Meikel Schönweitz: "Gute Ergebnisse geben natürlich Auftrieb"

Endlich! Nach einer langen Durststrecke konnten auch die Junioren-Nationalmannschaften wieder den Spielbetrieb aufnehmen. DFB.de spricht mit dem Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, Meikel Schönweitz, über die abgelaufene Abstellungsphase.

DFB.de: Herr Schönweitz, wie bewerten Sie die zurückliegenden zehn Tage aus Sicht der U-Nationalmannschaften?

Meikel Schönweitz: Mit Blick auf die Ergebnisse haben wir eine sehr erfolgreiche Woche hinter uns. In 14 Spielen haben wir zehn Siege eingefahren und blieben bei vier Unentschieden ohne Niederlage. Das beinhaltet auch die zwei Siege bei den 4-Nationenturnieren der U 17 und U 18. Gute Ergebnisse geben natürlich Auftrieb und vor allem eine gute Rückmeldung, dass das greift, was man sich vornimmt. Viel wichtiger waren uns aber die Art und Weise der Auftritte, mit denen wir ebenfalls sehr zufrieden sind. Dazu hatten wir bis jetzt bei sieben aktiven Mannschaften und teilweise Auslandsreisen bisher keinen Coronafall.

DFB.de: Wie verfolgen Sie die Spiele in der Abstellungsphase?

Schönweitz: Ich bin in allen Abstellungsphasen bei unterschiedlichen Teams und Spielen vor Ort. Während Turnieren oder Qualifikationsrunden begleite ich die jeweiligen Mannschaften über den kompletten Zeitraum. Da zuletzt einige Spiele im Livestream liefen, beziehungsweise die U 19 und U 20 sogar auf ProSieben MAXX übertragen wurden, konnte ich viele Spiele auch digital verfolgen. Wir teilen uns zudem in der sportlichen Leitung so auf, dass auch Joti Chatzialexiou und Kai Krüger bei so vielen Spielen wie möglich vor Ort sind. Wir haben nicht nur viele Erkenntnisse gewonnen, sondern auch einfach gute Fußballspiele gesehen.

DFB.de: Durchweg gute Ergebnisse aller Teams. Wie sind die Leistungen der Mannschaften einzuordnen?

Schönweitz: Wir dürfen uns nicht von schlechten Ergebnissen blenden lassen, aber ebenso wenig von guten. Wir müssen die Gesamtsituation über einen längeren Zeitraum im Blick behalten und auch die Leistungen und Hintergründe bewerten. Wenn ich ein Ergebnis in einer Nationalmannschaft bewerte, muss ich dabei auch hinter die Kulissen schauen. Mit welchem Kader ist man angereist? Standen die Topspieler zur Verfügung, oder der Perspektivkader? In welcher Saisonphase befindet man sich? Was war der Schwerpunkt des Lehrgangs? Was wir aktuell festhalten können, ist, dass alle Trainer zurückgemeldet haben, dass die Jungs mit viel Freude und Engagement den Restart angegangen sind und dass die Leistungen über alle Teams hinweg sehr positiv zu bewerten sind. Auch wenn der Nachholbedarf nach der Coronapause deutlich zu sehen war, haben wir – Stand heute - gegenüber den anderen Nationen in dieser Phase offensichtlich nicht viel verloren. Die Jungs und die Vereine haben in dieser Zeit gut gearbeitet.

DFB.de: In den letzten Monaten und Jahren wurde der Deutsche Nachwuchsfußball oft stark kritisiert. Geht es nun wieder in die richtige Richtung?

Schönweitz: Das wäre wünschenswert. Man muss dabei aber ganz genau hinschauen, was kritisiert wurde. Wir weisen immer wieder darauf hin, dass das System, welches in den letzten Jahren entstanden ist, nicht zu einer optimalen Ausschöpfung des Talentpools führt. Wir sind davon überzeugt, dass es Anpassungen bedarf, um in Zukunft die Ansprüche zu erfüllen, die wir und damit alle Vereine, Fans und Fußballer selbst in Deutschland an unseren Fußball im internationalen Vergleich haben. Dafür müssen wir weiter an einigen Schrauben drehen.

DFB.de: Gute Ergebnisse der U-Nationalmannschaften, fünf U 21-Europameister im Kader der A-Nationalmannschaft. Sind Reformen denn überhaupt noch nötig?

Schönweitz: Es ist beim DFB bereits vieles angestoßen worden. Wir haben die Trainerteams und das Scouting verändert, Inhalte angepasst, Prozesse und Abläufe optimiert. Viele Vereine setzen vermehrt auf Individualisierung, gehen neue Wege. Wir sind auch bei der Zusammenarbeit, vor allem mit den Vereinen, ein sehr großes Stück vorangekommen, so dass wir in diesem Bereich durchaus sagen können, dass wir gemeinsam auf einem sehr guten Weg sind. Die aktuelle Situation zeigt, dass wir ausreichend Talente in Deutschland haben. Es zeigt auch, dass alleine die kontroversen und konstruktiven Diskussionen der letzten Zeit dazu geführt haben, dass einige Prozesse bereits angestoßen wurden und Themen bewusster wahrgenommen wurden. Dennoch ist noch viel Potential im Zusammenspiel der einzelnen Institutionen, vor allem in der Priorisierung der Schwerpunkte für die Entwicklung der einzelnen Talente. Wir haben ein System, in dem es noch zu viele Möglichkeiten gibt, eine Talententwicklung zu verhindern.

DFB.de: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?

Schönweitz: Ein Toptalent in Deutschland, das in einer U-Nationalmannschaft spielt und im Verein vielleicht schon bei den Profis trainiert, braucht unheimlich viel Glück und ein sehr stabiles Umfeld, um im Profibereich anzukommen. Diese Jungs haben derart viele Ansprechpartner und Personen um sich herum, die ein Interesse an der Zukunft des Spielers haben, dass man dabei die Bedürfnisse des Spielers selbst hin und wieder vergisst. Stabile Persönlichkeiten sind oftmals Menschen, die aus ihren eigenen Erfahrungen, vor allem ihren eigenen Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen konnten, die sich ihren Erfolg hart erarbeitet haben und genau wissen, worauf es ankommt. Diese eigenen Erfahrungen, diese Fehlermöglichkeiten, dieses Entwickeln wird heutzutage kaum noch zugelassen. Die Herausforderung stellt sich nicht nur im Fußball, sondern auch in der Gesellschaft.

DFB.de: Wie geht es nun für die U-Nationalmannschaften weiter?

Schönweitz: Aktuell geben die Trainer ausführliche Rückmeldungen an die Vereine, oftmals auch nochmal an die Spieler. In zwei Wochen kommen wir in Berlin mit allen LZ-Trainern von der U 15 bis zur U 19 zusammen und tauschen uns nochmal intensiv aus. Im Oktober geht es dann phasenweise schon mit Pflichtspielen weiter. Die U 17 absolviert ihre erste EM-Qualifikationsrunde in Rumänien. Nachdem durch Corona insgesamt vier Europameisterschaften (je zweimal U 17 und U 19; Anm. d. Red.) ausgefallen sind, wollen wir den Jungs unbedingt ermöglichen, diese Saison wieder an den Endrunden teilzunehmen und sich mit den besten Nationen in Europa zu messen.

[ps]

Endlich! Nach einer langen Durststrecke konnten auch die Junioren-Nationalmannschaften wieder den Spielbetrieb aufnehmen. DFB.de spricht mit dem Cheftrainer der U-Nationalmannschaften, Meikel Schönweitz, über die abgelaufene Abstellungsphase.

DFB.de: Herr Schönweitz, wie bewerten Sie die zurückliegenden zehn Tage aus Sicht der U-Nationalmannschaften?

Meikel Schönweitz: Mit Blick auf die Ergebnisse haben wir eine sehr erfolgreiche Woche hinter uns. In 14 Spielen haben wir zehn Siege eingefahren und blieben bei vier Unentschieden ohne Niederlage. Das beinhaltet auch die zwei Siege bei den 4-Nationenturnieren der U 17 und U 18. Gute Ergebnisse geben natürlich Auftrieb und vor allem eine gute Rückmeldung, dass das greift, was man sich vornimmt. Viel wichtiger waren uns aber die Art und Weise der Auftritte, mit denen wir ebenfalls sehr zufrieden sind. Dazu hatten wir bis jetzt bei sieben aktiven Mannschaften und teilweise Auslandsreisen bisher keinen Coronafall.

DFB.de: Wie verfolgen Sie die Spiele in der Abstellungsphase?

Schönweitz: Ich bin in allen Abstellungsphasen bei unterschiedlichen Teams und Spielen vor Ort. Während Turnieren oder Qualifikationsrunden begleite ich die jeweiligen Mannschaften über den kompletten Zeitraum. Da zuletzt einige Spiele im Livestream liefen, beziehungsweise die U 19 und U 20 sogar auf ProSieben MAXX übertragen wurden, konnte ich viele Spiele auch digital verfolgen. Wir teilen uns zudem in der sportlichen Leitung so auf, dass auch Joti Chatzialexiou und Kai Krüger bei so vielen Spielen wie möglich vor Ort sind. Wir haben nicht nur viele Erkenntnisse gewonnen, sondern auch einfach gute Fußballspiele gesehen.

DFB.de: Durchweg gute Ergebnisse aller Teams. Wie sind die Leistungen der Mannschaften einzuordnen?

Schönweitz: Wir dürfen uns nicht von schlechten Ergebnissen blenden lassen, aber ebenso wenig von guten. Wir müssen die Gesamtsituation über einen längeren Zeitraum im Blick behalten und auch die Leistungen und Hintergründe bewerten. Wenn ich ein Ergebnis in einer Nationalmannschaft bewerte, muss ich dabei auch hinter die Kulissen schauen. Mit welchem Kader ist man angereist? Standen die Topspieler zur Verfügung, oder der Perspektivkader? In welcher Saisonphase befindet man sich? Was war der Schwerpunkt des Lehrgangs? Was wir aktuell festhalten können, ist, dass alle Trainer zurückgemeldet haben, dass die Jungs mit viel Freude und Engagement den Restart angegangen sind und dass die Leistungen über alle Teams hinweg sehr positiv zu bewerten sind. Auch wenn der Nachholbedarf nach der Coronapause deutlich zu sehen war, haben wir – Stand heute - gegenüber den anderen Nationen in dieser Phase offensichtlich nicht viel verloren. Die Jungs und die Vereine haben in dieser Zeit gut gearbeitet.

DFB.de: In den letzten Monaten und Jahren wurde der Deutsche Nachwuchsfußball oft stark kritisiert. Geht es nun wieder in die richtige Richtung?

Schönweitz: Das wäre wünschenswert. Man muss dabei aber ganz genau hinschauen, was kritisiert wurde. Wir weisen immer wieder darauf hin, dass das System, welches in den letzten Jahren entstanden ist, nicht zu einer optimalen Ausschöpfung des Talentpools führt. Wir sind davon überzeugt, dass es Anpassungen bedarf, um in Zukunft die Ansprüche zu erfüllen, die wir und damit alle Vereine, Fans und Fußballer selbst in Deutschland an unseren Fußball im internationalen Vergleich haben. Dafür müssen wir weiter an einigen Schrauben drehen.

DFB.de: Gute Ergebnisse der U-Nationalmannschaften, fünf U 21-Europameister im Kader der A-Nationalmannschaft. Sind Reformen denn überhaupt noch nötig?

Schönweitz: Es ist beim DFB bereits vieles angestoßen worden. Wir haben die Trainerteams und das Scouting verändert, Inhalte angepasst, Prozesse und Abläufe optimiert. Viele Vereine setzen vermehrt auf Individualisierung, gehen neue Wege. Wir sind auch bei der Zusammenarbeit, vor allem mit den Vereinen, ein sehr großes Stück vorangekommen, so dass wir in diesem Bereich durchaus sagen können, dass wir gemeinsam auf einem sehr guten Weg sind. Die aktuelle Situation zeigt, dass wir ausreichend Talente in Deutschland haben. Es zeigt auch, dass alleine die kontroversen und konstruktiven Diskussionen der letzten Zeit dazu geführt haben, dass einige Prozesse bereits angestoßen wurden und Themen bewusster wahrgenommen wurden. Dennoch ist noch viel Potential im Zusammenspiel der einzelnen Institutionen, vor allem in der Priorisierung der Schwerpunkte für die Entwicklung der einzelnen Talente. Wir haben ein System, in dem es noch zu viele Möglichkeiten gibt, eine Talententwicklung zu verhindern.

DFB.de: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?

Schönweitz: Ein Toptalent in Deutschland, das in einer U-Nationalmannschaft spielt und im Verein vielleicht schon bei den Profis trainiert, braucht unheimlich viel Glück und ein sehr stabiles Umfeld, um im Profibereich anzukommen. Diese Jungs haben derart viele Ansprechpartner und Personen um sich herum, die ein Interesse an der Zukunft des Spielers haben, dass man dabei die Bedürfnisse des Spielers selbst hin und wieder vergisst. Stabile Persönlichkeiten sind oftmals Menschen, die aus ihren eigenen Erfahrungen, vor allem ihren eigenen Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen konnten, die sich ihren Erfolg hart erarbeitet haben und genau wissen, worauf es ankommt. Diese eigenen Erfahrungen, diese Fehlermöglichkeiten, dieses Entwickeln wird heutzutage kaum noch zugelassen. Die Herausforderung stellt sich nicht nur im Fußball, sondern auch in der Gesellschaft.

DFB.de: Wie geht es nun für die U-Nationalmannschaften weiter?

Schönweitz: Aktuell geben die Trainer ausführliche Rückmeldungen an die Vereine, oftmals auch nochmal an die Spieler. In zwei Wochen kommen wir in Berlin mit allen LZ-Trainern von der U 15 bis zur U 19 zusammen und tauschen uns nochmal intensiv aus. Im Oktober geht es dann phasenweise schon mit Pflichtspielen weiter. Die U 17 absolviert ihre erste EM-Qualifikationsrunde in Rumänien. Nachdem durch Corona insgesamt vier Europameisterschaften (je zweimal U 17 und U 19; Anm. d. Red.) ausgefallen sind, wollen wir den Jungs unbedingt ermöglichen, diese Saison wieder an den Endrunden teilzunehmen und sich mit den besten Nationen in Europa zu messen.

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