"Coachin' U": Die DNA der U-Teams

Sieben männliche deutsche U-Nationalmannschaften sind für den Deutscher Fußball-Bund (DFB) am Start, von der U 15 bis zur U 21. Sobald sie an einer WM oder EM teilnehmen, rücken sie in den Fokus. Aber was passiert in der Zwischenzeit? Welche Aufgaben übernehmen die U-Trainer neben den Lehrgängen mit den Mannschaften? Und wie entwickeln sie den deutschen Nachwuchsfußball dabei weiter? Die Antwort gibt "Coachin' U" - ein monatlicher Blog, von Trainern für Fans. Heute mit Meikel Schönweitz, Cheftrainer U-Nationalmannschaften.

Ich bin überzeugt davon, dass jeder Verein, jeder Verband und jede Institution eine eigene Identität braucht. Eine Grundlage, wofür die jeweilige Organisation steht, wie sie agieren will, wonach sie ihre Mitarbeiter*innen auswählt, wie intern miteinander umgegangen wird. Eine Grundlage, mit der sich alle identifizieren. Spieler*innen, Mitarbeiter*innen und Zuschauer*innen.

In einer DNA ist abgespeichert, wie ein Organismus aufgebaut ist und wie er funktioniert. Genau das haben wir in den vergangenen Jahren für die U-Nationalmannschaften (UNM) festgezogen. Bei der UNM-DNA handelt es sich um einen verbindlichen, inhaltlichen Leitfaden für alle UNM.

Die UNM-DNA ist unterteilt in vier Bereiche:

1. Unsere Struktur

Betreut werden die UNM vom Team DFB. Das Team DFB umfasst alle 21 UNM-Trainer, die als Mannschaft mit einer gemeinsamen Ausrichtung agieren. Das Team DFB wiederum ist Teil des Team Deutschland, in dem alle Förderstrukturen des deutschen Fußballs bzw. alle Einflussfaktoren im deutschen Fußballsystem zusammengefasst sind. Die UNM-Lehrgänge dienen als Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Toptalente Deutschlands. Gleichzeitig repräsentieren die UNM Deutschland und damit die Arbeit aller Förderstrukturen. So wie die UNM für das Team Deutschland stehen, so repräsentieren die U-Trainer verschiedene Trainertypen. Alle Trainerteams sind heterogen zusammengestellt, mit dem Ziel, die vorhandenen und verschiedenen Kompetenzen im deutschen Fußball zu vereinen. Durch den Drei-Jahres-Zyklus können einerseits die Talente länger und intensiver begleitet und individuell gefördert werden, andererseits bietet er die Grundlage für eine gute Kultur im Trainerteam. Denn: Jeder Coach kommt spätestens im dritten Jahr in den Genuss, einen Turnierjahrgang – U 17 und U 19 – betreuen zu dürfen. Innerhalb des Trainerteams spielt so ein möglicher Neidfaktor aufgrund vermeintlich attraktiverer Aufgaben keine Rolle.

2. Unsere Aufgaben

Ziel der U-Nationalmannschaften ist es u.a., die Grundlage für eine maximal erfolgreiche A-Nationalmannschaft zu schaffen. Dafür werden in Deutschland auf jeder Position Spieler entwickelt, die auch in den Vereinen internationale Maßstäbe setzen können. Kernaufgabe der U-Trainer ist es also, die Toptalente zu identifizieren und sie bestmöglich weiterzuentwickeln. Das gelingt im direkten Austausch – bei Lehrgängen mit der Nationalmannschaft –, aber auch im indirekten, indem sie das System (das Team Deutschland) und die Einflussfaktoren auf die Spieler weiterentwickeln. Dafür haben die UNM-Trainer acht konkrete Aufgabenfelder: Die Lehrgänge mit den Nationalmannschaften, Aufgaben rund ums Team (Vor- und Nachbereitung, Kommunikation außerhalb der Lehrgänge etc.), Spielbeobachtungen (Spielerscouting aber auch Benchmarking z.B. bei EM und WM), Vereinsbesuche, Tagungen (intern, sowie extern mit dem gesamten Team Deutschland), Projektarbeiten (u.a. mit der DFB-Akademie), Referenten- und Multiplikatorentätigkeiten, Fortbildungen (inkl. Zusatzausbildungen, internationale Kongresse, Hospitationen etc.)

3. Unsere Identität

Jeder Jahrgang und damit jede Mannschaft hat unterschiedliche Typen und Konstellationen, dadurch auch unterschiedliche Stärken und Schwächen, die allesamt in einer jahrgangsbezogenen Spielkonzeption berücksichtigt werden müssen. Es gibt u.a. daher keine Vorgaben für ein einheitliches Spielsystem. Es ist zudem ein gewisses Maß an Flexibilität notwendig. Wichtig ist, dass die verbindlichen Modelle, Inhalte und Abläufe in allen Maßnahmen wiederzufinden sind, um das übergeordnete Ziel zu erreichen und einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Die Grundsatzeinstellung der UNM lautet zusammengefasst, immer eine "Zielerreichungsstrategie und keine Fehlervermeidungsstrategie" zu wählen.

Basis für ein Mannschaftsgefüge sind gemeinsame Werte und klar formulierte Tugenden, die alle UNM leben. Inhaltlich orientieren sich die Trainer an "Unserem Weg" mit seinen 17 Leitlinien. Zudem gibt es eine Leistungs-DNA mit Begriffen wie Defensiv- und Präzisionslust, Dynamik, Überzeugung, Intensität und Konsequenz, die gemeinsam im Detail definiert wurden und an deren Umsetzung die eigene Leistung letztlich gemessen wird. Weitere Bausteine des Leitfadens sind die Themen Ressourcennutzung im Trainerteam, einheitliche Anforderungen an Trainingsinhalte (beispielsweise eine Mindestzeit für Spielformen) sowie die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Lehrgängen, Spielen und Trainingseinheiten.

Eine einheitliche Vorgehensweise im Vermitteln von Inhalten mit dem Ziel, dass die Spieler nicht nur Vorgaben auswendig lernen, sondern das Spiel und die Inhalte verstehen. Und letztlich auch ein einheitliches Bewertungssystem. All das dient einem gemeinsamen Verständnis, so dass ein klarer roter Faden besteht, dem alle folgen. Dennoch besteht ausreichend Spielraum für Individualität eines jeden Jahrgangs und eines jeden Trainerteams, was die Umsetzung in den Details angeht.

4. Unser Wissen

Um die Aufgaben der UNM mit der bestmöglichen Qualität umzusetzen, ist es elementar, Wissen und Informationen auszutauschen. Aufgrund der Komplexität und Masse an Informationen ist es eine Herausforderung, Überblick und Fokus zu wahren. Dementsprechend ist eine gut strukturierte Datenbank nötig, um alle Informationen, Anleitungen, Bewertungen, aber auch Berichte von Fortbildungen etc., jederzeit abrufen zu können.

Bei der DNA handelt es sich um den roten Faden für alle Nachwuchs-Teams. Diese in der Praxis mit Leben zu füllen – dafür sind die Trainer zuständig. Einzelne Schwerpunkte stellt das Team DFB in den kommenden Folgen im Detail vor.

[dfb]

Sieben männliche deutsche U-Nationalmannschaften sind für den Deutscher Fußball-Bund (DFB) am Start, von der U 15 bis zur U 21. Sobald sie an einer WM oder EM teilnehmen, rücken sie in den Fokus. Aber was passiert in der Zwischenzeit? Welche Aufgaben übernehmen die U-Trainer neben den Lehrgängen mit den Mannschaften? Und wie entwickeln sie den deutschen Nachwuchsfußball dabei weiter? Die Antwort gibt "Coachin' U" - ein monatlicher Blog, von Trainern für Fans. Heute mit Meikel Schönweitz, Cheftrainer U-Nationalmannschaften.

Ich bin überzeugt davon, dass jeder Verein, jeder Verband und jede Institution eine eigene Identität braucht. Eine Grundlage, wofür die jeweilige Organisation steht, wie sie agieren will, wonach sie ihre Mitarbeiter*innen auswählt, wie intern miteinander umgegangen wird. Eine Grundlage, mit der sich alle identifizieren. Spieler*innen, Mitarbeiter*innen und Zuschauer*innen.

In einer DNA ist abgespeichert, wie ein Organismus aufgebaut ist und wie er funktioniert. Genau das haben wir in den vergangenen Jahren für die U-Nationalmannschaften (UNM) festgezogen. Bei der UNM-DNA handelt es sich um einen verbindlichen, inhaltlichen Leitfaden für alle UNM.

Die UNM-DNA ist unterteilt in vier Bereiche:

1. Unsere Struktur

Betreut werden die UNM vom Team DFB. Das Team DFB umfasst alle 21 UNM-Trainer, die als Mannschaft mit einer gemeinsamen Ausrichtung agieren. Das Team DFB wiederum ist Teil des Team Deutschland, in dem alle Förderstrukturen des deutschen Fußballs bzw. alle Einflussfaktoren im deutschen Fußballsystem zusammengefasst sind. Die UNM-Lehrgänge dienen als Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Toptalente Deutschlands. Gleichzeitig repräsentieren die UNM Deutschland und damit die Arbeit aller Förderstrukturen. So wie die UNM für das Team Deutschland stehen, so repräsentieren die U-Trainer verschiedene Trainertypen. Alle Trainerteams sind heterogen zusammengestellt, mit dem Ziel, die vorhandenen und verschiedenen Kompetenzen im deutschen Fußball zu vereinen. Durch den Drei-Jahres-Zyklus können einerseits die Talente länger und intensiver begleitet und individuell gefördert werden, andererseits bietet er die Grundlage für eine gute Kultur im Trainerteam. Denn: Jeder Coach kommt spätestens im dritten Jahr in den Genuss, einen Turnierjahrgang – U 17 und U 19 – betreuen zu dürfen. Innerhalb des Trainerteams spielt so ein möglicher Neidfaktor aufgrund vermeintlich attraktiverer Aufgaben keine Rolle.

2. Unsere Aufgaben

Ziel der U-Nationalmannschaften ist es u.a., die Grundlage für eine maximal erfolgreiche A-Nationalmannschaft zu schaffen. Dafür werden in Deutschland auf jeder Position Spieler entwickelt, die auch in den Vereinen internationale Maßstäbe setzen können. Kernaufgabe der U-Trainer ist es also, die Toptalente zu identifizieren und sie bestmöglich weiterzuentwickeln. Das gelingt im direkten Austausch – bei Lehrgängen mit der Nationalmannschaft –, aber auch im indirekten, indem sie das System (das Team Deutschland) und die Einflussfaktoren auf die Spieler weiterentwickeln. Dafür haben die UNM-Trainer acht konkrete Aufgabenfelder: Die Lehrgänge mit den Nationalmannschaften, Aufgaben rund ums Team (Vor- und Nachbereitung, Kommunikation außerhalb der Lehrgänge etc.), Spielbeobachtungen (Spielerscouting aber auch Benchmarking z.B. bei EM und WM), Vereinsbesuche, Tagungen (intern, sowie extern mit dem gesamten Team Deutschland), Projektarbeiten (u.a. mit der DFB-Akademie), Referenten- und Multiplikatorentätigkeiten, Fortbildungen (inkl. Zusatzausbildungen, internationale Kongresse, Hospitationen etc.)

3. Unsere Identität

Jeder Jahrgang und damit jede Mannschaft hat unterschiedliche Typen und Konstellationen, dadurch auch unterschiedliche Stärken und Schwächen, die allesamt in einer jahrgangsbezogenen Spielkonzeption berücksichtigt werden müssen. Es gibt u.a. daher keine Vorgaben für ein einheitliches Spielsystem. Es ist zudem ein gewisses Maß an Flexibilität notwendig. Wichtig ist, dass die verbindlichen Modelle, Inhalte und Abläufe in allen Maßnahmen wiederzufinden sind, um das übergeordnete Ziel zu erreichen und einen Wiedererkennungswert zu schaffen. Die Grundsatzeinstellung der UNM lautet zusammengefasst, immer eine "Zielerreichungsstrategie und keine Fehlervermeidungsstrategie" zu wählen.

Basis für ein Mannschaftsgefüge sind gemeinsame Werte und klar formulierte Tugenden, die alle UNM leben. Inhaltlich orientieren sich die Trainer an "Unserem Weg" mit seinen 17 Leitlinien. Zudem gibt es eine Leistungs-DNA mit Begriffen wie Defensiv- und Präzisionslust, Dynamik, Überzeugung, Intensität und Konsequenz, die gemeinsam im Detail definiert wurden und an deren Umsetzung die eigene Leistung letztlich gemessen wird. Weitere Bausteine des Leitfadens sind die Themen Ressourcennutzung im Trainerteam, einheitliche Anforderungen an Trainingsinhalte (beispielsweise eine Mindestzeit für Spielformen) sowie die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Lehrgängen, Spielen und Trainingseinheiten.

Eine einheitliche Vorgehensweise im Vermitteln von Inhalten mit dem Ziel, dass die Spieler nicht nur Vorgaben auswendig lernen, sondern das Spiel und die Inhalte verstehen. Und letztlich auch ein einheitliches Bewertungssystem. All das dient einem gemeinsamen Verständnis, so dass ein klarer roter Faden besteht, dem alle folgen. Dennoch besteht ausreichend Spielraum für Individualität eines jeden Jahrgangs und eines jeden Trainerteams, was die Umsetzung in den Details angeht.

4. Unser Wissen

Um die Aufgaben der UNM mit der bestmöglichen Qualität umzusetzen, ist es elementar, Wissen und Informationen auszutauschen. Aufgrund der Komplexität und Masse an Informationen ist es eine Herausforderung, Überblick und Fokus zu wahren. Dementsprechend ist eine gut strukturierte Datenbank nötig, um alle Informationen, Anleitungen, Bewertungen, aber auch Berichte von Fortbildungen etc., jederzeit abrufen zu können.

Bei der DNA handelt es sich um den roten Faden für alle Nachwuchs-Teams. Diese in der Praxis mit Leben zu füllen – dafür sind die Trainer zuständig. Einzelne Schwerpunkte stellt das Team DFB in den kommenden Folgen im Detail vor.

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