FIFA-Mentorenprogramm: Bernhard und Sundhage lernen voneinander

Das, was Pia Sundhage und DFB-Trainerin Anouschka Bernhard machen, ist ein wenig Neuland. Sie gehören zur ersten Gruppe der Teilnehmer am neuen Trainerinnen-Mentorenprogramm der FIFA - ein wichtiger Schritt bei der Förderung des Frauenfußballs.

Die 58-jährige Sundhage verfügt als ehemalige Trainerin der schwedischen sowie US-amerikanischen Nationalmannschaft natürlich über einiges an Erfahrung und so ist es kein Wunder, dass die zehn Jahre jüngere Bernhard früh erklärte, dass Sundhage ihre erste Wahl als Mentorin sei: "Ich habe überlegt, was ich für mich aus diesem Programm mitnehmen will. Ich habe so viel darüber gehört, wie Pia mit Spielerinnen arbeitet, das ist außergewöhnlich. Ich möchte mich diesbezüglich verbessern und da kann sie mir am meisten helfen. Da ist sie einfach eine der Besten."

Besuch und Gegenbesuch

Was natürlich auch passt, ist die Tatsache, dass beide zurzeit für die U 16-Nationalteams ihrer jeweiligen Länder verantwortlich sind. "Das ist perfekt, denn wir reden über dieselben Probleme", so Sundhage, ehe Bernhard zustimmt: "Die sind für 15-jährige Mädchen in Deutschland ähnlich wie in Schweden."

Nach dem Kennenlernworkshop im Oktober in Zürich ist nun die Zeit der persönlichen Besuche angebrochen. Zuerst beobachtet Sundhage Bernhard in ihrem Umfeld, wie in der vergangenen Woche beim Lehrgang der deutschen U 16-Juniorinnen in Kaiserau. Später im Jahr ist ein Besuch von Bernhard bei der Trainerkollegin in Schweden angedacht, zwischendrin bleibt man per Skype oder Whatsapp in Kontakt, eventuell folgen weitere Treffen. "Es liegt an uns, wie wir das leben, wie oft wir uns austauschen", erklärt die Deutsche.

Bernhard: "Riesige Schritte nach vorne"

Wer die beiden Frauen in Kaiserau im Gespräch miteinander beobachtet, merkt schnell, dass die Chemie hier stimmt. Die erste Begegnung überhaupt hatten die zwei 1995 auf dem Feld, als man sich im Endspiel der Europameisterschaft gegenüberstand (Sundhage: "Deutschland hat gewonnen") und so ist es kein Wunder, dass man erst einmal ins Fachsimpeln über die Entwicklungen im Frauenfußball versinkt.

"Bei der ersten WM 1991 ging es nur um die Offensive, Ergebnisse wie 5:0, 6:0 waren die Norm", erinnert sich die Schwedin. "Heute gibt es das bei großen Turnieren nicht mehr, alle Teams sind gut organisiert." So sieht es auch Bernhard: "Der Frauenfußball ist schneller, technisch und taktisch besser, in den vergangenen 15 Jahren gab es riesige Schritte nach vorne."

Gegnerinnen beim Nordic Cup für U 16-Juniorinnen

Was die Zusammenarbeit der zwei Frauen so besonders macht, ist auch die Tatsache, dass sie sich in diesem Jahr beim jährlich stattfindenden Nordic Cup für U 16-Juniorinnen als Gegnerinnen gegenüberstehen werden. "Darüber haben wir natürlich auch gesprochen, inwiefern man sich mit einer baldigen Gegnerin austauschen kann. Aber das spielt bei unserem Austausch keine Rolle, gestern zum Beispiel haben wir über unsere Taktik gesprochen", berichtet Bernhard über die offene Atmosphäre. Sundhage stimmt zu: "Es wird interessant, wie wir im Nachhinein unsere Spiele analysieren werden. Bei Taktik geht es ja weniger um richtig oder falsch, als vielmehr um Präferenzen."

Die ehemalige Nationaltrainerin Schwedens und der USA hat schon öfters eine Mentorinnen-Rolle angenommen, aber nicht nur gute Erfahrungen gemacht. "Es klappt nicht, wenn man keine Verbindung findet, wenn man sich nicht öffnet, wenn man sich nicht mitteilt. Hier merke ich, dass wir beide das wollen. Ich begrüße es, dass ich meine Erfahrungen weitergeben kann und dass mir die FIFA dabei behilflich ist."

Sundhage: "Ich nehmen auch etwas mit"

"Pia kennt nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Schwächen und richtet ihren Trainerstab daran aus - für sie ist das nichts Negatives. Das regt mich an, darüber nachzudenken, wie ich mit meinen Stärken und Schwächen am besten mit meinem Team zusammenarbeiten kann", antwortet Bernhard auf die Frage, ob sie schon Anregungen erhalten habe. "Es wäre arrogant zu sagen, dass ich bei diesem Programm als Mentorin nur gebe. Ich nehmen auch etwas mit", sagt Sundhage. "Ich bin keine Expertin im Umgang mit jungen Spielerinnen und freue mich, dass ich über die Entwicklung von Spielerinnen noch dazulernen kann. Ich glaube, dass wir in einem Jahr eine Menge voneinander gelernt haben."

Das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist also gelegt. Und Sundhage lud Bernhard auch gleich zum Länderspiel Anfang April in Solna ein, wenn sich Schweden und Deutschland auf dem Weg zur FIFA Frauen-WM Frankreich 2019 treffen.

[fifa]

Das, was Pia Sundhage und DFB-Trainerin Anouschka Bernhard machen, ist ein wenig Neuland. Sie gehören zur ersten Gruppe der Teilnehmer am neuen Trainerinnen-Mentorenprogramm der FIFA - ein wichtiger Schritt bei der Förderung des Frauenfußballs.

Die 58-jährige Sundhage verfügt als ehemalige Trainerin der schwedischen sowie US-amerikanischen Nationalmannschaft natürlich über einiges an Erfahrung und so ist es kein Wunder, dass die zehn Jahre jüngere Bernhard früh erklärte, dass Sundhage ihre erste Wahl als Mentorin sei: "Ich habe überlegt, was ich für mich aus diesem Programm mitnehmen will. Ich habe so viel darüber gehört, wie Pia mit Spielerinnen arbeitet, das ist außergewöhnlich. Ich möchte mich diesbezüglich verbessern und da kann sie mir am meisten helfen. Da ist sie einfach eine der Besten."

Besuch und Gegenbesuch

Was natürlich auch passt, ist die Tatsache, dass beide zurzeit für die U 16-Nationalteams ihrer jeweiligen Länder verantwortlich sind. "Das ist perfekt, denn wir reden über dieselben Probleme", so Sundhage, ehe Bernhard zustimmt: "Die sind für 15-jährige Mädchen in Deutschland ähnlich wie in Schweden."

Nach dem Kennenlernworkshop im Oktober in Zürich ist nun die Zeit der persönlichen Besuche angebrochen. Zuerst beobachtet Sundhage Bernhard in ihrem Umfeld, wie in der vergangenen Woche beim Lehrgang der deutschen U 16-Juniorinnen in Kaiserau. Später im Jahr ist ein Besuch von Bernhard bei der Trainerkollegin in Schweden angedacht, zwischendrin bleibt man per Skype oder Whatsapp in Kontakt, eventuell folgen weitere Treffen. "Es liegt an uns, wie wir das leben, wie oft wir uns austauschen", erklärt die Deutsche.

Bernhard: "Riesige Schritte nach vorne"

Wer die beiden Frauen in Kaiserau im Gespräch miteinander beobachtet, merkt schnell, dass die Chemie hier stimmt. Die erste Begegnung überhaupt hatten die zwei 1995 auf dem Feld, als man sich im Endspiel der Europameisterschaft gegenüberstand (Sundhage: "Deutschland hat gewonnen") und so ist es kein Wunder, dass man erst einmal ins Fachsimpeln über die Entwicklungen im Frauenfußball versinkt.

"Bei der ersten WM 1991 ging es nur um die Offensive, Ergebnisse wie 5:0, 6:0 waren die Norm", erinnert sich die Schwedin. "Heute gibt es das bei großen Turnieren nicht mehr, alle Teams sind gut organisiert." So sieht es auch Bernhard: "Der Frauenfußball ist schneller, technisch und taktisch besser, in den vergangenen 15 Jahren gab es riesige Schritte nach vorne."

Gegnerinnen beim Nordic Cup für U 16-Juniorinnen

Was die Zusammenarbeit der zwei Frauen so besonders macht, ist auch die Tatsache, dass sie sich in diesem Jahr beim jährlich stattfindenden Nordic Cup für U 16-Juniorinnen als Gegnerinnen gegenüberstehen werden. "Darüber haben wir natürlich auch gesprochen, inwiefern man sich mit einer baldigen Gegnerin austauschen kann. Aber das spielt bei unserem Austausch keine Rolle, gestern zum Beispiel haben wir über unsere Taktik gesprochen", berichtet Bernhard über die offene Atmosphäre. Sundhage stimmt zu: "Es wird interessant, wie wir im Nachhinein unsere Spiele analysieren werden. Bei Taktik geht es ja weniger um richtig oder falsch, als vielmehr um Präferenzen."

Die ehemalige Nationaltrainerin Schwedens und der USA hat schon öfters eine Mentorinnen-Rolle angenommen, aber nicht nur gute Erfahrungen gemacht. "Es klappt nicht, wenn man keine Verbindung findet, wenn man sich nicht öffnet, wenn man sich nicht mitteilt. Hier merke ich, dass wir beide das wollen. Ich begrüße es, dass ich meine Erfahrungen weitergeben kann und dass mir die FIFA dabei behilflich ist."

Sundhage: "Ich nehmen auch etwas mit"

"Pia kennt nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Schwächen und richtet ihren Trainerstab daran aus - für sie ist das nichts Negatives. Das regt mich an, darüber nachzudenken, wie ich mit meinen Stärken und Schwächen am besten mit meinem Team zusammenarbeiten kann", antwortet Bernhard auf die Frage, ob sie schon Anregungen erhalten habe. "Es wäre arrogant zu sagen, dass ich bei diesem Programm als Mentorin nur gebe. Ich nehmen auch etwas mit", sagt Sundhage. "Ich bin keine Expertin im Umgang mit jungen Spielerinnen und freue mich, dass ich über die Entwicklung von Spielerinnen noch dazulernen kann. Ich glaube, dass wir in einem Jahr eine Menge voneinander gelernt haben."

Das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist also gelegt. Und Sundhage lud Bernhard auch gleich zum Länderspiel Anfang April in Solna ein, wenn sich Schweden und Deutschland auf dem Weg zur FIFA Frauen-WM Frankreich 2019 treffen.

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