Schönweitz: "Wenn die Spieler im Mittelpunkt stehen - kein Problem"

Anfang Januar hat sich ein DFB-Tross auf den Weg ins südspanische Pinatar gemacht. Im DFB.de-Interview erklärt Meikel Schönweitz, woran das Trainerteam mit der U 16- und U 17-Nationalmannschaft im Wintertrainingslager arbeitet. Zudem verrät der Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, welche Erkenntnisse er bei der WM in Katar gewonnen hat und wie diese die Nachwuchsarbeit beeinflussen.

DFB.de: Die U 16 und U 17 befinden sich derzeit im Wintertrainingslager. Was ist das Ziel des knapp zehntägigen Aufenthalts in Pinatar, Herr Schönweitz?

Meikel Schönweitz: Es ist im Grunde die einzige Chance während der Saison über mehrere Tage intensiv mit den Spielern zu trainieren. Dabei gibt es zwei Ziele: Zum einen die individuelle Weiterentwicklung der Spieler und zum anderen mannschaftsbezogene Ziele. In der U 16 ist das Wintertrainingslager meist der Zeitpunkt, an dem nach einem langen Sichtungsprozess ein erster Mannschaftskern geformt wird. Die U 17 legt die Grundlage für die EM-Quali, welche im März ansteht.

DFB.de: Mit dabei sind außergewöhnlich viele Trainer. Warum?

Schönweitz: Neben dem Trainerteam der U 16 und U 17 sind alle Cheftrainer der U 15 und von der U 18 bis zur U 21 sowie Hermann Gerland und ich in meiner Funktion als Cheftrainer der U-Teams vor Ort. Wir haben zwei Aufgaben: Die Spieler besser zu machen und die Mannschaften auf internationale Wettkämpfe vorzubereiten. Um ersteres zu erreichen, nutzen wir alle unsere Ressourcen und trainieren u.a. positionsspezifisch mit allen Experten, die wir haben. Ziel ist es, effektiv zu trainieren. Durch eine gute Aufgabenteilung, durch Training in kleinen Gruppen, mit gezieltem Feedback und effektiven Übungsabläufen. Das funktioniert nur mit einer guten Struktur und einer guten Kultur, die wir uns in den vergangenen Jahren erarbeitet haben. Zudem ist es eine sehr gute Gelegenheit für alle weiteren Cheftrainer, vor allem für die Trainer aus dem älteren Zyklus, die den Jahrgang 2006 und 2007 in den kommenden Jahren in der U 18 übernehmen, die Spieler kennenzulernen und einen Überblick über die nachrückenden Jahrgänge zu erhalten.

DFB.de: Wie läuft ein Trainingstag in Pinatar denn konkret ab?

Schönweitz: Morgens steht erstmal Schule an. Alles ist so getaktet, dass die rund 55 anwesenden Spieler in individuellen Zeitfenstern frühstücken und Schulunterricht haben. Anschließend geht es raus auf den Platz. Morgens trainiert die U 17 positionsspezifisch in Gruppen mit ihrem Trainerteam und von den Cheftrainern der U 15 bis zur U 21 unterstützt, während die U 16 parallel im Mannschaftsverbund trainiert. Nach dem Mittagessen und einer Erholungsphase wird nachmittags gewechselt. Dann kümmern sich die Spezialtrainer um die U 16 und die U 17 trainiert im Mannschaftsverbund mit ihrem Trainerteam ergänzt durch Hannes Wolf, der diesen Jahrgang im Sommer in der U 18 übernehmen wird. Wichtig ist uns zudem, dass alle Trainingseinheiten mindestens 50 Prozent Spielanteil haben.

DFB.de: Sind die Cheftrainer offen dafür, dass auch andere Jahrgangstrainer "ihre" Spieler coachen?

Schönweitz: Durch eine einheitliche Philosophie, klare Vorgaben in unserer DNA und einer gewachsenen Gemeinschaftskultur im Trainerteam ohne Positionsneid herrscht großes Vertrauen, so dass eine Aufgabenteilung möglich ist. Wenn die Spieler im Mittelpunkt stehen, dann ist das kein Problem. Eine abendliche Videoanalyse der U 16 sieht dann ohne Probleme auch mal wie folgt aus: Um 20.00 Uhr spricht Sven Bender, Co-Trainer der U 16, mit den Abwehrspielern, um 20.15 Uhr Guido Streichsbier als Cheftrainer der U 19 mit den Mittelfeldspielern, um 20.30 Uhr Marc Meister, Cheftrainer der U 15, mit den Stürmern ehe Michael Prus als unser U 16-Cheftrainer um 20.45 Uhr dann nochmal alles mit der gesamten Mannschaft zusammenfast.​

DFB.de: Sind auch Spiele geplant und wenn ja, gegen wen?

Schönweitz: Die U 17 testet zum Ende des Trainingslagers zweimal gegen England, die U 16 gegen Costa Rica.

DFB.de: Mit Blick auf die nun anstehende zweite Saisonhälfte: Was erwarten Sie sich von der U 16 und der U 17?

Schönweitz: Auch hier gibt es zwei Ziele. Die Spieler werden individuell besser, wenn sie neben intensivem Training möglichst viele Spiele auf hohem Niveau absolvieren. Das heißt wir wollen uns mit der U 17 für die EM qualifizieren und dort so viele Spiele wie möglich bestreiten. Die U 16 absolviert Testspiele gegen hochklassige Gegner, in denen wir Akzente setzen wollen.

DFB.de: Wie sehen die Ziele der anderen U-Teams aus?

Schönweitz: Das gleiche wie für die U 16 und U 17 gilt für alle anderen U-Teams auch. Die U 19 hat eine schwere Qualigruppe erwischt. Das Ziel verändert sich dadurch natürlich nicht, wir wollen uns für die U 19-EM im Juli qualifizieren und dort auch das Maximum rausholen. Die U 21 ist bereits für die EM im Juni qualifiziert und aktuell wird alles dafür getan, dass wir auch dort erfolgreich möglichst viele Spiele absolvieren.

DFB.de: Gemeinsam mit dem U-Trainerteam, dem Team DFB, waren Sie bei der WM in Katar vor Ort. Welche Tendenzen im Weltfußball haben Sie erkannt?

Schönweitz: Extrem auffällig waren die Leidenschaft und die Identifikation mit der eigenen Nation, sowie die defensive Disziplin bzw. Defensivlust der erfolgreichen Mannschaften.

DFB.de: Welche Konsequenzen leiten Sie daraus für Ihre Arbeit mit den DFB-Nachwuchsteams ab?

Schönweitz: An der Defensivlust arbeiten wir schon lange. Sie war die Basis für den Sieg bei der U 21-EM 2021. Was die Leidenschaft und die Identifikation mit Deutschland angeht, stehen wir als Gesamtgesellschaft, nicht nur mit dem System Fußball, vor einer Herausforderung. Von Seiten des Team DFB versuchen wir, diese Identifikation vorzuleben und mit vielen Maßnahmen, wie unseren Herzzeigen-Aktionen, im Vermitteln unserer erfolgreichen Fußballhistorie, sowie der Tugenden und Werte, für die Deutschland steht, weiter voranzutreiben. Wir können den Jungs aber nur den Weg ebnen, die Tür öffnen – durchgehen müssen sie selbst.

[jf]

Anfang Januar hat sich ein DFB-Tross auf den Weg ins südspanische Pinatar gemacht. Im DFB.de-Interview erklärt Meikel Schönweitz, woran das Trainerteam mit der U 16- und U 17-Nationalmannschaft im Wintertrainingslager arbeitet. Zudem verrät der Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, welche Erkenntnisse er bei der WM in Katar gewonnen hat und wie diese die Nachwuchsarbeit beeinflussen.

DFB.de: Die U 16 und U 17 befinden sich derzeit im Wintertrainingslager. Was ist das Ziel des knapp zehntägigen Aufenthalts in Pinatar, Herr Schönweitz?

Meikel Schönweitz: Es ist im Grunde die einzige Chance während der Saison über mehrere Tage intensiv mit den Spielern zu trainieren. Dabei gibt es zwei Ziele: Zum einen die individuelle Weiterentwicklung der Spieler und zum anderen mannschaftsbezogene Ziele. In der U 16 ist das Wintertrainingslager meist der Zeitpunkt, an dem nach einem langen Sichtungsprozess ein erster Mannschaftskern geformt wird. Die U 17 legt die Grundlage für die EM-Quali, welche im März ansteht.

DFB.de: Mit dabei sind außergewöhnlich viele Trainer. Warum?

Schönweitz: Neben dem Trainerteam der U 16 und U 17 sind alle Cheftrainer der U 15 und von der U 18 bis zur U 21 sowie Hermann Gerland und ich in meiner Funktion als Cheftrainer der U-Teams vor Ort. Wir haben zwei Aufgaben: Die Spieler besser zu machen und die Mannschaften auf internationale Wettkämpfe vorzubereiten. Um ersteres zu erreichen, nutzen wir alle unsere Ressourcen und trainieren u.a. positionsspezifisch mit allen Experten, die wir haben. Ziel ist es, effektiv zu trainieren. Durch eine gute Aufgabenteilung, durch Training in kleinen Gruppen, mit gezieltem Feedback und effektiven Übungsabläufen. Das funktioniert nur mit einer guten Struktur und einer guten Kultur, die wir uns in den vergangenen Jahren erarbeitet haben. Zudem ist es eine sehr gute Gelegenheit für alle weiteren Cheftrainer, vor allem für die Trainer aus dem älteren Zyklus, die den Jahrgang 2006 und 2007 in den kommenden Jahren in der U 18 übernehmen, die Spieler kennenzulernen und einen Überblick über die nachrückenden Jahrgänge zu erhalten.

DFB.de: Wie läuft ein Trainingstag in Pinatar denn konkret ab?

Schönweitz: Morgens steht erstmal Schule an. Alles ist so getaktet, dass die rund 55 anwesenden Spieler in individuellen Zeitfenstern frühstücken und Schulunterricht haben. Anschließend geht es raus auf den Platz. Morgens trainiert die U 17 positionsspezifisch in Gruppen mit ihrem Trainerteam und von den Cheftrainern der U 15 bis zur U 21 unterstützt, während die U 16 parallel im Mannschaftsverbund trainiert. Nach dem Mittagessen und einer Erholungsphase wird nachmittags gewechselt. Dann kümmern sich die Spezialtrainer um die U 16 und die U 17 trainiert im Mannschaftsverbund mit ihrem Trainerteam ergänzt durch Hannes Wolf, der diesen Jahrgang im Sommer in der U 18 übernehmen wird. Wichtig ist uns zudem, dass alle Trainingseinheiten mindestens 50 Prozent Spielanteil haben.

DFB.de: Sind die Cheftrainer offen dafür, dass auch andere Jahrgangstrainer "ihre" Spieler coachen?

Schönweitz: Durch eine einheitliche Philosophie, klare Vorgaben in unserer DNA und einer gewachsenen Gemeinschaftskultur im Trainerteam ohne Positionsneid herrscht großes Vertrauen, so dass eine Aufgabenteilung möglich ist. Wenn die Spieler im Mittelpunkt stehen, dann ist das kein Problem. Eine abendliche Videoanalyse der U 16 sieht dann ohne Probleme auch mal wie folgt aus: Um 20.00 Uhr spricht Sven Bender, Co-Trainer der U 16, mit den Abwehrspielern, um 20.15 Uhr Guido Streichsbier als Cheftrainer der U 19 mit den Mittelfeldspielern, um 20.30 Uhr Marc Meister, Cheftrainer der U 15, mit den Stürmern ehe Michael Prus als unser U 16-Cheftrainer um 20.45 Uhr dann nochmal alles mit der gesamten Mannschaft zusammenfast.​

DFB.de: Sind auch Spiele geplant und wenn ja, gegen wen?

Schönweitz: Die U 17 testet zum Ende des Trainingslagers zweimal gegen England, die U 16 gegen Costa Rica.

DFB.de: Mit Blick auf die nun anstehende zweite Saisonhälfte: Was erwarten Sie sich von der U 16 und der U 17?

Schönweitz: Auch hier gibt es zwei Ziele. Die Spieler werden individuell besser, wenn sie neben intensivem Training möglichst viele Spiele auf hohem Niveau absolvieren. Das heißt wir wollen uns mit der U 17 für die EM qualifizieren und dort so viele Spiele wie möglich bestreiten. Die U 16 absolviert Testspiele gegen hochklassige Gegner, in denen wir Akzente setzen wollen.

DFB.de: Wie sehen die Ziele der anderen U-Teams aus?

Schönweitz: Das gleiche wie für die U 16 und U 17 gilt für alle anderen U-Teams auch. Die U 19 hat eine schwere Qualigruppe erwischt. Das Ziel verändert sich dadurch natürlich nicht, wir wollen uns für die U 19-EM im Juli qualifizieren und dort auch das Maximum rausholen. Die U 21 ist bereits für die EM im Juni qualifiziert und aktuell wird alles dafür getan, dass wir auch dort erfolgreich möglichst viele Spiele absolvieren.

DFB.de: Gemeinsam mit dem U-Trainerteam, dem Team DFB, waren Sie bei der WM in Katar vor Ort. Welche Tendenzen im Weltfußball haben Sie erkannt?

Schönweitz: Extrem auffällig waren die Leidenschaft und die Identifikation mit der eigenen Nation, sowie die defensive Disziplin bzw. Defensivlust der erfolgreichen Mannschaften.

DFB.de: Welche Konsequenzen leiten Sie daraus für Ihre Arbeit mit den DFB-Nachwuchsteams ab?

Schönweitz: An der Defensivlust arbeiten wir schon lange. Sie war die Basis für den Sieg bei der U 21-EM 2021. Was die Leidenschaft und die Identifikation mit Deutschland angeht, stehen wir als Gesamtgesellschaft, nicht nur mit dem System Fußball, vor einer Herausforderung. Von Seiten des Team DFB versuchen wir, diese Identifikation vorzuleben und mit vielen Maßnahmen, wie unseren Herzzeigen-Aktionen, im Vermitteln unserer erfolgreichen Fußballhistorie, sowie der Tugenden und Werte, für die Deutschland steht, weiter voranzutreiben. Wir können den Jungs aber nur den Weg ebnen, die Tür öffnen – durchgehen müssen sie selbst.

###more###