Zietsch: "Der Jahrgang hat viel Potenzial"

Nach der langen Corona-Pause bestritten die U 16-Junioren ihre ersten beiden Länderspiele in Traunstein. Die beiden Duelle gegen Österreich endeten mit zwei Unentschieden. Co-Trainer Rainer Zietsch lässt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Hannah Bunz die Spiele Revue passieren und spricht über seine Erkenntnisse zu den Spielern des Jahrgangs 2006.

DFB.de: Herr Zietsch, wie fällt Ihre Bilanz nach den beiden Spielen gegen Österreich aus?

Rainer Zietsch: Es waren zwei sehr intensive Partien für diesen Jahrgang, denn für die Spieler waren es die ersten Länderspiele überhaupt. Das ist natürlich etwas Besonderes und mit großer Nervosität verbunden. Wir sind im Moment noch dabei, so viele Spieler wie möglich zu sichten, weshalb wir mit zwei verschiedenen Mannschaften auf dem Platz standen. Im ersten Spiel haben wir leider eine 3:1-Führung aus der Hand gegeben, aber es gab viele positive Erkenntnisse.

DFB.de: Im zweiten Spiel lief es anders herum.

Zietsch: Wir waren den Österreichern in Hälfte eins überlegen und hatten die besseren Chancen, sind dann allerdings nur mit einem Unentschieden in die Halbzeit. Mitte der zweiten Halbzeit sind wir dann in Rückstand geraten. Das war eine Phase, in der die Jungs nicht mehr so griffig waren und zu viele Räume geöffnet haben. Den Rückstand wollten sie dann aber auf keinen Fall hinnehmen und haben noch mal alles versucht. Dafür wurden sie mit dem Ausgleich belohnt. Es waren für uns zwei Spiele mit vielen Erkenntnissen, insofern ist unser Eindruck überwiegend positiv.

DFB.de: Dass die Mannschaft in der zweiten Partie nach dem Rückstand wieder zurückgekommen ist, spricht doch für eine gute Moral.

Zietsch: Definitiv. Die Jungs wollten ihre ersten Länderspiele erfolgreich gestalten und haben im zweiten Spiel viel investiert, um ein Unentschieden zu erreichen. Am Ende hätten wir mit etwas mehr Zeit sogar noch gewinnen können. Aber im Grunde genommen war es wichtig, dass die Jungs wichtige neue Erfahrungen auf dem Platz machen konnten.

DFB.de: Ist man mit diesem Jahrgang ganz gut aufgestellt?

Zietsch: Wir haben im Moment schon das Gefühl, dass der Jahrgang viel Potenzial hat. Vor allem in der Offensive ist viel Qualität vorhanden. Das haben auch die zwei Partien gezeigt, bei denen wir insgesamt fünf Tore geschossen haben und viele weitere Torchancen hatten. Wir hoffen, dass die nächsten Spiele diese Einschätzung bestätigen.

DFB.de: Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?

Zietsch: Vor allem in der Defensivarbeit. Da fehlt den Spielern oft noch die letzte Gier, mit aller Macht das Tor zu verteidigen. Bei der Kompaktheit, der Präzision im Passspiel und der Überzeugung in den Aktionen gibt es ebenfalls noch Steigerungspotential. Zusätzlich ist der Umgang mit der Nervosität bei den ersten Länderspielen zu berücksichtigen. Die Spieler müssen es schaffen, bei Spielbeginn ihr Leistungsvermögen abzurufen, das fällt dem einen Spieler leichter als dem anderen. Aber das ist in dem Altersbereich ganz normal.

DFB.de: Allgemein gesehen, welche Qualitäten sollte ein U 16-Spieler mit sich bringen?

Zietsch: In erster Linie die technischen und taktischen Voraussetzungen, um auf seiner Position Qualität zu zeigen. Wichtige Punkte sind auch, wie hoch die Bereitschaft ist, für die Mannschaft auf und neben dem Platz zu investieren, und wie sich die Spieler in einem Team präsentieren. Die Spieler benötigen eine gewisse Widerstandsfähigkeit, um schwierige Situationen zu meistern. Am Ende geht es auch immer darum, Spieler zu finden, die mehr richtige Entscheidungen treffen als falsche und dadurch der Mannschaft helfen, erfolgreich zu sein.

DFB.de: Sie haben zweimal in kürzester Zeit gegen die Österreicher gespielt. Was ist das Besondere dabei?

Zietsch: Wir wissen zum Beispiel vorher nicht, wie viele Spieler der gegnerische Trainer mitnimmt und ob er ebenfalls zum zweiten Spiel komplett durchwechselt. Oder lässt er wieder fünf Spieler aus dem ersten Spiel spielen? In erster Linie spielen wir aufgrund der Corona-Situation aktuell vor allem gegen angrenzende Länder. Das Besondere für die Jungs ist aber immer, dass sie ein Länderspiel - mit Nationalhymne und der ganzen Organisation, die dazu gehört - haben.

DFB.de: Wie waren die Corona-Bedingungen in Traunstein?

Zietsch: Wie überall im Moment. Die Eltern dürfen zwar zuschauen, aber keinen Kontakt zu den Jungs haben. Das ist ungewöhnlich und für beide Seiten sicher nicht befriedigend. Wir wollten aber unbedingt beide Länderspiele durchführen, deshalb geht der Kontakt nur auf Entfernung. Damit müssen wir uns arrangieren und manche Unannehmlichkeiten, wie die Kontaktbeschränkungen, hinnehmen. Das erfordert zurzeit einfach die Situation.

DFB.de: Das hat sicher Auswirkungen auf die Spieler? Wie war es denn, nach so langer Zeit auf dem Platz zu stehen?

Zietsch: Die Spieler und das gesamte Team waren einfach froh und konnten es kaum erwarten, dass es mit den Länderspielen endlich losging. Bisher sind wir, so gut es geht, durch Corona gekommen und die Jungs haben gezeigt, dass sie mit anderen Ländern mithalten können. Klar merkt man, dass für die Spieler ein Länderspiel eine höhere körperliche Belastung darstellt und sie ein Jahr lang nur stark eingeschränkt Fußball gespielt haben. In verschiedenen Situationen wird deutlich, dass teils die Spielhärte oder Spielpraxis fehlt. Die meisten spielen jetzt erst seit etwa zwei Monaten wieder in den Vereinen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Jungs diese Saison durchspielen können. Darauf hoffen wir alle.

DFB.de: Sie haben Christian Wück vertreten. Wie war das für Sie als Cheftrainer?

Zietsch: Letztendlich haben wir das im gesamten Trainerteam gelöst und zusammen mit Jens Bauer habe ich versucht, alles bestmöglich aufzufangen. Natürlich hat Christian Wück gefehlt. Es sind mehr Entscheidungen zu treffen, wenn der Cheftrainer nicht da ist. Aber wir wissen, wie so ein Lehrgang abläuft und ich denke, wir haben unser Bestes gegeben und die Jungs optimal auf die Spiele vorbereitet. Es war zwar ungewohnt, ist aber ganz gut gelaufen.

DFB.de: Wie geht es in nächster Zeit weiter, für Sie und das U 16-Team?

Zietsch: Für uns ist wichtig, dass die Spieler jetzt viel Spielpraxis bekommen. Wir werden sie in den Vereinen besuchen und beobachten. Im Oktober stehen zwei weitere Länderspiele gegen die Schweiz an. Im November zwei gegen Tschechien. In den vier Partien werden wir vielen Spielern die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Entweder, weil sie schon in den Lehrgängen überzeugt haben oder in den nächsten Wochen in der Liga überzeugen werden. In dem Altersbereich passiert viel bei den Jungs, weshalb sich innerhalb von einem halben Jahr noch große Entwicklungen ergeben können. Diese versuchen wir alle mit anzuschieben und zu begleiten, um den Kader weiter zu optimieren und zu begleiten.

[hb]

Nach der langen Corona-Pause bestritten die U 16-Junioren ihre ersten beiden Länderspiele in Traunstein. Die beiden Duelle gegen Österreich endeten mit zwei Unentschieden. Co-Trainer Rainer Zietsch lässt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiterin Hannah Bunz die Spiele Revue passieren und spricht über seine Erkenntnisse zu den Spielern des Jahrgangs 2006.

DFB.de: Herr Zietsch, wie fällt Ihre Bilanz nach den beiden Spielen gegen Österreich aus?

Rainer Zietsch: Es waren zwei sehr intensive Partien für diesen Jahrgang, denn für die Spieler waren es die ersten Länderspiele überhaupt. Das ist natürlich etwas Besonderes und mit großer Nervosität verbunden. Wir sind im Moment noch dabei, so viele Spieler wie möglich zu sichten, weshalb wir mit zwei verschiedenen Mannschaften auf dem Platz standen. Im ersten Spiel haben wir leider eine 3:1-Führung aus der Hand gegeben, aber es gab viele positive Erkenntnisse.

DFB.de: Im zweiten Spiel lief es anders herum.

Zietsch: Wir waren den Österreichern in Hälfte eins überlegen und hatten die besseren Chancen, sind dann allerdings nur mit einem Unentschieden in die Halbzeit. Mitte der zweiten Halbzeit sind wir dann in Rückstand geraten. Das war eine Phase, in der die Jungs nicht mehr so griffig waren und zu viele Räume geöffnet haben. Den Rückstand wollten sie dann aber auf keinen Fall hinnehmen und haben noch mal alles versucht. Dafür wurden sie mit dem Ausgleich belohnt. Es waren für uns zwei Spiele mit vielen Erkenntnissen, insofern ist unser Eindruck überwiegend positiv.

DFB.de: Dass die Mannschaft in der zweiten Partie nach dem Rückstand wieder zurückgekommen ist, spricht doch für eine gute Moral.

Zietsch: Definitiv. Die Jungs wollten ihre ersten Länderspiele erfolgreich gestalten und haben im zweiten Spiel viel investiert, um ein Unentschieden zu erreichen. Am Ende hätten wir mit etwas mehr Zeit sogar noch gewinnen können. Aber im Grunde genommen war es wichtig, dass die Jungs wichtige neue Erfahrungen auf dem Platz machen konnten.

DFB.de: Ist man mit diesem Jahrgang ganz gut aufgestellt?

Zietsch: Wir haben im Moment schon das Gefühl, dass der Jahrgang viel Potenzial hat. Vor allem in der Offensive ist viel Qualität vorhanden. Das haben auch die zwei Partien gezeigt, bei denen wir insgesamt fünf Tore geschossen haben und viele weitere Torchancen hatten. Wir hoffen, dass die nächsten Spiele diese Einschätzung bestätigen.

DFB.de: Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial?

Zietsch: Vor allem in der Defensivarbeit. Da fehlt den Spielern oft noch die letzte Gier, mit aller Macht das Tor zu verteidigen. Bei der Kompaktheit, der Präzision im Passspiel und der Überzeugung in den Aktionen gibt es ebenfalls noch Steigerungspotential. Zusätzlich ist der Umgang mit der Nervosität bei den ersten Länderspielen zu berücksichtigen. Die Spieler müssen es schaffen, bei Spielbeginn ihr Leistungsvermögen abzurufen, das fällt dem einen Spieler leichter als dem anderen. Aber das ist in dem Altersbereich ganz normal.

DFB.de: Allgemein gesehen, welche Qualitäten sollte ein U 16-Spieler mit sich bringen?

Zietsch: In erster Linie die technischen und taktischen Voraussetzungen, um auf seiner Position Qualität zu zeigen. Wichtige Punkte sind auch, wie hoch die Bereitschaft ist, für die Mannschaft auf und neben dem Platz zu investieren, und wie sich die Spieler in einem Team präsentieren. Die Spieler benötigen eine gewisse Widerstandsfähigkeit, um schwierige Situationen zu meistern. Am Ende geht es auch immer darum, Spieler zu finden, die mehr richtige Entscheidungen treffen als falsche und dadurch der Mannschaft helfen, erfolgreich zu sein.

DFB.de: Sie haben zweimal in kürzester Zeit gegen die Österreicher gespielt. Was ist das Besondere dabei?

Zietsch: Wir wissen zum Beispiel vorher nicht, wie viele Spieler der gegnerische Trainer mitnimmt und ob er ebenfalls zum zweiten Spiel komplett durchwechselt. Oder lässt er wieder fünf Spieler aus dem ersten Spiel spielen? In erster Linie spielen wir aufgrund der Corona-Situation aktuell vor allem gegen angrenzende Länder. Das Besondere für die Jungs ist aber immer, dass sie ein Länderspiel - mit Nationalhymne und der ganzen Organisation, die dazu gehört - haben.

DFB.de: Wie waren die Corona-Bedingungen in Traunstein?

Zietsch: Wie überall im Moment. Die Eltern dürfen zwar zuschauen, aber keinen Kontakt zu den Jungs haben. Das ist ungewöhnlich und für beide Seiten sicher nicht befriedigend. Wir wollten aber unbedingt beide Länderspiele durchführen, deshalb geht der Kontakt nur auf Entfernung. Damit müssen wir uns arrangieren und manche Unannehmlichkeiten, wie die Kontaktbeschränkungen, hinnehmen. Das erfordert zurzeit einfach die Situation.

DFB.de: Das hat sicher Auswirkungen auf die Spieler? Wie war es denn, nach so langer Zeit auf dem Platz zu stehen?

Zietsch: Die Spieler und das gesamte Team waren einfach froh und konnten es kaum erwarten, dass es mit den Länderspielen endlich losging. Bisher sind wir, so gut es geht, durch Corona gekommen und die Jungs haben gezeigt, dass sie mit anderen Ländern mithalten können. Klar merkt man, dass für die Spieler ein Länderspiel eine höhere körperliche Belastung darstellt und sie ein Jahr lang nur stark eingeschränkt Fußball gespielt haben. In verschiedenen Situationen wird deutlich, dass teils die Spielhärte oder Spielpraxis fehlt. Die meisten spielen jetzt erst seit etwa zwei Monaten wieder in den Vereinen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Jungs diese Saison durchspielen können. Darauf hoffen wir alle.

DFB.de: Sie haben Christian Wück vertreten. Wie war das für Sie als Cheftrainer?

Zietsch: Letztendlich haben wir das im gesamten Trainerteam gelöst und zusammen mit Jens Bauer habe ich versucht, alles bestmöglich aufzufangen. Natürlich hat Christian Wück gefehlt. Es sind mehr Entscheidungen zu treffen, wenn der Cheftrainer nicht da ist. Aber wir wissen, wie so ein Lehrgang abläuft und ich denke, wir haben unser Bestes gegeben und die Jungs optimal auf die Spiele vorbereitet. Es war zwar ungewohnt, ist aber ganz gut gelaufen.

DFB.de: Wie geht es in nächster Zeit weiter, für Sie und das U 16-Team?

Zietsch: Für uns ist wichtig, dass die Spieler jetzt viel Spielpraxis bekommen. Wir werden sie in den Vereinen besuchen und beobachten. Im Oktober stehen zwei weitere Länderspiele gegen die Schweiz an. Im November zwei gegen Tschechien. In den vier Partien werden wir vielen Spielern die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Entweder, weil sie schon in den Lehrgängen überzeugt haben oder in den nächsten Wochen in der Liga überzeugen werden. In dem Altersbereich passiert viel bei den Jungs, weshalb sich innerhalb von einem halben Jahr noch große Entwicklungen ergeben können. Diese versuchen wir alle mit anzuschieben und zu begleiten, um den Kader weiter zu optimieren und zu begleiten.

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