Schönweitz: "21 Trainer wie eine Mannschaft zusammengestellt"

Im Nachwuchsbereich ändert sich im Juli eines Jahres immer einiges. Teams wechseln in die nächsthöhere Jahrgangsstufe, neue Trainer stoßen zu den Mannschaften. Meikel Schönweitz spricht im DFB.de-Interview als Cheftrainer der U-Nationalmannschaften über die Hintergründe bei der Besetzung der U-Trainerteams – und nennt Ausbildungsziele.

DFB.de: Herr Schönweitz, mit Jens Nowotny haben Sie das Trainerteam für die kommende Saison komplettiert. Wie gehen Sie bei der Trainersuche vor?

Meikel Schönweitz: Wir haben insgesamt sieben U-Nationalmannschaften von der U 15 bis zur U 21. Alle Teams haben einen Chef- und zwei Co-Trainer. Diese Dreierteams setzen sich aus je einem erfahrenen Ex-Profi, dem "Typ Erfahrung", einem "Typ Innovation" und einem "Altersspezialisten" zusammen, wobei Profilüberschneidungen immer möglich und sogar gewünscht sind. Christian Wück, unser U 16-Coach, ist ein gutes Beispiel dafür. Anhand dieser Profile setzen wir die einzelnen Jahrgangsteams zusammen. Komplettiert werden die Trainerteams von je einem Torwarttrainer, einem Fitnesstrainer und einem Spielanalysten.

DFB.de: Sie betonen oft, dass nicht nur die einzelnen Jahrgänge Trainerteams haben, sondern alle U-Trainer als ein Team anzusehen sind. Können Sie das weiter ausführen?

Schönweitz: Wir haben die 21 Trainer wie eine Mannschaft zusammengestellt und agieren auch so. Teamgeist bedeutet, mit individuellen Fähigkeiten gemeinsam eine Aufgabe zu lösen. Wir haben alle eine gemeinsame Aufgabe beziehungsweise verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: Wir wollen den Talentpool in Deutschland optimal ausschöpfen und unseren Beitrag dazu leisten, dass sich die Bundesliga und die Nationalmannschaft in der Weltspitze etablieren. Das ist eine Mammutaufgabe und die ist nur zu bewältigen, wenn viele Menschen aus verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten. Und so ist es bei uns auch. Wir müssen die Vielfalt des Systems nutzen, unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Sichtweisen und Stärken bündeln und so das Optimum für die Spieler herausholen. Das Trainerteam – wir nennen uns "Team DFB" – besteht daher bewusst aus Abwehr-, Mittelfeldspielern und Stürmern. Aus ehemaligen LZ- ebenso wie Verbandstrainern. Aus extrovertierten wie auch introvertierten Typen. Aus sehr jungen, wissbegierigen Trainern, wie auch etwas älteren, sehr erfahrenen Kollegen. Wir haben versucht, eine gute Mischung von Typen zu finden, die sich gegenseitig ergänzen.

DFB.de: In der Öffentlichkeit gibt es immer mal wieder die Forderung, mehr Ex-Profis in die Trainerteams einzubauen. Wie sehen Sie das?

Schönweitz: Das tun wir! Wir haben in unserem Team weit über 5000 Profispiele als Spieler und dazu mehr als 2000 als Trainer zu verzeichnen. Aber wir beschränken uns nicht nur auf eine Gruppe. Wir wollen das Wissen der Ex-Profis kombinieren mit Trainern, die einen anderen Blickwinkel haben, die das Trainersein von klein auf gelernt haben und Spezialisten sind in puncto Trainingsplanung, Spielkonzeption und Wissensvermittlung. Dazu benötigen wir auch noch Trainer, die wissen, was in der jeweiligen Altersstufe gefordert ist, wie das Umfeld, der Alltag der Spieler aussieht. Oftmals können wir auch auf Kombinationen zurückgreifen. Christian Wück habe ich genannt, Gunther Metz hat auch eine spannende Profikarriere hinter sich und ist aber mittlerweile schon weit mehr als zehn Jahre im Alterssegment von der U 18 bis zur U 20 auf Vereins- und Verbandsebene tätig.

DFB.de: Was sind die grundsätzlichen Aufgaben der 21 Trainer?

Schönweitz: Wichtig ist zunächst, dass die Spieler im Mittelpunkt stehen. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum an Aufgaben. An erster Stelle stehen die Lehrgänge und damit die direkte Arbeit mit dem Spieler. Dazu kommen zahlreiche Termine rund ums Team, also die Vor- und Nachbereitung der Lehrgänge, Spieltagsnachbereitungen, Absprachen innerhalb des Teams oder auch Spielergespräche. Dritter Punkt ist das Scouting, also sämtliche jahrgangsspezifische Spielbeobachtungen - national und international. Insgesamt decken wir im Scouting derzeit mehr als 30 verschiedene Wettbewerbe ab. Weiter geht es mit Vereinsbesuchen. Wir wollen den Austausch mit den Trainern und Vereinsverantwortlichen intensivieren und mehr vor Ort sein.

DFB.de: Das waren bereits vier Aufgabenfelder. Sie hören sich an, als kämen weitere hinzu?

Schönweitz: (lacht) Ja, wir sind zum Beispiel als Multiplikatoren beziehungsweise Referenten aktiv. Wir wollen unser Wissen nicht bunkern, sondern unseren Teil dazu beitragen, das System zu verbessern, sodass die Spieler schon auf einem höheren Level zu uns kommen. Das fängt bei einer Trainingseinheit in einem DFB-Stützpunkt an, geht über einen Vortrag im LZ oder Landesverband weiter und beinhaltet auch Medienarbeit. Im Grunde alle Möglichkeiten, als Ansprechpartner und Wissensvermittler zu dienen. Ein Teil davon fließt auch in die Projektarbeit, also das Erarbeiten neuer Inhalte, vor allem in Verbindung mit der DFB-Akademie. Und schließlich gilt es noch, sich auch selbst immer wieder neues Wissen anzueignen. Zum einen über unsere Trainertagungen, wie auch Fortbildungen oder Hospitationen. Als neunte Kategorie kommen DFB-Termine hinzu: Sprich administrative Themen, die es auch immer wieder abzudecken gilt.

DFB.de: Langweilig wird es dem Team kaum werden. Worin soll die Arbeit münden, wie sehen die Ziele für das "Team DFB" in der anstehenden Saison aus?

Schönweitz: Die sind dreigeteilt. Zum einen wollen wir die Jungs natürlich so gut es geht fördern. Mit dem Ziel, möglichst viele Spieler mit internationalem Niveau an die A-Nationalmannschaft heranzuführen. Dazu gehört auch, dass wir sportlich möglichst erfolgreich sein wollen. Das heißt, dass wir uns für die anstehenden Endturniere qualifizieren und die Spieler dort entsprechende Erfahrungen sammeln können. Neben all dem Sportlichen versuchen wir mit unserer Arbeit, das Konkurrenzdenken der einzelnen Institutionen, die mit den Toptalenten Deutschlands arbeiten, so gut es geht zu reduzieren und Inhalte in den Vordergrund zu stellen. Zusammengefasst wollen wir den Fußball weiterentwickeln und die dafür nötigen Impulse setzen.

[jf]

Im Nachwuchsbereich ändert sich im Juli eines Jahres immer einiges. Teams wechseln in die nächsthöhere Jahrgangsstufe, neue Trainer stoßen zu den Mannschaften. Meikel Schönweitz spricht im DFB.de-Interview als Cheftrainer der U-Nationalmannschaften über die Hintergründe bei der Besetzung der U-Trainerteams – und nennt Ausbildungsziele.

DFB.de: Herr Schönweitz, mit Jens Nowotny haben Sie das Trainerteam für die kommende Saison komplettiert. Wie gehen Sie bei der Trainersuche vor?

Meikel Schönweitz: Wir haben insgesamt sieben U-Nationalmannschaften von der U 15 bis zur U 21. Alle Teams haben einen Chef- und zwei Co-Trainer. Diese Dreierteams setzen sich aus je einem erfahrenen Ex-Profi, dem "Typ Erfahrung", einem "Typ Innovation" und einem "Altersspezialisten" zusammen, wobei Profilüberschneidungen immer möglich und sogar gewünscht sind. Christian Wück, unser U 16-Coach, ist ein gutes Beispiel dafür. Anhand dieser Profile setzen wir die einzelnen Jahrgangsteams zusammen. Komplettiert werden die Trainerteams von je einem Torwarttrainer, einem Fitnesstrainer und einem Spielanalysten.

DFB.de: Sie betonen oft, dass nicht nur die einzelnen Jahrgänge Trainerteams haben, sondern alle U-Trainer als ein Team anzusehen sind. Können Sie das weiter ausführen?

Schönweitz: Wir haben die 21 Trainer wie eine Mannschaft zusammengestellt und agieren auch so. Teamgeist bedeutet, mit individuellen Fähigkeiten gemeinsam eine Aufgabe zu lösen. Wir haben alle eine gemeinsame Aufgabe beziehungsweise verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: Wir wollen den Talentpool in Deutschland optimal ausschöpfen und unseren Beitrag dazu leisten, dass sich die Bundesliga und die Nationalmannschaft in der Weltspitze etablieren. Das ist eine Mammutaufgabe und die ist nur zu bewältigen, wenn viele Menschen aus verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten. Und so ist es bei uns auch. Wir müssen die Vielfalt des Systems nutzen, unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Sichtweisen und Stärken bündeln und so das Optimum für die Spieler herausholen. Das Trainerteam – wir nennen uns "Team DFB" – besteht daher bewusst aus Abwehr-, Mittelfeldspielern und Stürmern. Aus ehemaligen LZ- ebenso wie Verbandstrainern. Aus extrovertierten wie auch introvertierten Typen. Aus sehr jungen, wissbegierigen Trainern, wie auch etwas älteren, sehr erfahrenen Kollegen. Wir haben versucht, eine gute Mischung von Typen zu finden, die sich gegenseitig ergänzen.

DFB.de: In der Öffentlichkeit gibt es immer mal wieder die Forderung, mehr Ex-Profis in die Trainerteams einzubauen. Wie sehen Sie das?

Schönweitz: Das tun wir! Wir haben in unserem Team weit über 5000 Profispiele als Spieler und dazu mehr als 2000 als Trainer zu verzeichnen. Aber wir beschränken uns nicht nur auf eine Gruppe. Wir wollen das Wissen der Ex-Profis kombinieren mit Trainern, die einen anderen Blickwinkel haben, die das Trainersein von klein auf gelernt haben und Spezialisten sind in puncto Trainingsplanung, Spielkonzeption und Wissensvermittlung. Dazu benötigen wir auch noch Trainer, die wissen, was in der jeweiligen Altersstufe gefordert ist, wie das Umfeld, der Alltag der Spieler aussieht. Oftmals können wir auch auf Kombinationen zurückgreifen. Christian Wück habe ich genannt, Gunther Metz hat auch eine spannende Profikarriere hinter sich und ist aber mittlerweile schon weit mehr als zehn Jahre im Alterssegment von der U 18 bis zur U 20 auf Vereins- und Verbandsebene tätig.

DFB.de: Was sind die grundsätzlichen Aufgaben der 21 Trainer?

Schönweitz: Wichtig ist zunächst, dass die Spieler im Mittelpunkt stehen. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum an Aufgaben. An erster Stelle stehen die Lehrgänge und damit die direkte Arbeit mit dem Spieler. Dazu kommen zahlreiche Termine rund ums Team, also die Vor- und Nachbereitung der Lehrgänge, Spieltagsnachbereitungen, Absprachen innerhalb des Teams oder auch Spielergespräche. Dritter Punkt ist das Scouting, also sämtliche jahrgangsspezifische Spielbeobachtungen - national und international. Insgesamt decken wir im Scouting derzeit mehr als 30 verschiedene Wettbewerbe ab. Weiter geht es mit Vereinsbesuchen. Wir wollen den Austausch mit den Trainern und Vereinsverantwortlichen intensivieren und mehr vor Ort sein.

DFB.de: Das waren bereits vier Aufgabenfelder. Sie hören sich an, als kämen weitere hinzu?

Schönweitz: (lacht) Ja, wir sind zum Beispiel als Multiplikatoren beziehungsweise Referenten aktiv. Wir wollen unser Wissen nicht bunkern, sondern unseren Teil dazu beitragen, das System zu verbessern, sodass die Spieler schon auf einem höheren Level zu uns kommen. Das fängt bei einer Trainingseinheit in einem DFB-Stützpunkt an, geht über einen Vortrag im LZ oder Landesverband weiter und beinhaltet auch Medienarbeit. Im Grunde alle Möglichkeiten, als Ansprechpartner und Wissensvermittler zu dienen. Ein Teil davon fließt auch in die Projektarbeit, also das Erarbeiten neuer Inhalte, vor allem in Verbindung mit der DFB-Akademie. Und schließlich gilt es noch, sich auch selbst immer wieder neues Wissen anzueignen. Zum einen über unsere Trainertagungen, wie auch Fortbildungen oder Hospitationen. Als neunte Kategorie kommen DFB-Termine hinzu: Sprich administrative Themen, die es auch immer wieder abzudecken gilt.

DFB.de: Langweilig wird es dem Team kaum werden. Worin soll die Arbeit münden, wie sehen die Ziele für das "Team DFB" in der anstehenden Saison aus?

Schönweitz: Die sind dreigeteilt. Zum einen wollen wir die Jungs natürlich so gut es geht fördern. Mit dem Ziel, möglichst viele Spieler mit internationalem Niveau an die A-Nationalmannschaft heranzuführen. Dazu gehört auch, dass wir sportlich möglichst erfolgreich sein wollen. Das heißt, dass wir uns für die anstehenden Endturniere qualifizieren und die Spieler dort entsprechende Erfahrungen sammeln können. Neben all dem Sportlichen versuchen wir mit unserer Arbeit, das Konkurrenzdenken der einzelnen Institutionen, die mit den Toptalenten Deutschlands arbeiten, so gut es geht zu reduzieren und Inhalte in den Vordergrund zu stellen. Zusammengefasst wollen wir den Fußball weiterentwickeln und die dafür nötigen Impulse setzen.

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