FAQ zu neuen Spielformen im Kinderfußball

In den Altersklassen von der U 6 bis zur U 11 geht der Kinderfußball in Deutschland seit 2019 mit einem neuen Konzept an den Start. Seit 2020 beteiligen sich alle  21 Landesverbände an der erweiterten Pilotphase. Dabei ist aufgrund von Corona stets die aktuelle Verfügungslage zu beachten. DFB.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was hat es mit den neuen Spielformen auf sich?

Das Spielen mit dem Ball am Fuß und das Erzielen von Toren sind die zentralen Gründe, warum so viele Kinder und Jugendliche Freude am Fußball haben. Die neuen Spielformen sollen allen Kindern auf dem Platz so häufig wie möglich die Chance geben, den Ball selbst am Fuß zu haben, aktiv am Spiel teilzunehmen, Tore zu erzielen und damit persönliche Erfolgserlebnisse zu haben. Deshalb wird auf kleinere Teams, viel Abwechslung und zum Teil vier Tore gesetzt werden. Dies soll die individuelle sportliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen fördern, ihre Begeisterung für den Fußball verstärken und sie als so als langfristige Mitglieder der Fußballfamilie gewinnen. Die Reform soll den gesamten Fußball und seine Vereine an der Basis langfristig stärken. Die veränderten Spielformen beziehen sich auf die Altersklassen G-, F- und E-Jugend.

Was besagen die neuen Spielformen genau?

G-Jugend (U 6/U 7): Es wird im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 16 x 20 m bis 28 x 22 m). Jedes Team hat maximal zwei Einwechselspieler*innen. Gespielt wird auf vier Mini-Tore, jede Mannschaft verteidigt also zwei Tore. Tore dürfen erst ab der Mittellinie (Zwei-gegen-Zwei) oder in einer Sechs-Meter-Schusszone (Drei-gegen-Drei) erzielt werden, einen Torwart gibt es nicht. Nach jedem Tor wechseln beide Mannschaften automatisch jeweils eine*n Spieler*in. Gespielt wird an den Spielenachmittagen in Turnierform, empfohlen sind bis zu sieben Durchgänge à maximal zehn Minuten. Nach jedem Durchgang gehen die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter, die Verliererteams jeweils um ein Spielfeld zurück. Dadurch werden weitgehend ausgeglichene Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen erreicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Auf der anderen Seite bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder "aufsteigen" zu können.

F-Jugend (U 8/U 9): Es wird im Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 26-28 x 20-22 m), alternativ ist auch ein Fünf-gegen-Fünf möglich (40 x 22-25 m). Beim Drei-gegen-Drei gelten die Regelungen wie in der G-Jugend (siehe oben). Beim Fünf-gegen-Fünf wird entweder auf vier Mini-Tore (ohne Torwart, fünf Feldspieler*innen) gespielt oder auf zwei Kleinfeldtore (vier Feldspieler*innen plus Torwart). Vorgeschlagene Spielzeit pro Durchgang sind hier zwölf Minuten. Klare Empfehlung ist es, sich in der F-Jugend auf das Drei-gegen-Drei zu konzentrieren, um wie beschrieben allen Kindern mehr Ballaktionen zu ermöglichen. Sowohl beim Drei-gegen-Drei als auch beim Fünf-gegen-Fünf gehen nach jedem Durchgang die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter und die Verliererteams um ein Spielfeld zurück.

E-Jugend (U 10/U 11): Es wird im Fünf-gegen-Fünf oder im Sieben-gegen-Sieben gespielt. Beim Fünf-gegen-Fünf gelten die Regelungen analog zur F-Jugend. Beim Sieben-gegen-Sieben (Spielfeldgröße: 55 x 35 m) wird auf zwei Kleinfeldtore gespielt, also mit sechs Feldspielern*innen und einem Torwart pro Team. Ideal ist eine Turnierform mit vier Mannschaften und Spielzeiten von jeweils 2 x 12 Minuten. Sind nur zwei Mannschaften anwesend, wird als offizielle Spielzeit 4 x 15 Minuten empfohlen. Für die Einwechselspieler*innen können Nebenspielfelder für ein Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei aufgebaut werden. Beim Sieben-gegen-Sieben wird die Partie nach einem Ausball erstmals mit Einwurf fortgesetzt. Beim Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei und Fünf-gegen-Fünf erfolgt die Spielfortsetzung stets per Einschießen oder Eindribbeln.

Was sind die Gründe für die neuen Ansätze?

Durch die neue Ausgestaltung wird der Fußball in den betreffenden Altersklassen kindgerechter. Denn: Je größer die Gruppen, desto weniger Ballkontakte haben die einzelnen Spieler*innen. Gerade leistungsschwächere oder auch körperlich unterlegene Kinder gehen zum Teil unter und verlieren dadurch den Spaß am Spiel und die Chance auf Weiterentwicklung. Die neuen Spielformen sollen den Kindern bessere Möglichkeiten bieten, Fußball so zu spielen, dass sie häufig am Ball sind und dabei Spaß haben. Aktuell wird im Kinderfußball häufig zu früh Wert auf Taktik gelegt, worunter die Ausbildung der fußballerischen Grundlagen leidet. Dies haben viele Untersuchungen gezeigt. Die veränderten Spielformen sollen diesem Problem entgegenwirken.

Die neuen Spielformen verringern den Einfluss der Trainer*innen und Eltern auf das Wettkampfgeschehen und fördern damit die Selbstständigkeit der Spieler*innen. Die Kinder lernen, verstärkt eigene Lösungen zu finden. Der neue Modus bringt mit sich, dass mehr Spiele verloren und gewonnen werden, sodass Kinder auch den Umgang damit noch besser erlernen.

Das Konzept stellt zudem eine weitere gemeinsame Maßnahme dar, das Ausbildungs- und Talentfördersystem in Deutschland weiterzuentwickeln.

Was sind die größten Vorteile?

Jedes Kind spielt mit und hat Aktionen am Ball. Die Kinder spielen ein Spiel, dass ihren Fähigkeiten und Interessen gerecht wird. Und: Die Kinder erlernen noch besser grundsätzliche Werte des Fußballs – nämlich: Fair Play, Freude am Spiel sowie Umgang mit Siegen und Niederlagen.

Was soll der Modus bewirken, nach dem Gewinnerteams um ein Spielfeld aufsteigen und Verlierer ein Feld absteigen?

Es werden ausgeglichenere Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen ermöglicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Gleichzeitig bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder "aufsteigen" zu können.

Werden die Spielformen bundesweit umgesetzt und sind sie grundsätzlich beschlossene Sache?

Aktuell handelt es sich noch immer um ein Pilotprojekt, das in die nächste, erweiterte Phase geht. Landesverbände, welche die neue Form des Kinderfußballs anbieten wollen, können dies tun. Alle 21 Landesverbände beschäftigen sich in unterschiedlichem Umfang mit dem Thema. Der DFB empfiehlt im Kinderbereich immer die aus fachlicher Sicht beste Spielform. In der Pilotphase sollen Verantwortliche und Eltern überzeugt und außerdem weitere Erfahrungswerte gesammelt werden. Es ist natürlich eine Umstellung, die auch organisatorisch bewältigt werden muss. Am Ende werden die Kinder durch ihre Begeisterung über das weitere Vorgehen entscheiden.

Pilotphase - was heißt das? Welche Verbände machen mit?

Mittlerweile beteiligen sich alle 21 Landesverbände auf unterschiedliche Art und Weise. Manche testen zunächst eine Spielform in einer Altersklasse, manche richten komplette Turnierserien aus. Hinzu kommt der Bayerische Fußball-Verband, der die neuen Spielformen bereits seit einigen Jahren intensiv testet und sie vergangenes Jahr flächendeckend ausgerollt hat. Das ganze Projekt hat eine große Dynamik und lebt davon, dass sich weitere Vereine anschließen und dass die Verbände die neuen Spielformen weiterhin bewerben und in die Vereine hineintragen.  

Was passiert mit den bisherigen Spielformen in G- bis E-Jugend? Werden diese zur neuen Saison abgeschafft oder sind die Neuerungen erst mal nur eine Alternative?

Derzeit stellen die neuen Spielformen eine Alternative dar. Die bisherigen Spielformen können grundsätzlich weiter von den Landesverbänden praktiziert werden. Einige Verbände stellen ihren Regelspielbetrieb bereits jetzt um.

Ist das noch "echter Fußball"?

Natürlich. Fußball heißt: zwei Mannschaften, Tore und ein Ball. In diesem Fall sind es zumindest bis zu den E-Junior*innen vier Tore. Was macht den Fußball aus? Spiel, Spaß, Tore - genau das wird mit dem neuen System gefördert. Kinder können auf vielfache Art und Weise, Tore erzielen - vor allem auch die Kinder, die (noch) nicht zu den leistungsstärksten gehören. Zudem dribbeln die Kinder häufiger und haben mehr Ballaktionen, was die Technik fördert und jedes einzelne Kind sportlich verbessert. Auch das Verteidigen wird dadurch intensiver und individueller geschult.

Was ist mit Ergebnissen und Tabellen, was ist mit Schiedsrichter*innen?

Ergebnisse werden nicht festgehalten, aber jedes einzelne Spiel wird gewertet und Mannschaften steigen während des Turniers in das nächste Feld auf oder ab. Insofern gibt es durchaus Sieger*innen und Verlierer*innen – eine Erfahrung, die auch für Kinder nicht unwichtig ist. Aufgrund der Vielzahl an Spielen sind die einzelnen Ergebnisse in den neuen Spielformen allerdings auch schneller wieder vergessen. Tabellen und Schiedsrichter*innen gibt es nicht. 

Die Trainer*innen und Betreuer*innen fungieren als gemeinsame Spielleiter*innen und greifen nur bei Bedarf ins Geschehen ein. Die Entscheidungen während der Spiele sollen von den Kindern weitestgehend selbst getroffen werden - so, wie es seit einigen Jahren ohnehin schon in der G- und F-Jugend praktiziert wird (Fair Play-Liga) und wie es jahrzehntelang auf den Bolzplätzen gängig war, auf denen viele tolle Fußballer*innen groß wurden. Ebenso wie in der Fair Play-Liga gilt: Eltern, die nicht als offizielle Betreuer*innen fungieren, können ihre Kinder unterstützen, haben jedoch einen Mindestabstand zu den Spielfeldern einzuhalten.

Werden schwächere Spieler*innen nicht demotiviert, weil Leistungsunterschiede noch deutlicher zutage treten?

Im Gegenteil: Bei den bisherigen Spielformen in den unteren Altersklassen (Sieben-gegen-Sieben) ist es viel eher der Fall, dass die langsameren und weniger talentierten Spieler*innen kaum an den Ball kommen und häufig auf Positionen spielen, die sie vom eigentlichen Spielgeschehen fernhalten. Mit dem neuen Modus werden alle Kinder eng einbezogen und erhalten in ihrem Team Ballaktionen und -kontakte. Durch das Auf- und Absteigen in den Spielfeldern anhand der Spielergebnisse während der Turniere ist außerdem gewährleistet, dass verstärkt Teams aufeinandertreffen, die ein ähnliches Leistungsniveau haben.

Inwieweit ist es problematisch für die Torhüterausbildung, wenn in den ersten Jahren ohne Torwart gespielt wird? Wann muss Torhüterausbildung zielgerichtet beginnen?

Zwingend ohne Torhüter wird bei den neuen Spielformen lediglich in der G-Jugend (Alter: 4 bis 6 Jahre) agiert. Im Kindesalter stehen vielfältige Bewegungserfahrungen sowie Spaß und Freude am Fußball im Mittelpunkt. Positionsspezifische Aspekte, auch im Torwartspiel, spielen für den Ausbildungsgedanken noch keine Rolle. Natürlich sollen auch Torschussspiele im Training stattfinden, in denen sich jeder im Tor ausprobieren kann. Prinzipiell könnte ab der F-Jugend auch eine Regel gelten, wonach ein*e Spieler*in die beiden Mini-Tore mit der Hand verteidigen kann. Ab der F-Jugend ist alternativ auch ein Fünf-gegen-Fünf auf Kleinfeldtore (also mit Torwart) möglich.

Welche Herausforderungen stellen sich organisatorisch für die Vereine?

Vereine benötigen Tore und im Idealfall einige Betreuer*innen. Dafür können beim Spielenachmittag Eltern einbezogen werden. Gerade in der F- und G-Jugend sind diese häufig noch mit auf dem Sportplatz. Mini-Tore können bei Bedarf durch Hütchen und Stangen ersetzt werden. Schöner sind sicherlich Mini-Tore mit Netzen, in denen der Ball "zappelt". Die Verbände arbeiten zusammen daran, die Vereine bei der ersten Durchführung von Wettbewerben in der Organisation, aber auch bei der Anschaffung von Toren unterstützen zu können. Auch hier gilt es, in der Pilotphase gemeinsam Erfahrungswerte zu sammeln, aus denen weitere Maßnahmen und Ergänzungen abgeleitet werden können. Der DFB weiß um die Hürden in diesem Projekt. Gleichzeitig muss ein Verein ggf. überlegen, ob er 100 Euro für eine*n Spieler*in der ersten Herren-/Frauenmannschaft investiert oder lieber in kleine Tore, die der gesamte Verein nutzen kann.

Wie werden die neuen Spielformen im DFBnet abgebildet?

Die DFB-App "Teampunkt" wurde um das Modul "Kinderfußball" erweitert. Dort haben die Vereine die Möglichkeit, im Umkreis nach Festivals zu suchen und sich anzumelden oder selbst Festivals zu organisieren. Zur neuen Saison 2021/2022 ist die App für die Planung durch Staffelleiter*innen erweitert worden. Die Staffelleitungen können nun stellvertretend für die Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich Festivals anlegen.

Die Anwendung ist ans DFBnet gekoppelt. Von der Platzbuchung über die Infos zur geplanten Spieldauer und Altersklasse sowie der Anzahl angemeldeter Teams bis hin zu einer Übersicht zu vorhandenem und benötigtem Material haben Ausrichter und Teilnehmer*innen alle relevanten Angaben. So erhalten alle Beteiligten einen schnellen und umfassenden Überblick über ihre Festivals.

Welches Unterstützungsmaterial erhalten die Verbände, um die neuen Spielformen in die Vereine zu tragen?

Neben dem bestehenden Konzept gibt es zwei Erklärvideos, die Vereinen, Eltern und Kindern die neuen Spielformen mit ihren Vorteilen näher bringen. Zudem hat der DFB einen Flyer und ein umfassenderes Booklet erstellt, auf welchem die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Darüber hinaus sind auf dfb.de/kinder alle wichtigen Informationen zum Thema stets online abrufbar.

An wen wende ich mich, wenn ich Fragen habe? 

Einfach eine E-Mail an kinderfussball@dfb.de schreiben. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich an seinen jeweils zuständigen Landesverband zu wenden.

Welche Auswirkungen hat die anhaltende Covid-19 Pandemie auf den Kinderfußball? 

Alle Veranstaltungen müssen unter Beachtung der jeweils aktuellen, behördlichen Verfügungslage geplant und durchgeführt werden. Darüber hinaus sollten sich die Ausrichter und Teilnehmer an die fußballspezifischen Leitfäden halten, um einen möglichst sicheren Umgang zu gewähren. Den unterstützenden DFB-Leitfaden "Zurück ins Spiel" finden Sie hier.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

In der Saison 2019/2020 wurden bis zur Zwangspause zirka 100 Kinderfußball-Festivals mit den veränderten Spielformen durchgeführt. Das Feedback der Kinder ist weitgehend positiv, jedoch stellt die Organisation der Festivals die Vereine weiterhin vor die größte Probe. Hier wird die Teampunkt-App des DFB mit ihrer neuen Funktion zur besseren und einfacheren Organisation beitragen. Die Saison 2021/2022 soll eine weitere Testphase sein, um zu sehen, wo es Probleme gibt und was noch verbessert werden muss. Darüber hinaus wird intensiv geprüft, wie die Vereine bei der Anschaffung von nötigen Materialien (insbesondere Minitore) unterstützt werden können. Die Landesverbände werden zusätzlich Info- und Schulungsveranstaltungen für die unterschiedlichen Zielgruppen anbieten. Ziel soll es sein, dass die neuen Spielformen ab der Saison 2022/2023 fester Bestandteil in allen Verbänden sind – vorerst noch als Alternative zu den klassischen Spielformen. Einige Verbände sind schon jetzt einen Schritt weiter und stellen ihren Regelspielbetrieb bereits zur aktuellen Saison um.

[tb]

In den Altersklassen von der U 6 bis zur U 11 geht der Kinderfußball in Deutschland seit 2019 mit einem neuen Konzept an den Start. Seit 2020 beteiligen sich alle  21 Landesverbände an der erweiterten Pilotphase. Dabei ist aufgrund von Corona stets die aktuelle Verfügungslage zu beachten. DFB.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was hat es mit den neuen Spielformen auf sich?

Das Spielen mit dem Ball am Fuß und das Erzielen von Toren sind die zentralen Gründe, warum so viele Kinder und Jugendliche Freude am Fußball haben. Die neuen Spielformen sollen allen Kindern auf dem Platz so häufig wie möglich die Chance geben, den Ball selbst am Fuß zu haben, aktiv am Spiel teilzunehmen, Tore zu erzielen und damit persönliche Erfolgserlebnisse zu haben. Deshalb wird auf kleinere Teams, viel Abwechslung und zum Teil vier Tore gesetzt werden. Dies soll die individuelle sportliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen fördern, ihre Begeisterung für den Fußball verstärken und sie als so als langfristige Mitglieder der Fußballfamilie gewinnen. Die Reform soll den gesamten Fußball und seine Vereine an der Basis langfristig stärken. Die veränderten Spielformen beziehen sich auf die Altersklassen G-, F- und E-Jugend.

Was besagen die neuen Spielformen genau?

G-Jugend (U 6/U 7): Es wird im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 16 x 20 m bis 28 x 22 m). Jedes Team hat maximal zwei Einwechselspieler*innen. Gespielt wird auf vier Mini-Tore, jede Mannschaft verteidigt also zwei Tore. Tore dürfen erst ab der Mittellinie (Zwei-gegen-Zwei) oder in einer Sechs-Meter-Schusszone (Drei-gegen-Drei) erzielt werden, einen Torwart gibt es nicht. Nach jedem Tor wechseln beide Mannschaften automatisch jeweils eine*n Spieler*in. Gespielt wird an den Spielenachmittagen in Turnierform, empfohlen sind bis zu sieben Durchgänge à maximal zehn Minuten. Nach jedem Durchgang gehen die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter, die Verliererteams jeweils um ein Spielfeld zurück. Dadurch werden weitgehend ausgeglichene Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen erreicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Auf der anderen Seite bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder "aufsteigen" zu können.

F-Jugend (U 8/U 9): Es wird im Drei-gegen-Drei gespielt (Spielfeldgröße: 26-28 x 20-22 m), alternativ ist auch ein Fünf-gegen-Fünf möglich (40 x 22-25 m). Beim Drei-gegen-Drei gelten die Regelungen wie in der G-Jugend (siehe oben). Beim Fünf-gegen-Fünf wird entweder auf vier Mini-Tore (ohne Torwart, fünf Feldspieler*innen) gespielt oder auf zwei Kleinfeldtore (vier Feldspieler*innen plus Torwart). Vorgeschlagene Spielzeit pro Durchgang sind hier zwölf Minuten. Klare Empfehlung ist es, sich in der F-Jugend auf das Drei-gegen-Drei zu konzentrieren, um wie beschrieben allen Kindern mehr Ballaktionen zu ermöglichen. Sowohl beim Drei-gegen-Drei als auch beim Fünf-gegen-Fünf gehen nach jedem Durchgang die Gewinnerteams jeweils ein Spielfeld weiter und die Verliererteams um ein Spielfeld zurück.

E-Jugend (U 10/U 11): Es wird im Fünf-gegen-Fünf oder im Sieben-gegen-Sieben gespielt. Beim Fünf-gegen-Fünf gelten die Regelungen analog zur F-Jugend. Beim Sieben-gegen-Sieben (Spielfeldgröße: 55 x 35 m) wird auf zwei Kleinfeldtore gespielt, also mit sechs Feldspielern*innen und einem Torwart pro Team. Ideal ist eine Turnierform mit vier Mannschaften und Spielzeiten von jeweils 2 x 12 Minuten. Sind nur zwei Mannschaften anwesend, wird als offizielle Spielzeit 4 x 15 Minuten empfohlen. Für die Einwechselspieler*innen können Nebenspielfelder für ein Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei aufgebaut werden. Beim Sieben-gegen-Sieben wird die Partie nach einem Ausball erstmals mit Einwurf fortgesetzt. Beim Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei und Fünf-gegen-Fünf erfolgt die Spielfortsetzung stets per Einschießen oder Eindribbeln.

Was sind die Gründe für die neuen Ansätze?

Durch die neue Ausgestaltung wird der Fußball in den betreffenden Altersklassen kindgerechter. Denn: Je größer die Gruppen, desto weniger Ballkontakte haben die einzelnen Spieler*innen. Gerade leistungsschwächere oder auch körperlich unterlegene Kinder gehen zum Teil unter und verlieren dadurch den Spaß am Spiel und die Chance auf Weiterentwicklung. Die neuen Spielformen sollen den Kindern bessere Möglichkeiten bieten, Fußball so zu spielen, dass sie häufig am Ball sind und dabei Spaß haben. Aktuell wird im Kinderfußball häufig zu früh Wert auf Taktik gelegt, worunter die Ausbildung der fußballerischen Grundlagen leidet. Dies haben viele Untersuchungen gezeigt. Die veränderten Spielformen sollen diesem Problem entgegenwirken.

Die neuen Spielformen verringern den Einfluss der Trainer*innen und Eltern auf das Wettkampfgeschehen und fördern damit die Selbstständigkeit der Spieler*innen. Die Kinder lernen, verstärkt eigene Lösungen zu finden. Der neue Modus bringt mit sich, dass mehr Spiele verloren und gewonnen werden, sodass Kinder auch den Umgang damit noch besser erlernen.

Das Konzept stellt zudem eine weitere gemeinsame Maßnahme dar, das Ausbildungs- und Talentfördersystem in Deutschland weiterzuentwickeln.

Was sind die größten Vorteile?

Jedes Kind spielt mit und hat Aktionen am Ball. Die Kinder spielen ein Spiel, dass ihren Fähigkeiten und Interessen gerecht wird. Und: Die Kinder erlernen noch besser grundsätzliche Werte des Fußballs – nämlich: Fair Play, Freude am Spiel sowie Umgang mit Siegen und Niederlagen.

Was soll der Modus bewirken, nach dem Gewinnerteams um ein Spielfeld aufsteigen und Verlierer ein Feld absteigen?

Es werden ausgeglichenere Spiele mit wenigen extremen Ergebnissen ermöglicht, es ergibt sich ein ausgewogeneres Leistungsniveau und daraus resultierend weniger Frust für die Kinder. Gleichzeitig bietet der Modus einen zusätzlichen Anreiz, immer wieder "aufsteigen" zu können.

Werden die Spielformen bundesweit umgesetzt und sind sie grundsätzlich beschlossene Sache?

Aktuell handelt es sich noch immer um ein Pilotprojekt, das in die nächste, erweiterte Phase geht. Landesverbände, welche die neue Form des Kinderfußballs anbieten wollen, können dies tun. Alle 21 Landesverbände beschäftigen sich in unterschiedlichem Umfang mit dem Thema. Der DFB empfiehlt im Kinderbereich immer die aus fachlicher Sicht beste Spielform. In der Pilotphase sollen Verantwortliche und Eltern überzeugt und außerdem weitere Erfahrungswerte gesammelt werden. Es ist natürlich eine Umstellung, die auch organisatorisch bewältigt werden muss. Am Ende werden die Kinder durch ihre Begeisterung über das weitere Vorgehen entscheiden.

Pilotphase - was heißt das? Welche Verbände machen mit?

Mittlerweile beteiligen sich alle 21 Landesverbände auf unterschiedliche Art und Weise. Manche testen zunächst eine Spielform in einer Altersklasse, manche richten komplette Turnierserien aus. Hinzu kommt der Bayerische Fußball-Verband, der die neuen Spielformen bereits seit einigen Jahren intensiv testet und sie vergangenes Jahr flächendeckend ausgerollt hat. Das ganze Projekt hat eine große Dynamik und lebt davon, dass sich weitere Vereine anschließen und dass die Verbände die neuen Spielformen weiterhin bewerben und in die Vereine hineintragen.  

Was passiert mit den bisherigen Spielformen in G- bis E-Jugend? Werden diese zur neuen Saison abgeschafft oder sind die Neuerungen erst mal nur eine Alternative?

Derzeit stellen die neuen Spielformen eine Alternative dar. Die bisherigen Spielformen können grundsätzlich weiter von den Landesverbänden praktiziert werden. Einige Verbände stellen ihren Regelspielbetrieb bereits jetzt um.

Ist das noch "echter Fußball"?

Natürlich. Fußball heißt: zwei Mannschaften, Tore und ein Ball. In diesem Fall sind es zumindest bis zu den E-Junior*innen vier Tore. Was macht den Fußball aus? Spiel, Spaß, Tore - genau das wird mit dem neuen System gefördert. Kinder können auf vielfache Art und Weise, Tore erzielen - vor allem auch die Kinder, die (noch) nicht zu den leistungsstärksten gehören. Zudem dribbeln die Kinder häufiger und haben mehr Ballaktionen, was die Technik fördert und jedes einzelne Kind sportlich verbessert. Auch das Verteidigen wird dadurch intensiver und individueller geschult.

Was ist mit Ergebnissen und Tabellen, was ist mit Schiedsrichter*innen?

Ergebnisse werden nicht festgehalten, aber jedes einzelne Spiel wird gewertet und Mannschaften steigen während des Turniers in das nächste Feld auf oder ab. Insofern gibt es durchaus Sieger*innen und Verlierer*innen – eine Erfahrung, die auch für Kinder nicht unwichtig ist. Aufgrund der Vielzahl an Spielen sind die einzelnen Ergebnisse in den neuen Spielformen allerdings auch schneller wieder vergessen. Tabellen und Schiedsrichter*innen gibt es nicht. 

Die Trainer*innen und Betreuer*innen fungieren als gemeinsame Spielleiter*innen und greifen nur bei Bedarf ins Geschehen ein. Die Entscheidungen während der Spiele sollen von den Kindern weitestgehend selbst getroffen werden - so, wie es seit einigen Jahren ohnehin schon in der G- und F-Jugend praktiziert wird (Fair Play-Liga) und wie es jahrzehntelang auf den Bolzplätzen gängig war, auf denen viele tolle Fußballer*innen groß wurden. Ebenso wie in der Fair Play-Liga gilt: Eltern, die nicht als offizielle Betreuer*innen fungieren, können ihre Kinder unterstützen, haben jedoch einen Mindestabstand zu den Spielfeldern einzuhalten.

Werden schwächere Spieler*innen nicht demotiviert, weil Leistungsunterschiede noch deutlicher zutage treten?

Im Gegenteil: Bei den bisherigen Spielformen in den unteren Altersklassen (Sieben-gegen-Sieben) ist es viel eher der Fall, dass die langsameren und weniger talentierten Spieler*innen kaum an den Ball kommen und häufig auf Positionen spielen, die sie vom eigentlichen Spielgeschehen fernhalten. Mit dem neuen Modus werden alle Kinder eng einbezogen und erhalten in ihrem Team Ballaktionen und -kontakte. Durch das Auf- und Absteigen in den Spielfeldern anhand der Spielergebnisse während der Turniere ist außerdem gewährleistet, dass verstärkt Teams aufeinandertreffen, die ein ähnliches Leistungsniveau haben.

Inwieweit ist es problematisch für die Torhüterausbildung, wenn in den ersten Jahren ohne Torwart gespielt wird? Wann muss Torhüterausbildung zielgerichtet beginnen?

Zwingend ohne Torhüter wird bei den neuen Spielformen lediglich in der G-Jugend (Alter: 4 bis 6 Jahre) agiert. Im Kindesalter stehen vielfältige Bewegungserfahrungen sowie Spaß und Freude am Fußball im Mittelpunkt. Positionsspezifische Aspekte, auch im Torwartspiel, spielen für den Ausbildungsgedanken noch keine Rolle. Natürlich sollen auch Torschussspiele im Training stattfinden, in denen sich jeder im Tor ausprobieren kann. Prinzipiell könnte ab der F-Jugend auch eine Regel gelten, wonach ein*e Spieler*in die beiden Mini-Tore mit der Hand verteidigen kann. Ab der F-Jugend ist alternativ auch ein Fünf-gegen-Fünf auf Kleinfeldtore (also mit Torwart) möglich.

Welche Herausforderungen stellen sich organisatorisch für die Vereine?

Vereine benötigen Tore und im Idealfall einige Betreuer*innen. Dafür können beim Spielenachmittag Eltern einbezogen werden. Gerade in der F- und G-Jugend sind diese häufig noch mit auf dem Sportplatz. Mini-Tore können bei Bedarf durch Hütchen und Stangen ersetzt werden. Schöner sind sicherlich Mini-Tore mit Netzen, in denen der Ball "zappelt". Die Verbände arbeiten zusammen daran, die Vereine bei der ersten Durchführung von Wettbewerben in der Organisation, aber auch bei der Anschaffung von Toren unterstützen zu können. Auch hier gilt es, in der Pilotphase gemeinsam Erfahrungswerte zu sammeln, aus denen weitere Maßnahmen und Ergänzungen abgeleitet werden können. Der DFB weiß um die Hürden in diesem Projekt. Gleichzeitig muss ein Verein ggf. überlegen, ob er 100 Euro für eine*n Spieler*in der ersten Herren-/Frauenmannschaft investiert oder lieber in kleine Tore, die der gesamte Verein nutzen kann.

Wie werden die neuen Spielformen im DFBnet abgebildet?

Die DFB-App "Teampunkt" wurde um das Modul "Kinderfußball" erweitert. Dort haben die Vereine die Möglichkeit, im Umkreis nach Festivals zu suchen und sich anzumelden oder selbst Festivals zu organisieren. Zur neuen Saison 2021/2022 ist die App für die Planung durch Staffelleiter*innen erweitert worden. Die Staffelleitungen können nun stellvertretend für die Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich Festivals anlegen.

Die Anwendung ist ans DFBnet gekoppelt. Von der Platzbuchung über die Infos zur geplanten Spieldauer und Altersklasse sowie der Anzahl angemeldeter Teams bis hin zu einer Übersicht zu vorhandenem und benötigtem Material haben Ausrichter und Teilnehmer*innen alle relevanten Angaben. So erhalten alle Beteiligten einen schnellen und umfassenden Überblick über ihre Festivals.

Welches Unterstützungsmaterial erhalten die Verbände, um die neuen Spielformen in die Vereine zu tragen?

Neben dem bestehenden Konzept gibt es zwei Erklärvideos, die Vereinen, Eltern und Kindern die neuen Spielformen mit ihren Vorteilen näher bringen. Zudem hat der DFB einen Flyer und ein umfassenderes Booklet erstellt, auf welchem die wichtigsten Informationen zusammengefasst sind. Darüber hinaus sind auf dfb.de/kinder alle wichtigen Informationen zum Thema stets online abrufbar.

An wen wende ich mich, wenn ich Fragen habe? 

Einfach eine E-Mail an kinderfussball@dfb.de schreiben. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich an seinen jeweils zuständigen Landesverband zu wenden.

Welche Auswirkungen hat die anhaltende Covid-19 Pandemie auf den Kinderfußball? 

Alle Veranstaltungen müssen unter Beachtung der jeweils aktuellen, behördlichen Verfügungslage geplant und durchgeführt werden. Darüber hinaus sollten sich die Ausrichter und Teilnehmer an die fußballspezifischen Leitfäden halten, um einen möglichst sicheren Umgang zu gewähren. Den unterstützenden DFB-Leitfaden "Zurück ins Spiel" finden Sie hier.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

In der Saison 2019/2020 wurden bis zur Zwangspause zirka 100 Kinderfußball-Festivals mit den veränderten Spielformen durchgeführt. Das Feedback der Kinder ist weitgehend positiv, jedoch stellt die Organisation der Festivals die Vereine weiterhin vor die größte Probe. Hier wird die Teampunkt-App des DFB mit ihrer neuen Funktion zur besseren und einfacheren Organisation beitragen. Die Saison 2021/2022 soll eine weitere Testphase sein, um zu sehen, wo es Probleme gibt und was noch verbessert werden muss. Darüber hinaus wird intensiv geprüft, wie die Vereine bei der Anschaffung von nötigen Materialien (insbesondere Minitore) unterstützt werden können. Die Landesverbände werden zusätzlich Info- und Schulungsveranstaltungen für die unterschiedlichen Zielgruppen anbieten. Ziel soll es sein, dass die neuen Spielformen ab der Saison 2022/2023 fester Bestandteil in allen Verbänden sind – vorerst noch als Alternative zu den klassischen Spielformen. Einige Verbände sind schon jetzt einen Schritt weiter und stellen ihren Regelspielbetrieb bereits zur aktuellen Saison um.

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