SVWW-Torhüter Boss: "Situation in Dresden war hart"

27 Einsätze, optimale 2430 Spielminuten: Torhüter Tim Boss ist beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden eine feste Größe. Nach zwei Jahren fast ohne Wettkampfpraxis bei Dynamo Dresden steht der 27 Jahre alte Zugang wieder regelmäßig zwischen den Pfosten. Im DFB.de-Interview spricht Tim Boss mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub heute (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport).

DFB.de: Am Mittwoch sind Sie mit dem SVWW bei Tabellenführer Dynamo Dresden zu Gast. Wie schätzen Sie Ihren Ex-Verein ein, Herr Boss?

Tim Boss: Für mich persönlich ist es eine besondere Partie, für uns als Mannschaft außerdem ein wichtiges Spiel. Wir wollen nicht nur verhindern, dass sich Dresden weiter absetzt. Wir können auch unsere eigenen Aufstiegschancen nach zuletzt zwei Niederlagen wieder verbessern.

DFB.de: In Dresden hatten Sie in zwei Jahren nur ein Pflichtspiel absolviert. Sehen Sie sich nun wieder auf dem Leistungslevel aus Ihrer Zeit bei Fortuna Köln?

Boss: Die Situation in Dresden war hart für mich. Nach einem eigentlich guten Anfang hatte ich mir in der Vorbereitung eine Muskelverletzung zugezogen. Nachdem dann auch noch Trainer Uwe Neuhaus entlassen wurde, hatte ich anschließend nicht mehr wirklich das Gefühl, eine faire Chance im Kampf um den Platz zwischen den Pfosten zu bekommen. Dennoch haben mich die zwei Jahre in meiner Persönlichkeitsentwicklung weitergebracht. In Wiesbaden spüre ich die Wertschätzung, die mir dabei hilft, meine Leistung abzurufen.

DFB.de: In Ihrer Heimatstadt Köln sind Sie Mitinhaber eines veganen Fast-Food-Restaurants. Wie kam es dazu?

Boss: Vor drei, vier Jahren habe ich damit angefangen, mich verstärkt mit veganer Ernährung zu beschäftigen. Bei einer Saftkur habe ich meine Geschäftspartner Oliver Neuzerling und Raphael Kommor kennengelernt. Der Kontakt ist geblieben. Irgendwann hatte ich vorgeschlagen, nach den Restaurants in Stuttgart auch ein Franchise in Köln aufzumachen. Dass die beiden mich dafür mit an Bord nehmen, damit hatte ich aber nicht gerechnet. (lacht)

DFB.de: Kamen Ihnen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie Zweifel an der Idee?

Boss: Am Konzept nicht. Ich denke sogar, dass die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln tendenziell steigen wird. Nachdem der erste Lockdown da war, hatten wir aber schon gründlich überlegt, ob es der richtige Zeitpunkt ist. Seit Ende September ist unser Restaurant nun geöffnet und es läuft nicht schlecht. Das Essen muss aktuell abgeholt oder geliefert werden. Im Restaurant zu essen, ist bekanntlich nicht erlaubt. Zu unseren Kunden gehören auch einige Fußballer. Ich kümmere mich außerdem ein wenig um den Kontakt zu Vereinen, die in oder um Köln herum Auswärtsspiele haben.

DFB.de: Haben Sie bei sich persönlich nach Ihrer Ernährungsumstellung Änderungen festgestellt?

Boss: Wenn ich sage, dass ich mich nur noch vegan ernähre, wäre das gelogen. Allerdings merke ich schon, dass meine veränderte Ernährung meinen Muskeln und meinem Rhythmus guttut. Ich fühle mich insgesamt aktiver. Das hilft mir, auf ein höheres Leistungsniveau zu kommen. Wenn ich dann mal doch Fleisch esse, achte ich genau auf die Herkunft und die Qualität.

DFB.de: Ihre sportliche Heimat ist seit Sommer der SV Wehen Wiesbaden. Was war ausschlaggebend?

Boss: Der Verein hat ganz klar die Ambition, in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Im Vergleich zu Dynamo Dresden ist das Umfeld zwar kleiner, die Infrastruktur ist aber ebenfalls sehr gut. Der Klub wird professionell geführt. Mein guter erster Eindruck hat sich bislang bestätigt, ich fühle mich wohl. Und sportlich stehen wir auch nicht schlecht da.

DFB.de: In den ersten vier Ligaspielen waren Sie dreimal ohne Gegentor geblieben. Mittlerweile sind es 38 Gegentreffer. Ist die Stabilität zwischenzeitlich ein wenig verloren gegangen?

Boss: Zu Saisonbeginn waren wir sehr effektiv bei unserer Chancenverwertung. In den Partien danach haben wir uns mehr Möglichkeiten herausgespielt und noch häufiger getroffen. Das ging aber etwas zu Lasten der Defensive. Wir haben das klar angesprochen und zur Aufgabe für die weitere Saison gemacht, die Mischung wieder besser hinzubekommen. Das fängt schon bei unseren Offensivspielern an - und zeigt auch Wirkung. Während unserer Serie von fünf Siegen in Folge sind wir dreimal ohne Gegentreffer geblieben. Auch sonst haben wir zuletzt nicht viel zugelassen.

DFB.de: Wie fällt insgesamt Ihr Zwischenfazit aus?

Boss: Es gab auch Phasen, in denen es nicht so gut gelaufen ist. Die deutlichen Niederlagen in der Hinrunde gegen die U 23 des FC Bayern München, beim FC Ingolstadt 04 und beim MSV Duisburg waren unnötige Rückschläge. Wir haben aber gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner in der Lage sind, Tore zu erzielen. 45 Treffer sind immerhin der fünftbeste Wert. In 21 der zurückliegenden 22 Begegnungen ist uns mindestens ein Treffer gelungen.

DFB.de: Was wird von Ihrer Mannschaft in Dresden gefordert sein?

Boss: Dynamo Dresden hat mit erst 23 Gegentoren die bislang stabilste Defensive und benötigt selbst nicht viele Chancen, um zu treffen. Es wird also besonders wichtig sein, die Fehlerquote gering zu halten. Dresden ist eine Mannschaft, die das sofort ausnutzen kann. Wir richten uns aber nicht nur nach dem Gegner, sondern sind von unserer Spielweise überzeugt. Zu unseren Stärken gehören frühe Ballgewinne, hohes Tempo und schnelle Pässe in die Spitze. Gelingt uns das, haben wir gute Chancen, das Spiel zu gewinnen.

[mspw]

27 Einsätze, optimale 2430 Spielminuten: Torhüter Tim Boss ist beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden eine feste Größe. Nach zwei Jahren fast ohne Wettkampfpraxis bei Dynamo Dresden steht der 27 Jahre alte Zugang wieder regelmäßig zwischen den Pfosten. Im DFB.de-Interview spricht Tim Boss mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub heute (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport).

DFB.de: Am Mittwoch sind Sie mit dem SVWW bei Tabellenführer Dynamo Dresden zu Gast. Wie schätzen Sie Ihren Ex-Verein ein, Herr Boss?

Tim Boss: Für mich persönlich ist es eine besondere Partie, für uns als Mannschaft außerdem ein wichtiges Spiel. Wir wollen nicht nur verhindern, dass sich Dresden weiter absetzt. Wir können auch unsere eigenen Aufstiegschancen nach zuletzt zwei Niederlagen wieder verbessern.

DFB.de: In Dresden hatten Sie in zwei Jahren nur ein Pflichtspiel absolviert. Sehen Sie sich nun wieder auf dem Leistungslevel aus Ihrer Zeit bei Fortuna Köln?

Boss: Die Situation in Dresden war hart für mich. Nach einem eigentlich guten Anfang hatte ich mir in der Vorbereitung eine Muskelverletzung zugezogen. Nachdem dann auch noch Trainer Uwe Neuhaus entlassen wurde, hatte ich anschließend nicht mehr wirklich das Gefühl, eine faire Chance im Kampf um den Platz zwischen den Pfosten zu bekommen. Dennoch haben mich die zwei Jahre in meiner Persönlichkeitsentwicklung weitergebracht. In Wiesbaden spüre ich die Wertschätzung, die mir dabei hilft, meine Leistung abzurufen.

DFB.de: In Ihrer Heimatstadt Köln sind Sie Mitinhaber eines veganen Fast-Food-Restaurants. Wie kam es dazu?

Boss: Vor drei, vier Jahren habe ich damit angefangen, mich verstärkt mit veganer Ernährung zu beschäftigen. Bei einer Saftkur habe ich meine Geschäftspartner Oliver Neuzerling und Raphael Kommor kennengelernt. Der Kontakt ist geblieben. Irgendwann hatte ich vorgeschlagen, nach den Restaurants in Stuttgart auch ein Franchise in Köln aufzumachen. Dass die beiden mich dafür mit an Bord nehmen, damit hatte ich aber nicht gerechnet. (lacht)

DFB.de: Kamen Ihnen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie Zweifel an der Idee?

Boss: Am Konzept nicht. Ich denke sogar, dass die Nachfrage nach veganen Lebensmitteln tendenziell steigen wird. Nachdem der erste Lockdown da war, hatten wir aber schon gründlich überlegt, ob es der richtige Zeitpunkt ist. Seit Ende September ist unser Restaurant nun geöffnet und es läuft nicht schlecht. Das Essen muss aktuell abgeholt oder geliefert werden. Im Restaurant zu essen, ist bekanntlich nicht erlaubt. Zu unseren Kunden gehören auch einige Fußballer. Ich kümmere mich außerdem ein wenig um den Kontakt zu Vereinen, die in oder um Köln herum Auswärtsspiele haben.

DFB.de: Haben Sie bei sich persönlich nach Ihrer Ernährungsumstellung Änderungen festgestellt?

Boss: Wenn ich sage, dass ich mich nur noch vegan ernähre, wäre das gelogen. Allerdings merke ich schon, dass meine veränderte Ernährung meinen Muskeln und meinem Rhythmus guttut. Ich fühle mich insgesamt aktiver. Das hilft mir, auf ein höheres Leistungsniveau zu kommen. Wenn ich dann mal doch Fleisch esse, achte ich genau auf die Herkunft und die Qualität.

DFB.de: Ihre sportliche Heimat ist seit Sommer der SV Wehen Wiesbaden. Was war ausschlaggebend?

Boss: Der Verein hat ganz klar die Ambition, in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Im Vergleich zu Dynamo Dresden ist das Umfeld zwar kleiner, die Infrastruktur ist aber ebenfalls sehr gut. Der Klub wird professionell geführt. Mein guter erster Eindruck hat sich bislang bestätigt, ich fühle mich wohl. Und sportlich stehen wir auch nicht schlecht da.

DFB.de: In den ersten vier Ligaspielen waren Sie dreimal ohne Gegentor geblieben. Mittlerweile sind es 38 Gegentreffer. Ist die Stabilität zwischenzeitlich ein wenig verloren gegangen?

Boss: Zu Saisonbeginn waren wir sehr effektiv bei unserer Chancenverwertung. In den Partien danach haben wir uns mehr Möglichkeiten herausgespielt und noch häufiger getroffen. Das ging aber etwas zu Lasten der Defensive. Wir haben das klar angesprochen und zur Aufgabe für die weitere Saison gemacht, die Mischung wieder besser hinzubekommen. Das fängt schon bei unseren Offensivspielern an - und zeigt auch Wirkung. Während unserer Serie von fünf Siegen in Folge sind wir dreimal ohne Gegentreffer geblieben. Auch sonst haben wir zuletzt nicht viel zugelassen.

DFB.de: Wie fällt insgesamt Ihr Zwischenfazit aus?

Boss: Es gab auch Phasen, in denen es nicht so gut gelaufen ist. Die deutlichen Niederlagen in der Hinrunde gegen die U 23 des FC Bayern München, beim FC Ingolstadt 04 und beim MSV Duisburg waren unnötige Rückschläge. Wir haben aber gezeigt, dass wir gegen jeden Gegner in der Lage sind, Tore zu erzielen. 45 Treffer sind immerhin der fünftbeste Wert. In 21 der zurückliegenden 22 Begegnungen ist uns mindestens ein Treffer gelungen.

DFB.de: Was wird von Ihrer Mannschaft in Dresden gefordert sein?

Boss: Dynamo Dresden hat mit erst 23 Gegentoren die bislang stabilste Defensive und benötigt selbst nicht viele Chancen, um zu treffen. Es wird also besonders wichtig sein, die Fehlerquote gering zu halten. Dresden ist eine Mannschaft, die das sofort ausnutzen kann. Wir richten uns aber nicht nur nach dem Gegner, sondern sind von unserer Spielweise überzeugt. Zu unseren Stärken gehören frühe Ballgewinne, hohes Tempo und schnelle Pässe in die Spitze. Gelingt uns das, haben wir gute Chancen, das Spiel zu gewinnen.

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