auch durch die negativen Erfahrungen rund um das Halbfinale gegen Spanien gestärkt werden – nicht nur für den Fußball, sondern auch für ihr Leben allgemein.

DFB.de: Das bedeutet konkret, …

Kromp: … dass die Spielerinnen sich bei der WM auch in interkontinentalen Vergleichen messen konnten und gelernt haben, dass es bei solch einem Turnier vor allem auch darauf ankommt, sich bestmöglich auf die Situation vor Ort einzulassen und an die Bedingungen anzupassen. Darüber hinaus haben wir wieder einmal gesehen, wie essenziell wichtig es ist, mit mannschaftlicher Geschlossenheit aufzutreten. Nur dann kann man all die Herausforderungen, die solche Turniere mit sich bringen, erfolgreich meistern. Ich bin mir sicher, dass sie all das sehr geprägt hat und das Erfahrungen sind, von denen sie künftig profitieren können, um die nächsten Schritte in ihrer Karriere zu gehen.

DFB.de: Diese WM war das letzte gemeinsame Turnier, die Partie gegen Nigeria das letzte gemeinsame Spiel für diese Mannschaft in der U 17. Wie sah vor diesem Hintergrund der Abschied aus?

Kromp: Zunächst einmal sind wir sehr froh, dass wir alle sechs Spiele bei der WM bestreiten konnten und somit auch unsere gemeinsame Zeit maximiert haben. Am Tag nach dem letzten Spiel hatten wir noch die Gelegenheit, uns Mumbai ein wenig anzusehen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Auch dass wir abends noch mit den Eltern einiger Spielerinnen zusammenkommen konnten, war ein sehr schöner Ausklang für uns alle. Der finale Abschied am Frankfurter Flughafen gestern war sehr tränenreich und mit viel Herzschmerz verbunden. Das zeigt aber auch, wie besonders dieses Team und unsere gemeinsame Reise in den letzten zwei Jahren war. Auch wenn sie seit gestern offiziell beendet ist, werden wir alle weiter eng verbunden bleiben, da wir durch das gemeinsame Erlebte eng zusammengewachsen sind. Die Fußballwelt ist klein und wer weiß, wie schnell es gehen kann und man vielleicht doch wieder zusammenarbeiten darf. Wo und in welcher Form auch immer.

DFB.de: Wie geht es nun für Sie persönlich weiter? Können Sie nach den vier intensiven Wochen in Indien nun zumindest ein wenig abschalten?

Kromp: Nur bedingt (lacht). In den nächsten Wochen werde ich mit meinem Trainerteam, dem Staff und den Spielerinnen, die bei der WM in Indien dabei waren, noch einige Gespräche führen, um zu reflektieren, in welchen Bereichen wir uns zukünftig noch verbessern und Abläufe optimieren können. In wenigen Tagen steht dann auch schon der nächste Lehrgang samt zweier Länderspiele mit den U 16-Juniorinnen an, die ich bereits im Juli als Trainerin neu übernommen und zuletzt mit meinem Team parallel zur WM-Mannschaft betreut habe. Auch hier erwartet uns ein toller Jahrgang, bei dem ich mich freue, neue herausragende Talente betreuen und begleiten zu dürfen. Mitte November startet dann die WM der Männer in Katar, bei der ich erneut als TV-Expertin für das ZDF im Einsatz sein darf. Der Urlaub muss also noch etwas warten, aber solange man überwiegend das tut, was man liebt, muss man sich um die eigenen Energiereserven nur bedingt Sorgen machen (lacht).

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