Marc Meister: "Das kann in einer Drucksituation der Kitt sein"

Die Junioren-Nationalmannschaften der Jahrgänge 2005 und 2006 begannen das Jahr mit einem Trainingslager im spanischen Pinatar. Christian Wück, Coach der U 16, und sein U 17-Kollege Marc Meister sprechen im ersten Teil des DFB.de-Interviews über intensive Tage am Meer und erklären unter anderem, warum das Wintertrainingslager trotz komplizierter Voraussetzungen erfolgreich war.

DFB.de: Herr Meister, Herr Wück, Sie sind zu Jahresbeginn dorthin geflogen, wo viele Urlauber in den Wintermonaten hinreisen: in die Sonne Südspaniens. Wie waren die Bedingungen vor Ort in Pinatar bei Alicante?

Marc Meister: Die Bedingungen waren perfekt. Für uns als U 17 ist es zum Beispiel total ungewohnt, einen Koch dabeizuhaben. Wir waren also bestens versorgt. (lacht) Die Trainingsbedingungen waren auch klasse. Zur Pinatar-Arena waren es nur vier, fünf Minuten – zu Fuß. Im Januar habe ich bislang eher selten auf so einem Grün trainiert.  

Christian Wück: Die sportlichen Bedingungen waren wirklich klasse. Da haben wir überhaupt keinen Unterschied zu La Manga feststellen können, wo wir in den Vorjahren unsere Wintertrainingslager abgehalten haben. Einzig das Bungalow-Flair, das in La Manga herrscht, war im Hotel in Pinatar so nicht gegeben.

DFB.de: Gab es ansonsten noch Unterschiede zu den Vorjahren, zu vergangenen Trainingslagern? Gerade mit Blick auf die Hygienemaßnahmen und die Corona-Situation in Spanien.

Wück: Ein wichtiges Ergebnis des Trainingslagers war, dass unser Hygienekonzept aufgegangen ist. Wir hatten keinen einzigen Fall, trotz der komplizierten Lage in Spanien. Schade war, dass die beiden geplanten Länderspiele nicht stattfanden, weil Schweden nicht anreisen konnte. Das ist aus sportlicher Sicht der einzige Wermutstropfen. Ansonsten waren drum herum viel weniger Leute mit in Spanien. Weniger Fußballteams, weniger Scouts, weniger Zuschauer.

Meister: Man kann ja fast sagen, dass die Spieler und das Trainerteam in diese Pandemie-Umgebung hineingeboren wurden. Dementsprechend kommen die Einschränkungen, die man im Vergleich zu früheren Trainingslagern wahrnimmt, nicht überraschend für uns. Wir halten uns an die Regeln, wir kennen es gar nicht anders. Es gab kein einziges Mal die Situation, dass wir die Jungs – 16-Jährige – an Hygienevorschriften erinnern mussten.

DFB.de: Herr Wück, Sie haben die abgesagten Länderspiele angesprochen. Konnten Sie und das Teammanagement denn kurzfristig für Ersatz sorgen?

Wück: Ja, wir waren auf einen möglichen Ausfall vorbereitet und haben, sowohl mit der U 17 als auch mit der U 16, gegen ältere Jahrgänge des FC Elche gespielt. Das waren sportliche Highlights, auch wenn sie das Länderspielflair nicht ersetzen konnten. Unsere beiden Teams haben auch intern nochmal gegeneinander gespielt.

Meister: Bei Elche waren teilweise zwei Jahre ältere Spieler dabei. Unser Match endete 0:0. Um die Belastung gut zu verteilen, haben wir in drei jeweils 30-minütigen Dritteln gespielt. Jeder Spieler kam so auf seine Einsatzzeit. Sportlich gesehen war das nicht einfach, Elche hat uns beschäftigt. Zu Beginn des Trainingslagers und gegen Ende haben wir zudem die zwei angesprochenen internen Testspiele absolviert. Auch da haben wir nochmal einiges gesehen.

DFB.de: Ein guter Stichpunkt, Herr Meister. Auch abseits des Fußballplatzes konnten Sie sicher einiges sehen, die Spieler besser kennenlernen. Wie geben sich die Jungs?

Meister: Die beiden Mannschaften sind in unterschiedlichen Phasen. Während wir in einem Turnierjahr sind und konkret auf eine Maßnahme hinarbeiten, legt Christian das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des U 16-Jahrgangs. Mit Blick auf die Eliterunde in acht Wochen haben wir teamdynamische Prozesse genauso wie spieltaktische Dinge in den Fokus gerückt.

DFB.de: Das heißt konkret?

Meister: Jona Schwarz, unser Sportpsychologe, hat sich mit dem Trainerteam zusammen super Dinge überlegt. Wir haben die zwölf Tage über viel gelacht. Jeder kam zu Wort. Alle sind Spieler, aber eben auch Jungs. Das haben wir miteinfließen lassen. Wir sind morgens mit einer Meditation gestartet, haben auf dem Hoteldach den Sonnenaufgang beobachtet und waren viel an der frischen Luft – zum Beispiel bei einem gemeinsamen Barbecue auf der großen Terrasse. Es war ein Mix aus viel Training, ein bisschen Theorie und teamdynamischen Prozessen.

Wück: Wir versuchen gerade, eine Mannschaft aufzubauen, die Jungs aneinander zu gewöhnen. Man darf nicht vergessen, dass der Jahrgang das zweite Corona-Jahr hinter sich hat. In der U 15 durften sie nicht trainieren und spielen – wir merken schon, dass ihnen Spielpraxis, dass ihnen die ausgefallenen Lehrgänge im ersten U 15-Halbjahr fehlen. Da haben wir und die Vereine einiges aufzuholen. Daher haben wir nun versucht, Teamprozesse anzustoßen. Um uns kennenzulernen, haben wir zum Beispiel einen Teamnachmittag gemacht. So rückt auch das Funktionsteam näher an die Mannschaft. Wir bauen Vertrauen zueinander auf. Auf dem Platz haben wir an individuellen Dingen gearbeitet, um unsere Leitlinien in den Fokus zu rücken.

DFB.de: Training, Schule, Spiele und Behandlungen: Viele Tage sind durchgeplant. Inwieweit konnten die Spieler ihre Freizeit im Trainingslager selbst organisieren und welche Angebote gab es von Betreuerseite?

Wück: Wir versuchen natürlich, den Jungs eine gewisse Freizeit zu geben. Zugleich hatten wir im Trainingslager sehr viele Themen. Wir haben zum Beispiel die Möglichkeit gegeben, dass sich die Jungs in unserer "Sportschau" Szenen ihrer Spiele anschauen und in eine kleine Sendung integrieren konnten. "Make your own show" hieß das. Der Hintergedanke ist, die sportliche Entwicklung über Jahre hinweg zu begleiten und zu dokumentieren. Die Jungs nehmen selbst Szenen auf, sie vertonen und analysieren die Ausschnitte. Zusätzlich hatten wir in Zusammenarbeit mit der DFB-Akademie noch ein Projekt mit Virtual-Reality-Brillen, das wir Zuhause fortführen werden.

Meister: Wir saßen einmal auch auf dem Rad und sind in ein für uns reserviertes Restaurant gefahren. Ansonsten gibt so ein Trainingslager auch viel Raum für Gespräche. Da sind die Jungs sehr dankbar dafür. Sie kommen aus den Winterferien, aus der Weihnachtszeit. Da lassen viele die Zeit Revue passieren, das hat man gemerkt.

DFB.de: Das Wintertrainingslager als gute Möglichkeit, individueller und mit anderer Schwerpunktsetzung als bei sonstigen Maßnahmen mit den Jungs zu arbeiten?

Meister: Die Jungs bringen ihre Ziele mit, sie sind ambitioniert. Dass wir jetzt mehr voneinander wissen, war eine der großen Stärken dieses Trainingslagers. Das kann in einer Drucksituation, beispielsweise vor einem Entscheidungsspiel in der EM-Quali, der Kitt sein. Die zweite große Chance des Wintertrainingslagers ist, dass wir viel Zeit für Training, für die Arbeit auf dem Platz, am Spieler, haben.

[jf]

Die Junioren-Nationalmannschaften der Jahrgänge 2005 und 2006 begannen das Jahr mit einem Trainingslager im spanischen Pinatar. Christian Wück, Coach der U 16, und sein U 17-Kollege Marc Meister sprechen im ersten Teil des DFB.de-Interviews über intensive Tage am Meer und erklären unter anderem, warum das Wintertrainingslager trotz komplizierter Voraussetzungen erfolgreich war.

DFB.de: Herr Meister, Herr Wück, Sie sind zu Jahresbeginn dorthin geflogen, wo viele Urlauber in den Wintermonaten hinreisen: in die Sonne Südspaniens. Wie waren die Bedingungen vor Ort in Pinatar bei Alicante?

Marc Meister: Die Bedingungen waren perfekt. Für uns als U 17 ist es zum Beispiel total ungewohnt, einen Koch dabeizuhaben. Wir waren also bestens versorgt. (lacht) Die Trainingsbedingungen waren auch klasse. Zur Pinatar-Arena waren es nur vier, fünf Minuten – zu Fuß. Im Januar habe ich bislang eher selten auf so einem Grün trainiert.  

Christian Wück: Die sportlichen Bedingungen waren wirklich klasse. Da haben wir überhaupt keinen Unterschied zu La Manga feststellen können, wo wir in den Vorjahren unsere Wintertrainingslager abgehalten haben. Einzig das Bungalow-Flair, das in La Manga herrscht, war im Hotel in Pinatar so nicht gegeben.

DFB.de: Gab es ansonsten noch Unterschiede zu den Vorjahren, zu vergangenen Trainingslagern? Gerade mit Blick auf die Hygienemaßnahmen und die Corona-Situation in Spanien.

Wück: Ein wichtiges Ergebnis des Trainingslagers war, dass unser Hygienekonzept aufgegangen ist. Wir hatten keinen einzigen Fall, trotz der komplizierten Lage in Spanien. Schade war, dass die beiden geplanten Länderspiele nicht stattfanden, weil Schweden nicht anreisen konnte. Das ist aus sportlicher Sicht der einzige Wermutstropfen. Ansonsten waren drum herum viel weniger Leute mit in Spanien. Weniger Fußballteams, weniger Scouts, weniger Zuschauer.

Meister: Man kann ja fast sagen, dass die Spieler und das Trainerteam in diese Pandemie-Umgebung hineingeboren wurden. Dementsprechend kommen die Einschränkungen, die man im Vergleich zu früheren Trainingslagern wahrnimmt, nicht überraschend für uns. Wir halten uns an die Regeln, wir kennen es gar nicht anders. Es gab kein einziges Mal die Situation, dass wir die Jungs – 16-Jährige – an Hygienevorschriften erinnern mussten.

DFB.de: Herr Wück, Sie haben die abgesagten Länderspiele angesprochen. Konnten Sie und das Teammanagement denn kurzfristig für Ersatz sorgen?

Wück: Ja, wir waren auf einen möglichen Ausfall vorbereitet und haben, sowohl mit der U 17 als auch mit der U 16, gegen ältere Jahrgänge des FC Elche gespielt. Das waren sportliche Highlights, auch wenn sie das Länderspielflair nicht ersetzen konnten. Unsere beiden Teams haben auch intern nochmal gegeneinander gespielt.

Meister: Bei Elche waren teilweise zwei Jahre ältere Spieler dabei. Unser Match endete 0:0. Um die Belastung gut zu verteilen, haben wir in drei jeweils 30-minütigen Dritteln gespielt. Jeder Spieler kam so auf seine Einsatzzeit. Sportlich gesehen war das nicht einfach, Elche hat uns beschäftigt. Zu Beginn des Trainingslagers und gegen Ende haben wir zudem die zwei angesprochenen internen Testspiele absolviert. Auch da haben wir nochmal einiges gesehen.

DFB.de: Ein guter Stichpunkt, Herr Meister. Auch abseits des Fußballplatzes konnten Sie sicher einiges sehen, die Spieler besser kennenlernen. Wie geben sich die Jungs?

Meister: Die beiden Mannschaften sind in unterschiedlichen Phasen. Während wir in einem Turnierjahr sind und konkret auf eine Maßnahme hinarbeiten, legt Christian das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des U 16-Jahrgangs. Mit Blick auf die Eliterunde in acht Wochen haben wir teamdynamische Prozesse genauso wie spieltaktische Dinge in den Fokus gerückt.

DFB.de: Das heißt konkret?

Meister: Jona Schwarz, unser Sportpsychologe, hat sich mit dem Trainerteam zusammen super Dinge überlegt. Wir haben die zwölf Tage über viel gelacht. Jeder kam zu Wort. Alle sind Spieler, aber eben auch Jungs. Das haben wir miteinfließen lassen. Wir sind morgens mit einer Meditation gestartet, haben auf dem Hoteldach den Sonnenaufgang beobachtet und waren viel an der frischen Luft – zum Beispiel bei einem gemeinsamen Barbecue auf der großen Terrasse. Es war ein Mix aus viel Training, ein bisschen Theorie und teamdynamischen Prozessen.

Wück: Wir versuchen gerade, eine Mannschaft aufzubauen, die Jungs aneinander zu gewöhnen. Man darf nicht vergessen, dass der Jahrgang das zweite Corona-Jahr hinter sich hat. In der U 15 durften sie nicht trainieren und spielen – wir merken schon, dass ihnen Spielpraxis, dass ihnen die ausgefallenen Lehrgänge im ersten U 15-Halbjahr fehlen. Da haben wir und die Vereine einiges aufzuholen. Daher haben wir nun versucht, Teamprozesse anzustoßen. Um uns kennenzulernen, haben wir zum Beispiel einen Teamnachmittag gemacht. So rückt auch das Funktionsteam näher an die Mannschaft. Wir bauen Vertrauen zueinander auf. Auf dem Platz haben wir an individuellen Dingen gearbeitet, um unsere Leitlinien in den Fokus zu rücken.

DFB.de: Training, Schule, Spiele und Behandlungen: Viele Tage sind durchgeplant. Inwieweit konnten die Spieler ihre Freizeit im Trainingslager selbst organisieren und welche Angebote gab es von Betreuerseite?

Wück: Wir versuchen natürlich, den Jungs eine gewisse Freizeit zu geben. Zugleich hatten wir im Trainingslager sehr viele Themen. Wir haben zum Beispiel die Möglichkeit gegeben, dass sich die Jungs in unserer "Sportschau" Szenen ihrer Spiele anschauen und in eine kleine Sendung integrieren konnten. "Make your own show" hieß das. Der Hintergedanke ist, die sportliche Entwicklung über Jahre hinweg zu begleiten und zu dokumentieren. Die Jungs nehmen selbst Szenen auf, sie vertonen und analysieren die Ausschnitte. Zusätzlich hatten wir in Zusammenarbeit mit der DFB-Akademie noch ein Projekt mit Virtual-Reality-Brillen, das wir Zuhause fortführen werden.

Meister: Wir saßen einmal auch auf dem Rad und sind in ein für uns reserviertes Restaurant gefahren. Ansonsten gibt so ein Trainingslager auch viel Raum für Gespräche. Da sind die Jungs sehr dankbar dafür. Sie kommen aus den Winterferien, aus der Weihnachtszeit. Da lassen viele die Zeit Revue passieren, das hat man gemerkt.

DFB.de: Das Wintertrainingslager als gute Möglichkeit, individueller und mit anderer Schwerpunktsetzung als bei sonstigen Maßnahmen mit den Jungs zu arbeiten?

Meister: Die Jungs bringen ihre Ziele mit, sie sind ambitioniert. Dass wir jetzt mehr voneinander wissen, war eine der großen Stärken dieses Trainingslagers. Das kann in einer Drucksituation, beispielsweise vor einem Entscheidungsspiel in der EM-Quali, der Kitt sein. Die zweite große Chance des Wintertrainingslagers ist, dass wir viel Zeit für Training, für die Arbeit auf dem Platz, am Spieler, haben.

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