Engel: "250 Länderspiele - eine beeindruckende Zahl"

Seit dem 1. Januar 2006 arbeitet Frank Engel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der Fußball-Lehrer begann seine Laufbahn als Aktiver bei der BSG Dimo Böhlitz-Ehrenberg. Anschließend spielte in der Nachwuchsoberliga der DDR für Chemie Leipzig, musste seine Karriere allerdings wegen einer schwerwiegenden Rückenverletzung bereits mit 19 Jahren beenden. Direkt im Anschluss startete Engel seine Laufbahn als Übungsleiter.

Nach einer bewegten Karriere als Trainer in der DDR, in Südkorea, Ägypten und im deutschen Profifußball trägt er nun die Verantwortung für die U 15-Nationalmannschaft. Die erste Begegnung des aktuellen Jahrgangs ist die Begegnung mit Estland am Mittwoch (ab 15 Uhr) in Waren. Für Engel ist es das 250. Spiel als Trainer einer Nachwuchsauswahl des DFB und des ehemaligen Deutschen Fußball-Verbandes (DFV) der DDR.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis spricht der 58 Jahre alte DFB-Trainer über das Jubiläum, die Wende und die Perspektiven des jüngsten Junioren-Jahrgangs.

Frage: Frank Engel, die Partie der U 15 gegen Estland ist ihr 250. Länderspiel als Trainer einer deutschen Nachwuchsmannschaft. Eine stolze Zahl.

Frank Engel: Vielen Dank. Ich habe meine Spiele von Beginn an akribisch aufgezeichnet, um den Überblick zu behalten und von den Erfahrungen der vergangenen Jahre profitieren zu können. Ich bin stolz darauf, dass ich heute für den DFB arbeiten kann, nachdem ich zuvor bereits für den DFV wirken konnten. 250 Länderspiele sind schon eine beeindruckende Zahl. Es waren 202 für die DDR, die Partie in Waren wird das 48. für eine DFB-Juniorenauswahl sein.

Frage: Sehen Sie die Arbeit als Auswahltrainer als Berufung an?

Engel: Mir macht die Auswahlarbeit einfach sehr viel Spaß. Nachdem ich wegen einer schweren Verletzung meine aktive Laufbahn leider bereits mit 19 Jahren beenden musste, habe ich im November 1976 angefangen, im Verein als Trainer zu arbeiten. Neben den Auswahlspielen konnte ich noch in 478 Ligaspielen in den obersten drei Ligen in Ost und West wirken. Und trotzdem gehe ich jedes Spiel und sogar jede Trainingseinheit immer noch mit der gleichen Begeisterung an, als wäre es die erste.

Frage: Können Sie sich noch an Ihr erstes Länderspiel erinnern?



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Seit dem 1. Januar 2006 arbeitet Frank Engel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Der Fußball-Lehrer begann seine Laufbahn als Aktiver bei der BSG Dimo Böhlitz-Ehrenberg. Anschließend spielte in der Nachwuchsoberliga der DDR für Chemie Leipzig, musste seine Karriere allerdings wegen einer schwerwiegenden Rückenverletzung bereits mit 19 Jahren beenden. Direkt im Anschluss startete Engel seine Laufbahn als Übungsleiter.

Nach einer bewegten Karriere als Trainer in der DDR, in Südkorea, Ägypten und im deutschen Profifußball trägt er nun die Verantwortung für die U 15-Nationalmannschaft. Die erste Begegnung des aktuellen Jahrgangs ist die Begegnung mit Estland am Mittwoch (ab 15 Uhr) in Waren. Für Engel ist es das 250. Spiel als Trainer einer Nachwuchsauswahl des DFB und des ehemaligen Deutschen Fußball-Verbandes (DFV) der DDR.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteur Maximilian Geis spricht der 58 Jahre alte DFB-Trainer über das Jubiläum, die Wende und die Perspektiven des jüngsten Junioren-Jahrgangs.

Frage: Frank Engel, die Partie der U 15 gegen Estland ist ihr 250. Länderspiel als Trainer einer deutschen Nachwuchsmannschaft. Eine stolze Zahl.

Frank Engel: Vielen Dank. Ich habe meine Spiele von Beginn an akribisch aufgezeichnet, um den Überblick zu behalten und von den Erfahrungen der vergangenen Jahre profitieren zu können. Ich bin stolz darauf, dass ich heute für den DFB arbeiten kann, nachdem ich zuvor bereits für den DFV wirken konnten. 250 Länderspiele sind schon eine beeindruckende Zahl. Es waren 202 für die DDR, die Partie in Waren wird das 48. für eine DFB-Juniorenauswahl sein.

Frage: Sehen Sie die Arbeit als Auswahltrainer als Berufung an?

Engel: Mir macht die Auswahlarbeit einfach sehr viel Spaß. Nachdem ich wegen einer schweren Verletzung meine aktive Laufbahn leider bereits mit 19 Jahren beenden musste, habe ich im November 1976 angefangen, im Verein als Trainer zu arbeiten. Neben den Auswahlspielen konnte ich noch in 478 Ligaspielen in den obersten drei Ligen in Ost und West wirken. Und trotzdem gehe ich jedes Spiel und sogar jede Trainingseinheit immer noch mit der gleichen Begeisterung an, als wäre es die erste.

Frage: Können Sie sich noch an Ihr erstes Länderspiel erinnern?

Engel: Das war 1978. Ich war Co-Trainer der U 16 des DFV. Wir haben gegen Ungarn 2:4 verloren. Den zweiten Vergleich wenige Tage später haben wir dann gewonnen.

Frage: In dieser Woche wird der 20. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert. Wie haben Sie die Wende erlebt?

Engel: Ich saß zuhause mit meiner Frau gebannt vor dem Fernseher. Damals war ich Trainer bei BSG Chemie Böhlen, wir waren gerade aufgestiegen. Als Leipziger haben wir natürlich direkt mitbekommen, dass etwas in Bewegung ist. Meine Frau hatte zuvor an einigen Montagsdemonstrationen teilgenommen. Deshalb war die Wende für uns ein absolut freudiges Ereignis. Als Auswahltrainer habe ich das Privileg genossen, dass ich verschiedene Länder auf der ganzen Welt kennenlernen durfte. Jetzt gönnte ich jedem, dass er die selben Erfahrungen machen konnte.

Frage: Wie ging es unmittelbar für Sie persönlich weiter?

Engel: Ich habe quasi mit dem Mauerfall das Angebot aus Südkorea erhalten, dort den FC Daewoo Royals Pusan trainieren zu können. Das war etwas Neues, völlig anderes. Diese Herausforderung habe ich dann angenommen.

Frage: Sie waren von 1978 bis 1988 für den DFV aktiv. Sie trainierten unter anderem Größen wie Matthias Sammer, Ulf Kirsten, Andreas Thom und Thomas Doll. 1986 gewannen sie mit dem Team Bronze bei der U 16-Europameisterschaft in Spanien. Welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Engel: Da sind natürlich viele Dinge hängen geblieben, positiv wie negativ. Insgesamt stand ich bei vier EM-Endrunden dreimal im Halbfinale. Am meisten erfüllt es mich mit Freude, dass ich die Jungs über einen längeren Zeitraum begleiten konnte. Somit habe ich wohl auch einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dass es diese Jungs dann ganz nach oben geschafft haben. Es erfüllt mich auch mit Stolz, wenn ich die Entwicklung von Jerome Boateng, Benedikt Höwedes oder Mesut Özil betrachte, mit denen ich auch schon zusammenarbeiten konnte.

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Frage: Wie würden Sie die Nachwuchsarbeit in der DDR mit zwanzig Jahren Abstand charakterisieren?

Engel: Die Sichtung und das Auswahlsystem der DDR waren beispielhaft. Das System war komplex und zentralistisch angelegt. Wenn man die Einrichtung des Talentförderprogramms mit den Stützpunkten, den Leistungszentren der Lizenzvereine und den Eliteschulen heute sieht, dann hat sich ein solches ganzheitliches System bewährt. Ich bin der Meinung, dass nur im Verbund zwischen Schule und Sport eine optimale Förderung gelingen kann. Wir müssen auf die Gesamtpersönlichkeit achten und unsere Talente auf das Leben vorbereiten. Denn viele schaffen den Sprung in den Profifußball nicht.

Frage: Welche Errungenschaft der Wende sticht für Sie in der Gesamtbetrachtung heraus?

Engel: Der große Pluspunkt im Gegensatz zu damals ist der höhere Freiheitsgrad in unserer Gesellschaft. Das ist mit nichts zu bezahlen, das Wertvollste, was es gibt. Insgesamt ist die Nachwuchsarbeit des DFB heute auf einem guten Weg. Die Erfahrungen der Vergangenheit fließen mit ein, diese Mischung zahlt sich aus, wenn man die jüngsten Erfolge unserer U-Teams sieht.

Frage: Noch ein Ausblick auf die aktuelle U 15-Nationalmannschaft: Wie sehen Sie das Team vor dem ersten Länderspiel?

Engel: Wir haben einige hoch veranlagte Talente. Der Zeitpunkt für ihr erstes Länderspiel ist nun natürlich enorm früh. Die Mannschaft kommt zum ersten Mal als Gruppe zusammen, die Jungs wurden bisher nur in unterschiedlichen Lehrgängen und in ihren Klubs gesichtet. Daher konnte noch keine taktische Basisarbeit geschehen. Wir werden nun versuchen, uns in der Vorbereitung einzuspielen und ein gutes Spiel gegen Estland zu zeigen. Ich bin gespannt, wie sich die Jungs präsentieren.